Arbeitslosenquote steigt auf 11,2 % - Endspurt bei der Ausbildung

Ukrainische Geflüchtete kommen auf dem Arbeitsmarkt und in der Arbeitslosenstatistik an

Die Arbeitslosenzahlen in Dortmund im Juli 2022 und im Vergleich zu den Vorjahren.
Die offizielle Zahl von Arbeitslosen in Dortmund im Juli 2022 und im Vergleich zu den Vorjahresmonaten. Grafik: Agentur für Arbeit Dortmund

Die Zahl der arbeitslosen Menschen in Dortmund stieg im Juli 2022 spürbar an. Mit 35.849 gemeldeten Arbeitslosen waren 2.006 Personen mehr arbeitslos als im Vormonat. Der weitaus größte Anteil entfällt auf den Rechtskreis des Jobcenters – denn das ist seit Juni für die Geflüchteten aus der Ukraine zuständig. Die Zahl der „anderen “Arbeitslosen im Jobcenter bewegt sich ungefähr auf Vorjahresniveau.

Saisontypischer Anstieg der Arbeitslosigkeit – Geflüchtete schlagen in den Zahlen durch

„Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit in den Sommerferien ist durchaus saisontypisch: Auch und gerade junge Menschen, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben und im Ausbildungsbetrieb nicht übernommen werden, sind hier zu erwähnen. Aber auch Arbeitsmarktmaßnahmen zur Beschäftigung und Qualifizierung laufen oft im Sommer aus und deren Teilnehmende werden wieder als arbeitsuchend gemeldet“, erklärt Heike Bettermann.

Heike Bettermann ist Chefin der Agentur für Arbeit in Dortmund.
Heike Bettermann ist Chefin der Agentur für Arbeit in Dortmund. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

„Sorge bereitet uns allerdings die verlangsamte Dynamik am Arbeitsmarkt; die Arbeitgeber sind sehr verhalten mit der Stellenbesetzung und der Bestand an Arbeitslosen steigt“, so Chefin der Arbeitsagentur Dortmund.

Gleichzeitig ist mit leichter Verzögerung die Ankunft der ukrainischen Geflüchteten auf dem Arbeitsmarkt auch in Zahlen sichtbar. Der signifikante Zuwachs der Gesamtarbeitslosigkeit resultiert zu über 90 Prozent aus Zugängen im SGB II, also im Jobcenter.

„Hier werden seit Anfang Juni die aus der Ukraine geflüchteten Frauen und Männer betreut und sukzessive erfasst. Wir gehen davon aus, dass sich der Zuwachs an Arbeitslosmeldungen in den kommenden Wochen weiter fortsetzen wird“, so Bettermann weiter.

Der Anstieg der registrierten Arbeitslosigkeit setzt sich fort

Dr. Regine Schmalhorst ist Geschäftsführerin des Jobcenters in Dortmund.
Dr. Regine Schmalhorst ist Geschäftsführerin des Jobcenters in Dortmund. Foto: Anja Cord für Nordstadtblogger.de

„Im Juli ist die Zahl der Menschen, die Leistungen vom Jobcenter beziehen, erneut gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat betreuen wir 1.844 Menschen in 459 Bedarfsgemeinschaften mehr. Der Anstieg war erwartbar und ist in erheblichem Umfang durch die Arbeitslosen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit, die seit Juni in den Rechtskreis SGB II überführt werden, bedingt. Die Zahl der Arbeitslosen im Jobcenter bewegt sich damit auf Vorjahresniveau“, erklärt Dr. Regine Schmalhorst, Geschäftsführerin des Jobcenters Dortmund.

