„Die Parallelwelt“ – Erstmals eine Simultanaufführung vom Berliner Ensemble und dem Schauspiel Dortmund

Der Blick der Dortmunder ZuschauerInnen auf Die Parallelwelt. Foto: Gerd Wüsthoff
Der Dortmunder Blick auf die Parallelwelt, zeitgleich in Berlin und Dortmund. Foto: Gerd Wüsthoff

Von Gerd Wüsthoff 

Zwei Theater, zwei Bühnen, zwei Zuschauerräume, zwei Städte, eine bildgewaltige fantastische Geschichte eines Lebens, das sich selbst gegenübersteht, spiegelt und sich in einer endlosen Spirale weiter verzweigt. Eine Szenerie läuft in der Zeitlinie Rückwärts, während die zweite, parallele Aufführung sich vorwärts bewegt. Zu einem Zeitpunkt treffen sich die Zeitlinien. „Die Diskussion über Kleinste Teilchen – die zeitgleich an zwei Orten sein können, Paralleluniversen in der Literatur, die neuen Social Media, inspirierten mich zu diesem Stück“, sagt Kay Voges.

Premiere an zwei Häusern: Alles doppelt, alles zeitgleich – in Dortmund und Berlin

Bettina Lieder, Friederike Tiefenbacher, Andreas Beck, Merle Wasmuth, Oliver Kraushaar, Annika Meier, Owen Peter Read
Bettina Lieder, Friederike Tiefenbacher, Andreas Beck, Merle Wasmuth, Oliver Kraushaar, Annika Meier, Owen Peter Read. Fotos: Beate Hupfeld

Zwei siebenköpfige Schauspielensembles, auf zwei Bühnen in fast identischen Bühnenbildern und Kostümen, die zeitgleich ein Stück spielen, das von Berlin nach Dortmund und umgekehrt über eine extra angemietete Glasfaserkabel-Verbindung, das Schauspiel simultan überträgt, ist eine logistische und dramaturgische Herausforderung. Dies gilt zum einen für die SchauspielerInnen, als auch für den Regisseur. Voges pendelt derzeit täglich zwischen Dortmund und Berlin.

Bevor es letztendlich in den beiden Spielorten starten konnte, die Dramaturgie und Texte standen, waren die 14 SchauspielerInnen gemeinsam auf der Bühne zu den ersten Proben. Dann trennte man sich, um auf den Heimatbühnen weiter zu Proben. Für eine weitere gemeinsame Probe traf man sich wieder wie eine große Familie zu einem Fest.

Was den ZuschauerInnen erwartet sind zwei Ereignisse, die etwa Zeitgleich stattfinden. 420,62 Kilometer Luftlinie und die Zeitverschiebung unter der Lichtgeschwindigkeit sehen ZuschauerInnen in Dortmund das Stück auf der Bühne, und wie in einem überdimensionalen Fernseher darüber, was in Berlin auf der Bühne geschieht. Nur das sich die Handlungen gegenläufig zueinander bewegen. An einem Wichtigen Punkt im Leben auf der Bühne sind die Handlungen zeitgleich.

Interessantes Theaterexperiment: Sicherheiten, Realitäten geraten ins Wanken – Was ist Realität?

Merle Wasmuth, Owen Peter Read
Merle Wasmuth, Owen Peter Read.

Berlin erzählt von der Geburt bis zum Tod in chronologisch der Zukunft zugewandten Bühnen-Erzählung. Dortmund nimmt den Faden am Ende auf, um sich zur Geburt hin zu bewegen. In der Mitte des Bühnen-Lebens finden sich die Darsteller an einem gemeinsamen Punkt – der Hochzeit.

Und genau zu diesem Zeitpunkt tut sich ein Riss in der Raumzeit auf, als sich die beiden Festgesellschaften gegenüberstehen. Die Sicherheiten über das Dasein geraten ins Wanken – endgültig. Die Bilder der Wirklichkeit geraten ins Wanken – was ist Real?

