Bebauungsplan nördliche Speicherstraße: Erster Entwurf wird am 28. Oktober vorgestellt – Kritik von Hafeninitiative

Kommunale Vision der nördlichen Speicherstraße (Quelle: Büro COBE, Nordhavn / Kopenhagen)

„Höher, dichter, wirtschaftlicher“, so umschreibt die Dortmunder Hafeninitiative den ersten Entwurf des neuen Bebauungsplanes InN 246 – Hafenquartier Speicherstraße für die nördliche Speicherstraße, der am 28. Oktober 2020 Stadt Dortmund – coronabedingt in einem digitalen Format – präsentiert werden soll. Ihm zugrunde liegt der Entwurf des dänischen Architekturbüros COBE, das den von der Stadt ausgeschriebenen Wettbewerb gewann. Vom 2. bis zum 13. November 2020 können sich Bürger*innen im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung einbringen.

Hafeninitiative Dortmund sieht meiste Anliegen von Bürger*innen nicht in Planung berücksichtigt

Die Hafeninitiative repräsentiert einen Teil der Anwohner*innen und Nutzer*innen des Hafenareals, die sich kritisch gegenüber den Plänen der Stadt zur Aufwertung des Hafens zeigen. Die Initiative ist grundsätzlich der Meinung, dass Stadtplanung nicht nur durch kommerzielle Anbieter*innen und Expert*innen gestaltet werden kann, sondern Bürger*innen mit einbeziehen muss.

Kritik gegen die Neubaupläne an der Speicherstraße findet sich auch an Gebäuden. Foto: Alex Völkel

Die Wirtschaftsförderung und die eigens gegründete Entwicklungsgesellschaft d-Port21 schienen sich dieser Meinung anzuschließen und veranstalteten 2019 und 2020 mehrere Bürgerdialoge zum Thema.___STEADY_PAYWALL___

Bedauernd, so die Akteure der Hafeninitiative, wenn auch wenig überrascht, hätten sie feststellen müssen, dass die meisten Anliegen, die von Bürger*innen auf den Veranstaltungen gemacht worden seien, z.B. dass die Kleingartenanlage Hafenwiese unangetastet bleibt, sichere Nischen für freie Kulturszene und Gastronomie erhalten bleiben und ausreichend öffentlicher Raum für kreative Entwicklungen eingeplant wird, nicht berücksichtigt wurden.

Eine zusätzliche Verdichtung des Hafens durch mehr und deutlich höhere Gebäude und ein rückwärtsgewandtes Mobilitätsdenken, nach dem gleich zwei Autoparkhäuser für die Speicherstraße vorgesehen sind, entsprechen ebenfalls nicht den im Bürgerdialog formulierten Wünschen, so die Initiative. Auch der Aspekt des Klimaschutzes scheine keine besondere Priorität jenseits von Lippenbekenntnissen zu haben – Maßnahmen des Klimaschutzes, beispielsweise die Verwendung klimaneutraler Baustoffe, seien bislang offenbar ebenfalls nicht bedacht worden.

Brachgefallener Bereich der nördlichen Speicherstraße soll städtebaulich wieder nutzbar gemacht werden

Der Abriss der Hafenverwaltung an der Speicherstraße ist Teil des großen Neubaukonzepts. Foto. Alex Völkel

Die Stadt Dortmund verweist hingegen darauf, dass in mehreren Bürger*innen-Dialogen zum Hafen bereits informiert und diskutiert worden sei.

Geht es in der südlichen Speicherstraße zum größten Teil um den Umbau von Bestandsgebäuden, sollen im nördlichen Bereich vorrangig Neubauten errichtet werden, um den Bereich städtebaulich zu entwickeln und nicht zuletzt wirtschaftlich tragfähig zu vermarkten. Die Quartiersentwicklung und damit das neue Hafenquartier an der südlichen und nördlichen Speicherstraße wird in den nächsten Jahren unter dem Motto „beständig – digital – kreativ“ stehen.

Ziel der Planung und des nun beginnenden förmlichen Bebauungsplanverfahrens ist es, den in großen Teilen brachgefallenen Bereich der nördlichen Speicherstraße im Dortmunder Hafen städtebaulich wieder nutzbar zu machen und einer neuen Nutzung mit den Schwerpunkten Büro, Bildung, Gastronomie sowie Gewerbe zuzuführen. Über die geplante Freiraumstruktur soll der Planungsraum auch für öffentliche Nutzungen attraktiv werden und mit der Umgebung vernetzt werden.