Die Gesamtsituation am Arbeitsmarkt schätzt sie aus Jobcenter-Sicht jedoch als weiterhin stabil ein. Ein Anhaltspunkt dafür sei die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die auf gleichen Niveau verblieben sei. „Bei einer Krise sind langzeitarbeitslose Menschen als Erste betroffen. Der Bestand der Langzeitarbeitslosen im Jobcenter fällt aber weiterhin über zehn Prozent geringer aus als im Vorjahr. Zum Vergleich: Im Juli letzten Jahres waren noch 1.682 mehr Menschen in Dortmund von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen“, so Schmalhorst.

Im Juli wurden 35.849 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Davon waren 7.609 Personen bei der Arbeitsagentur und 28.240 Menschen beim Jobcenter Dortmund gemeldet. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 2006 Personen oder 5,9 Prozent gestiegen. Die Arbeitslosenquote für alle bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen steigt auf 11,2 Prozent (Juli 2021: 11,6 Prozent).

Auch die Unterbeschäftigungsquote steigt an und liegt bei 14,0 Prozent

Arbeitslosigkeit ist kein starrer Block. Vielmehr herrscht durch die Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit viel Bewegung. In der Stadt Dortmund wurden im Juli 7.043 Männer und Frauen erstmals oder erneut arbeitslos registriert. 1.620 Personen davon kamen aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 252 Personen mehr als im Vormonat.

5.063 meldeten sich im Juli bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter aus der Arbeitslosigkeit ab. Von ihnen beendeten 1.232 Menschen ihre Arbeitslosigkeit wegen der Aufnahme einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 73 Personen weniger als im Vormonat.

Allerdings gibt es mehr Menschen ohne Arbeit als in den Arbeitslosenzahlen erfasst: In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGB III und SGB II) gelten, weil sie beispielsweise wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.

Die Unterbeschäftigung ist in diesem Monat weiter gestiegen. Insgesamt sind im Juli 46.357 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 1.159 Personen mehr. Die Unterbeschäftigungsquote steigt im Vergleich zum Vormonat leicht auf 14,0 Prozent.

1.383 Ukrainer:innen waren im Juli arbeitslos gemeldet

In der Berswordthalle befindet sich „MigraDO“ - die Anlaufstelle für Geflüchtete aus der Ukraine.
In der Berswordthalle befindet sich „MigraDO“ – die Anlaufstelle für Geflüchtete aus der Ukraine. Foto: Roland Gorecki für die Dortmund-Agentur

Zum Qualifizierungsstand der Geflüchteten aus der Ukraine kann das Jobcenter zum jetzigen Zeitpunkt erst wenig Angaben machen. „Für die Menschen und uns ist wichtig, dass der Übergang vom Asylbewerberleistungsgesetz in das SGB II reibungslos verläuft und es gerade bei den finanziellen Fragen keine Lücke gibt. Dies ist bisher gut gelungen“, zieht Regine Schmalhorst eine Zwischenbilanz.

Im ersten Schritt stehe für alle Jobcenter zunächst die Leistungsgewährung im Vordergrund. Erst im zweiten Schritt kämen die Menschen in die Arbeitsvermittlung, die sie bei der Suche nach Sprachkursen, Kinderbetreuung, Beschäftigung und ggf. Qualifizierungsmöglichkeiten unterstützt. In diese Phase kommen die Jobcenter allerdings jetzt erst.

Die Datenlage zu vorhandenen Kenntnissen und Fähigkeiten (Qualifizierungsstand) werde deshalb von Monat zu Monat besser. Im Berichtsmonat Juli waren im Jobcenter Dortmund 1.383 Ukrainerinnen und Ukrainer arbeitslos gemeldet. Im Juni waren es 287 Personen.

Jugendarbeitslosigkeit steigt an – Weiter rückläufige Arbeitskräftenachfrage

Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Die Jugendarbeitslosenquote ist im Vergleich zum Vormonat auf 8,8 Prozent gestiegen. Im Juli waren damit 3.158 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 358 Personen mehr als im Vormonat. Der Zuwachs fällt etwas höher aus als in den Jahren vor Corona. Auch hier zeigt sich die Zurückhaltung der Unternehmen, die junge Beschäftigte im Anschluss an ihre Ausbildung nicht übernehmen.

