Stadtentwicklung in Dortmund: Ambitionierte Großprojekte sollen für die Zukunft neue Arbeitsplätze sichern

Dortmund ist eine Baustelle: Die Tour zu den Zukunftsprojekten offenbarte neue Aussichten. Foto: Klaus Hartmann

Von Claus-Dieter Stille

Hafenquartier, Westfalenhütte, Phoenix West, Westfalenhallen, Wohnungsbau – in Dortmund wird aktuell in erheblichem Umfang investiert und auch in den kommenden Jahren werden weitere öffentliche und private Millionenbeträge in Projekte fließen, die die Stadtentwicklung vorantreiben und zudem neue Arbeitsplätze generieren werden – so zumindest die berechtigte Hoffnung. Eine Sommertour zu diesen Zukunftsprojekten hatte OB Ullrich Sierau organisiert, um diese Politiker*innen und Journalist*innen vor Ort vor zustellen – „natürlich“ mit einem Elektrobus.

Am Hafen in der Nordstadt entsteht ein neues Quartier

Eine gewisse Begeisterung für das Hafen-Projekt ist OB Ullrich Sierau durchaus anzusehen. Foto: Klaus Hartmann

OB Ullrich Sierau, Planungsdezernent Dortmund Ludger Wilde, und Wirtschaftsförderer Thomas Westphal informierten die Teilnehmer*innen dieser ungewöhnlichen „Stadtrundfahrt“.

Zunächst wurden die Teilnehmer*innen in der Nordstadt von Hafenchef Uwe Büscher und Bezirksbürgermeister Dr. Ludwig Jörder auf dem Hafengelände in der großen, ehemaligen Produktionshalle von Knauf Interfer begrüßt, die zu einem Teil erhalten und zukünftig neu genutzt werden wird. ___STEADY_PAYWALL__

Gemeinsam informierten sie anhand einer Karte über die geplante städtebauliche Entwicklung des Projekts Hafenquartiers/Speicherstraße/D-Port. Büscher versprach eine „hohe urbane Aufenthaltsqualität“ für das künftige Quartier. In der Mitte des Quartiers werde es ein Berufskolleg geben.

Die riesige Halle von Knauf Interfer wird zum Teil abgerissen, teils aber erhalten. Foto: Klaus Hartmann

Viele kleine und mittelständische Unternehmen sollen eine Möglichkeit erhalten, sich zu entwickeln. Denn am Hafen entsteht ein neues Quartier. Einladende Uferpromenade, Terrassen mit Cafés und kleinen Restaurants, markante Speichergebäude neben modernen Neubauten und viel Grün.

Die Speicherstraße soll sich in den kommenden Jahren zu einem attraktiven Quartier der Stadt mit vielen neuen Arbeitsplätzen rund um die Digitalität (z.B. Lensing Media Port, „Leuchtturm“, und Akademie für Theater und Digitalität) – „Digitalhafen genannt“, so Ullrich Sierau – entwickeln, ohne die Aktivitäten der Unternehmen im Hafen zu beeinträchtigen.

Auch die Gartenanlage „Hafenwiese“ wird unberührt bleiben. Ebenso der Schmiedinghafen mit dem Binnenschiffverkehr. Eine Drehbrücke soll reaktiviert werden, damit die Leute auch von Westen aus ins Quartier strömen können.

Wirtschaftsförderer Thomas Westphal beim Stopp im Hafen. Foto: Klaus Hartmann

Beide im Hafen befindlichen, unter Denkmalschutz stehenden Kräne, so berichtete Lutger Wilde, würden erhalten bleiben, aber eine prominentere Stelle versetzt werden.

So werde die Hafenatmosphäre im Kaibereich gestärkt. Uwe Büscher stimmte zu: „Kräne sind immer ein gutes Zeichen für einen Hafen.“ Auch eine alte Uhr werde nicht beseitigt, sondern nur umgesetzt und „somit eine Landmarke im Quartier sein, die daran erinnert, wie es früher einmal im Hafen ausgesehen hat“.

