„Ungleiches ungleich behandeln“: Jugendarbeit für Nordstadt neu strukturiert – zusätzlicher Schub für die Nordstadtliga

Die Nordstadtliga erfreut sich unter Kindern und Jugendlichen großer Beliebtheit. Foto: Wolf-Dieter Blank
Die Nordstadtliga erfreut sich unter Kindern und Jugendlichen großer Beliebtheit. Archivfoto: Wolf-Dieter Blank

„Ungleiches ungleich behandeln“ – diese Maxime gilt für die Nordstadt in den unterschiedlichsten Bereichen. Das Jugendamt ist da keine Ausnahme: So wurde die Arbeit des ehemaligen Fachreferenten für Kinder- und Jugendförderung neu organisiert – als Stabsstelle ist sie jetzt direkt der Leitung des Jugendamtes zugeordnet. Außerdem wird Mirza Demirović, der sich seit über fünf Jahren um die Kinder- und Jugendarbeit für Jugendamt kümmert – künftig ein Büro direkt am Nordmarkt beziehen. „Mittendrin statt nur dabei“ gilt für seine Arbeit – denn die Vernetzung ist die wichtigste Aufgabe.

Jugendamtsleiterin: Die interdisziplinäre Herangehensweise für die Nordstadt ist wichtig

„Die Herausforderung an vernetzte Arbeit ist in der Nordstadt viel größer. Es geht darum, sich gut abstimmen und Entwicklungen im Blick zu halten. Das ist eine große Herausforderung und in anderen Bezirken nicht so voll umfänglich“, begründet Jugendamtsleiterin Dr. Annette Frenzke-Kulbach die Neuorganisation. Die Herausforderungen an das Jugendamt insgesamt sind wesentlich umfangreicher.  ___STEADY_PAYWALL___

Mirza Demirović ist für die Kinder- und Jugendförderung in der Nordstadt zuständig und Dr. Annette Frenzke-Kulbach ist Leiterin des Jugendamtes. Foto: Alex Völkel
Mirza Demirović ist für die Kinder- und Jugendförderung in der Nordstadt zuständig und Dr. Annette Frenzke-Kulbach ist Leiterin des Jugendamtes. Foto: Alex Völkel

Daher will man die Kräfte bündeln – übergreifend zu Abteilungen und Ämtern. Die Familien und ihre Lebensbiographien orientierten sich ja nicht entsprechend der behördlichen Zuständigkeiten. Daher sei die interdisziplinäre Herangehensweise für die Nordstadt so wichtig: „Wir sind ja nur so gut, wie wir es gemeinsam tun. Wir sind eine Verantwortungsgemeinschaft“, so Frenzke-Kulbach. 

Daher habe sie auch eine Schärfung der Aufgabe des bisherigen Fachreferenten für Kinder- und Jugendförderung gewollt: „Er hat vielfältige Vernetzungsthemen, daher wollten wir sie in den Stab ziehen. Bei vielen Themen arbeitet die Stadt mit freien Trägern zusammen. Nur wenige Einrichtungen betreibt die Stadt selbst – dazu gehören das Dietrich-Keuning-Haus und das Big Tipi, aber auch den Jugendhilfedienst mit dem Streetwork-Angebot. 

„Wir wollten alle Facetten in den Blick nehmen, nicht nur die Kinder- und Jugendförderung. Das war der Hintergrund“, so die Leiterin des Jugendamtes. Es sei eine strategische Entscheidung gewesen. Dadurch gebe es kurze und schelle Wege zur Amtsleitung. Mit allen Kolleg*innen in der Nordstadt wolle man die Entwicklungen in den Blick nehmen und Hilfen bündeln. Künftig wird Mirza Demirović am Nordmarkt beziehen. Dann werden die Wege zu den Netzwerkpartnern noch kürzer.