Im Juli ist die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften im Vergleich zum Vormonat deutlich gesunken. Insbesondere die Energiekostenproblematik und Lieferengpässe belasten die Dortmunder Unternehmen, die von Personalneueinstellungen derzeit eher Abstand nehmen. Der Agentur für Arbeit wurden im aktuellen Berichtsmonat 609 neue Stellen gemeldet. Das sind 81 Stellen weniger als im Juni und 566 weniger Stellenmeldungen als im Vorjahresmonat.

Der aktuelle Stellenbestand hat sich mit 5.635 offenen Stellen im Vergleich zum Vormonat nur wenig verändert. Im Jahresvergleich liegt er mit einem Plus von rund 1.585 Stellen deutlich höher als im Krisenjahr 2021.Den höchsten Stellenbestand verzeichnen Unternehmen aus den Bereichen der freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen, gefolgt vom Handel und dem Gesundheits- und Sozialwesen.

Der Dortmunder Ausbildungsmarkt geht auf die Zielgerade

Im Jugendberufshaus arbeiten Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt Dortmund Hand in Hand.
Im Jugendberufshaus arbeiten Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt Dortmund Hand in Hand. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Der erste große Starttermin ins neue Ausbildungsjahr steht unmittelbar bevor, aber noch ist viel Bewegung im Ausbildungsmarkt. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung bestätigt, dass viele junge Menschen noch unentschlossen sind. Auch in Dortmund sind zahlreiche Jugendliche noch auf der Suche, und die Unternehmen melden 1.628 noch unbesetzte Ausbildungsplätze.

Die Zahl der insgesamt gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen seit Beginn des Berichtsjahres liegt Ende Juli bei 3.416. Dies sind im Vorjahresvergleich 9,6 Prozent weniger. Seit Oktober 2021 meldeten sich 3.298 Jugendliche bei der Berufsberatung als Bewerber oder Bewerberin. Das sind 223 Jugendliche oder 6,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Besetzung offener Ausbildungsstellen wird daher für die Unternehmen schwieriger.

„Der Ausbildungsmarkt geht derzeit in den Endspurt, und noch ist für viele junge Menschen, aber auch für viele Unternehmen auf der Suche nach Auszubildenden alles offen. Betrachtet man die Gesamtzahl der Bewerberinnen und Bewerber und die Zahl der insgesamt ausgeschriebenen Ausbildungsplätze, ergibt sich vermeintlich ein ausgewogenes Bild: Auf 100 betriebliche Berufsausbildungsstellen kommen 99 Bewerberinnen und Bewerber“, berichtet Heike Bettermann.

„Doch wenige Tage, bevor am 1. August viele Jugendliche in die Ausbildung starten, stehen jedem noch unversorgten Bewerber und jeder Bewerberin rein rechnerisch zwei bislang unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Das bedeutet: Für alle Suchenden stehen die Chancen, kurzfristig noch einen Ausbildungsplatz zu finden, so gut wie nie. Ihnen rufe ich zu: Jetzt gilt es, die eigene Zukunft auf eine solide Basis zu stellen. Unsere Berufsberaterinnen und Berufsberater helfen allen, die noch unschlüssig sind“, appelliert die Chefin der Arbeitsagentur.

Mehr Informationen: Alle Zahlen und Fakten gibt es als PDF zum Download: Arbeitsmarktreport Juli 2022

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Reaktionen

  1. Transformation prägt Arbeitswelt: Arbeitsagentur Dortmund beteiligt sich an landesweiten Thementagen (PM)

    Qualifizierung von Beschäftigten ist in der Transformation des Arbeitsmarktes ein Schlüssel zum Erfolg. Wie dies erreicht werden kann, zeigen die Agenturen für Arbeit in NRW im Rahmen einer Veranstaltungsreihe bis zum 7. September mit Partnerinnen und Partnern am Arbeitsmarkt auf. Auch die Agentur für Arbeit Dortmund ist dabei und nimmt die aktuellen Entwicklungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln unter die Lupe.

