Betrug im großen Stil mit gestohlenen und gefälschten Pässen in Dortmund: Erstes Urteil gegen einen der Beschuldigten

Staatsanwaltschaft Dortmund
Vor dem Dortmunder Amtsgericht erging jetzt das erste Urteil. Archivfotos: Alex Völkel

Akribische Ermittlungsarbeit der Staatsanwaltschaft Dortmund und der Kriminalpolizei führten im vergangenen Jahr zur Anklage eines 34-jährigen Mannes, den das Amtsgericht Dortmund im Januar 2021 u.a. wegen Kreditbetrugs zu einer zweijährigen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilte. Die Ermittlungen gegen weitere Beschuldigte laufen.

Großer Aufwand: 50 Beschuldigte, 130 Fallakten, 660.000 Euro Schaden

Mit gefälschten oder auch in osteuropäischen Ländern (Polen, Slowakei) gestohlenen Ausweisdokumenten eröffneten der Mann und die weiteren Tatverdächtigen bei Banken in Dortmund, Bochum, Witten, Wuppertal, Hagen und Essen sowie in Kiel, Oldenburg, Bamberg und Passau zahlreiche Konten, um dann Kredite zu beantragen.

Der 34-jährige Rumäne gilt als einer der Haupttäter. Er allein erlangte rund 250.000 Euro. Davon konnten Polizei und Justiz im Zuge der Ermittlungen mehr als 87.000 Euro einziehen.

Das Kommissariat für Betrug und Cyberkriminalität der Dortmunder Polizei ermittelt seit September 2019 gegen die überwiegend aus der Türkei stammenden Personen, nachdem Banken und die beim Zoll angesiedelte Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen (FIS/FIU) bundesweit verdächtige Vorgänge anzeigten. Betroffen sind über 220 Bankverbindungen.

Masche: Unerfahrene und aus Osteuropa stammende Zuwanderer ausgenutzt

U.a. auf dem sogenannten „Schwarzarbeiterstrich“ wurden unerfahrene Zuwanderer angesprochen und ausgenutzt.

Die in Dortmund aufgeflogene Masche: Die Tatverdächtigen nutzten im Umgang mit deutschen Behörden und Banken unerfahrene und aus Osteuropa stammende Zuwanderer aus, um mit deren Dokumenten in betrügerischer Absicht die Bankkonten zu eröffnen und Kredite zu beantragen – ohne dass die Ausweisinhaber von dem kriminellen Missbrauch der Dokumente wussten.

Erstkontakte gab es häufig auf dem sogenannten „Arbeiterstrich“. Teilweise begleiteten die Tatverdächtigen die ahnungslosen Ausweisinhaber auch zu Behörden. Bereitwillig übergaben die angesprochenen Arbeitssuchenden ihre Ausweise – denn ihnen wurde zum Beispiel Unterstützung bei weiteren Behördengängen und der Suche nach Arbeit zugesagt.

Die Staatsanwaltschaft Dortmund eröffnete im Zuge der Ermittlungen ein umfangreiches Verfahren mit mehr als 130 Fallakten. Diese konzentrierte Verfahrensweise ließ Zusammenhänge zwischen bundesweit ausgeübten Taten erkennen, an denen insgesamt 50 Verdächtige beteiligt waren. Den Gesamtschaden beziffert die Staatsanwaltschaft auf mehr 660.000 Euro.

Die Ermittlungen wegen Kontoeröffnungsbetrugs, Krediterlangungsbetrugs, Geldwäsche und anderen Delikte sind noch nicht vollständig abgeschlossen. Das Urteil gegen den 34-Jährigen ist inzwischen rechtskräftig. Da er bereits in einem vorherigen Verfahren verurteilt worden ist, muss er mit der Bildung einer Gesamtstrafe rechnen.

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