Alles was messbar ist? Sind Traum und Fantasie die Realität? Leben wir in einer Matrix? Mit wem teilen wir den Raum und/oder die Zeit? Wo sind wir, beziehungsweise bin ich? Und wie viele sind ich? Welche Welträume teilen wir uns mit wem genau? Eine Frage, die sich kritisch auftut auf einem digitalisierten Erdball, der auf Einsen und Nullen zusammengeschrumpft ist.

Theatrale Parallelwelten: Wer bin ich? Und wie viele? In wie vielen Welten leben wir?

Kay Voges während der Refgiearbeit in Berlin
Kay Voges während der Regiearbeit in Berlin.

Was, wenn die uns bekannte Welt und ihre Menschen im Universum mindestens ein zweites Mal existiert? In großer Ähnlichkeit, nicht unbedingt gleich. Wie einzig sind wir also? Oder wie viele sind wir (das ich)?

Die Parallelwelten spielen mit der Vervielfältigung von Identitäten? Was ist Kopie, was ist Original? Die Parallelwelten sind eine überbordende Entgrenzung der Fantasie und ein kurzweiliger philosophischer Albtraum der Auflösung, zugleich eine Neuzusammensetzung der Welt, wie wir sie kannten.

Nach „Das goldene Zeitalter“ und „Die Borderline Prozession“ entwickeln Kay Voges, alexander Kerlin, Eva Verena Müller und die Teams aus Berlin und Dortmund, ein Theaterstück das die Ränder des Erzählens auslotet. Ein Stück das die Grenzen zwischen Film, Theater und Internet (das Netz) niederreißt und neue Möglichkeiten aufzeigt.

Weitere Informationen:

Termine zu „Die Parallelwelt“

  • Premiere: 20. September 2018, 19.30 Uhr
  • Sonntag, 28. Oktober 2018, 19.30 Uhr
  • Mittwoch, 31. Oktober 2018, 19.30 Uhr
  • Freitag, 16. November 2018, 19.30 Uhr
  • Freitag, 7. Dezember 2018, 19.30 Uhr
  • Samstag, 2. Februar 2019, 19.30 Uhr
  • Samstag, 23. Februar 2019, 19.30 Uhr
  • Sonntag, 28. April 2019, 19.30 Uhr
  • Mittwoch, 19. Juni 2019, 19.30 Uhr

Die Vorstellung am 26 September 2018 fällt aus organisatorischen Gründen in Berlin daher an beiden Orten aus. Tickets können zurückgegeben werden.

Eintritt von 12 Euro bis 33 Euro

Mehr Informationen: Schauspiel Dortmund

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Reaktionen

  1. Theater Dortmund (Pressemitteilung)

    Wieder Karten für „Parallelwelt“

    Wegen der großen Nachfrage geben das Berliner Ensemble und das Schauspiel Dortmund alle für diese Spielzeit geplanten Vorstellungstermine von „Die Parallelwelt“ in den Vorverkauf. Es kommen zu den bereits jetzt im Vorverkauf befindlichen Terminen folgende hinzu: 3. und 24. Februar, 24. März und 6. Juni.

    Der Vorverkauf für alle Termine beginnt am Dienstag, 4. Dezember. Wer nicht so lange warten möchte, kann sich jetzt schon Karten für die Vorstellung am 24. Januar sichern. Karten für 9,- bis 23,- Euro sind an der Vorverkaufskasse im Opernhaus (Platz der Alten Synagoge), unter 0231/50-27222 und http://www.theaterdo.de erhältlich.

  2. Theater Dortmund (Pressemitteilung)

    „Die Parallelwelt“ nominiert für Berliner Theaterpreis

    „Die Parallelwelt“ ist als eine von zehn Inszenierungen für den Friedrich-Luft-Preis der Berliner Morgenpost nominiert, der seit 1992 an Berliner Theaterproduktionen vergeben wird.

