In der Nordstadt reichen die Plätze nicht - massives Bauprogramm

Für 5.485 Grundschulkinder wird nach den Sommerferien das Schulleben beginnen 

Der Schulstart ist aufregend: Doch das Prinzip „Kurze Beine – kurze Wege“ kann nicht immer eingehalten werden. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Das Schuljahr 2022/23 steht vor der Tür: Für voraussichtlich 5.485 Kinder wird nach den Sommerferien an den 88 Grundschulen das Schulleben beginnen. Aber nicht für alle Kinder dort, wo sie wohnen und zur Schule gehen wollen. Betroffen ist – mal wieder – die Nordstadt. Dort kommt man – trotz größter Anstrengungen – mit dem Planen und Bauen nicht hinterher. 

Gestiegene Bedarfe: Die Grundschulen müssen weiter ausgebaut werden

Grafik: Stadt Dortmund

Zum Schuljahr 2022/23 wird jede Grundschule in Dortmund mindestens eine Eingangsklasse bilden. Wo es räumlich möglich ist, werden an einigen stark nachgefragten Grundschulen zusätzliche Eingangsklassen gebildet. 

„Auch in diesem Jahr werden nicht alle Grundschulen alle angemeldeten Kinder aufnehmen können. Kindern, die an ihrer Wunschschule keinen Platz erhalten können, haben wir ein Alternativangebot in der Nähe ihres Wohnortes gemacht, erläutert Schuldezernentin Daniela Schneckenburger. 

„Um Nachfrage und Angebot langfristig auszugleichen, haben wir bereits die Zügigkeiten an einigen Grundschulen erhöht und planen den Bau neuer Grundschulen. Wo gegebenenfalls zusätzliche Angebote geschaffen werden müssen, prüfen wir stetig im Rahmen der Schulentwicklungsplanung“, so Schneckenburger. 

Zu wenig Platz in Albrecht-Brinkmann- und Oesterholz-Grundschule

Bunte Ballons ließen die Kinder der Oesterholz-Grundschule steigen, bevor die sanierte Turnhalle wiedereröffnet wurde. Nach fast zwei Jahren Bauzeit gab Oberbürgermeister Ulrich Sierau am 15.Januar 2015 die Halle ihrer Bestimmung zurück. Er dankte Schülerinnen un Schülern, Elternschaft und Kollegium für Geduld und Verständnis. Wegen Durchfeuchtung des Hallenbodens und daraus resultierendem Schimmelbefall war die Halle im Februar 2013 geschlossen worden. Die Sanierungskosten blieben mit 90 000 Euro deutlich unter den veranschlagten 120 000 Euro.
Bunte Ballons ließen die Kinder der Oesterholz-Grundschule steigen, bevor die sanierte Turnhalle wiedereröffnet wurde. Archivbild: Horst Müller für nordstadtblogger.de

Eine besondere Situation hat sich – wie bereits im Dezember 2021 berichtet – an den Grundschulen im Stadtbezirk Innenstadt-Nord ergeben. 60 Kinder, deren Eltern sie an der Albrecht- Brinkmann-Grundschule und der Oesterholz-Grundschule angemeldet haben, können ihre Wunschschule nicht besuchen. 

„Bedauerlicher Weise ist es aus Kapazitätsgründen nicht möglich, allen Schulanfänger:innen alternativ an einer anderen Grundschule im Stadtbezirk Innenstadt-Nord Schulplätze anzubieten“, so die Dezernentin.  

Die Stadt Dortmund bietet den Familien, deren Kinder nicht an den beiden oben genannten oder an einer anderen Grundschule im Stadtbezirk Innenstadt-Nord aufgenommen werden können, den sicheren Schulbus-Transfer zu drei Grundschulen in anderen Stadtbezirken an. 