Online-Bürger*innen-Dialog am Hafen zum Bebauungsplan „Hafenquartier Speicherstraße“

So könnte es in einigen Jahren – oder ein paar mehr – am Hafen aussehen. Quelle: DSW21

Am 28. Oktober 2020 wird die Stadt Dortmund den ersten Entwurf des neuen Bebauungsplanes InN 246 – Hafenquartier Speicherstraße für die nördliche Speicherstraße präsentieren; coronabedingt in einem digitalen Format. Dabei werden sowohl der Vorentwurf des Bebauungsplanes, der u.a. eine erste Aufteilung zwischen öffentlichen und privaten Flächen enthält, erläutert, als auch weitere Informationen zu der anschließend beginnenden frühzeitigen Beteiligung von Bürger*innen gegeben.

Interessierte können sich zu der Veranstaltung per Kontaktformular unter folgender Adresse anmelden: speicherstrasse.dortmund.de. Je nach Entwicklung des Infektionsgeschehens ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass die Veranstaltung sehr kurzfristig wieder abgesagt werden muss, teilt die Stadt über ihre Pressestelle mit.

Unabhängig von einer Teilnahme an der Informationsveranstaltung haben Interessierte während der frühzeitigen formalen Beteiligung die Möglichkeit, sich über Inhalte und Ziele des Bebauungsplanes zu informieren und ihre Anregungen einzubringen. Diese Phase findet vom 2. bis 13. November 2020 statt. Nähere Infos dazu in Kürze auf der Internetseite der Stadt Dortmund.

Akteure der Hafeninitiative kritisieren mangelnde Transparenz in dem Verfahren

Die Hafeninitiative wiederum kritisiert, dass die unpopulären Entscheidungen im jetzigen Entwurf nur versteckt in einer Vorlage des Rates zu finden gewesen seien. Planungsprozesse müssten dagegen transparent gestaltet werden.

Die Akteure fragen die Entwicklungsgesellschaft d-Port21 in diesem Zusammenhang: Wozu gibt es eine – auf ihren Druck hin – eingerichtete Internetseite, auf der aber die aktuellen Pläne nicht zu sehen sind? Warum werden Änderungen der Rahmenplanung von COBE hinter verschlossenen Türen vorgenommen und Entscheidungen nicht kommuniziert?

Nutzer*innen und Interessierte werden seitens der Initiative aufgefordert, sich bei der Aufstellung des Bebauungsplanes vom 2. bis 13. November einzubringen und Einwendungen abzugeben.

Weitere Informationen:

  • Über aktuelle Änderungen des Entwurfes von COBE; hier:
  • Digitale Infoveranstaltung am 28. Oktober 2020 um 18 Uhr; hier:
  • Informationen zur Hafeninitiative: www.hafeninitiative.de

 

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Reaktionen

  1. AndiDO

    „z.B. dass die Kleingartenanlage Hafenwiese unangetastet bleibt, sichere Nischen für freie Kulturszene und Gastronomie erhalten bleiben und ausreichend öffentlicher Raum für kreative Entwicklungen eingeplant wird, nicht berücksichtigt wurden.“

    Was ja so nicht stimmt. Das Problem von jeglichen Initiative ist und bleibt die Unfähigkeit Kompromisse zu verstehen. Da wird immer nur gefordert. Auch irgendwie egoistisch, immerhin soll die ganze Stadt vom Hafen profitieren, nicht nur eine Initiative vor Ort.

    Und die Kleingartenanlage bleibt unangetastet, Herr Walter bleibt, Umschlagplatz (obwohl von Anfang an offen temporär angelegt) bleibt, Speicher100 bleibt, Projektspeicher bleibt. Was genau ist also das Prolem

    • Auswärtsspiel

      Ein neues Hafen-Quartier Speicherstraße könnte durchaus vom Flair der untergegangenen Arbeit, dem Brüchigen und Randständigen leben – und von und mit den bisherigen Nischen-Initiativen. Der geplante „Campus“ überbaut und übertüncht das Alte vollständig, wie schon im Dortmunder U. Alles wird schön, glatt, kontrolliert – und seelenlos. Das Konzerthaus im Brückstraßen-Viertel hat dieses nicht gerettet, nicht einmal stabilisiert. Es ist aufgesetzt, überfrachtet, ein Ufo-Fremdkörper. Flair kann Dortmund nicht. Nur die Fortsetzung einer ästhetischen Sicht auf Arbeits- und Lebenswelten die nichts aufnehmen, sondern nur abwickeln kann.