    Mit der Inszenierung von Kay Voges ist als Koproduktion von Schauspiel Dortmund und Berliner Ensemble zur Hälfte auch eine NRW-Bühne beteiligt. Zur Auswahl heißt es in der Morgenpost: „Regisseur Kay Voges wagt mit ‚Die Parallelwelt‘ ein tollkühnes Simultantheater-Experiment. (…) Die große Faszination dieses Abends besteht darin, dass er mit dem Verhältnis von Raum und Zeit auf der Bühne jongliert und dem Theater selbst dabei eine neue, bislang unbekannte Dimension verleiht.“

    Der Friedrich-Luft-Preis erinnert an den Berliner Feuilletonisten und Theaterkritiker Friedrich Luft (1911–1990) und ist mit 7500 Euro dotiert. Die Jury besteht aus acht Mitgliedern: Ernst Elitz (Gründungsintendant des Deutschlandradios), Jürgen Flimm (Regisseur und ehemaliger Intendant der Staatsoper), Lucy Fricke (Schriftstellerin), Martina Gedeck und Claudia Wiedemer (Schauspielerinnen), Katrin Pauly (Theaterkritikerin), Morgenpost-Redakteur Stefan Kirschner und Morgenpost-Kulturchef Felix Müller.

    Die Entscheidung wird Ende Februar bekannt gegeben, die Verleihung findet im Frühjahr statt. Alle Termine für „Die Parallelwelt“ sind bereits im Vorverkauf. Die nächsten Termine, für die es in Dortmund noch Karten gibt, sind: 24. Januar, 3. und 24. Februar. Die Karten (9,- bis 23,- Euro) sind erhältlich an der Vorverkaufskasse im Opernhaus (Platz der Alten Synagoge), unter http://www.theaterdo.de und 0231/50-27222.

  3. Schauspiel Dortmund (Pressemitteilung)

    „Die Parallelwelt“ erhält OPUS 2019

    Auszeichnung für Kay Voges‘ Inszenierung „Die Parallelwelt“: Die gemeinsame Produktion von Schauspiel Dortmund und Berliner Ensemble erhält den Deutschen Bühnenpreis OPUS 2019. Der renommierte Award für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Theater- und Bühnenproduktion wird alljährlich im Rahmen der Prolight und Sound in Frankfurt verliehen, der internationalen Messe der Technologien und Services für Entertainment, Media und Creative Industries.

    In der Begründung der Jury heißt es unter anderem: „Mit der Produktion geht Kay Voges konsequent den Weg weiter, den er schon vor vielen Jahren begonnen hat: Er entwickelt eine neue Theatersprache, indem er moderne Medien Teil des Inhalts werden lässt und diese in die Gesamtästhetik einbindet.“

    Die Preisverleihung findet am 4. April in Frankfurt statt. Karten für „Die Parallelwelt“ gibt es am Schauspiel Dortmund erst wieder für den 6. Juni an der Vorverkaufskasse im Opernhaus, unter http://www.theaterdo.de und 0231/50-27222.

  4. Schauspiel Dortmund (Pressemitteilung)

    Zur selben Zeit am anderen Ort: „Die Parallelwelt“ ist wieder da – in Dortmund und Berlin

    Zwei Theater, zwei Bühnen, zwei Zuschauerräume mit einem verdoppelten Publikum in zwei Städten – „Die Parallelwelt“ ist als Simultanaufführung am Berliner Ensemble und am Schauspiel Dortmund wieder ab 30. Oktober zu sehen. Die bildgewaltige Inszenierung von Schauspielintendant Kay Voges erzählt die fantastische Geschichte eines Lebens, von der Geburt bis zum Tod, gespiegelt an zwei verschiedenen Orten.

    Die zwei Schauspielensembles auf den Bühnen in Berlin und Dortmund spielen zeitgleich miteinander Theater. Sie sind, wie das Publikum, zugleich voneinander getrennt und doch in Echtzeit miteinander verbunden. Seit der Premiere vor einem Jahr war „Die Parallelwelt“ immer ausverkauft. Jetzt gibt es für die Wiederaufnahme am 30. Oktober (Beginn: 19.30 Uhr) noch Karten für 9 bis 23 Euro an der Theaterkasse im Kundencenter am Platz der Alten Synagoge, unter http://www.theaterdo.de und 0231/50-27222. Danach ist das Stück nur noch zwei Mal, am 16. und 17. November, zu sehen.

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