Obdachlosenhilfe in Zeiten von Corona: Ein Freitagabend mit den Ehrenamtlichen vom Wärmebus in Dortmund

Der Wärmebus am Stadtgarten in Dortmund. Ab 30. März zieht das Angebot vorerst zum Dortmunder U, sowie zum Nordmarkt und weitet seine Arbeit sogar aus.
Der Wärmebus am Stadtgarten in Dortmund. Ab 30. März zieht das Angebot vorerst zum Dortmunder U, sowie zum Nordmarkt und weitet seine Arbeit sogar aus.

Von Leopold Achilles

Es ist 19 Uhr an diesem Freitag in Dortmund. Der Wärmebus für Obdachlose baut sich am Hauptbahnhof auf. Rund zehn Menschen helfen hier heute ehrenamtlich. Sie haben den Tag über etwa 250 Portionen Eintopf gekocht und verteilen diesen an bedürftige Obdachlose und Wohnungslose. An insgesamt drei Stationen an diesem Abend. Ab nächster Woche ändert sich aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie für den Wärmebus und seine Gäste einiges.

Wärmebus in Dortmund intensiviert sein Angebot wegen der aktuellen Situation um Covid-19

Klaus Bathen vom Wärmebus. Wenn er nicht hier hilft ist er Geschäftsführer des St. Johannes Hospitals.

„Wir haben unsere Präsenz mit dem Wärmebus nochmal erhöht“ berichtet Klaus Bathen. „Eben weil die üblichen Anlaufstellen für Obdachlose, Wohnungslose und Bedürftige nicht mehr so gegeben sind wie vorher“, ist der Bus in den letzten Wochen drei Mal die Woche gefahren.

Der Geschäftsführer des St. Johannes Hospitals ist einer der Ehrenamtler an diesem Abend und berichtet weiter: „Die Kirchen haben geschlossen: das heißt da kann man kein Bettelgeld mehr bekommen. Am Osten- und Westenhellweg ist nichts mehr los, die Läden haben zu. Das heißt einfach, die Möglichkeiten noch an Geld zu kommen sind deutlich weniger geworden.“

Die Corona-Pandemie erschwert die Situation für Bedürftige und Wohnungslose

„Andere Institutionen schließen, weil dort normalerweise viele Senioren arbeiten, die ehrenamtlich tätig sind und die ja gerade die Ziel bzw. Risikogruppe sind und die können jetzt nicht kommen. Aus nachvollziehbaren Gründen. Deswegen fahren wir gerade jetzt mit mehr jüngeren Menschen die sich einbringen können und gesund sind. Und hoffentlich auch bleiben“, klärt Stefan Wehrmann vom Wärmebus weiter auf.

Eintopf dazu ein Brötchen. Als Nachttisch ein warmer Kaffee und ein Schokobrötchen

Genug Geld für Nahrung zu bekommen, gestaltet sich für Wohnungslose in diesen Zeiten schwierig. „Und deswegen sehen wir das als Auftrag zu sagen: wir geben hier wenigstens ein bisschen Kaffee, was zu trinken und natürlich auch ’ne Suppe und Brötchen raus. Damit es zumindest zum Abend hin noch eine warme Mahlzeit gibt.“

„Das ist doppelt so voll wie sonst. Wir kommen heute wohl bei 100 Leuten raus. Nur an diesem Standort, am Hauptbahnhof“, berichtet Klaus Bathen. Von hier aus geht es an diesem Freitagabend für den Wärmebus und seine Helfer*Innen noch zu zwei weiteren Stellen: am Franziskaner Kloster im Kaiserstraßenviertel und zuletzt an der U-Bahn Haltestelle Stadtgarten, wird sich die ehrenamtliche Aktion um bedürftige Menschen kümmern.

„Wir sind bemüht die Sachen auf die Tische zu stellen, dass eben kein Körperkontakt entsteht.“

Stefan Wehrmann im Gespräch am Stadtgarten. In den nächsten Wochen wird er mit dem Wärmebus nur noch am U und am Nordmarkt zu treffen sein.
Stefan Wehrmann im Gespräch am Stadtgarten. In den nächsten Wochen wird er mit dem Wärmebus nur noch am U und am Nordmarkt zu treffen sein.

Normalerweise würden die Ehrenamtler*innen das Essen ihren Gästen direkt in die Hände geben. In Zeiten von Corona schwierig, erklärt Projektkoordinator Stefan Wehrmann.

„Das hat ja auch was mit Höflichkeit, Freundlichkeit zu tun aber jetzt stellen wir die Portionen auf unsere Tische und dann darf sich jeder gerne selbst was nehmen“.

Natürlich haben die freiwilligen Helfer*Innen in diesen Tagen auch Masken auf. Einfach zum Selbstschutz, aber auch um eben andere zu schützen. „Wir haben Handschuhe an und wir haben natürlich Desinfektionsmittel auch für uns dabei, das wir uns nachher nochmal reinigen können“, erklärt Stefan Wehrmann.

Ab nächster Woche kommt der Wärmebus fünf Tage die Woche zum Nordmarkt und zum U

Auf Wunsch der Stadt Dortmund werden die Stellen der Essenausgaben ab nächster Woche geändert. Scheinbar um Menschenansammlungen zu verhindern bzw. besser zu koordinieren und so die Gefahren durch das Corona-Virus so klein wie möglich zu halten.

