Landwirtschaft und Ernährung als Themen bei der WWF Earth Hour

Open-Source-Saatgut-Stadt: Pflanzen und Ernten für eine gerechte, nachhaltige Zukunft

Mitarbeiter:innen des Umweltamtes und Ehrenamtliche bei der Saatgut-Ernte. (Archivbild) Karsten Wickern | Nordstadtblogger

Die Etablierung der „Open-Source-Saatgut-Stadt-Dortmund“ ist das erste Vorhaben aus dem Handlungsfeld Landwirtschaft und Ernährung des städtischen Klimaschutzprogramms Klima-Luft 2030. „Open-Source“-Saatgut bedeutet, dass das Saatgut frei von privatrechtlichen Schutzrechten und somit als Gemeingut frei nutzbar ist. Die Open-Source-Lizenz sorgt dafür, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Mit Open-Source-Saatgut kann Offenheit gesät, Freiheit geerntet und leckeres Gemüse gegessen werden.

Saatgut kann heute mehr wert sein als Gold

Möglichst viele Dortmunder:innen sollen Open-Source-Saatgut nutzen und untereinander als Community teilen. Die Stadt Dortmund stellt als Impulsgeberin zum Initiieren des Community-Kreislaufs Open-Source-Tomatensaatgut der Sorte „Sunviva“ bereit. Das Umweltamt übernimmt dabei die Saatgutverteilung zum Aufbau einer Open-Source-Saatgut-Community. Dortmunder*innen, die mitmachen, engagieren sich für das so wichtige Thema „Saatgut als unsere Ernährungsgrundlage“ und produzieren gemeinsam und gemeinwohlorientiert Open-Source-Saatgut.

Collage eines Workshops zur Saatgutgewinnung der Open-Source-Tomate Sunviva
Collage eines Workshops zur Saatgutgewinnung der Open-Source-Tomate Sunviva. Quelle: Stadt Dortmund

Das Ziel der bürgerschaftlich getragenen Initiative der Open-Source-Saatgut-Stadt Dortmund ist es jährlich ein Kilogramm Sunviva-Open-Source-Saatgut für einen lebenswerten Planeten zu produzieren. Für einen Wertvergleich der Leistung der Initiative: bis zu 400.000 Euro kostet ein Kilogramm Saatgut gelber Cherrytomaten.

Zum Vergleich des Werts von Saatgut: ein Kilogramm Gold kostet ca. 57.000 Euro (Börse Frankfurt, Stand: 2. Januar 2023).

So gesehen ist das Ziel der Open-Source-Saatgut-Stadt Dortmund ein Kilogramm Saatgut zu produzieren am Markt rund siebenmal mehr wert als Gold. Anders als Gold hat das Saatgut außerdem den Vorteil perspektivisch zur Ernährung beitragen zu können.

Lebensmittel von Menschen für Menschen

Das erste Erntejahr der offenen Dortmunder Saatgutgemeinschaft mit ca. 50 Akteur:innen erbrachte 385 g Open-Source-Saatgut der Tomate Sunviva. Dr. Uwe Rath, Leiter des Dortmunder Umweltamtes meint: „Ein tolles Ergebnis, auf das alle Beteiligten stolz sein können!“

So sieht das fertige Saatgut aus. (Archivbild) Karsten Wickern | Nordstadtblogger

Christian Nähle, der das Projekt im Umweltamt koordiniert, stellt fest: „Ein Kilogramm Saatgut bedeutet mehr als eine Pflanze je Dortmunder:in. Dieses einfache Beispiel zeigt den enormen Ertrag der gemeinwohlorientierten Arbeit der Dortmunder Bürger:innen. Außerdem wird deutlich, dass unsere Nahrungsmittelversorgung ganz anders gestaltet werden kann.“

Jörg Lüling, Vorstand des Vereins „Ernährungsrat Dortmund und Region e.V.“ ergänzt: „Das Menschenrecht auf Nahrung kann nur gewährleistet werden, wenn wir in der Lage sind, dies auch selbstorganisiert zu leisten. Deshalb freuen wir uns gemeinsam mit der Stadt Dortmund an einem solch wegweisenden Projekt wie der Open-Source-Saatgut-Stadt Dortmund zu arbeiten.“

Weitere Personen sind willkommen, sich auch dieses Jahr an der gemeinschaftlichen Dortmunder Saatgutproduktion zu beteiligen. Künftig soll auch die Arten- und Sortenvielfalt der gemeinsamen Saatgutherstellung verbreitert werden.

