Besorgt über Nationalismen und Rechtspopulismus: Erzbischof Becker trifft Geschäftsführer von IHK und HWK

90 Neonazis demonstrierten gegen Flüchtlingsheime in Eving.

66 Mal haben Neonazis im Jahr 2015 in Dortmund Mahnwachen und Demos abgehalten. Foto: Alex Völkel

Erstmals hatte der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker  die Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammern im Gebiet des Erzbistums Paderborn zu einem Austausch in der Kommende Dortmund, dem Sozialinstitut des Erzbistums Paderborn eingeladen.

Die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt wird entscheidend sein

Das Gespräch über die wirtschaftliche Situation in den IHK / HWK Bezirken wurde bestimmt durch die aktuellen Herausforderungen des Zustroms von Flüchtlingen.

Er freue sich über das nach wie vor große Engagement vieler Menschen in der Flüchtlingshilfe, sagte Erzbischof Becker zu Beginn. „Als Kirche beteiligen wir uns mit allen Kräften. Es ist aber auch bewusst zu halten: Über eine erfolgreiche Integration wird am Ende die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt entscheiden“, meinte er.

Dem stimmten die Vertreter von IHK und Handwerkskammern zu. Zugleich dämpften sie die Erwartungen, dass dies schnell gelingen werde. Mit größeren Effekten sei frühestens in etwa fünf Jahren zu rechnen, wenn die heute jüngeren Flüchtlinge die deutsche Sprache erlernt und Ausbildungen in Deutschland abgeschlossen hätten.

Der Spracherwerb sei das Entscheidende und müsse daher intensiver als bisher gefördert werden. Darüber hinaus gelte es jene, die bereits jetzt arbeiten könnten, schnell in Arbeit zu bringen und bürokratische Hemmnisse abzubauen.

„Trend zur Renationalisierung in Europa“ ist besorgniserregend

Foto: Erzbischof Hans-Josef Becker (Mitte) traf in der Kommende Dortmund die  Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammern sowie der Handwerkskammern im Gebiet des Erzbistums Paderborn zum Austausch über aktuelle wirtschaftliche Fragestellungen. Foto: pdp
Foto: Erzbischof Hans-Josef Becker (Mitte) traf in der Kommende Dortmund die  Hauptgeschäftsführer der Kammern. Foto: pdp

Sorgen bereiteten den Wirtschaftsvertretern Diskussionen über Grenzkontrollen, ein „Trend zur Renationalisierung in Europa“ sowie das Erstarken rechtspopulistischer Parteien und Bewegungen.

All dies schade der wirtschaftlichen Entwicklung.  Die europäische Wirtschaft sei auf einen freien Waren- und Dienstleistungsverkehr angewiesen.

Problematisch seien das abnehmende Vertrauen in die Eliten der Gesellschaft und in die etablierte Politik sowie eine populistische Protesthaltung. Die Kirchen, meinten die Vertreter von IHK und Handwerkskammern, könnten dazu beitragen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern.

Dazu gehöre es auch, offensichtliche Probleme bei der Zuwanderung und Integration anzusprechen und diese Themen nicht den Rechtspopulisten zu überlassen.

„Die Kirchen können positive gesellschaftliche Kräfte wecken und binden“, sagte Kommendedirektor Prälat Dr. Peter Klasvogt. Die Kommende sei dafür ein geeigneter Ort.

Erzbischof Becker dankte den Hauptgeschäftsführern der Industrie- und Handelskammern und der Handwerkskammern für das offene Gespräch und freute sich über deren Bereitschaft zu einem weiteren Austausch im kommenden Jahr.

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