Wie steht es um die Zukunft der Handwerksbetriebe im Ruhrgebiet? In welchen Branchen werden die meisten Fachkräfte gesucht? Nach einer ersten gemeinsamen Publikation im vergangenen Jahr zum Thema Ausbildung haben die drei Handwerkskammern Dortmund, Düsseldorf und Münster gemeinsam mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) eine zweite Datenerhebung zur Fachkräftesicherung und -gewinnung vorgenommen. Mit Fokus auf das Thema der Betriebsübernahme wurden die Betriebsstrukturen des Handwerks in der Metropole Ruhr analysiert und im Bericht „Handwerksbetriebe in der Metropole Ruhr“ publiziert.
Bericht dient der Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Handwerk in der Region
„Die Daten zeigen, dass das Durchschnittsalter der Betriebsinhaberinnen und Betriebsinhaber im Ruhrgebiet relativ hoch ist“, erklären die Partner. Zahlreiche Betriebe müssten in den nächsten Jahren übergeben werden. Demgegenüber stehe eine deutlich niedrigere Auszubildendenzahl, heißt es weiter.
Dies lasse befürchten, dass einige Betriebe möglicherweise in naher Zukunft aufgegeben müssten, wenn man nicht gegensteuere. „Hier setzen die Aktivitäten der Kammern an. Sie halten ein breit gefächertes Beratungsangebot vor, u. a. zur Nachwuchssicherung, Existenzgründung und Betriebsübernahme.“ Das Handwerk sei eine wichtige Säule der Ruhr-Wirtschaft.
Im Rahmen des Berichts werde deutlich, dass man gemeinsam mit weiteren Akteuren der Metropole Ruhr an den Rahmenbedingungen für die zumeist kleinen und mittleren Betriebe des Handwerks arbeiten müsse, um die Branche noch zukunftsfester zu machen. Die ermittelten Daten würden dabei helfen.
Die wichtigsten Ergebnisse der Datenerhebung in Kürze
Das Friseurhandwerk macht mit etwa 4.100 Betrieben den größten Anteil der Handwerksunternehmen in der Metropole Ruhr aus. Den zweiten und dritten Platz belegen Kosmetiker (ca. 3.700 Betriebe) sowie Gebäudereiniger (ca. 3.500 Betriebe).
Elektrotechniker sowie Installateure und Heizungsbauer stellen jeweils etwa 2.200 bis 2.500 Betriebe. In diesen Branchen lässt sich auch bundesweit ein besonderer Fachkräftemangel beobachten, vor allem im Bereich Bauelektriker und Sanitär-, Heizungs- und Klimatechniker.
Auffallend ist die Diskrepanz in der Verfügbarkeit regionaler Handwerksbetriebe. Während in Städten wie Hamm, Bochum oder Dortmund beispielsweise auf einen Elektrotechnikbetrieb rein rechnerisch über 2.600 Einwohnerinnen und Einwohner kommen, sind es in ländlicheren Kreisen, wie etwa Wesel, nur ca. 1.500.
Dies lässt sich insbesondere auf die vom Handwerk geprägte Wirtschaftsstruktur sowie infrastrukturelle Faktoren in den ländlichen Gebieten zurückführen.
Alter der Inhaber:innen in ländlicher gelegenen Kommunen überdurchschnittlich
In der Metropole Ruhr machen die Klein- und Kleinstbetriebe den größten Teil der betrieblichen Struktur aus. Fast drei Viertel (73,8 Prozent) sind Alleininhaber oder Einzelfirmen. Etwa 21 Prozent der Betriebe sind als GmbH oder GmbH & Co. KG gemeldet.
Das durchschnittliche Alter der Betriebsinhaberinnen und -inhaber liegt bei 50,4 Jahren. Je nach Berufsfeld variieren diese Altersstrukturen. So sind die Inhaberinnen und Inhaber in gestalterischen Berufen, wie Fotografen, i. d. R. jünger (durchschnittlich 39,3 Jahre) als etwa Elektromaschinenbauer (durchschnittlich 61,3 Jahre).
In den Kreisen des Ruhrgebiets ist der Altersdurchschnitt ebenfalls eher überdurchschnittlich, wohingegen er in den Kernstädten eher unterdurchschnittlich ist.
Gemeinsame Arbeit am Masterplan „Mittelstand und Handwerk“
Seit 2018 vertreten die Handwerkskammern Dortmund, Düsseldorf und Münster sowie zehn Kreishandwerkerschaften in der AG „Handwerk Region Ruhr“ ihre politischen Positionen gemeinsam auf regionaler Ebene.
Um die positive Entwicklung des Handwerks in der Metropole Ruhr zu begleiten, sollen die relevanten Themen im Masterplan „Mittelstand und Handwerk“ zusammengeführt werden. Der Masterplan soll gemeinsam vom RVR und „Handwerk Region Ruhr“ bis 2025 fertiggestellt werden.
Alle Daten und Fakten: Handwerksbetriebe in der Metropole Ruhr
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