Über neurechte Netzwerke, Studentenverbindungen und die AfD

Tradition und Rechtsextremismus: „Deutsche Burschenschaft“ bei „Jagd und Hund“-Messe

Viele leidenschaftliche Jäger:innen besuchen die Dortmunder „Jagd und Hund“-Messe. Foto: Karsten Wickern

Ende Januar startet in Dortmund die Messe „Jagd und Hund“. In diesem Jahr hat die extrem rechte „Deutsche Burschenschaft“ angekündigt, dort einen Stand betreiben und die Messe mit „Verbandsbrüdern“ besuchen zu wollen. Die „DB“ ist bestens vernetzt in neurechten Strukturen, doch den Betreibenden der Dortmunder Westfalenhalle sind die Hände gebunden.

„Ehre, Freiheit, Vaterland“: Die „Deutsche Burschenschaft“ als Korporationsverband

Die Deutsche Burschenschaft (DB) ist ein Dachverband von Burschenschaften in Deutschland und Österreich. Heute ist sie ein Verband mit etwa 4.500 Mitgliedern in etwa 70 Burschenschaften. Der Wahlspruch „Ehre, Freiheit, Vaterland“ der Jenaer Urburschenschaft von 1815 ist noch heute ihr Wahlspruch.

Das Wappen der „DB“ aus dem Jahr 1881. Wikipedia, gemeinfrei

Im Jahr 2019 stellten Mitglieder der Links-Partei eine Anfrage an die Bundesregierung zu „mutmaßliche rechtsextremen Verbindungen und Bestrebungen der „Deutschen Burschenschaft“. Grund waren geschichtsrevisionistische und rassistische Sichtweisen, die auch unter Reichsbürger:innen und anderen Rechtsextremist:innen weit verbreitet sind.

Die Verfasser:innen der Anfrage berufen sich dabei auf Aussagen, die sich im Handbuch der Deutschen Burschenschaft von 2005 finden. Unter anderem heißt es dort: „Das Deutsche Reich ist 1945 nicht untergegangen und besteht unverändert fort.“

In der Anfrage wurden zudem die Vernetzungen zu Personen der „Identitären Bewegung“ und ihr nahestehenden Organisationen, der „Nationaldemokratischen Partei Deutschlands“ (NPD) und der „Alternative für Deutschland“ (AfD) deutlich. Die Bundesregierung konnte damals trotz allem keine Anhaltspunkte dafür finden, dass der Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ (DB) Absichten verfolgt, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung gerichtet sind. Ein Beispiel für die enge Verbindung der „DB“ zu neurechten Akteuren ist die Tatsache, dass „das freundliche Gesicht des NS“, wie Matthias Helferich (MdB, AfD) sich selbst bezeichnete, im vergangenen Jahr die Festrede beim „Burschentag“ der „DB“ in Eisenach hielt.

Die rechtsextremen Referenten der Düsseldorfer Burschenschaft „Rhenania Salingia“

Den wechselnden Vorsitz des Dachverbands der „Deutschen Burschenschaft“ hatte 2022 die Düsseldorfer Burschenschaft „Rhenania Salingia“ inne. Sie ist eine „schlagende“ Studentenverbindung und sieht sich anhaltend mit dem Vorwurf des Rechtsextremismus konfrontiert. 1999 hielt das ehemalige Gründungsmitglied der Roten Armee Fraktion (RAF) und späterer Holocaustleugner Horst Mahler einen Vortrag für die Mitglieder der „Rhenania Salingia“.

Den Vorsitz der „DB“ hatte im Jahr 2022 die „Rhenania Salingia“, wie sie auf ihrem Instagram-Kanal mitteilte. Screenshot Instagram

Auch Björn Clemens, Anwalt des mutmaßlichen NSU- Unterstützers André Eminger und Beschaffers der Waffe, mit der CDU-Politiker Walter Lübcke erschossen wurde, findet sich in der Liste der Referenten.

Auch aktuell sind Rechtsextremisten unter den Referenten: Am 24. Januar 2024 wird Benedikt Kaiser einen Vortrag bei der „Rhenania Salingia“ halten. Er ist Politikwissenschaftler und Autor, nahm in der Vergangenheit an Demonstrationen der NPD teil. Seine Bücher erscheinen im rechtsextremen Regin-Verlag oder bei den neurechten Verlagen Antaios und Jungeuropa. ___STEADY_PAYWALL___

„Die DB ist aus Sicht der Rechtsextremismusforschung als Sammelbecken für die extreme Rechte anzusehen. Die ,Rhenania Salingia‘ ebenfalls, in ihr wirken aktive AfD‘ler mit und es existieren enge Querverbindungen zwischen den Burschenschaften und der als rechtsextrem einzuschätzenden ,Jungen Alternative’“, erklärt Diplom-Sozialwissenschaftler Alexander Häusler – er arbeitet mit dem Forschungsschwerpunkt Rechtsextremismus und Neonazismus an der Fachhochschule Düsseldorf. Die Dortmunder Polizei teilte mit: „Die ,Deutsche Burschenschaft‘ und die ,Rhenania Salingia‘ sind dem Staatsschutz bekannt und werden dem rechtem Spektrum zugeordnet.“

Die „DB“ bei der diesjährigen „Jagd und Hund“ in der Dortmunder Westfalenhalle

Mitte Dezember informierte die „Deutsche Burschenschaft“ intern über eine neu gebildete Arbeitsgruppe der aktuell vorsitzenden Münchner Burschenschaft „Cimbria“. Sie strebt an, einen Messestand bei der diesjährigen Dortmunder Messe „Jagd und Hund“ aufzustellen und diese auch mit einigen „Verbandsbrüdern“ zu besuchen. Ziel sei es, mehr Jäger:innen für die „Deutsche Burschenschaft“ zu begeistern und potenzielle Keilgäste zu gewinnen. Ursprung des Interesses an der Jagdmesse seien viele kulturelle Schnittmengen der traditionellen Verbände, so die Arbeitsgruppe „Jagd und Buxe“.

