Von Silent Disco bis Sport - Stadt will nächtliche Angebote etablieren

Kontrolldruck: Nach einer Vielzahl von Straftaten ist es an der Kampstraße ruhiger geworden

Die mobile Videobeoachtung im Bereich der Kampstraße soll an Neujahr enden.
Die mobile Videobeoachtung im Bereich der Kampstraße in der Dortmunder Innenstadt soll an Neujahr enden. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Nachdem sich im Sommer die Raub- und Körperverletzungsdelikte in der Kampstraße gehäuft hatten, war der Bereich in den vergangenen Monaten bei Polizei und Ordnungsamt im Fokus. Neben der strategischen Fahndung, bei der Anwesende und Fahrzeuge anlasslos kontrolliert werden können, hatte die Polizei auch auf eine vorübergehende Videobeobachtung gesetzt.  Auch das Ordnungsamt erhöhte Präsenz und Kontrolldruck. Offenbar mit Erfolg. Die Zahl der Straftaten ist wieder deutlich zurückgegangen.

Kontrolldruck: Die Raubstraftaten gingen von 19 auf 3 zurück

Im Zuge der polizeilichen Maßnahmen ist ein deutlicher Rückgang der zuvor stark gestiegenen, schweren Straftaten (Raub auf Straßen, Wegen und Plätzen und Körperverletzungen) zu verzeichnen, wobei allein die Raubstraftaten von 19 (18.09.2022 – 02.11.1022) auf drei Taten (03.11.2022 – 18.12.2022) runtergegangen sind. Zudem konnten Haftbefehle erwirkt werden – auch gegen minderjährige Intensivtäter.

Polizeipräsident Gregor Lange, OB Thomas Westphal und Wirtschaftsfördererin Heike Marzen nahmen Stellung zur Lage an der Kampstraße.
Polizeipräsident Gregor Lange, OB Thomas Westphal und Wirtschaftsfördererin Heike Marzen nahmen Stellung zur Lage an der Kampstraße. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

„Es war gut, dass wir so schnell ins Handeln gekommen sind, weil wir so auf die Situation einwirken konnten“, zieht Polizeipräsident Gregor Lange eine (Zwischen-) Bilanz. „Schwerste Delikte, hohe Aggression, Einsatz von Waffen und jugendliche Tätergruppen“, hätten zum schnellen Handeln gezwungen. 

„Wir waren schnell und wir sehen, dass die Maßnahmen wirken. Wir werden Hand in Hand weitere Maßnahmen umsetzen“, kündigte Gregor Lange in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Oberbürgermeister Thomas Westphal und Wirtschaftsfördererin Heike Marzen an. Allerdings will die Polizei zum „normalen Handeln“ zurückkehren: Sowohl die Strategischen Fahndung (Beginn 30. September) als auch die Videobeobachtung (Beginn 24. November) werden am 1. Januar 2023 beendet.

Gemeinsam soll eine langfristige Perspektive entwickelt werden

„Stadt und Polizei arbeiten weiter Hand in Hand. Wir verstehen das als System und betrachten das nicht nur punktuell“, ergänzte OB Thomas Westphal. „Ich bin froh, dass die Polizei die Sondermaßnahmen zügig umgesetzt hat und es in die richtige Richtung ging.“

Heike Marzen mit einigen der „Dortmund Guides“ mit ihren Leucht-Rucksäcken.
„Dortmund Guides“ mit Heike Marzen: Sie sind mittlerweile auch im Bereich der Kampstraße und am Dortmunder U unterwegs. (Archivbild) Foto: Wirtschaftsförderung Dortmund

Doch das Engagement an der Kampstraße endet nicht, weil zwei polizeiliche Instrumente (vorerst) nicht mehr zum Einsatz kommen: „Von Anfang an war uns klar, dass nicht nur kurzfristig gehandelt werden muss, sondern es auch langfristig eine Perspektive braucht in der Nutzung des öffentlichen Raums. Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie wir weiter verfahren wollen“, so Westphal. 

