„Hoesch maritim“: Eine Sonderausstellung in der Nordstadt erzählt im Hoesch-Museum 120 Jahre Hafengeschichte

Hall-Anker verschiedener Gewichte der Dortmunder Union mit dem Leiter des technischen Büros, Ludwig (liks) und dem Betriebschef Martinwerk und Stahlgießerei Kollmeyer (rechts). Repro
Hall-Anker verschiedener Gewichte der Dortmunder Union mit dem Leiter des technischen Büros, Ludwig (links) und dem Betriebschef Martinwerk und Stahlgießerei Kollmeyer (rechts). Repro

Von Joachim vom Brocke

„Ohne Hoesch würde es in Dortmund wohl keinen Hafen geben“, meinte Wolfgang E. Weick, stellvertretender Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums. Doch die Verringerung der Transportkosten für Eisenerze, die zum Teil aus Schweden kamen, gab vor mehr als 160 Jahren den Anstoß für das gewaltige Projekt. Denn die am Rhein gelegenen Stahlwerk-Konkurrenten waren besser dran. Die Versorgung mit wichtigen Rohstoffen funktionierte für sie über See, Fluss und Bahn. Mit anderen Dortmunder Hüttenwerken sowie Bergbauunternehmen setzte sich schließlich Hoesch für den Bau des Dortmunder Hafens und des Dortmund-Ems-Kanals ein. Das war der Start für „Hoesch maritim“.

Sonntag vor 120 Jahren wurde Hafen eingeweiht – Textheft von Hans Wacha gibt vertiefende Einblicke

Präsentieren Hoesch maritim im Hoesch.Museum: Wolfgang E. Weick, Hans Wacha, Isolde Parussel. Fotos: Joachim vom Brocke
Präsentieren Hoesch maritim: Wolfgang E. Weick, Hans Wacha, Isolde Parussel. Fotos: Joachim vom Brocke

„Hoesch maritim“ ist auch der Titel einer neuen Sonderausstellung im Hoesch Museum an der Eberhardstraße, die von Stahlprodukten, Wasserwegen und Schiffsbau erzählt. Die Ausstellung eröffnet am Jahrestag der Hafeneinweihung vor 120 Jahren: am Sonntag, 11. August, 11 Uhr. Historische Ansichten und Gemälde des Hafens, alte Fotografien aus der Union-Vorstadt oder Modellschiffe zeigen das Arbeiten und Leben mit dem Wasser.

Die globalen und maritimen Verflechtungen von Hoesch lassen Teile einer Holzspundwand, kleine Anker oder eine Auswahl an Erzen aus aller Welt erahnen. „Vor dem Hoesch Museum stellt die Firma Anker Schröder noch einen großen schweren Schäkel auf“, freut sich Leiterin Isolde Parusell über das Entgegenkommen.

Zur Ausstellung selbst ist ein Textheft „Hoesch maritim“ und ein Fotoband „Streifzug durch 120 Jahre Dortmunder Hafen“ erschienen. Autor des Textheftes ist Hans Wacha, seit drei Jahren Mitglied im ehrenamtlichen Team des Hoesch Museums. Wacha ist kein gebürtiger Dortmunder, sondern in Bremen aufgewachsen: „Ich bin mit dem Tut-Tut der Dampfer groß geworden“, meinte er schmunzelnd. Intensiv befasste er sich mit der Hoesch maritim-Geschichte, durchstöberte alte Werkzeitschriften, durchforstete das Archiv. Herausgekommen ist eine 14-seitige und informative Schrift über den für Hoesch wichtigen Kanalbau.

4000 Menschen bauten den Dortmund-Ems-Kanal – große Bedeutung für Hoesch und andere Unternehmen

Über 4000 Menschen, darunter viele Italiener und Holländer, bauten den Dortmund-Ems-Kanal.
Über 4000 Menschen, darunter viele Italiener und Holländer, bauten den Kanal.

Nach Fertigstellung des Dortmund-Ems-Kanals belieferten Hoesch und etliche neu gegründete Unternehmen mit ihren Produkten die Handelsschifffahrt und Marine. Investiert wurde in Reedereien und Werftanlagen und sie halfen mit bei der Erweiterung der deutschen Kanalwege.

