Die Neonazi-Splitterpartei „Die Rechte“ ist vor Ort Geschichte:

Neonazis gründen den NPD-Kreisverband unter dem Namen „Heimat Dortmund“ neu

Sascha Krolzig hier bei der Nazi-Kundgebung  zum Jahrestags des NWDO-Verbots, ist neuer Vorsitzender. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Ist es eine neue Stufe der Zusammenarbeit oder ein weitere Zeichen des Niedergangs? Die Neonazi-Splitterpartei „Die Rechte“ hat sich als neuer NPD-Kreisverband gegründet. Der Name: „Heimat Dortmund“. Bei der Partei „Die Rechte“ selbst tat sich zuletzt nicht mehr viel.

Die Dortmunder Neonazis dominieren den NPD-Kreisverband

Ein neuer Name für alte Botschaften.
Ein neuer Name für alte Botschaften. Foto: Screenshot Telegram

In einer Stellungnahme auf dem Telegram von „Die Rechte“ wurde die Neuigkeit kommuniziert. Auf den anderen Kanälen der Partei herrscht seit geraumer Zeit Funkstille. 

„Wir Dortmunder Aktivisten werden ab sofort unsere politische Arbeit unter dem organisatorischen Dach der NPD weiterführen und den strategischen Kurs der Partei zur Neuausrichtung unter dem Namen ‚Die Heimat‘ unterstützen.“

Indirekt räumen sie ein, dass ihre Arbeit als „Die Rechte“ mehr verfängt: „Doch wenn ein Schwert irgendwann stumpf wird und nicht mehr neu geschliffen werden kann, müssen wir es beiseitelegen und eine neue politische Waffe zur Hand nehmen“, teilen sie mit und geben die eigene Partei (zumindest in Dortmund) auf.

„Euer Grundgesetz ist unsere Waffe“ - die Neonazis verhöhnen die DemokratInnen.
„Euer Grundgesetz ist unsere Waffe“ – unter dem Schutz des Parteiengesetzes kamen die Kamerad:innen nach dem NWDO-Verbot in „Die Rechte“ unter. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Die von Christian Worch gegründet Partei „Die Rechte“ bot ihnen nach dem Verbot des „Nationalen Widerstands Dortmund“ durch den NRW-Innenminister vor zehn Jahren eine neue organisatorische Hülle und den Schutz des Parteiengesetzes. 

Da das Verbot der NPD wegen „fehlender Anhaltspunkte für eine erfolgreiche Durchsetzung ihrer verfassungsfeindlichen Ziele“ im Januar 2017 gescheitert war, sehen sie sich offenbar auf deren Ticket auf der sichere(re)n Seite. Außerdem war es der Partei „Die Rechte“ zuletzt nicht mehr gelungen, bei Wahlen anzutreten. Nun kehren sie der Splitterpartei den Rücken.

Sascha Krolzig ist Vorsitzender, Alexander Deptolla Vize

Alexander Deptolla ist Partei-Vize. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

„Seit einiger Zeit verfolgen wir die Pläne einer Mehrheit von Funktionären und Mitgliedern innerhalb der NPD, die Partei strategisch neu auszurichten, zeitgemäßer aufzutreten und mit der Umbenennung in ‚Die Heimat‘ ein deutlich sichtbares Zeichen für einen Neuanfang zu setzen“, heißt es weiter.

Ob dies gelingt, wissen sie offensichtlich selbst nicht. „Ob diese Ziele erreicht werden können, wird die Zukunft zeigen. Wir wissen einerseits um die teilweise verknöcherten und verkrusteten Strukturen in dieser seit über 50 Jahren bestehenden Partei, die wir in den letzten Jahren zurecht und wiederholt kritisiert haben. Andererseits erkennen wir aber auch die ehrlichen Bestrebungen eines großen Teils der Parteiführung, alte Zöpfe abzuschneiden und tatsächlich neuen Schwung in die Partei bringen zu wollen.“

Neonazi Matthias Deyda meldet sich bisher im Rat kaum zu Wort und stimmt häufig gemeinsam mit der AfD ab.
Neonazi Matthias Deyda meldet sich bisher im Rat kaum zu Wort und stimmt häufig gemeinsam mit der AfD ab. Jetzt tut er das unter neuer Flagge. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Am Wochenende hat sich der neue Kreisverband gegründet: An der Spitze stehen altbekannte Dortmunder Neonazis: Der frühere „Die Rechte“-Bundesvorsitzende und vielfach vorbestrafte Jurist Sascha Krolzig wurde mit großer Mehrheit zum Kreisvorsitzenden gewählt.

Ihm als Stellvertreter zur Seite steht Alexander Deptolla, der u.a. als Organisator von rechtsextremen Events wie dem „Kampf der Nibelungen“ bekannt wurde. Auch Ratsmitglied Matthias Deyda und die verblieben Vertreter in den Bezirksvertretungen werden ihre Mandate ab sofort unter dem Namen „Heimat Dortmund“ wahrnehmen. 