Anlaufstellen für alle, die das Angebot des Wärmebus annehmen möchten, sind der Nordmarkt und der Parkplatz am Dortmunder U – in Sichtweite zum Gast-Haus. Montags bis freitags gibt es immer ab 17 Uhr, zwei Stunden lang, an beiden Orten parallel das Angebot des Wärmebusses: eine warme Mahlzeit, etwas zu trinken und Nächstenliebe.

Ab kommenden Montag, 30. März 2020, wird es am Gast-Haus morgens zwischen 9 und 11 Uhr Lunchpakete geben. Ebenso wie am Bruder-Josef-Treff. Hier aber nur zwischen 9 und 10 Uhr. Das Wichernhaus, das Streetwork-Programm des Jugendamtes und die Dortmunder Tafel ergänzen das Angebot weiter.

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Reaktionen

  1. Evangelische Kirche in Dortmund (Pressemitteilung)

    Evangelische Kirche in Dortmund unterstützt Aufruf der Diakonie
    Hilfe für Wohnungslose in der Corona-Krise

    Der Evangelische Kirchenkreis Dortmund unterstützt die gemeinsamen Nothilfe für wohnungslose Menschen, die aktuell gemeinsam von der Diakonie Dortmund und Lünen, dem Gast-Haus e.V. und dem Team Wärmebus (Malteser, kath. Stadtkirche, kath. Johannesges.) geleistet wird. Gemeinsam mit den helfenden Organisationen ruft der Kirchenkreis Dortmunderinnen und Dortmunder auf, die Nothilfe mit Spenden zu unterstützen.

    Menschen ohne Wohnung sind In der Corona-Krise besonders gefährdet. Viele sind körperlich geschwächt oder krank und ihnen fehlt die Möglichkeit, sich in die eigene Häuslichkeit zurückzuziehen. Gleichzeitig fallen derzeit viele ehrenamtliche Hilfsangebote und private Spenden weg.

    Das Diakonische Werk, die Hilfsorganisation der Evangelischen Kirche, leistet darum umfangreiche Nothilfe: Krankenschwestern der Diakonie stellen in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt die medizinische Versorgung der Wohnungslosen sicher. In einer Zentralen Beratungsstelle können Duschen und Schließfächer genutzt werden. Hier gibt es auch Schlafsäcke und warme Unterwäsche. Die Frauenübernachtungsstelle der Diakonie nimmt jederzeit wohnungslose Frauen – häufig auch mit Kindern – auf.

    Gemeinsam stellen jetzt Diakonie, Gast-Haus und Team Wärmebus die Essensversorgung von wohnungslosen Menschen in Dortmund sicher. Am Wichernhaus der Diakonie und am Gast-Haus werden ab kommendem Montag sieben Tage pro Woche morgens Kaffee und Lunchpakete ausgegeben. Gespendet werden die Lunchpakete von der Gastro-Initiative Dortmund. Der Wärmebus versorgt die Menschen jeden Abend auf dem Nordmarkt und am Parkplatz am U mit einer heißen Suppe, gespendet von der St. Johannesgesellschaft.

    Spenden sind willkommen unter dem Stichwort: Nothilfe Wohnungslose auf dem Konto:
    Sparkasse Dortmund, IBAN: DE90440501990001777777

  2. Erzbistum Paderborn (Pressemitteilung)

    Wärmebus weitet Einsätze aus

    Die Einschränkungen durch die Corona-Krise treffen wohnungslose Menschen besonders hart. Daher hat sich das Team des Dortmunder Wärmebusses entschlossen, die Einsätze auszuweiten. Bis auf weiteres werden an fünf Tagen in der Woche abends am Dortmunder U und am Nordmarkt Suppe und warme Getränke an Bedürftige ausgegeben.

    „So gibt es für die Obdachlosen wenigstens am Abend ein bisschen Kaffee, etwas zu trinken, eine Suppe und Brötchen“, sagt Stefan Wehrmann, der die Einsätze des Wärmebusses koordiniert. Getragen wird die Aktion von der Kath. St.-Johannes-Gesellschaft, den Maltesern Dortmund und der Katholischen Stadtkirche Dortmund.

    Zwei Fahrzeuge

    Zurzeit stehen für die Einsätze zwei Fahrzeuge zur Verfügung, die zeitgleich gegen 17 Uhr die beiden Anlaufstellen ansteuern. Menschenleere Fußgängerzonen und ein eingeschränktes Angebot der Hilfsdienste machen Wohnungslosen das Leben in dieser Zeit besonders schwer.

    Da ist die Freude groß, wenn es wenigstens am Abend etwas Warmes gibt. Zum Schutz vor Infektionen werden, anders als sonst, Suppen und Brötchen nicht direkt übergeben, sondern auf Tischen bereit gestellt. Die freiwilligen Helferinnen und Helfer sind mit Schutzmasken und Handschuhen ausgerüstet und Desinfektionsmittel steht bereit.

    Lunchpakete für Wohnungslose werden derzeit durch das Gast-Haus, das Wichernhaus und den Jordan-Treff ausgeben. Die Diakonie mit der Zentralen Beratungsstelle, das Streetwork-Programm des Jugendamtes und die Dortmunder Tafel ergänzen das Angebot weiter.

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