Bereits jetzt wurde ein „niederschwelliges Angebot“ vorgeschaltet – die Stadt hatte die „Dortmund Guides“ als Ansprechpartner:innen für die Nachtschwärmer:innen zur Verfügung gestellt, die bereits im Bereich der Möllerbrücke und des Westparks erfolgreich im Einsatz waren. 

Die Guides sollen auch künftig im Bereich der Kampstraße unterwegs sein – da sie in einem ähnlichen Alter sind wie die Menschen, die dort auf der Straße Party machen, gibt es kaum Hemmschwellen. Um die Niederschwelligkeit noch zu verstärken, soll zeitnah ein Tee-Mobil zum Einsatz kommen. Der Testlauf mit einem stationären Angebot sei erfolgreich gewesen, berichtete Heike Marzen. Auch an Silvester werden sie im Einsatz sein.

Kampstraße als Erlebnisraum mit Silent Disco und Sportangebot

Im Frühjahr will man das Engagement im Bereich der Kampstraße noch verstärken und den Bereich als „Erlebnisraum“ weiter ausbauen. Mit Gastronomen und Clubbetreibern wolle man dort das Format „16plus“ anbieten, welches auch Menschen ab 16 Jahren ansprechen soll, die ansonsten nicht in die Clubs dürfen und daher auf der Straße Party machen. 

Der Platz von Amiens mit dem „neuralgischen Hinterhof“ war Hauptort der Kriminalitsdelikte.
Der Platz von Amiens mit dem „neuralgischen Hinterhof“ war Hauptort der Kriminalitsdelikte. Foto: Stadt Dortmund - Christoph Stemann

Außerdem sind Events draußen geplant – u.a. eine „Silent Disco“, wo die Menschen die Musik via Kopfhörer zu hören bekommen. Zudem wolle man die Kampstraße selbst im Außenbereich zu einer Sport- und Spielstraße ausbauen. 

„Power statt Gewalt“ sei die Maxime – man wolle „Kraft und Bewegung in Sport umsetzen“, kündigte der OB an. Mit Vereinen und Verbänden sei die Stadt bereits im Gespräch, wie man ein Mal im Monat ein entsprechendes Event anbieten könne. „Wir wollen Kinder und Jugendliche gezielt ansprechen und ein gezieltes Gegenprogramm machen“, sagte der SPD-Politiker mit Blick auf die gravierenden Auswüchse, Kriminalität und Gewalt der vergangenen Monate.

Ebenfalls in den Blick nehmen will man den Platz von Amiens mit seinem „neuralgischen Innenhof“ zwischen Kampstraße und Freistuhl, wo sich viele der Delikte abgespielt hatten. Hier müsse man sehen, „wie man das baulich gestalten kann. Erste Ideen wurden ausgetauscht. Wir müssen sehen, wie wir die Kampstraße als Ort der späten Events entwickeln können, der seinen Namen als Boulevard zu Recht trägt“, so Westphal. 

Hintergrund: Zahlen rund um die Polizeikontrollen

  • Zwischen dem 30. September und dem 18. Dezember 2022 überprüfte die Polizei an 654 Orten (innerhalb des Wallrings und am Dortmunder U) insgesamt 1577 Personen und 331 Fahrzeuge. 
  • 589 Personen erhielten Platzverweise, 23 wurden festgenommen. 
  • In 36 Fällen lieferte die Polizei die Tatverdächtige zur Gefahrenabwehr vorübergehend ins Gewahrsam ein. 
  • Die intensiven Kontrollen führten zu 100 Strafverfahren. 
  • Dazu kommen 275 Sanktionen nach Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung und 48 sichergestellte Gegenstände, darunter mehrere Messer sowie gefährliche Gegenstände (Schlagring/ Machete/ Pyro). 
  • Durch die Videobeobachtung wurden in dem Beobachtungszeitraum bisher insgesamt sieben Ermittlungsverfahren eingeleitet.
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  1. Videobeobachtung endet nach der Silvesternacht – Polizeipräsident: „Wir sorgen weiter für Sicherheit“ (PM)

    Nach fünf Wochen läuft am 1. Januar 2023 die Videobeobachtung in der Kampstraße in Dortmund aus. Die Polizei baut die fest installierten Kameras und einen Container nach dem letzten Betrieb in der Silvesternacht ab.

