Grüne in Dortmund fordern ein Umdenken: Altflächen aufarbeiten, statt Freiräume für Gewerbegebiete verbrauchen

Die Westfalenhütte ist wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Archivbild: Alex Völkel
Das Areal der Westfalenhütte ist wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Archivbild: Alex Völkel

Die Grünen im Rat fordern die Verwaltung auf, bei der zukünftigen Entwicklung der Wirtschaftsflächen in Dortmund keine Freiflächen wie Groppenbruch, Buddenacker, Asseln-Süd und Osterschleppweg als Potenzialflächen für Gewerbegebiete auszuweisen. Stattdessen soll die Nachfrage nach Gewerbe- und Industrieflächen auf Altstandorte und Brachflächen gelenkt werden. Dafür soll sich die Stadt noch intensiver um die Beseitigung bestehender Restriktionen kümmern und dem Rat ein zielorientiertes Entwicklungsprogramm für diese Flächen vorlegen.

Gewerbeflächen und deren Bedarf gehen nach Ansicht der Grünen auseinander

„Aus unserer Sicht besteht keine Notwendigkeit, die Flächen Groppenbruch, Buddenacker und Asseln-Süd weiterhin als Gewerbeflächen  auszuweisen. Auch der Osterschleppweg muss als Grünfläche für die naturnahe Erholung, bzw. für die Landwirtschaft erhalten bleiben,“ sagt Grünen-Fraktionssprecherin Ingrid Reuter.

All diese Flächen seien ökologisch viel zu wertvoll, um sie als Gewerbeflächen zu nutzen. Zudem seien sie, wie bei den Flächen Asseln-Süd und Osterschleppweg der Fall, in Teilbereichen als ökologische Ausgleichsfläche ausgewiesen. „Dabei haben wir genügend Reserven – auch ohne wertvolle Böden vernichten zu müssen“, so Reuter.

Auch dem Areal der ehemalige Zeche Gneisen sehen die Grünen noch Potentiale. Foto: Leopold Achilles

So sei zum Beispiel noch längst nicht die gesamte Fläche der Hoesch-Sinteranlage, des Gewerbeparks Hansa und der Zeche Gneisenau vermarktet. „Hinzu kommen jetzt das ehemalige HSP- und das Knepper-Gelände“, erklärt die Grünen-Fraktionssprecherin.

Die Wirtschaftsförderung vermittele derzeit den Eindruck, dass Dortmund schon in nächster Zukunft nicht mehr über ausreichend Wirtschaftsflächen verfüge. „Das basiert das vor allem auf der Hochrechnung reiner Nachfragen von Interessenten. Dies bedeutet theoretisch, dass alleine eine telefonische Anfrage eines Logistikunternehmens ausreicht, einen hohen Flächenbedarf anzunehmen“, sagt Reuter.

Der in der Verwaltungsvorlage prognostizierten Nachfrage für insgesamt 170 Hektar Fläche pro Jahr stünden die im Schnitt lediglich 16 Hektar tatsächlich vermarkteter Gewerbeflächen pro Jahr gegenüber. „Das ist gerade mal ein Zehntel des suggerierten Bedarfs“, unterstreicht Reuter.

Aktuell gibt es im Stadtgebiet Dortmund 246 Hektar Angebots- und Potenzialflächen für Gewerbe- und Industrieentwicklung. Davon können 56 Hektar kurzfristig direkt vermarktet werden. Bei den restlichen 190 Hektar handelt es sich in Teilen um Industriebrachen, deren Verwertung nach umfassenden Aufbereitungs- und/oder Erschließungsmaßnahmen nach Auffassung der Grünen möglich ist.

Altflächen, Industriebrachen und interkommunale Zusammenarbeit

„Diese Altflächen müssen aus unserer Sicht jetzt vorrangig in Angriff genommen werden. Neben der dafür vom Land vorgesehenen Unterstützung sollte hierfür auch konsequent das Verursacher-Prinzip angewandt werden,“ erklärt Martina Stackelbeck, Mitglied der Grünen im Wirtschaftsausschuss.

Dies sollte nach Ansicht der Fraktion in dem zu erstellenden Entwicklungsprogramm aufgenommen werden. „Damit stünden für eine zukunftsweisende Gewerbe- und Industrieentwicklung in Dortmund und in der Region – und damit ist nicht die Logistikbranche gemeint, die viel Platz braucht und am Ende wenig qualifizierte Arbeitsplätze schafft – ausreichend Wirtschaftsflächen zur Verfügung“, so Stackelbeck.

Die Suche nach alternativen Freiflächen für Gewerbeansiedlung sieht die Grünen-Fraktion im Stadtrat kritisch. „Für uns ist der Freiflächenschutz ein wichtiger Faktor in der Stadtentwicklung. Bei der Ausweisung weiterer Gewerbegebiete sollte deshalb deutlich stärker über die Grenzen Dortmunds hinaus gedacht werden“, betont Stackelbeck. Die interkommunale Zusammenarbeit in der Gewerbeflächenplanung ist ist für die Grünen eine zukunftsweisende Aufgabe.

So verfügt die gesamte Metropole Ruhr über reichlich Brachflächen. „Ihre Nutzung ist ein wichtiger Beitrag, um Freiflächenverbrauch einzudämmen. Der Schutz von Freiflächen ist auch möglich, ohne die Ansiedlung neuer Unternehmen und eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung der Region zu behindern.“

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Reaktionen

  1. Fraktion Linke und Piraten

    Streit um Dortmunder Wirtschaftsflächen

    Die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN wird die SPD-Fraktion im Ausschuss für Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen dabei unterstützen, die Flächen Buddenacker und Osterschleppweg als geplante Gewerbegebiete fallen zu lassen. Auch die Idee, Wohnraum auf dem Gebiet des unwirtschaftlichen Gewerbegebietes Groppenbruch zu schaffen, hat nach Meinung der Linken & Piraten einen gewissen Charme. Eine Anbindung dieses Gebietes an Lünen-Brambrauer zu Erschließungszwecken erscheint hier durchaus machbar.

    Gleichzeitig stellt sich die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN gegen den Antrag der SPD-Fraktion im Wirtschaftsförderungsausschuss. Dort hatte die SPD gemeinsam mit der CDU-Fraktion angeregt, die genannten Flächen weiterhin als Gewerbegebiete im Flächennutzungsplan darzustellen.

    „Es herrscht offensichtlich Uneinigkeit in der Dortmunder SPD über den politischen Kurs. Will man weiterhin Politik mit der CDU für die Interessen der Wirtschaft machen – oder will man einen Kurswechsel und mehr Politik für die Menschen und deren Lebensqualität machen?“, fragt Fraktionssprecher Utz Kowalewski.

    Für die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN sind die genannten Gebiete aufgrund der Konfliktsituationen mit Wohnbebauungen einerseits und dem Umweltschutz andererseits für eine Wirtschaftsflächenentwicklung nicht geeignet. Stattdessen setzt die Fraktion auf eine Revitalisierung von ehemaligen Industrie und Gewerbeflächen wie die ehemalige HSP-Fläche in Hafennähe, die Westfalenhütte, die Fläche Knepper, die Gewerbefläche Werner Hellweg oder die mit Altlasten versehenen Flächen in Dortmund-Kurl, die sich für andere Nutzungen kaum eignen.

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