Urbanes Leben ist das, was zwischen den Gebäuden stattfindet

Zweites „TRANSURBAN Residency“-Wochenende mit Skatesession, Live-Musik und Stadtgespräch

Ortsanalyse mit Oliver Langbein und der Skateboardinitiative Dortmund. Foto: Luisa Gehnen

Mit dem Stadtgespräch I zum Thema „Mallinckrodtbrücke – Was war? Was ist? Was kommt?“ hat die TRANSURBAN Residency in Dortmund vergangenen Sonntag ihre erste Diskursveranstaltung erfolgreich absolviert. Viele interessante Gesprächspartner*innen waren zu Gast und haben gemeinsam mit Studierenden der TU und FH Dortmund die Potenziale dieses „Nicht-Ortes“ analysiert. Nun startet am morgen, Freitag, 27. August, das zweite aktive TRANSURBAN-Wochenende in Dortmund und alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen. Das ausführliche Programm der TRANSURBAN Residency in Dortmund finden Interessierte als pdf-Datei im Anhang des Artikels.

DIY-Skatepark „Utopia“ hat gezeigt, wie Stadt mitgestaltet werden kann

Am Freitagabend steht unter dem Titel „Mukke & Drinks“ von 18 bis 22 Uhr eine Skatesession mit Live-Musik auf dem Programm. Mit dabei sind die lokalen Bands „Bongbongbeerwizards“, „Wright Valley“ und „THRUFALL“, die mit Doom, Sludge und Punk für den richtigen Soundtrack sorgen werden.

Der temporäre DIY-Skatepark „Utopia“ am Dortmunder U war sehr beliebt. Foto: Leopold Achilles

Am Sonntag geht es dann ab 15 Uhr mit dem „Stadtgespräch II & Ortspotenziale“ weiter. Utopia – dieser temporäre DIY-Skatepark am Dortmunder U hat die Stadt und die Skate-Szene verändert. Es ist eine neue Offenheit in der Szene aber auch in der Stadtgesellschaft entstanden. Wie Stadt mitgestaltet werden kann, wurde bei Utopia eindrücklich an einem der zentralsten Orte der Stadt gezeigt. 

Das Projekt Utopia knüpfte dabei an die lange Dortmunder Skate-Tradition an. Gerade erleben Skaten und die DIY-Parks aber auch einen generellen Hype. Trotz oftmals illegaler Ansiedlung entfalten die Parks eine enorm positive Wirkung auf die Lebensqualität der Stadtbewohner*innen.

Wie schaffen die unterschiedlichen Akteure den Spagat zwischen legalen und illegalen Strukturen der Skate-Parks? Wie sehen die Skateparks der Zukunft aus? Welche Rolle spielt hier auch die didaktische Aufarbeitung vom Skaten für Bildungsinstitutionen?

Blick in die Urbanisten-Werkstatt im Union-Gewerbehof. springfeldtprofifoto.com

Diesen und mehr Fragen soll beim zweiten Stadtgespräch am Sonntag auf den Grund gegangen werden, um das Verständnis für das DIY-Skaten und andere Raumkonzepte zu vermitteln, zum Mitmachen zu inspirieren und gleichzeitig mehr Raum und Ressourcen für Skaten und insbesondere auch das DIY-Skaten zu generieren.

Am Gespräch beteiligen sich unter anderem Benjamin Büscher (Institut für Sport und Sportwissenschaft, TU Dortmund), David Skaliks von der Skateboardinitiative Dortmund und Dr. Veith Kilberth (LNDSKT, Planungsbüro für Skateparks). Moderiert wird die Veranstaltung von Viola Schulze Dieckhoff (die Urbanisten e.V. | TU Dortmund, Raumplanung).

Beide Veranstaltungen finden in der Huckarder Straße 122-181, an der Emscher unter der Mallinckrodtbrücke statt.

Common Space: Lebenswerte Gestaltung des öffentlichen Raums 

Auch in Dortmund kommen im Rahmen der TRANSURBAN Residency interessante Akteur*innen zusammen. TRANSURBAN versteht sich als Impulsgeber, als vernetzender Akteur zwischen Städten, Initiativen und Programmen. TRANSURBAN initiiert Foren für Austausch, städteübergreifende Diskurse und künstlerische Verhandlungen öffentlicher Räume.