Ausweichschulen in Eving und der Innenstadt-West

Jugend- und Schuldezernentin Daniela Schneckenburger.
Jugend- und Schuldezernentin Daniela Schneckenburger Foto: Anja Cord für Nordstadtblogger.de

„Die Ausweich-Schulen haben wir so gewählt, dass die Kinder dort ähnliche pädagogische Konzepte wie an ihren Wunschschulen vorfinden werden und die Schulen auch für die Eltern gut mit dem ÖPNV erreichbar sind“, erläutert Schuldezernentin Daniela Schneckenburger. 

Für die Kinder, die ursprünglich die Albrecht-Brinkmann-Grundschule besuchen wollten, werden Schulbusse zur Graf-Konrad-Grundschule in Eving und zur Petri-Grundschule im Klinikviertel fahren.

Für die Kinder, die an der Oesterholz-Grundschule nicht aufgenommen werden können, wird eine Buslinie zur Hohwart-Grundschule in Körne eingerichtet werden. Die Busse werden die Kinder jeweils an der Albrecht-Brinkmann- und an der Oesterholz-Grundschule abholen und nachmittags auch wieder dort hinfahren. 

Wie die Aufnahmezahlen zeigen, verzichten einige Familien auf den Bustransfer. Sie haben sich für andere Grundschulen in anderen Stadtbezirken entschieden.  Erfahrungsgemäß werden sich die Anmeldezahlen bis zum Beginn des Schuljahres noch verändern. Die genauen Zahlen stehen erst mit der Schulstatistik 2022/23 fest. Sie wird zum 15. Oktober 2022 veröffentlicht. 

In der Nordstadt verschärfen Zuzüge die angespannte Situation

Containerklassen auf engem Raum am Nordmarkt symbolisieren das Dilemma
An vielen Grundschulen müssen mobile Raumeinheiten helfen, um zusätzlichen Platz zu schaffen. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

Das Problem: Neben den „planbaren“ Schüler:innen-Zahlen – sie kommen nach ihrer Geburt in der Regel nach sechs Jahren in die Schule – gibt es es noch die „unplanbare“ Zahl von Schüler:innen. Damit sind die Kinder gemeint, die durch einen Zuzug nach Dortmund kommen. 

Von diesem Zuwachs ist die Nordstadt traditionell am stärksten betroffen. Hier ist seit 150 Jahren der Ankunftsstadtteil in Dortmund und der mit Abstand jüngste Stadtbezirk, wenn man auf das Alter der Bewohner:innen schaut. Dort steigen die Schüler:innenzahlen besonders schnell und stark.

„Bauen ist eine aufwändige Angelegenheit“, sagt die Dezernentin auch mit Blick auf die besonderen Restriktionen in der nördlichen Innenstadt. Denn dort, wo die meisten zusätzlichen Klassen und Schulen benötigt werden, ist die Bebauung besonders dicht. Es ist schwierig, zeitnah neue Bauflächen zu bekommen. 

Die ersten Neubauten in der Nordstadt haben bereits begonnen

Senol Muslu, der Vorsitzende des Gemüsegartenvereins „Yesil Bostan“. Foto: Alex Völkel
Der Gemüsegartenverein „Yesil Bostan“ muss für die neuen Sporthallen an der Burgholzstraße weichen. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Der Neubau einer zusätzlichen Grundschule in der Burgholzstraße hat bereits begonnen. „Ein zweiter Neubau steht noch planerisch aus, weil noch kein Grundstück realisiert werden konnte“, so Schneckenburger. Eine Option ist im Bereich des Borsigplatzes, wo an der Stahlwerkstraße ein neues Wohnquartier entstehen wird. „Darüber hinaus sind alle Standorte in Überarbeitung“, verweist sie auf das Sanierungs- und Ausbauprogramm.

Doch auch in anderen Stadtbezirken wird gebaut: „Seit 2021 konnten wir 12 Schulzüge mehr realisieren“, betont die Dezernentin mit Bezug auf das umfangreiche Bauprogramm. Die Nordstadt ist der am stärksten wachsende Stadtbezirk. Doch auch in der Innenstadt-Ost und in Hörde ist der Bedarf gestiegen, was vor allem an den Neubaugebieten liegt.