    Arbeitsagentur unterstreicht gemeinsame Herausforderung

    „Wir befinden uns mitten im Übergang zu einer neuen Arbeitswelt. Veränderungen aufgrund der Digitalisierung, des demografischen Wandels, der Auswirkungen des Klima- und des Strukturwandels sehen wir in vielen Berufen schon heute. Das stellt Beschäftigte und Arbeitsuchende, aber auch Unternehmen und nicht zuletzt uns als Arbeitsmarktdienstleister vor große Herausforderungen. Darüber stehen wir mit Netzwerkpartnerinnen und Netzwerkpartnern vor Ort in Dortmund seit Langem in engem Dialog. Die landesweite Aktion der Arbeitsagenturen unterstreicht die Bedeutung des Themas und bestätigt uns darin, diesen Austausch in einer Reihe von Veranstaltungen fortzuführen und zu intensivieren“, erklärt Heike Bettermann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Dortmund.

    „Wir sprechen diesmal vor allem mit Multiplikatoren, also Vertreterinnen und Vertretern aus Handwerk, Industrie und Handel sowie von Gewerkschaftsseite und Bildungsträgern. Unsere Informations- und Beratungsangebote für Beschäftigte und Arbeitsuchende werden die einzelnen Themenfelder der Transformation sukzessive in eigenen Veranstaltungen aufgreifen.“

    Das Dortmunder Netzwerk im Dialog

    Der Auftakt steht in Dortmund unter der Überschrift „Fachkräfte finden, binden und qualifizieren“: Am 24. August lädt das Bündnis für Fachkräfte Westfälisches Ruhrgebiet in die Handwerkskammer Dortmund, um in Vorträgen und Workshops Lösungswege für den immer drängenderen Fachkräftemangel zu diskutieren. Am 29. August haben Bildungsträger und Unternehmen die Gelegenheit, bei einem „Tag der offenen Tür“ mit den Beratungsfachkräften über das Angebot des von Arbeitsagentur und Jobcenter Dortmund gemeinsam betriebenen Beratungsbüros planQ ins Gespräch zu kommen. Eine weitere Veranstaltung der Agentur für Arbeit im planQ richtet sich am 31. August gezielt an Dortmunder Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Betriebs- und Personalräte sowie Personalverantwortliche: Auch hier wird es um die vielfältigen Möglichkeiten der Mitarbeiterqualifizierung und der beruflichen Weiterbildung gehen.

    Digitales Angebot für Beschäftigte und Arbeitsuchende

    Am 6. September bietet die Arbeitsagentur Dortmund von 10 bis 12 Uhr für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Region unter dem Motto „Berufliche Neuorientierung – wie kann sie gelingen?“ eine digitale Veranstaltung an. Im Fokus steht die Gestaltung von beruflichen Veränderungsprozessen von der Entscheidungsfindung bis zur Umsetzung: https://bit.ly/3w0prap

    Landesweites Angebot steht Interessierten offen

    NRW-weit laden die Agenturen für Arbeit im Aktionszeitraum zu zahlreichen digitalen Veranstaltungen für interessierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein, wie zum Bespiel:
    „Berufliche Karriere aber nachhaltig bitte!“
    „Arbeiten 4.0 – wie arbeiten wir morgen?“
    „Durchblick im Weiterbildungsdschungel“

    Auch digitale Informationsveranstaltungen für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber werden angeboten, so u. a.:
    „Arbeitswelt im Wandel – Chancen der Digitalisierung“
    „Qualifizierung für Beschäftigte bei voller Kostenübernahme durch die
Agentur für Arbeit“

    Ein Überblick über Veranstaltungen und Angebote ist hier zu finden:
    http://www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-nrw/transformation

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