Nach vielen Verhandlungen erfolgte am 9. Oktober 1895 der erste Spatenstich. Mit Maschinenunterstützung bauten 4000 Menschen den Kanal. Ein Drittel waren italienische Maurer; hinzu kamen Holländer, die im Erdbau beschäftigt waren.

Zwei kleine Filme aus den 1950er Jahren geben einen Einblick in die Arbeit der Kanalschifffahrt. Im Mittelpunkt der Hafenabteilung steht die selten gezeigte Hoesch-Denkschrift aus dem Westfälischen Wirtschaftsarchiv, die 1894 mitauslösend für den Bau des Dortmunder Hafens war.

Handschriftlich wurde auf 16 Seiten festgehalten, dass ohne eine Anbindung an das Meer die Eisen- und Stahlindustrie im östlichen Ruhrgebiet nicht mehr konkurrenzfähig wäre.

Mehr Informationen:

  • Die Ausstellung Hoesch maritim wird am Sonntag, 11. August, 11 Uhr, eröffnet und ist bis zum 27. Oktober zu sehen. Geöffnet ist das Hoesch Museum dienstags und mittwochs von 13 bis 17 Uhr, donnerstags von 9 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.
  • Am Donnerstag, 5. September, findet um 18 Uhr ein Museumsgespräch statt. Unter dem Titel „Das Schiffshebewerk Henrichenburg und der Schleusenpark Waltrop“ gibt der Leiter des LWL-Industriemuseums in Waltrop, Dr. Arnulf Siebeneicker, einen Einblick in die Geschichte und Gegenwart des Schiffshebewerks.
  • Zur Ausstellung gibt es ein Textheft „Hoesch maritim“ und ein Fotoband „Streifzug durch 120 Jahre Dortmunder Hafen“.
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Reaktionen

  1. Hoesch-Museum (Pressemitteilung)

    Hoesch-Museum lädt zur Führung am Sonntag

    Die Anfänge der Eisen- und Stahlindustrie seit 1840, das Leben und Arbeiten der „Hoeschianer“ und der Strukturwandel – um diese Themen geht es in der öffentlichen Führung „Stahlzeit in Dortmund“ am Sonntag, 18. August, 14 bis 15.30 Uhr im Hoesch-Museum (Eberhardstr. 12).

    Originale Werkzeuge, authentische Objekte und interaktive Stationen lassen Vergangenheit und Gegenwart lebendig werden. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

    Die Führung kostet 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro. Der Eintritt in die Ausstellung ist frei.

    Auf den Spuren von Stahl und Eisen: Geführte Fahrradtour zur Hoesch-Geschichte

    Die Spuren von Stahl und Eisen in Dortmund mit dem Drahtesel erfahren – diese Gelegenheit bietet am Sonntag, 18. August, 11 Uhr das Hoesch-Museum. Die geführte Fahrradtour startet am Hoesch-Museum, Eberhardstraße 12, und geht zuerst exklusiv über das Gelände der ehemaligen Westfalenhütte, heute ThyssenKrupp. Danach führt die Tour zum PHOENIX See und über das Phoenix-West-Gelände zurück zum Hoesch-Museum. Dort findet zum Abschluss eine Kurzführung durch die Dauerausstellung statt.

    Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fahren teils entlang der ehemaligen Gleistrasse der Stahl- und Eisentransporte und über die Wege der ehemaligen Elias-Bahn. Die Strecke ist etwa 27 km lang. Die Fahrt dauert einschließlich einer Pause am PHOENIX-See drei bis vier Stunden. Die Tour unter der fachkundigen Leitung von Walter Gockel und Burkhard Brieskorn kostet 5 Euro pro Teilnehmer. Anmeldung im Museum unter Tel. 0231 / 844-5856.

    Die Teilnehmer benötigen verkehrstaugliche Fahrräder, müssen sich sicher im Straßenverkehr und in der City bewegen können und sollten Fahrradhelme tragen.

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