Daniela Schneckenburger ist neue Chefin „in einem Fachbereich mit erheblichen Herausforderungen und großen Chancen“

Daniela Schneckenburger ist als neue Dezernentin für Schule, Jugend und Familie Chefin von mehr als 2300 Beschäftigten.
Daniela Schneckenburger ist als neue Dezernentin Chefin von mehr als 2300 Beschäftigten.

„Als Hausherrin fühle ich mich gar nicht – eher als neue Bürobewohnerin in einem Fachbereich mit erheblichen Herausforderungen und großen Chancen“, sagt Daniela Schneckenburger, als sie aus dem Fenster ihres neuen Büros im achten Stock des Stadthauses blickt. Als neue Dezernentin für Schule, Jugend und Familie ist die ehemalige grüne Landtagsabgeordnete unversehens Chefin von mehr als 2300 städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geworden.

Schneckenburger: „Es geht um Zukunft von Kindern und Jugendlichen“

„Ich bin mitten ins pralle Dortmunder Leben gekommen“ sagt sie – wohlwissend, dass sie kein leichtes Erbe von ihrer Vorgängerin Waltraud Bonekamp antritt. „Es sind Themen und Handlungsfelder, die ganz oben auf der Agenda der Stadt und der Stadtpolitik stehen – es geht um die Zukunft von Kindern und Jugendlichen“, gibt sie sich durchaus selbstbewusst.

Ihr Fachbereich steht vor besonderen Herausforderungen. Denn die Bevölkerung in Dortmund wächst – aus unterschiedlichen Gründen. Es ist der Zuzug aus ländlichen Gebieten, aber auch die Zuwanderung aus Südosteuropa und von Menschen, die aus ihrer alten Heimat geflohen sind. Denen muss und will die Stadt Dortmund ein neues Zuhause geben.

Zuwanderung: Junge Leute von heute sind die Fachkräfte von morgen

Paul aus Mali ist BVB-Fan, sein Ausbilder Joachim Goldenstein Schalker. Dennoch verstehen sich beide blendend.
Paul kam ohne Familie aus Mali nach Dortmund – und ist jetzt Azubi in einem Recycling-Betrieb.

„Kinder sind die Chance, die Stadt und die Zukunft zu gestalten“, sagt Schneckenburger. „Anders als Anfang der 90er Jahre erlebe ich ein sehr offenes Klima.“

Viele Menschen haben begriffen, dass diese Kinder einen Beitrag für die Dortmunder Zukunft leisten können. „Dafür müssen wir sie ins schulische und ins Bildungssystem integrieren. Dann haben sie eine Chance, für sich ein gelungenes Leben zu entwickeln.“

Denn klar ist – trotz der insgesamt hohen Arbeitslosigkeit – dass die Dortmunder Betriebe perspektivisch Mitarbeiter benötigen: „Die Unternehmen warten darauf, dass sie künftig junge und gut ausgebildete Fachkräfte gewinnen“, macht die neue Dezernentin deutlich. Dabei spiele es keine Rolle, ob es um kleine, große oder ein Handswerksunternehmen gehe. „Das kann ein Gewinn für beide Seiten sein.“ Doch bis dahin warten auf die Dezernentin wie auf die ganze Stadtgesellschaft noch große Herausforderungen.

Massiver Ausbau der Kinderbetreuung muss weitergehen

Vor allem der Ausbau der Kinderbetreuung muss ausgebaut werden. Denn in diesem Jahr ist die Zahl der Kinder, die einen Kita-Platz brauchen, um rund 1450 Kinder angestiegen. Im Vorjahr bereits war die Zahl um 1300 Kinder gestiegen.

Kinderlachen-Kinderstube bei Dogewo wurde erweitert
Die Zahl der Kinderstuben in der Nordstadt sollen weiter aufgestockt werden.

Doch für den Kita-Neu- und Ausbau gibt es nicht unbegrenzt Flächen – vor allem in der Nordstadt sind Grundstücke Mangelware. „In der Innenstadt-Nord als Zuzugsstandort ist der Raumbedarf am höchsten“, räumt Schneckenburger ein.

Hier sollen möglichst niedrigschwellige Angebote wie Großpflegestellen – so genannte Kinderstuben – ausgebaut werden. Drei Tagesmütter kümmern sich in einer Wohnung um neun Kinder.