  2. Grüne rufen zur Beteiligung an der Planung der Speicherstraße auf (PM)

    Grüne rufen zur Beteiligung an der Planung der Speicherstraße auf

    Ein Quartier für alle – unter diesem Motto soll die Speicherstraße am Hafen allmählich neue Gestalt annehmen. Während im südlichen Abschnitt schon gebaut wird, ist seit Montag ein Entwurf für den Bebauungsplan des nördlichen Teils veröffentlicht.

    Die Speicherstraße am Hafen ist eines der prominentesten Stadtentwicklungsprojekte Dortmunds. Zwischen dem angrenzenden Wohngebiet und dem weiterhin industriell genutzten Hafen soll ein neues urbanes Quartier mit Büros, Gewerbe und Gastronomie entstehen. Ankerpunkte im nördlichen Teil sind unter anderem eine Berufsschule und ein Hochhaus für das Dortmunder Systemhaus (dosys).

    „Grundsätzlich halten wir eine Aufwertung des Hafengebiets für positiv- davon können starke Entwicklungsimpulse für die Nordstadt ausgehen“, so Hannah Sassen, GRÜNE Ratsvertreterin im Hafenquartier. „Es gibt aber auch Herausforderungen , die in diesem frühen Planungsstadium berücksichtigt werden müssen. Wir GRÜNE sehen vor allem Defizite bei der Mobilitätsplanung. Es sind zwei riesige Parkhäuser vorgesehen, aber die Anbindung des Areals mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder die Einbindung in Rad- und Fußwegenetze sind dürftig.“

    Leander Schreyer, ebenfalls GRÜNER Ratsvertreter im Hafenquartier, ergänzt: “Wir möchten, dass die neue Speicherstraße auch ein Vorzeigequartier beim Klimaschutz wird. Dachbegrünung und Photovoltaik werden zwar erwähnt, es fehlen aber konkrete Vorgaben zur Nutzung erneuerbarer Energien, Vorgaben zu nachhaltigen Bauweise und weitere Maßnahmen. Beispielsweise auch zur Verbesserung des Stadtklimas mittels Vorgaben zur Fassadenbegrünung. Im Hinblick auf die Belebung des Gebiets und die aktuellen Wohnungsbedarf sollte auch die Errichtung von Wohnungen kein Tabu sein. Von Seiten der Städtischen Planung sind neue Planungsansätze und mutigere Konzepte wünschenswert, um mit entsprechenden Immissionsschutz auch Wohnraum zu realisieren und für eine urbane Nutzungsmischung zu sorgen.“

    Die Bauleitplanung steht noch am Anfang. Derzeit läuft bis zum 15. November eine Bürger*innenbeteiligung, in der alle Anregungen, Beschwerden und Vorschläge der Dortmunder*innen gesammelt werden. Diese Anregungen fließen in die weiteren Planungen mit ein. Die Nordstadt-GRÜNEN rufen alle Anwohner*innen und Interessierten auf, ihre Anmerkungen und Wünsche für das neue Gebiet dem Stadtplanungsamt gegenüber mitzuteilen, um an der weiteren Entwicklung aktiv mitzuwirken.

    Die Pläne und ein elektronisches Formular für eine Stellungnahme finden sich auf den Webseiten der Stadt Dortmund, der Link: https://www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/planen_bauen_wohnen/stadtplanungs_und_bauordnungsamt/stadtplanung/bauleitplanung/bebauungsplanung/aktuelle_offenlagen/index.jsp

    Alternativ kann die Stellungnahme auch per Mail an die Adresse „speicherstrasse@dortmund.de“ gesendet werden.

    „Es ist wichtig, dass möglichst viele Menschen ihre Standpunkte äußern“, ergänzt Hannah Sassen. „Wir GRÜNE werden ebenfalls ausführlich Stellung nehmen und Lösungsvorschläge im Sinn einer nachhaltigen ökologischen und sozialen Entwicklung der Speicherstraße machen. Jede Eingabe wird zusammen mit der Stellungnahme der Verwaltung den politischen Gremien zur Entscheidung vorgelegt.“

    Leander Schreyer zieht ein eher optimistisches Fazit. „Eine hohe Beteiligung zeugt von hohem Interesse der Anwohner*innen. Es ist auch ein Signal an mögliche Investoren, dass sie nicht an den Menschen vor Ort vorbei planen können und rein finanzielle Interessen in den Vordergrund stellen.“

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