Ein besonderes Ehrenamt: Klaus Wegener ist neuer Honorarkonsul von Ghana – Konsulat in der Nordstadt

Präsident Akufo Addo (Mi.) überreichte Klaus Wegener ((2.v.l.) die Urkunde - im Beisein von Wegeners Lebensgefährtin Marion Edelhoff 2.v.r.), Sandra Lagers (re.) und Emmanuel Peterson (li.).
Präsident Akufo Addo (Mi.) überreichte Klaus Wegener ((2.v.l.) die Urkunde – im Beisein von Wegeners Lebensgefährtin Marion Edelhoff 2.v.r.), Sandra Lamers (re.) und Emmanuel Peterson (li.). Fotos (5): privat

Das konsularische Korps in Dortmund ist wieder um ein Land reicher: Klaus Wegener, Präsident der Auslandsgesellschaft, ist jetzt offiziell als Honorarkonsul der Republik Ghana bestellt worden. Seine „Exequatur“ („Der Konsul möge sein Amt ausüben“), die einem Konsul vom Empfangsstaat erteilte Erlaubnis zur Ausübung der konsularischen Funktionen innerhalb seines Konsularbezirks, erhielt Wegener in der vergangenen Woche aus der Hand des Präsidenten von Ghana in Accra.

Mit der Vertretung für die Republik Ghana hat Dortmund wieder ein viertes Honorarkonsulat

Manfred O. Schröder (3.v.r.) war 54 Jahre lang Honorarkonsul von Ghana. Archivbild: Anja Kador

Das Ehrenamt wird auf Lebenszeit vergeben. Neben Hans-Jörg Hübner (Südafrika), Peter H. Voß (Slowenien) und Heinz Fennekold (Tschechien) ist Wegener damit formal gesehen derzeit der vierte ehrenamtliche Konsul in Dortmund. Daneben gibt es noch einen hauptamtlichen Konsul der Republik Italien in der östlichen Innenstadt.

Das tschechische Honorarkonsulat in Dortmund übt allerdings seit dem 28. Februar 2017 keine Konsularagenda mehr aus – Fennekold ist schwer krank und lebt vor allem in Portugal. Die früheren Honorarkonsuln von Österreich, Bangladesch und Griechenland haben in den vergangenen Jahren ihre Exequatur zurückgegeben. Entziehen kann man ihnen das Ehrenamt auch nach einem Regierungswechsel nicht.

Wegener tritt – indirekt – die Nachfolge von Manfred Schröder an. Dieser hatte bereits 2016 aus Alters- und Gesundheitsgründen nach 54 (!) Jahren seine Exequatur zurückgegeben. Klaus Wegener ist damit der konsularische Vertreter von 9160 Ghanaern in NRW.

Das westafrikanische Land gilt als politisch und wirtschaftlich besonders stabil

Afrika-Forum 2012
Das Deutsch-Afrikanische Wirtschaftsforum  wurde von Klaus Wegener initiiert. Foto: Winfried Labus

Bereits vor drei Jahren war Wegener gefragt worden, ob er diese Aufgabe übernehmen wolle. Nach kurzer Bedenkzeit hatte dieser zugesagt. Doch durch Neuwahlen und einen demokratisch vollzogenen Regierungswechsel hatte sich die Ernennung hingezogen. 

Wegener nahm dies mit stoischer Gelassenheit:  „Das ist ein beachtliches Merkmal, wenn es in einem afrikanischen Land einen normalen und friedlichen Regierungswechsel gibt – das zeichnet Ghana aus. Es gab dort einen demokratisch organisierten Wechsel“, berichtet der neue Honorarkonsul. Durch diesen Amts- und Machtwechsel wurden die Karten neu gemischt – es gab zahlreiche Wechsel in der Regierung und Verwaltung des westafrikanischen Landes. 

Zu Afrika hat Wegener ein besonderes Verhältnis: „Ich habe vor zwölf Jahren das Deutsch-Afrikanische Wirtschaftsform in Dortmund aus der Taufe gehoben. Es ist eine der größten wirtschaftspolitischen Veranstaltungen mit Afrika-Bezug in Deutschland“, sagt der Präsident der Auslandsgesellschaft nicht ohne Stolz. 

