Studie der FH Dortmund zeigt: Ballungsräume haben noch viel Potential für bürgerschaftliches Engagement

Die Studie zeigt die Unterschiede beim Thema Ehrenamt in Ballungsräumen und ländlich geprägten Gebieten. In Großstädten wie Dortmund sehen die Forscher*innen viel ungenutztes Potential. Foto: Karsten Wickern

Urbane Ballungsräume bergen ein vielfach ungenutztes Potential für bürgerschaftliches Engagement. Zu diesem Zwischenergebnis kommt eine Ehrenamtsstudie der Fachhochschule Dortmund unter der Leitung von Prof. Dr. Ute Fischer. Mit gezielten Mitteln könnten Kommunen dazu beitragen, sie freizusetzen.

Studie zeigt Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Ballungszentren und ländlichen Gebieten

Prof. Dr. Ute Fischer, Sozialwissenschaftlerin an der FH Dortmund, und ihr Team haben ehrenamtlich Engagierte und Nicht-Engagierte befragt. Foto: FH Dortmund

Für die Studie haben die Wissenschaftler*innen der Angewandten Sozialwissenschaften an der FH Dortmund fast 8.000 Fragebögen an Bewohner*innen von drei Stadtbezirken in Unna verschickt und dabei sowohl dörfliche Siedlungsstrukturen als auch städtisch geprägte Sozialräume abgedeckt. Etwa die Hälfte der Antworten kamen von nicht ehrenamtlich engagierten Personen. ___STEADY_PAYWALL___

Während in den Dörfern die gewachsenen Familien- und Siedlungsstrukturen und die geringe Anonymität die Bereitschaft für ehrenamtliches Engagement positiv beeinflussten, lägen im städtisch geprägten Raum stille Reserven. „Das ist nicht nur in den untersuchten Stadtbezirken so, sondern lässt sich auf andere Städte und Regionen übertragen“, sagt Prof. Dr. Ute Fischer von der FH im Analogieschluss. 

Zudem steige gerade in Ballungsräumen die Engagement-Quote mit der Wohndauer. Informationen über existierende Angebote und Ansprechpartner*innen kämen bei Zugezogenen oft nicht an. „Die Schwelle für den ersten Kontakt ist in diesen anonymen Strukturen noch zu groß“, so Ute Fischer.

Mehr Motivation ist durch eine erweiterte Anerkennungskultur durchaus denkbar

Karola Jaschewski, FreiwilligenAgentur Dortmund, mit einer symbolischen Ehrenamtskarte – Teil der Anerkennungskultur in der Stadt. Foto: Sascha Fijneman/Archiv

Unabhängig von den Sozialräumen seien sich die Engagierten in der Stadt wie auf dem Dorf einig in ihrer Motivation: Engagement bereitet Freude! „Auch die persönlichen Hemmnisse sind identisch“, erklärt FH-Professorin. Durch alle Altersklassen hinweg steht der Mangel an Freizeit oftmals einem ehrenamtlichen Engagement entgegen. Von den Befragten wurde dabei auf den gestiegenen Druck im Job wie in der Schule verwiesen.

Dennoch könnten Kommunen mit Anreizen wie öffentlicher Anerkennung, aber auch kleinen regionalen Gutscheinen oder Beteiligungen an Tickets für Bus und Bahn weitere Potentiale für ehrenamtliches Engagement vor Ort konkret nutzbar machen, so die Wissenschaftler*innen. Gerade in urbanen Regionen sei dies eine Chance, Neubürger*innen zu motivieren – vorausgesetzt, sie erfahren auch von diesen Angeboten.

Hintergrund: Bereits seit 2018 forscht der Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften der FH Dortmund zum Thema Ehrenamt. In einer ersten Untersuchung wurden zunächst Vereine und Netzwerker*innen befragt. Die zweite Befragung im März 2020 nahm alle Menschen – engagierte und nicht-engagierte – in den Fokus. Die Daten der Befragungen sind die Basis mehrerer Studien- und Abschlussarbeiten an der FH Dortmund.

 

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