Der Programmort unter der Mallinckrodtbrücke. Foto: Luisa Gehnen

Was ist urbane Kunst und in welchem Spannungsverhältnis steht sie zu Stadtraum und -gesellschaft? Was macht den öffentlichen Raum lebenswert und wie lässt er sich über Stadtgrenzen und Disziplinen hinweg denken und gestalten?

In der Plattform wirken die Idee und Modelle des Common Spaces, eines gemeinschaftlich gestalteten und genutzten öffentlichen Raumes: Ort städtischen Lebens, in dem wir Meinungen, Ideen und Botschaften platzieren und Möglichkeiten entstehen lassen können.

„Architekten und Stadtplaner beschäftigen sich vor allem mit Raum, und die Rückseite der Medaille – das Leben – wird dabei oft vergessen. […] Urbanes Leben ist das, […] was zwischen den Gebäuden stattfindet: das komplexe und vielschichtige Leben, das sich vor unseren Augen im öffentlichen Raum, seinen Straßen, Durchgängen und Plätzen abspielt“, so Architekt Jan Gehl.

Das Aktionsgebiet liegt in Dortmund zwischen den Stadtbezirken Innenstadt-West, der Nordstadt und Huckarde sowie am Rande des Kreativ.Quartiers Unionviertel. Unterhalb der Autobahnzubringer-Brücke Mallinckrodtstraße und umgeben von der Verkehrsachse Huckarder Straße sowie einem Abschnitt der renaturierten Emscher bildet dieser Ort einen sehr besonderen Transitraum.

Im Rahmen von Urbane Künste Ruhr und dem Emscherkunstweg sind hier bereits die Landschaftsarchitektur Kunstpause (Atelier le Balto, 2016) und die akustische Installation Zur Kleinen Weile (Raumlabor, 2016) und damit erste Aneignungs- und Transformationsprozesse entstanden. 

Der für die künstlerische Intervention dedizierte Ort – typisch für die Stadtlandschaft Ruhr – ist gekennzeichnet durch Brüche und Kontraste, steht aber in seiner starken Durchflechtung von ökologischer und verkehrlicher Infrastruktur stellvertretend für die sich im Umbruch befindlichen Räume des Unionviertels, der Stadt Dortmund und des Ruhrgebiets im Ganzen.

Weitere Aktionen und Veranstaltungen bis Mitte September

Bisher ist dieser „Nicht-Ort“ neben den zwei künstlerischen Positionen durch Graffiti-Kunst geprägt. Von Mitte August bis Mitte September wird hier nun aber – in Kooperation mit dem lokalen Partner die Urbanisten e.V. – ein kreativer Parcours von Interventionen und Zukunftsvisionen entstehen. 

Skate-Künstler Roberto Cuellar. Foto: TRANSURBAN

Protagonist der Kunst-Residenz ist Skate-Künstler Roberto Cuellar, der, gemeinsam mit der Skateboardinitiative Dortmund, eine skatebare Skulptur gestaltet und errichtet. Diese wird auch nach Ende der TRANSURBAN Residency Dortmund an dem Ort verbleiben und dauerhaft nutzbar sein. 

Dazu werden diverse Volunteers, lokale Forscher*innen und Studierende der Fachhochschule Dortmund (Fachbereich Architektur, Design und angewandte Sozialwissenschaften) sowie der Technischen Universität Dortmund (Fakultät Raumplanung) in den Gestaltungsprozess einbezogen, um den Raum künstlerisch zu erforschen, umzugestalten und für Dritte erlebbar zu machen.

Recycling, Upcycling und das Nutzen nachhaltiger Rohstoffe sind zentrale Schlagworte in der Entwicklung der Skulptur. Es entsteht ein Ort für Kultur und Möglichkeiten, der zum Verweilen und zur Aneignung urbanen Raums einlädt. Die Residenz wird Besucher*innen jeden Freitag ein Kulturprogramm bieten sowie jeden Sonntag zu Stadtgesprächen mit unterschiedlichen Schwerpunktthemen einladen.

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Weitere Informationen:

Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:

Mit Kunst zu mehr Nachhaltigkeit: „TRANSURBAN Residency“ findet dieses Jahr in Dortmund und Gelsenkirchen statt

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