Honorarkonsul ist eine ehrenamtliche Aufgabe – von Visafragen bis zur Eheschließung

AGNRW-Präsident Klaus Wegener ist im vergangenen Jahr die Ehrenbürgerwürde der Stadt Dura verliehen worden.
Klaus Wegener pflegt vielfältige internationale Kontakte und wurde u.a. Ehrenbürger der palästinensischen Stadt Dura. Archivbild: Alex Völkel

Der Konsul (abgeleitet vom lateinischen Titel der höchsten römischen Staatsbeamten: consul ,Berater‘) ist eine Amtsperson, die offiziell von einem Entsendestaat zur Wahrung der Interessen seiner Angehörigen und seines Handels in einem fremden Land (Empfangsstaat) bestellt ist. 

Von den (politischen) Gesandten oder Botschaftern eines Staates unterscheidet sich der Konsul durch seine eher verwaltend als diplomatisch geprägte Stellung und Tätigkeit: Während der Diplomat die Interessen seiner Regierung gegenüber der Regierung einer fremden Macht zu vertreten hat, ist der Konsul vor allem den Interessen der Angehörigen des Entsendestaates im Empfangsstaat verpflichtet. 

Konsulate gelten daher nicht als diplomatische Vertretungen eines Staates, sie sind vielmehr Auslandsvertretungen eigener Art (konsularische Vertretungen). Typische konsularische Angelegenheiten sind Pass-, Visum- und Aufenthaltsfragen, Rechtshilfe und ähnliches.

Die Ernennungsurkunde wurde vom Präsidenten persönlich in Accra übergeben

Im pompösen Präsidentenpalast wurde die Exequatur vollzogen.
Im pompösen Präsidentenpalast in Ghanas Hauptstadt Accra wurde die Exequatur vollzogen.

Der neue gewählte Präsident von Ghana, Akufo Addo, war im Februar 2018 persönlich in Dortmund und hatte damals Nägel mit Köpfen gemacht.

„Er hat mir in der Kaffeepause auf die Schulter geklopft und gesagt, dass ich das machen soll“, berichtet er lachend. „Das passt zum Thema Auslandsgesellschaft. Und es ist ein Amt, wo du nicht nein sagen kannst. Es ist eine Ehre, das bekommst Du nicht alle Tage angeboten.“

Im Präsidentenpalast in Accra gab es in der vergangenen Woche ein Wiedersehen: Statt aus der Hand des Botschafters in Deutschland bekam Wegener seine Ernennungsurkunde von Präsident Akufo Addo überreicht. 

Neben Wegeners Lebensgefährtin Marion Edelhoff waren auch zwei ghanaische Aktivisten aus Dortmund, Sandra Lamers und Emmanuel Peterson bei dem formellen Akt im prunkvollen Präsidentenpalast dabei. Gemeinsam mit ihnen sollen auch vielgesellschaftliche Projekte entwickelt werden.

Das westafrikanische Land Ghana ist seit zwölf Jahren Partnerland von Nordrhein-Westfalen

Das Land setzt auf wirtschaftliche Beziehungen mit Europa. Es gibt vielfältige Kooperationsmöglichkeiten.
Das Land setzt auf wirtschaftliche Beziehungen mit Europa. Es gibt vielfältige Kooperationsmöglichkeiten.

Die Aufgabe – die der neue Honorarkonsul für Ghana in Nordrhein-Westfalen ausüben soll, wurde mit drei Worten umschrieben: „Business, Business, Business“, berichtet Wegener. Ghana gilt in Afrika als politisch besonders stabil und ist seit 12 Jahren das offizielle Partnerland von NRW in Afrika. 

„Wirtschaftlich ist das Land einigermaßen auf dem richtigen Weg. Es ist ein Tigerstaat – das kommende Land in Westafrika. Es gibt eine sehr große Start-Up-, Kunst- und Modeszene. Sie sind auf gutem Weg“, lobt Wegener „sein“ Land.

Die Ernennung des Dortmunders stieß zumindest in Ghana auf großes Interesse. Die „Tagesthemen“ in Ghana – die größte Nachrichten-Sendung des Landes, berichtete zwölf Minuten lang zur besten Sendezeit über Klaus Wegener und seine neue Aufgabe.

Wirtschaftsförderung als Schwerpunkt – 70 NRW-Firmen unterhalten bereits Beziehungen

In der Auslandsgesellschaft in der Nordstadt befindet sich das neue Honorarkonsulat. Foto: Alex Völkel

Er wird vor allem Kontakte zu Firmen aufbauen, denn Kooperationen und Investitionen sind für das Land von großer Bedeutung. „70 Firmen aus NRW sind bereits in Ghana aktiv, u.a. auch WILO aus Dortmund. Dieses Netzwerk auszubauen war immer der Wunsch“, skizziert Wegener die Stoßrichtung seiner neuen ehrenamtlichen Tätigkeit.