Saatgut soll breit gestreut werden

Das geerntete Open-Source-Saatgut wird nun unter allen interessierten Bürger:innen verteilt. Entweder direkt vor Ort im Umfeld der erzeugenden Saatgut-Akteur:innen oder über das Umweltamt. Die Saatguttüten sind von der Shanti Leprahilfe Dortmund e.V. bereitgestellt worden.

Die Sunviva-Tomate ist aus frei nutzbarem Saatgut gezüchtet. Durch den massiven Einsatz von sterilem Hybrid-Saatgut ist die Artenvielfalt bedroht und die Landwirte geraten immer mehr in Abhängigkeit von Konzernen.
Die Sunviva-Tomate ist aus frei nutzbarem Saatgut gezüchtet. (Archivbild) Foto: Agrecol

Diese Tüten sind aus nachwachsendem Seidelbastrindenpapier und wurden von schwer behinderten Menschen in der beschützenden Werkstatt von Shanti in Kathmandu (Nepal) extra für die Open-Source-Saatgut-Stadt Dortmund gefertigt. Außerdem wurde die Verpackungsarbeit zur Versendung des Saatguts ehrenamtlich in Dortmund von Freiwilligen der Shanti Leprahilfe organisiert.

Im Gegenzug wurde Open-Source-Saatgut als Beitrag zur Ernährungssicherheit in Nepal bereitgestellt. „Diese Gemeinschaftsaktion ist nur ein Beispiel von vielen für das solidarische Engagement der Bürger*innen in unserer Stadt.“ freut sich Marianne Grosspietsch, Vorsitzende der Shanti Leprahilfe e.V. und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande.

WWF Earth Hour im Lichte von Landwirtschaft und Ernährung

Die WWF Earth Hour ist die weltweit größte Aktion für mehr Klima- und Umweltschutz. Rund um den Globus werden zum 17. Mal Millionen Menschen, Städte, Unternehmen und Institutionen für eine Stunde das Licht ausschalten und so gemeinsam ein Zeichen für den Schutz unseres Planeten setzen. Das länderübergreifende Abschalten von Licht für eine Stunde erfolgt am 25. März um 20.30 Uhr und setzt dann ein sichtbares Zeichen für Forderungen, dass ein besserer Schutz der Ökosysteme und mehr Maßnahmen gegen die Klimakrise erreicht werden müssen.

Bei der WWF Earth Hour wird weltweit für eine Stunde das Licht ausgeschaltet. Viele Privatleute, Firmen und Einrichtungen machen mit.
Bei der WWF Earth Hour wird weltweit für eine Stunde das Licht ausgeschaltet. Viele Privatleute, Firmen und Einrichtungen machen mit. Foto oben: Roland Gorecki, unten Karsten Wickern

Der Dortmunder Beitrag zur WWF Earth Hour hat einen klaren Fokus und steht dieses Jahr ganz im Lichte von Landwirtschaft und Ernährung. Denn das im vergangenen Jahr vom Rat der Stadt Dortmund beschlossene Handlungsprogramm Klima-Luft 2030 beinhaltet für Dortmund erstmals auch das Handlungsfeld „Landwirtschaft und Ernährung“. Dieses gilt es nun gemeinsam mit der Bürgerschaft zu etablieren und umzusetzen.

Aus diesem Grund lädt die Stadt Dortmund gemeinsam mit vielen weiteren Akteur:innen am 25. März in die Pauluskirche ein, um mehr über die Dortmunder Herangehensweise an die Themen Landwirtschaft und Ernährung erfahren zu können. Ergänzt werden die kostenfreien Begegnungs- und Informationsangebote durch Live-Musik. Der Eintritt ist hierbei frei. Das Programm beginnt um 17 Uhr. Näheres unter dortmund.de/wwf-earth-hour

Auch die Open-Source-Saatgut-Stadt Dortmund wird mit einem Stand präsent sein. Darüber hinaus wird es darum gehen, mehr Menschen für eine Zusammenarbeit für eine nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung zu gewinnen. Der Ernährungsrat Dortmund und Region e.V. bietet der Zivilgesellschaft hierfür eine Plattform und arbeitet bereits mit der Stadt Dortmund zusammen, um das Dortmunder Ernährungssystem nachhaltig zu gestalten.