    „Das nordrhein-westfälische Polizeigesetz nennt für eine Videobeobachtung klare Voraussetzungen, da diese Technik einen Eingriff in das Grundrecht der Menschen darstellt. Für uns stand daher von Anfang an fest, dass die Videobeobachtung in der Kampstraße zeitlich begrenzt eingesetzt wird – und dass sie nur als Teil eines Gesamtkonzeptes funktionieren kann, das dank professioneller und engagierter Polizeiarbeit mit starker Präsenz und hohem Kontrolldruck sehr schnell zu Erfolgen führen musste. Mit den drei U-Haft-Beschlüssen und dem Rückgang der Straftaten sind diese Erfolge eingetreten. Der weitere Betrieb steht also in keinem Verhältnis zur aktuellen Kriminalitätslage. Die Verhältnismäßigkeit ist jedoch in allen Bereichen eine wichtige Grundlage für das Handeln der Polizei“, stellte Polizeipräsident Gregor Lange am Freitag (30.12.2022) klar.

    Hintergrund dafür ist ein deutlicher Rückgang der im Bereich der Kampstraße festgestellten Gewalt- und Raubstraftaten. An diesen Delikten maßgeblich beteiligte Tatverdächtige befinden sich nach intensiven Ermittlungen der Polizei auf der Straße und im Haus des Jugendrechts inzwischen in Untersuchungshaft.

    Mit dem Abbau der Videotechnik endet jedoch nicht der Kontrolldruck in der Kampstraße und in den anderen Bereichen der City. Polizeipräsident Lange: „Den Bürgerinnen und Bürgern und dem Handel versichere ich: Wir sind für Sie da. Wir sorgen weiter für Sicherheit.“

    Dafür im Einsatz sind Streifenteams, ein Schwerpunktdienst, die Fahrradstaffel, ein ziviler Einsatztrupp und die Kriminalpolizei – gemeinsam mit dem kommunalen Ordnungsdienst der Stadt Dortmund. Der Polizeipräsident: „Gespräche mit Bürgerinnen und Bürger haben uns gezeigt, dass unsere Arbeit sichtbar war und gut angenommen wurde. Diesen Erfolg werden wir im neuen Jahr absichern.“

  2. Vielfalt durch Einheit: Der Platz von Amiens präsentiert sich lebendig und liebenswert (PM)

    Skateboard-Rollen knallen auf den Asphalt, Spraydosen zischen an aufgebauten Staffellagen entlang und ein DJ legt dazu in einem DJ-Mobil auf. Der Platz von Amiens präsentierte sich am Samstag, 11. Februar, so wie sein Umfeld: bunt, aktiv und urban. Mit der Veranstaltung „Vielfalt durch Einheit“ erfolgte der Startschuss für eine Reihe an Veranstaltungen, die das gesamte Umfeld zwischen der Kampstraße, dem Hauptbahnhof und dem Museum für Kunst- und Kulturgeschichte aufwerten sollen.

    Gemeinsam die Situation nachhaltig verbessern

    Besonders das Umfeld der Kampstraße wurde in der jüngsten Vergangenheit in der Öffentlichkeit negativ wahrgenommen. Verschiedene Maßnahmen von Stadtverwaltung und Polizei sorgten dafür, dass sich der Bereich beruhigte. Diese Erfolge gilt es jetzt durch neue Nutzungen zu verfestigen und Veranstaltungen bilden dabei ein zentrales Element. So wird die Aufenthaltsqualität gesteigert und langfristig die Sicherheit erhöht.

    Oberbürgermeister Thomas Westphal zur Veranstaltung: „Wir wollen zeigen, dass der Platz von Amiens mehr kann, als nur ein dunkler Ort zu sein. Mit wenigen Mitteln kann hier eine Menge erreicht werden. Das wollen wir in Zukunft noch weiter ausbauen.“ Zur Steigerung der Sicherheit tragen die durch das Grünflächenamt der Stadt Dortmund gepflanzten und von einem externen Unternehmen illuminierten Bäume auf dem Platz von Amiens ebenfalls bei.