„Es ist ein ziemlich gutes Modell, weil die Erfahrung zeigt, dass die Tagesmütter nicht nur mit den Kindern, sondern auch mit den Eltern und Müttern arbeiten“, verdeutlicht die neue Dezernentin.

„Die Eltern haben nämlich auch einen Orientierungsbedarf in der Stadtgesellschaft. Die Tagesmütter haben Lotsenfunktion.“ Doch auch reguläre Kita-Betreuung gelte es in den Stadtbezirken auszubauen. Eine Aufgabe für Stadt wie freie Träger.

Stadt möchte die Plätze in offenen Ganztagsschulen von 9300 auf 9500 erhöhen

Hinzu kommt der Ausbau der Offenen Ganztagsangebote. Bislang hat die Stadt hier 9300 Plätze: „Wir würden gerne auf 9500 Plätze im nächsten Schuljahr ausbauen“, unterstreicht Schneckenburger.

Es gehe dabei um gesellschaftliche Veränderungen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Aber es gelte auch, die Zuwanderungskinder mit ins System aufzunehmen – dies werde vom Land unterstützt. Sofern der Rat dies im Juni beschließt, könnten bis zum neuen Schuljahr 200 weitere Plätze entstehen.

Doch auch die Kapazitäten des regulären Unterrichts müssen aufgestockt werden: Zuwanderer-Kinder und Flüchtlinge sorgen für stetig steigende Schülerzahlen: Rund 250 Kinder stehen auf der Warteliste zur Beschulung. Es hapert nicht am Willen oder an Räumen, sondern an Personalstellen. Doch die Bezirksregierung hat jetzt zusätzliche Stellen bewilligt, so dass die Kinder noch in das laufende Schuljahr kommen.

Gegen den Schrumpfungs-Trend im Schulsystem: Dortmund braucht weitere Lehrerstellen

Bunte Ballons ließen die Kinder der Oesterholz-Grundschule steigen, bevor die sanierte Turnhalle wiedereröffnet wurde. Nach fast zwei Jahren Bauzeit gab Oberbürgermeister Ulrich Sierau am 15.Januar 2015 die Halle ihrer Bestimmung zurück. Er dankte Schülerinnen un Schülern, Elternschaft und Kollegium für Geduld und Verständnis. Wegen Durchfeuchtung des Hallenbodens und daraus resultierendem Schimmelbefall war die Halle im Februar 2013 geschlossen worden. Die Sanierungskosten blieben mit 90 000 Euro deutlich unter den veranschlagten 120 000 Euro.
Die Zahl der Schülerinnen und Schüler steigt weiter an – benötigt werden daher mehr Lehrer.

Die Herausforderung: Das derzeitige Schulsystem ist nicht auf ständiges Wachstum, sondern auf Schrumpfung ausgelegt – vor allem in ländlichen Räumen. Dennoch will das Land rund neue 650 Stellen zur Verfügung stellen, wenn der Landtag das Ende Juni beschließt.

Diese sollen dann aber nicht nach dem Gießkannenprinzip verteilt werden, sondern gezielt in die Städte mit Zuwanderung kommen – und das möglichst schon zum neuen Schuljahr. Schätzungsweise 130 bis 140 zusätzliche Stellen wird es für den Regierungsbezirk Arnsberg geben. Wieviele nach Dortmund kommen, ist völlig offen.

Die gute Nachricht: „Wir gehen wird es davon aus, dass die Lehrerinnen und Lehrer dafür da sind und die Stellen sofort besetzt werden können. Der Arbeitsmarkt gibt das her“, ist Schneckenburger zuversichtlich. „Das sind gute Botschaften – aber es gibt noch eine ganze Menge zu tun.“

Zahl der Dortmunder „Willkommensklassen“ steigt weiter an

Denn die Zahl der sogenannten „Willkommensklassen“, in denen Zuwanderer- und Flüchtlingskinder Deutsch lernen und auf den Schulalltag vorbereitet werden, ist im April 2015 auf mittlerweile 90 Klassen gestiegen.Insgesamt gibt es 34 Auffangklassen in Grundschulen, 39 in Schulen der Sekundarstufe I und  17 in Kollegs. 1549 Kinder und Jugendliche wurden dort im April unterrichtet – 100 mehr als noch im Vormonat.

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