Kurzfristig Bildungsangebote gemacht: Der „Bildungssommer“ wurde im Herbst wiederholt

„Bildungssommer“-Abschluss mit Alfred Hennekemper (Jugendamt), Manfred Hagedorn (Schulverwaltungsamt) und Daniela Schneckenburger. Archivfoto: Anke Widow
„Bildungssommer“-Abschluss mit Alfred Hennekemper (Jugendamt), Manfred Hagedorn (Schulverwaltungsamt) und Daniela Schneckenburger. Archivfoto: Anke Widow

Diese Struktur habe sich schon bewährt. Gerade in Corona-Zeiten brauche es kurze Wege. „Wir wollten am Puls der Zeit sein und in der Pandemie nicht monatelang diskutieren, sondern möglichst schnell die PS auf die Straße kriegen“, so Frenzke-Kulbach.

Was da konkret bedeutet, machte Mirza Demirović am Projekt „Bildungssommer“ in der Anne-Frank-Gesamtschule deutlich. Binnen von zwei Wochen habe man das Bildungsangebot organisiert. 80 Schüler*innen nahmen an dem zweiwöchigen Angebot teil, um Defizite aufzuholen, die aus dem ersten Lockdown resultierten.

„Wir konnten auf gute Netzwerke und Partner aufbauen und das sehr schnell auf die Beine stellen“, berichtet Demirovic. „Das Interesse war so groß, dass wir das in den Herbstferien erneut angeboten haben – mit noch höherer Nachfrage.“ 

Nicht nur in Präsenz, auch digitale und aufsuchende Angebote haben es vom bzw. In Zusammenarbeit mit dem Jugendamt gegeben. Zudem hätten die verschiedenen Online-Angebote gesammelt und auch den Nordstadt-Schulen zur Verfügung gestellt, damit sie ihre Schüler*innen und Eltern darüber infomieren konnten.

Alle 3000 Kinder der sieben Nordstadt-Grundschulen erhielten Spiel- und Lernrucksäcke

Alle 3000 Kinder der sieben Nordstadt-Grundschulen erhielten im Mai 2020 Spiel- und Lernrucksäcke. Foto: Stadt
Alle 3000 Kinder der sieben Nordstadt-Grundschulen erhielten im Mai Spiel- und Lernrucksäcke. Foto: Stadt

Ebenfalls schnell konnten das Jugendamt und der Fachbereich Schule mit Unterstützung von Spendern und Sponsoren eine tolle Aktion auf die Beine gestellt: Alle 3000 Kinder der sieben Nordstadt-Grundschulen erhielten im Mai 2020 Spiel- und Lernrucksäcke.

Diese auch als Turnbeutel verwendbaren Rucksäcke enthielten Lernmaterialien, z.B. mehrsprachige Bücher der Plappermaulreihe für verschiedene Altersgruppen inklusive Tipps für Eltern, dazu Malvorlagen, Buntstifte sowie verschiedene Spielpläne mit Spielfiguren und Würfeln.

„Das geht nur bei einem gutem und gewachsenen Netzwerk. Das kann nicht einer alleine und kann auch niemand für andere mitmachen“, so Frenzke-Kulbach. Allerdings sind die Folgen des monatelangen Lockdowns noch kaum abschätzbar: „Es war auf jeden Fall nicht förderlich, dass die Kinder und Jugendlichen nicht in die Einrichtungen kommen. Das macht allen Fachkräften in allen Bereichen Sorgen“, so die Jugendamtsleiterin. 

Es sei besorgniserregend und betreffe nicht nur die Nordstadt. „Mit den Folgen werden wir uns zu einem anderen Zeitpunkt seriös beschäftigen müssen, was das mit Kindern gemacht hat. Jetzt erst den Alltag organisieren, um vor der Lage zu sein“, so Frenzke-Kulbach.