HINTERGRUND

Das sind die Schulbau-Planungen
für den Stadtbezirk Innenstadt-Nord 

Schulzentrum Burgholzstraße / Kielhorn-Förderschule

Die Kielhorn-Förderschule soll abgerissen und neu gebaut werden.
Die Kielhorn-Förderschule soll abgerissen und neu gebaut werden. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Der Abriss des ehemaligen Brüder-Krankenhauses an der Burgholzstraße 150 ist erfolgt. Auf den Flächen entstehen eine neue 4-zügige Grundschule, ein Neubau für die Kielhorn-Förderschule, der jedoch zuvor als Interim für die Nordmarkt-Grundschule dienen wird, eine Kita und ein Lager für die Stadtteilwerkstatt.

Die Projekte befinden sich in der Planung und werden voraussichtlich in 2025/2026 fertig gestellt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite Burgholzstraße 151 werden zwei Dreifach-Sporthallen errichtet. Der Baubeginn soll in 2022 erfolgen, um eine Fertigstellung in 2023 sicherzustellen. Dann werden die Neubauten bereits als Ausweichsporthallen benötigt. 

Libellen-Grundschule 

Anfang 2022 wird die Libellen-Grundschule auf die angrenzenden Freiflächen der Burgholzstraße 150 in mobile Raumeinheiten ausgelagert, damit das Bestandsgebäude aufgestockt und die Zügigkeit der Grundschule so dauerhaft um einen weiteren auf vier Schulzüge erhöht werden kann. Die Aufstockung wird in 2022 fertiggestellt. 

Diesterweg-Grundschule 

Der Abriss des ehemaligen Brüderkrankenhauses (Altbau der Anne-Frank-Gesamtschule) ist abgeschlossen. Foto: Alex Völkel
Der Abriss des ehemaligen Brüderkrankenhauses (Altbau der Anne-Frank-Gesamtschule) ist abgeschlossen. Die Flächen an der Burgholzstraße sind zentral für die Planungen. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Die aktuell dreizügige Diesterweg-Grundschule erhält ebenfalls einen weiteren Schulzug. Der Neubau wird im laufenden Schulbetrieb auf dem Grundstück errichtet. Zunächst wird in 2023 die Einfach-Sporthalle abgebrochen.

Der Neubau des Schulgebäudes entsteht dann auf der Freifläche und dem Sportplatz. Nach Fertigstellung wird das alte Schulgebäude abgebrochen. Auf der Fläche wird in einem weiteren Bauabschnitt eine Zweifach-Sporthalle gebaut.

Übergangsweise wird die Diesterweg-Grundschule die neue Halle an der Burgholzstraße 151 nutzen. Ab dem Schuljahr 2022/2023 benötigt die Schule weitere mobile Räumlichkeiten. Da auch die vorhandenen Einheiten für den Neubau versetzt werden müssen, soll eine kompakte zweigeschossige Anlage mit vier Modulen am Standort außerhalb des Baufeldes platziert werden. 

Grundschule Kleine Kielstraße 

Die leerstehende Tremonia-Schule soll für drei Jahre zum Interimsquartier für die Grundschule Kleine Kielstraße werden. Foto: Anja Cord
Die leerstehende Tremonia-Schule soll für drei Jahre zum Interimsquartier für die Grundschule Kleine Kielstraße werden. Foto: Anja Cord für Nordstadtblogger.de

Die Grundschule Kleine Kielstraße soll abgebrochen und ein Neubau auf dem Grundstück errichtet werden. Aufgrund der begrenzten Grundstücksfläche und der Restriktionen des Bestandsgebäudes können die Bedarfe durch eine Sanierung/Erweiterung nicht auf dem Grundstück realisiert werden.

Während der Bauphase wird die Grundschule in die Innenstadt-West ausgelagert. Dort wird zurzeit die ehemalige Tremoniaschule an der Langen Str. 84 hergerichtet. In 2023 soll der Einzug der Grundschule Kleine Kielstraße in das Interimsquartier erfolgen. Die bauliche Fertigstellung soll im 1. Quartal 2026 erfolgen. 