Sein Konsulat befindet sich – wenig überraschend – in den Räumen der Auslandsgesellschaft in der Nordstadt. Das Büro des Präsidenten in der fünften Etage ist damit exterritoriales Gebiet. Neben der Repräsentanz im Konsularbezirk NRW kann Wegener nun auch Eheschließungen vollziehen – zumindest dann, wenn beide Partner aus Ghana kommen und in NRW leben. 

Aber auch die konsularische Betreuung von ghanaeschen StaatsbürgerInnen – gehört dazu. Das gilt auch für solche, die in Abschiebehaft sitzen. Den ersten Fall hat Wegener bereits auf den Tisch bekommen. Das zuständige Amtsgericht hat ihn in seiner neuen Funktion bereits angeschrieben. 

„Diplomatische“ Mission für die Stadt Dortmund – Reaktivierung der Klimakooperation mit Kumasi angestrebt

Post aus Dortmund überbrachte Wegener in Kumasi - Ziel ist eine Klimakooperation.
Post aus Dortmund überbrachte Wegener in Kumasi – Ziel ist eine Klimakooperation.

Auch eine „diplomatische“ Mission für die Stadt Dortmund hatte Wegener bei seiner Reise nach Ghana unternommen. Er hatte ein Schreiben von OB Ullrich Sierau für dessen Amtskollegen in Kumasi im Gepäck. Sierau möchte die Klimakooperation wieder aufleben lassen.

„Ich hatte vor Ort ein zweistündiges Gespräch und die Vertreter von Kumasi auch zum Deutsch-Afrikanischen Wirtschaftsforum eingeladen“, berichtet Wegener. Der neue OB vor Ort biete mit seiner Kampagne „Keep Kumasi clean and green“  viele Anknüpfungspunkte für eine solche Kooperation mit Dortmund. 

Das Thema Müll und Umweltschutz will Wegener ohnehin auf seine Agenda nehmen. Denn das Thema sei eine der großen Schattenseiten Ghanas. „Sie haben ein massives Müllproblem, insbesondere mit Plastikmüll“, beschreibt der neue Honorarkonsul ein Handlungsfeld. 

Massives Problem mit Plasikmüll vor Ort und importiertem Elektroschrott aus Europa

Müll ist eine des drängendsten Probleme des westafrikanischen Landes.
Müll ist eines der drängendsten Probleme des westafrikanischen Landes.

Auch in der Hauptstadt Accra gebe es keine Kanalisation, der Müll, insbesondere Plastikmüll, finde sich auf Straßen, Flüssen und auch im Meer. „Sie bräuchten dringend ein Pfandsystem für Plastikflaschen“, skizziert er eine der Optionen. Doch bislang gebe es keine staatlichen Bestrebungen in dieser Richtung. 

Ein anderes Müllproblem hingegen ist nicht hausgemacht, sondern auch aus Europa importiert: das Land sei auch die Heimat der weltgrößten Elektroschrott-Müllkippe. Vor den Toren der Hauptstadt türmten sich Berge von Elektroschrott auch aus Deutschland. 

Unter menschenunwürdigsten Bedingungen hausten rund 6000 Menschen auf der Müllkippe, um Roh- und Wertstoffe aus dem Elektroschrott der Wohlstandsgesellschaft zu gewinnen. „Da wird der Wahnsinn der Welt sichtbar“, bedauert Wegener. Zwar sei mittlerweile die erste Recycling-Anlage errichtet worden. Doch bisher seien die Bestrebungen nur ein Tropfen auf den heißen Stein. 

Ghana wieder mit einem Honorarkonsulat in Dortmund vertreten  (Dortmund-Ghana) – Die Republik Ghana ist wieder mit einem Honorarkonsulat in Dortmund vertreten. Nachdem der langjährige Vorgänger Manfred Schröder 2016 sein Amt niedergelegt hat, wurde jetzt Klaus Wegener, Präsident der Auslandsgesellschaft, zu seinem Nachfolger ernannt. Der Staatspräsident von Ghana, Akufo-Addo übergab Wegener die Ernennungsurkunde am 22. Oktober in seinem Amtssitz in der Hauptstadt Accra. Ghana ist das offizielle Partnerland von NRW in Afrika. Es zeichnet sich durch stabile demokratische Verhältnisse und ein gesundes Wirtschaftswachstum aus.  Bild: Auslandsgesellschaft
Der Staatspräsident von Ghana, Akufo-Addo übergab Wegener die Ernennungsurkunde in seinem Amtssitz in der Hauptstadt Accra. Ghana ist das offizielle Partnerland von NRW in Afrika. Bild: Auslandsgesellschaft
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