Die Pläne gehen einher mit den inzwischen erfolgreich auf den Weg gebrachten (Neubau-) Vorhaben an der südlichen Speicherstraße und sollen einen Brückenschlag zur Nordstadt bilden.

Zukunftsprojekt Westfalenhütte – künftig wird es auch Wohnen geben

Neue Aussichten auf das Dortmunder Stadtbild. Das Hoeschmuseum und Florian. Foto: Klaus Hartmann

Das Gelände der ehemaligen Westfalenhütte in Dortmund ist eine große innenstadtnahe Industriereservefläche der Stadt und ein Projekt für die Konversion zu Gewerbe, Logistik, Naherholung und Wohnen sowie der gleichzeitigen Erweiterung von hochtechnologischer, industrieller Produktion.

Zusätzlich zu den bereits entstandenen Arbeitsplätzen werden mehrere Tausend neue erwartet. Von einem erhöhten, aufgeschütteten Punkt im Gelände aus bot sich den Tourteilnehmer*innen eine gute Übersicht über das riesige Areal.

Neben 800 Wohnungen soll das Quartier Grünflächen, einen Supermarkt sowie eine Grundschule und Kita bieten.

Ludger Wilde und Thyssenkrupp-Gesprächspartner Ingo Herbrand. Foto: Claus Stille

Mit städtischen Investitionen und Förderung gilt es hier, die technische und grüne Infrastruktur für diese Entwicklung zu schaffen (Bau Hoeschallee, Westfalenhüttenallee – erfreulich: die sie säumenden alten Platanen bleiben erhalten -, Verlängerung der Stadtbahn, Errichtung eines grünen Ringes rund um die Westfalenhütte).

Ebenso erhalten bleibe der Hoesch-Park, der sich weiterentwickeln soll, so Ludger Wilde. Verbindungen in andere Stadtteile sind angedacht.

Neben Planungsdezernent Lutger Wilde informierten vor Ort Ingo Herbrand, thyssenkrupp, Head of Transaction Management/Expert Services Service Line Real Estate (SL RE) und Oliver Helfrich, thyssenkrupp, Head Sitemanagement/ Services Social Affairs SE/SOC.

Zukunftsprojekt Messe- und Veranstaltungszentrum Westfalenhalle/Strobelallee

Seitens der Geschäftsführung der Westfalenhallen AG wurde während eines kleinen Rundganges über die aktuelle Rahmenplanung „Messe- und Veranstaltungszentrum Strobelallee“ informiert.

Sie stellt eine zeitgemäße Anpassung der Rahmenplanung aus dem Jahr 2002 dar und formuliert eine zukunftsorientierte, langfristig ausgelegte Entwicklungsperspektive.

Im Rahmen einer langfristig geplanten Flächenentwicklung im Messebereich werden auch für die Freiflächen nördlich und östlich der Messe Dortmund und Westfalenhalle perspektivische Aufwertungsmaßnahmen vorgesehen.

Thomas Westphal und Ludger Wilde über dem Nordeingang der Westfalenhalle. Foto: Claus Stille

Die Strobelallee bildet das zentrale Rückgrat der nördlich und südlich angrenzenden Messe-, Sport- und Veranstaltungseinrichtungen.

Durch umfangreiche adressbildende Umgestaltungsmaßnahmen, die sowohl den öffentlichen Raum als auch die angrenzenden Nutzungseinheiten einbeziehen, wird die besondere Bedeutung des regional einzigartigen Standortes für Messe, Kongress und Event auf der einen Seite und Sport, Freizeit und Erholung auf der anderen Seite herausgearbeitet.

Der große Messeingang auf der Nordseite der Westfalenhalle mit seinem modernen Vestibül habe sich bewährt und bislang viel Lob – auch international – erhalten, erfuhren die Presseleute von der Geschäftsleitung, dem Planungsdezernenten Wilde, sowie dem Oberbürgermeister.