Weitere Informationen und Saatgutbestellung:

  • Alle Hintergründe für das städtische Engagement zu Open-Source-Saatgut finden sich hier: dortmund.de/saatgut
  • Das Dortmunder Open-Source-Saatgut kann bestellt werden unter: service.dortmund.de/open-source-saatgut
  • Für Rückfragen von Bürger:innen steht Christian Nähle (cnaehle@stadtdo.de, 50 – 2 87 74) von der Koordinierungsstelle Klimaschutz und Klimafolgenanpassung des Umweltamtes zur Verfügung.
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Reaktionen

  1. Saatgut gewinnen für eigenes Gemüse – Workshop am Beispiel der Open-Source-Tomate Sunviva (PM)

    Vom Butterbrot rutschen die glitschigen Tomatenkerne gerne mal herunter. Die gallertartige Substanz, die das eigentliche Saatgut umgibt, verhindert, dass die Körner innerhalb der Tomate anfangen zu keimen. Deshalb muss die Substanz auch entfernt werden, bevor man das Saatgut in ein Beet aussähen kann. Wie das funktioniert und welche anderen Tricks und Kniffe es gibt, das zeigt ein Workshop des Umweltamtes gemeinsam mit dem Ernährungsrat Dortmund und Region e.V..

    Der Workshop mit dem Titel „Saatgutgewinnung am Beispiel der Open Source Tomate Sunviva“ ist kostenlos und findet am Freitag, den 1. September von 15 bis 16:30 Uhr in der Gärtnerei GrünFrau statt (Obere Pekingstr. 71, 44269 Dortmund). Anmelden können sich Interessierte über das Portal der VHS Dortmund unter der Kursnummer 23-55018.

    Referent ist Jörg Lüling, Dipl. Landschaftsökologe, Vorsitzender des Ernährungsrates Dortmund und Region e.V. sowie Leiter der Gärtnerei GrünFrau in Dortmund.

    Die Tomaten werden direkt auf dem Veranstaltungsgelände bei GrünFrau gemeinsam frisch geerntet. Unter Anleitung wird dann am großen Küchentisch das Saatgut aus den Tomaten herausgeholt und gereinigt. Die verarbeiteten Tomaten können in eigenen Tupperdosen mit nach Hause genommen werden. Wegen möglicher Tomatenspritzer sollten die Kursteilnehmer*innen am besten eine Schürze oder ältere Kleidung mitbringen.

    Hintergrund: „Open-Source-Saatgut-Stadt Dortmund“

    Hinter der Workshop-Idee steckt das Vorhaben der Stadt Dortmund zur „Open-Source-Saatgut-Stadt-Dortmund“ zu werden. Ziel ist es, dass sich die Dortmunder*innen des wichtigen Themas Saatgut als unserer Ernährungsgrundlage annehmen und gemeinsam und gemeinwohlorientiert Open-Source-Saatgut produzieren. Die bürgerschaftlich getragene Initiative Open-Source-Saatgut-Stadt möchte jährlich ein Kilogramm Sunviva-Open-Source-Saatgut für einen lebenswerten Planeten produzieren.

    Das erste Erntejahr der offenen Dortmunder Saatgutgemeinschaft erbrachte bereits 385 g Open-Source-Saatgut.

    Mehr über das städtische Engagement zu Open-Source-Saatgut kann auf https://www.dortmund.de/saatgut erfahren. Hier finden Interessierte, die keine Zeit haben, selbst am Kurs teilzunehmen, auch eine Anleitung zur Saatgutgewinnung.

    Eine Übersicht der Produktionspartner*innen in Dortmund ist hier dargestellt: https://wegezurnachhaltigkeit.de/weg/open-source-saatgut/

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