Statt den Buchstaben NPD setzt man auf „Heimat Dortmund“

So kündigt „Die Rechte“ auf ihrem Telegram-Kanal die Neugründung an.
So kündigt „Die Rechte“ auf ihrem Telegram-Kanal die Neugründung an. Foto: Screenshot Telegram

„Wir haben uns unsere Entscheidung gut überlegt und sind nach zahlreichen Gesprächen mit NPD-Funktionsträgern zu dem Ergebnis gekommen, das Angebot der Partei anzunehmen, die uns Dortmunder Aktivisten die Hand zur Zusammenarbeit gereicht hat“, heißt es in der Stellungnahme. 

„Als sichtbares Zeichen dafür, dass zu der organisatorischen und strategischen Neuausrichtung natürlich auch ein neuer Name gehören muss, verzichten wir in unserer Außendarstellung von Anfang an auf den Gebrauch der drei Buchstaben und werden öffentlich unter dem Namen ‚Heimat Dortmund‘ auftreten“, heißt es weiter.

Im Streit geht man zumindest offiziell nicht auseinander: „Wir bedanken uns bei allen gutwilligen Mitstreitern in der Partei ‚Die Rechte‘, mit denen wir die Partei mehr als zehn Jahre lang mitgestalten durften, allen voran bei dem Parteigründer Christian Worch, mit dem wir auch weiterhin als Kameraden eng zusammenarbeiten werden.“

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Reaktionen

  1. Nazi-Kameradschaft mit neuem Parteideckmantel (PM Autonome Antifa 170)

    Die Neonazis der verbotenen Kameradschaft „Nationaler Widerstand Dortmund“ (NWDO) sind der NPD beigetreten und agieren in Zukunft unter dem Namen „Heimat Dortmund“. Nach dem Verbot der Kameradschaft traten die Neonazis zuletzt als Partei „Die Rechte“ auf. Die Autonome Antifa 170 aus Dortmund schätzt den Übertritt als Etikettenwechsel ein und als Versuch, den Niedergang der rechten Szene der lezten Jahr aufzuhalten.

    Im Jahr 2012 war die Kameradschaft NWDO durch den Innenminister verboten worden. Auf das Konto der Neonazigruppierung gehen zahlreiche Angriffe auf Personen und Einrichtungen. „Die Neonazis suchten schon damals den Schutz einer Partei, um ihre verbotene Vereinigung fortzuführen und fanden die Kleistpartei „Die Rechte“, deren aktivsten Ortsverband sie in den letzten 10 Jahren bildeten,“ erläutert Kim Schmidt, Pressesprecherin der Autonomen Antifa 170. „In den letzten Monaten und Jahren ist es um die anfänglich sehr umtriebigen Parteigruppe jedoch ruhiger geworden. Während in den ersten Jahren die Aktivitäten des NWDO quasi nahtlos und in ähnlicher intensität fortgesetzt wurden, gelang es zuletzt nur noch selten, größere Versammlungen zu organisieren oder anderweitig öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen.“

    Der nun verkündete Übertritt zur NPD wäre vor einiger Zeit schwer vorstellbar gewesen. „Dass der ehemalige NWDO in die NPD Eintritt, ist eine bemerkenswerte Entwicklung. In der Vergangenheit war das Verhältnis der Dortmunder Nazis zu Gliederungen der Partei durchwachsen“, so Schmidt weiter. „Zwischen den Dortmunder Neonazis und dem NPD Kreisverband Unna-Hamm um Hans-Jochen Voß gab es zwar Zusammenarbeit, jedoch war der Kreisverband Dortmund der NPD im Jahr 2013 sogar Ziel von Angriffen auf seinen Vorsitzenden Matthias Wächter und Ratsmitglied Axel Thieme, die in der Szene dem NWDO zugerechnet wurden.“

    Die Annäherung erfolgt so auch mit einigen Abstrichen. „Den Namen NPD möchten die Kader des NWDO nicht führen. Stattdessen sehen sie sich als Teil eines Erneuerungsversuchs aus den Reihen der ältesten aktiven Nazipartei, die in Zukunft als „Die Heimat“ auftreten will. Entsprechende Änderungen im Online-Auftritt der Dortmunder Nazis wurden bereits vorgenommen“, berichtet Die Presseprecherin der Autonomen Antifa 170. „Ob es ihnen gelingt, den Niedergang der letzten Jahre mit diesem Schritt aufzuhalten, wird die Zukunft zeigen. Die Probleme des ehemaligen NWDO waren zuletzt weniger in der schlechten Inszenierung zu suchen. Vielmehr mangelt es den Kamerad:innen, die einst angetreten waren um Schwung in die (West)deutschen Rechtsaußen zu bringen, an Personal und Aktionsfähigkeit. Ob ein Etikettenwechsel diese Probleme löst, daran sind Zweifel angebracht.“

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