Mit einem Elektrobus ging es zu Großprojekten der Zukunft in Dortmund. Foto: Claus Stille

Die Fußball-Europameisterschaft 2024 habe man im Visier. Und sogar, so Ullrich Sierau: „Achtung, Achtung!“, auch die Hoffnung auf die Olympischen Spiele 2032 sei nicht aufgegeben. Es gehe stets darum, diesen Standort zukunftsfähig zu machen und zu erhalten.

Der Standort und sein Umfeld – gute Verkehrsanbindung, Hotels, Kneipen in unmittelbarer Nähe – sei schon jetzt sehr attraktiv und als Messestandort auf neuestem Stand. Bei künftigen Messen sollen die Markierungen für die Messestände digital und mit Laserprojektion gesetzt werden, was den Ausstellerin mindestens einen Tag Zeit spare.

Erläutert wurde das Konzept der neuen Lindemannbrücke für Radfahrer*innen und Fußgänger*innen. Für die derzeitige Fuß- und Radwegbrücke Lindemannstraße, die den Max-Ophüls-Platz mit dem Vorplatz der Westfalenhallen und der Messe Dortmund verbindet, ist ein barrierefreier Ersatzneubau geplant. An ein neues Kongresshotel ist ebenfalls in gedacht.

Besichtigung der Fläche für das neue Wohnquartier Luisenglück in Hombruch

Susanne Schamp erläutert das Projekt. Foto: Claus Stille

Das neue Quartier wird auch „Hombrucher Bogen“ genannt. Einst ein ehemaliges Fertigbetonwerk, in naher Zukunft ein Quartier mit Seniorenwohngruppen, Wohngruppen mit Betreuung und Mehrfamilienhäusern.

Selbstverständlich gibt es auch eine Kita (momentan wird bereits die Küche eingebaut), vorgesehen sind zudem Arztpraxen, ein Café und Gewerbeflächen. Zum Komplex gehört auch das künftige neue Polizeirevier Hombruch (wir berichteten kürzlich). Auch Sozialwohnungen wird es geben.

Die Geschäftsführer vom verantwortlich zeichnenden Architektenbüro Schamp & und Schmalör, Susanne Schamp und Richard Schmalöer, sowie für die Bauausführung zuständig, Harald Evers, Geschäftsführer H.H. Immobiliengesellschaften, informierten über das Projekt. Evers betonte, dass künftig alle Generationen im Viertel vertreten sein werden. Quasi sei das ganze Lebensspektrum dort künftig abgebildet.

Bezirksbürgermeister Hans Semmler. Foto: Claus Stille

Bezirksbürgermeister Hans Semmler machte ergänzende Anmerkungen zur Entwicklungsgeschichte des Projektes. Zudem erwähnte er Schwierigkeiten, welche ihm ein Stadtbahnübergang an der Eierkampstraße, hinüber zum Parkplatz der Einzelhandelsmärkte einst bereitet hatte.

In unmittelbarer Nähe wird das Wohnquartier „Alte Gleisfabrik“ auf dem Gelände der ehemaligen Gleisfabrik Schreck-Mieves am Krückenweg 11 entstehen. Neben Stadtvillen sind auch öffentlich geförderter Wohnungsbau und Appartements auch für studentisches Wohnen geplant. Die Appartements sollen in der großen Werkshalle realisiert werden, erklärte Planungsdezernent Ludger Wilde. Bis zu 340 Wohneinheiten im Geschosswohnungsbau sollen geschaffen werden. Der Pkw-Verkehr soll weitgehend aus dem Neubaugebiet herausgehalten werden.

Zukunftsprojekt Technologiepark Phoenix West – Engagement von World of Walas

Der Technologiepark Phoenix West ist ein Standort der Mikro- /Nanotechnologie sowie der Produktions- und Informationstechnologie. Und bietet zugleich Raum für ergänzende Dienstleistungen und Freizeitwirtschaft. Hier erfolgen Weiterentwicklungen durch bedeutsame Neuansiedlungen, z.B. durch die World of Walas-Unternehmensgruppe und andere Großansiedler.

