„Orlando“ im Schauspiel: Theater verbindet Virginia Woolf-Roman mit Terror auf Nachtclub – Musik von aniYo kore

49 Tote und 53 Verletzte gab es bei einem Terroranschlag auf queeren Nachtclub in den USA.
49 Tote und 53 Verletzte gab es bei dem Terroranschlag auf den queeren Nachtclub in Orlando. Foto: M. Bittermann

Von Leopold Achilles

„Die Geschichte eines Mannes, der zur Frau wird, mehr als 350 Jahre lebt und dabei kaum altert“, so beschreibt das Schauspiel Dortmund das Stück „Orlando“. Das Theaterstück nach Virginia Woolf steht für Februar kommenden Jahres im Kalender des Dortmunder Schauspiels. Das Duo aniYo kore aus der Dortmunder Nordstadt wird das Stück musikalisch begleiten.

Die Nordstadt-Musiker*innen AniYo kore wurden bei den Petra-Meurer-Theatertagen „entdeckt“

aniyoKore im Depot Dortmund bei den Petra Meurer Theatertagen 2017. Foto: Leopold Achilles

Es war auf den Petra-Meurer-Theatertagen im Februar 2017, als aniYo kore auf der Bühne des Depot standen und mit ihrer Akustik-Show das Publikum begeisterten. Auch die Regisseurin von Orlando, Laura N. Junghanns, war anwesend und angetan von der Musik. Sie nahm das Nordstadt-Duo  mit ins Boot für Ihr kommende Theaterproduktion.

Gemeinsam mit Dramaturg Dirk Baumann wird Junghans „Orlando“ im Februar 2018 erstmals im Studio des Schauspiel Dortmund zu sehen sein. Nicht ganz leichte Kost von einer Ende des 19. Jahrhunderts geborenen und psychisch kranken Autorin, die letztendlich den Freitod wählte.

Dennoch gilt die Orlando-Autorin Virginia Woolf als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie schrieb trotz ihrer zahlreichen und schweren Erkrankungen zehn Romane, mehrere Kurzgeschichten, feministische Schriften sowie mehr als 300 Essays. Woolf prägte dabei entscheidend die Entwicklung des modernen Romans.

Orlando – ein feinsinniges Fantasiewerk musikalisch untermalt von aniYo kore

Bisher sind zwei Termine für das Stück angesetzt: die Premiere am Sonntag, den 11. Februar und eine Vorführung am Samstag, den 21. April 2018. Rene und Melody werden bei den Terminen die live Musik spielen. Eins der ersten Projekte in dem Umfang, verraten aniYo kore. „Die Ehre ist unbeschreiblich!“. Bis dahin arbeitet das Duo fleißig weiter an ihrer nächsten Platte.

Junghans nimmt den Roman und die zufällige Namensgleichheit mit der US-amerikanischen Stadt zum Anlass, um einen Theaterabend über Identitäten, Zuschreibungen und Kategorien wie Mehrheit und Minderheit zu entwickeln. Nordstadtblogger Leopold Achilles hat mit der jungen Regisseurin über „Orlando“ gesprochen.

Im Interview: Laura N. Junghanns
Laura N. Junghans
Führt bei ‚Orlando‘ Regie: Laura N. Junghanns. Bild: Schauspiel Dortmund

Frage: Die Premiere von „Orlando“ ist für den 11. Februar geplant, wie weit sind Sie bereits mit dem Theaterstück?

Laura N. Junghanns: Derzeit befindet sich das Stück in der schriftlichen Umsetzungsphase. Nach dem bereits erste Konzeptionen zu Inhalten und Formen, zum Raum und der Bühne (Maria Eberhardt), zum Sound (aniYo kore) und Kostüm (Natalia Nordheimer) gemacht wurden, liegt nun der Schwerpunkt in der inhaltlichen Vertiefung und dramaturgischen Setzung, an welcher ich gemeinsam mit dem Dramaturg Dirk Baumann arbeite.

Es geht auch um die US-Stadt Orlando. Für alle die den Roman nicht kennen: Welchen Grund gibt es, die Stadt und den dort stattgefundenen Amoklauf mit in die Geschichte einzubinden?

Die Verbindung zu Orlando der Stadt und dem grausamen Attentat vom 12. Juni 2016 im Pulse Club ist, neben der Namensgleichheit, ein Symbol und gleichzeitig ein Fakt, welch Hass es immer noch gegen queere Menschen gibt – heißt, gegen Menschen, die sich in irgendeiner Form von der Heteronormativität unterscheiden. Das Stück „Orlando“ wird Themenfelder bearbeiten, welche am Schauspiel Dortmund zum ersten Mal im Mittelpunkt stehen: gender, queer-culture und Feminismus.

Rene und Melody von aniYo kore.  Bild: Dirk Vogel

Und was machen aniYo kore bei Orlando?

Die Musiker*innen der Band aniYo kore werden während allen Shows live als Performer*innen dabei sein und sind bereits jetzt ein wichtiger Bestandteil in der Suche nach dem „Vibe“ des Abends.

Jeder Sound wird eine erzählerische, formale oder emotionale Berechtigung haben und neben den Spieler*innen, dem Bühnen- und Kostümbild und der szenischen Umsetzung dem Stück den notwendigen Atem einhauchen. Formal wird sich das Stück zwischen Sprechtheater und musikalischer Performance bewegen. Neben aniYo kore werden drei Schauspieler*innen auf der Bühne stehen.

Was wird optisch auf der Bühne geboten?

Zum Bühnenbild bzw. dem Raum möchte ich bisher nur so viel verraten, dass es im Studio des Schauspielhauses stattfinden wird, welches wir zu einem Ort, in dem Offenheit, Schutz und Begegnung möglich sind, gestalten werden.

Mehr Informationen:

  • Laura N. Junghanns hat von 2012 bis 2016 Regie an der Folkwang Universität der Künste in Essen studiert. Während Ihres Studiums wirkte Sie bereits bei Regiearbeiten bei Stücken am Prinzregenttheater sowie am Rottstr5-Theater in Bochum mit.
  • Junghans übernimmt bei Theaterstücken neben der Regie auch gerne Dramartugie und Sounddesign und ist Teil der Theaterkompanie „KimchiBrot Connection“.
  • Wer über Orlando, die Regisseurin Laura N. Junghanns oder aniYo kore mehr erfahren möchte, der folge den Links zu den jeweiligen Webseiten: lnj-art.comwww.aniyokore.dewww.theaterdo.de 

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