Nordmarkt-Grundschule 

Insgesamt 16 Container-Klassen wurden bisher in der Nordstadt aufgestellt - vier allein ander Nordmarktschule.
Die Nordmarktschule platzt aus allen Nähten. Leopold Achilles | Nordstadtblogger

Die Nordmarkt-Grundschule wird nach Fertigstellung der Interimsschule an der Burgholzstraße 150 in diese und in Teile der neuen Grundschule einziehen. Das Schulgebäude soll abgebrochen und neu gebaut werden. Dabei soll die Nordmarkt-Grundschule auch eine Zweifach-Sporthalle erhalten. Der Einstieg in die Planung soll in 2023 erfolgen. 

Anne-Frank-Gesamtschule 

Die Anne-Frank-Gesamtschule wird um zwei Schulzüge erweitert. Zur dauerhaften Bedarfsdeckung wird die aktuell von der Gesamtschule genutzte abgängige ehemalige Vincke-Grundschule abgebrochen, um auf der Fläche einen Erweiterungsneubau zu errichten. Während der Bauphase werden einzelne Jahrgänge in das Altgebäude der Lessing-Grundschule an der Gneisenaustraße ausgelagert. Ein Auszug in das Interimsquartier kann in 2023 erfolgen.

Schulzentrum Münsterstraße 

Die Sanierung des Helmholtz-Gymnasiums ist nur ein Baustein des komplizierten Vorhabens für das Schulzentrum Münsterstraße. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Alle drei Schulen des Schulzentrums Münsterstraße verbleiben am Standort Münsterstraße. Zunächst wird die Gertrud-Bäumer-Realschule auf dem Sportplatz neu errichtet. Ein Bauteil der Altgebäude wird abgebrochen und die Albrecht-Brinkmann-Grundschule wird auf dem freigewordenen Baufeld neu errichtet.

Das Helmholtz-Gymnasium kann nach Auszug der Gertrud-Bäumer-Realschule den verbliebenen Bauteil für die durch die Rückkehr zu G9 entstandenen Fehlbedarfe nutzen. Sobald die Albrecht-Brinkmann-Grundschule ausgezogen ist, wird das Gebäude abgebrochen und auf dem Baufeld eine Erweiterung für das Helmholtz-Gymnasium errichtet.

Final wird dann der verbliebene Bauteil der Gertrud-Bäumer-Realschule abgebrochen. Dort sollen dann die fehlenden (sechs) Sporthalleneinheiten entstehen. Eine bauliche Fertigstellung der einzelnen Projekte wird voraussichtlich zwischen 2026 und 2032 erfolgen.

Oesterholz-Grundschule 

Die Oesterholz-Grundschule soll auf einer Freifläche an der Stahlwerkstraße als fünfzügige Grundschule neu errichtet werden. Die Aufstellung des Bebauungsplans erfolgt aktuell. In der Zwischenzeit wird der nicht mehr nutzbare Schulpavillon abgebrochen werden, um mehr Schulhoffläche bereitstellen zu können. 

Neue Grundschule im Stadtbezirk Innenstadt-Nord 

Grafik: Stadt Dortmund

Nach Auszug der Kielhorn-Förderschule in die Interimsschule und der Verlagerung der Oesterholz- Grundschule an die Stahlwerkstraße stehen die beiden Grundstücke als Potenzialflächen für den Bau einer weiteren zusätzlichen Grundschule in der Innenstadt-Nord zur Verfügung. 

Mehr Informationen gibt es hier als PDF zum Download:

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Reaktionen

  1. Ingo St.

    Die Dortmunder Grundschulen müssen statt 20.000 Kinder des Geburtentals nun in 4 Jahrgangsstufen zukünftig rd 27.000 Kinder beschulen.
    Die Kinderzahlen sind um 20% gestiegen; in den Nordwärts-Gebieten um 30%, im Süden entsprechend weniger.
    Immerhin gibt es keinen weiteren Anstieg, aber das Level bleibt hoch. Und der Wohnungsbau soll für dauerhaften Nachwuchs sorgen.

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