Gerben van Straaten. Foto: Claus Stille

Am Ort informierten OB Ullrich Sierau und Gerben van Straaten (world of walas) zusammen mit zwei Mitarbeitern seiner Unternehmen. Der erhaltenen alten Gebäude seien ihm wichtig, so Gerben van Straaten und der „Hochofen wird der Dortmunder Eiffelturm sein“.

Van Staaten ist der Hoffnung, dass auf der andere Seite des Hochofens das erste Weltinnovationszentrum geschaffen wird. Allerdings arbeiteten auch andere Städte daran und seien an einer Zusammenarbeit interessiert. Man habe schon mit Vancouver, Chicago, Xi’an und Bangalore darüber gesprochen. Die Basis soll aber Dortmund werden, somit Original sein und viele Chancen bieten.

Ullrich Sierau hält es für realistisch, dass auf Phoenix West später einmal 15.000 Menschen arbeiten werden. Er erzählte, van Straaten sei auf der weltweiten Suche nach möglichen Standorten für Technologiezentren in Dortmunds Partnerstadt Xi’an auf Dortmund aufmerksam gemacht worden.

Man arbeite an einem agrarischen Innovationszentrum. Es wird darum gehen, Nahrungsmittel für Städter (Restaurants, Läden) in der Stadt zu produzieren. Über nachhaltige Systeme (Wasser, Energie, Abfallwirtschaft) denke man nach. Ein urbanes Gebiet solle entstehen. Er denke man werde im Sommer 2021 mit 30 bis 40 Innovationspartnern aus ganz Europa im „Schalthaus“ anzufangen.

René Papier, Operations Manager für alle Walas-Projekte in Deutschland und Udo Greif, Architekt für Walas Concepts-Projekte, vermittelten einen Einblick in einzelne Vorhaben.

Beispielsweise ist an hochwachsende Gemüsepflanzen (in Singapur etwa gebe es so etwas längst) gedacht, wo auch durch nicht im Erdreich versickerndes Wasser Einsparungen möglich seien. Und das produzierte Gemüse könne im Umfeld von Hörde verkauft und privat oder in der Gastronomie verwertet werden. Auch sei daran gedacht weiter dem Strukturwandel Rechnung zu tragen. Auch, indem man Menschen mit Migrationshintergrund auf vielfältige Weise mit einbeziehe.

Das TMM FORUM bietet eine „hochwertige und flexible Büroumgebung“

Vater und Sohn Hoffmann der Firma TMM. Foto: Claus Stille

Auch auf Phoenix West – mit einem perfekten Blick auf den alten Hochofen – befindet sich an der Adresse Carlo-Schmid-Straße 13 das TMM-Forum. „Mit innovativer Büroumgebung auf modernstem Stand erfüllt die TMM- Familiengesellschaft mit produktiver Atmosphäre für hohe Ansprüche“, betonen die Macher.

Das TMM FORUM – die letzten Arbeiten im Inneren sind bald abgeschlossen. In Kürze werden auf vier Etagen maßgeschneiderte Arbeitsumgebungen für innovative Unternehmen zur Verfügung stehen. Zu recht stolz auf diesen Bau kam der Hausherr Prof. Dr. Michael Hoffmann den Teilnehmer*innen der Bustour über die Treppe zum Eingang entgegen, um über den modernen Bau zu referieren.

Der Sohn ergänzte und führte durchs Haus. Im Inneren des in Anlehnung an den Bauhausstil errichtete Gebäude gibt es Konferenzräume, ein Bistro mit einer echten Mooswand und vielem anderen mehr. Sogar ein bestens ausgestattetes Fitnessstudio befindet sich im Haus. Im Foyer sind sogar kleine Konzerte möglich.

 

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