Auch die Nordstadtliga leidet unter Corona – digitales Angebot kam zum Erliegen

Die Nordstadtliga musste 2020 wegen der Corona-Pandemie pausieren. Archivfoto: Wolf-Dieter Blank

Was bleibt nach Corona? Unter anderem die Erkenntnis, das Thema Digitalisierung noch stärker in den Blick zu nehmen. Die war und ist auch für die Nordstadtliga ein Thema. Denn im Lockdown hat auch die Nordstadtliga massiv unter den Folgen der Corona-Pandemie gelitten: Ein Spielbetrieb war im vergangenen Jahr nicht möglich. 

Selbst das nach dem ersten Lockdown gestartete Vorhaben der digitalen Nordstadtliga – 21 Teams aus 14 Einrichtungen nahmen daran teil – kam ins Stocken: Der zweite Lockdown hatte dazu geführt, dass die Finalrunde in den Kinder- und Jugendeinrichtungen nicht zu Ende gespielt werden konnte. 

Von einer Aufnahme des regulären Betriebs trauen sich die Verantwortlichen kaum zu reden: „Wir wären ja schon mega-glücklich, wenn wir die digitale Liga zu Ende spielen könnten“, betont Demirović. Er hat nach dem Ausscheiden von Erwin Fischer die Aufgabe von Seiten des Jugendamtes übernommen. Die Liga selbst ist ein Kooperations-Projekt mit der AWO und der Stadtteilschule. 

Die AWO hat seit 20 Jahren Projektleitung inne. Beim eigenen Streetwork-Angebot spielt die Liga damals wie heute eine wichtige Rolle. So ist Streetworkerin Tara Fell federführend mit einer halben Stelle in die Arbeit der Nordstadtliga eingebunden. Sie organisiert die Liga und die Netzwerkarbeit. „Die Liga ist der beste Zugang zu Kindern und Jugendlichen, die unsere Streetworker*innen auf der Straße, an der Schule oder im Jugendzentrum treffen. Über diesen Weg können sie Kontakte knüpfen“, zeigt AWO-Bereichsleiter Jörg Loose den Wert der Liga für die Sozialarbeit auf.

Weitere Sportarten unter dem Dach der Nordstadtliga sind künftig denkbar

Mats Hummels ist ein „Werbeträger“ für die Nordstadtliga bzw. für die neuen Masken. Foto: BVB

Beim Neustart helfen die neuen Netzwerk-Partner*innen wie die BVB-Stiftung, das Lernzentrum oder auch die Fachhochschule. „Es gibt viele Querverbindungen und wir müssen erst mal gemeinsam überlegen, welche Schritte wir angehen können. „Das Wichtigste ist aber, dass wir erst mal wieder in den Betrieb kommen.“

Das bisherige Konzept möchten sie beibehalten, aber den Personenkreis erweitern. So wollen sie mehr Kinder in verschiedenen Altersstufen erreichen. Über die Kooperationen mit FH und BVB wollen sie dann auch beginnen, den Nordstadt-Meister der Grundschulen auf den Schulhöfen ausspielen zu lassen. 

„Wir möchten gerne mehr Kinder und auch jüngere Kinder für die Nordstadtliga gewinnen. Hierbei ist die Kooperation mit der BVB-Stiftung eine gute Unterstützung. Sie verhilft uns zu mehr Öffentlichkeit und zur Bekanntheit der Nordstadtliga. Unser Ziel für die Zukunft lautet: mehr Teilnehmer*innen und ein verbessertes, differenzierteres Angebot“, skizziert Jörg Loose die weiteren Schritte. 

Perspektivisch könnte die Liga auch weitere Sportarten beherbergen: „Vielleicht haben wir bald nicht nur Fußball, sondern vielleicht auch Basketball oder Skaten. Die Sportarten sind völlig offen. Wir wollen einen Ort schaffen, wo Kinder und Jugendliche in einen fairen Wettkampf gehen können“, so der AWO-Bereichsleiter. Meinetwegen auch Schach am Nordmarkt – alles, was Kinder machen wollen, kann unter das Dach der Nordstadtliga gebracht werden“, ergänzt Mirza Demirović lachend. 

 

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