    Neue Wege der Kommunikation nutzen und etablieren

    Kommunikation spielt in diesem Zusammenhang ebenfalls eine entscheidende Rolle. Die Dortmund-Guides haben in Eigenregie ein Tee-Mobil namens „MEET&TEA“ gebaut, um so noch besser mit den Nachtschwärmern Dortmunds ins Gespräch zu kommen. Dieses wurde im Rahmen von „Vielfalt durch Einheit“ erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert. Die Mitmach-Graffiti-Aktion vom Kollektiv MoreThanWords, der „Musik-Imbiss“ vom Jugendamt und der Skate-Contest von angrenzenden Skate-Shop Club Mumbai Palais sorgten ebenfalls für Interaktion und Kommunikation zwischen den Menschen vor Ort.

    Jennifer Rickers, Fachbereichsleitung Marketing und Kommunikation der Stadt Dortmund, hat sich mit um die Organisation von „Vielfalt durch Einheit“ gekümmert. Für sie ist es entscheidend, dass alle Akteure mit ins Boot genommen werden: „So eine Veranstaltung kann nur funktionieren, wenn alle an einem Strang ziehen. Daher gilt der Dank heute nicht nur den Behörden und der Stadtgesellschaft, die eine tolle Vorarbeit geleistet haben. Der Dank gilt auch den Akteuren vor Ort, also dem Mercure Hotel, den Nightrooms, dem Club Mumbai Palais, dem Domicil, der CU Bar und Genuss Kult. Wir bleiben auch mit ihnen weiterhin im engen Austausch.“

    Weitere Veranstaltungen im Umfeld der Kampstraße sollen folgen.

  3. Polizei bittet um Zeugenhinweise nach schwerem Raub an der Kampstraße (PM)

    Auf der untersten Ebene an der Haltestelle Kampstraße – U 43 in Fahrtrichtung Wickede – ist es am Donnerstag (23. Februar) zu einem schweren Raub gekommen. Ein 23-Jähriger wurde verletzt. In diesem Zusammenhang sucht die Polizei Zeugen.

    Nach eigenen Angaben hielt sich der Dortmunder gegen 22:40 Uhr im Bereich einer Stützsäule an der Haltestelle auf. Plötzlich und vollkommen unvermittelt habe er einen Schlag gegen den Kopf bekommen und sei gegen die Säule gestoßen. Von dort fiel er auf den Boden. Hierbei verlor er einen Geldschein, der seiner Erinnerung zufolge von einem der Täter aufgehoben wurde. Im Anschluss flüchtete die etwa drei- bis fünfköpfige Tätergruppe vermutlich mit der U 43 in Richtung Wickede. Einer der Täter soll Schuhe der Marke Nike Air Max getragen haben. Ein Rettungswagen brachte den verletzten 23-Jährigen in ein Krankenhaus.

    Im Rahmen der Fahndung fuhren die alarmierten Polizisten zur Haltestelle Ostentor. In der Bahn sichteten sie eine Gruppe, die sie kontrollierten. Bei der Durchsuchung eines 15-jährigen Dortmunders fanden die Einsatzkräfte einen Teleskopschlagstock, den sie sicherstellten. Bei einem 20-Jährigen aus Dortmund entdeckten die Beamten mehrere Druckverschlusstüten mit augenscheinlichen Betäubungsmitteln sowie ein Springmesser. Beide Gegenstände wurden sichergestellt, entsprechende Strafverfahren eingeleitet.

    Zur weitergehenden Sachverhaltsklärung wurde der 15-jährige Tatverdächtige zur Wache gebracht. Nach Abschluss aller polizeilichen Ermittlungen übergaben die Polizisten ihn an seine Erziehungsberechtigten. Die Ermittlungen zur genauen Tatbeteiligung dauern an.

    Zeugen, die den Raub und die Täter beobachtet haben, und weitere Hinweise geben können, melden sich bitte bei der Kriminalwache der Dortmunder Polizei unter Tel. 0231/132-7441.

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