Maximilian Schmitz (m.) spielt eine wichtige Rolle in der rechten Burschenschaft. Screenshot Instagram

Um dieses Ziel umzusetzen benötigte die „DB“ Spendengelder. Diese waren an ein Konto der Sparkasse Düsseldorf zu überweisen, als dessen Inhaber „Maximilian Schmitz“ angeführt ist. Nahe liegt, dass es sich dabei um den Burschenschafter der „Rhenania Salingia“ handelt, der als rechtlicher Vertreter im Impressum der Burschenschaft angeführt ist und bei der Landtagswahl 2022 für die Düsseldorfer AfD kandidierte.

„Schmitz sympathisiert öffentlich mit der ,Identitären Bewegung‘. So nahm er am 18. Dezember 2021 an einer Demonstration gegen die Pandemie-Maßnahmen teil und marschierte gemeinsam mit der ehemaligen ,Identitären‘ Reinhild Boßdorf im Block des Ex-NPD- und anschließenden IB-Kaders Benjamin Stein.

Zudem war Schmitz stellvertretender Vorsitzender des neurechten ,Publicatio e.V.‘ und Autor des IB-nahen ,Arcadi-Magazins’“, teilt Erich Nitsche von der „Dokumentationsplattform von Strukturen und Aktivitäten der Identitären Bewegung sowie der (außer-)parlamentarischen Neuen Rechten“ (IB Doku) mit.

Das internationale Netzwerk der „Identitären Bewegung“ umfasst zahlreiche neurechte Akteure

Auf dem Cover der ersten Ausgabe des „Arcadi-Magazins“ war laut „Spiegel“-Informationen die Trump-Supporterin und Aktivistin der rechtsextremen „Alt-Right-Bewegung“ Brittany Sellner (geboren Pettibone) zu sehen. Sie ist die Ehefrau des österreichischen Kopfes der „IB“, Martin Sellner. Doch was ist eigentlich die „Identitäre Bewegung“ und was will sie erreichen?

Von links: Maximilian Schmitz (AfD, Rhenania Salingia), Simon Thiele (Revolte Rheinland) und der verurteilte Gewalttäter Maximilian Hunze (Identitäre Bewegung) am „Burschentag“ 2022 in Eisenach. Foto: Recherche Nord

„Ziel der IBD (Anm. der Redaktion: Identitäre Bewegung Deutschland) ist es, fremden- und islamfeindliche Positionen in der Bevölkerung zu etablieren. Gemäß ihrem Konzept des ,Ethnopluralismus‘ existieren unterschiedliche Völker, die sich nicht vermischen dürfen. Dies steht im Widerspruch zum Grundsatz der Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz und zum staatsbürgerlichen Volksverständnis des Grundgesetzes.

Ebenso will sie mit ihren verschwörungstheoretischen Ansätzen das Vertrauen der Bürger in den Staat erschüttern“, zeigt der Verfassungsschutz Baden-Wüttemberg auf. Die „IB“ wird seit 2020 vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft, ihre französische Mutterorganisation „Génération identitaire“ ist dort bereits verboten.

Überschneidungen und Vernetzungen hat die „IB“ mit und zu verschiedensten neurechten Akteuren und Organisationen, wie dem „Institut für Staatspolitik“, dem „Compact Magazin“, der Initiative „Ein Prozent“, oder eben der „Deutschen Burschenschaft“ und der „Jungen Alternative“, die 2023 unter anderem deshalb vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall eingestuft wurde.

Die AfD selbst fasste zwar einen Unvereinbarkeitsbeschluss mit der „IB“, neueste Recherchen zeigen jedoch, dass weiterhin – sogar auf Bundesebene – enge Verbindungen bestehen. „Mit der Dominanz völkischer Nationalisten in der AfD bestehen trotz des Unvereinbarkeitsbeschlusses zahlreiche personelle und strukturelle Überschneidungen und Kooperationen zwischen ,Identitären‘ und der AfD, sowie ihrer Jugendorganisation“, führt Nitsche von der „IB Doku“ aus.

Correctiv beobachtete das geheime Treffen in einer Villa in Berlin. Mohamed Anwar Correctiv

Wie gefährlich die Nähe der ,Alternative für Deutschland‘ zur „Identitären Bewegung“ ist und werden kann, zeigt die jüngste Investigativrecherche von Correctiv. Demnach sollen sich der persönliche Referent von Alice Weidel Roland Hartwig, zwei weitere hochrangige AfD-Mitglieder, zwei Kader-Personen der „Werteunion“, der österreichische „IB“-Leiter Sellner und weitere (gewaltbereite) Rechtsextremist:innen im „Landhaus Adlon“ getroffen haben.

Phantasiert wurde laut „Correctiv“-Recherche über die systematische Vertreibung – „Deportation“ – von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund – ganz gleich ob mit oder ohne deutschen Pass. Nicht nur die räumliche Nähe von acht Kilometern zum damaligen Treffpunkt lässt an die „Wannseekonferenz“ im Jahr 1942 denken.

„Haltlose Thesen“: „Landesjagdverband NRW“ sieht keinen Grund zur Sorge

„Durch die Mitwirkung an der Jagdmesse erhoffen sich die Rechtsextremen Normalisierung und Anschluss an die politische Mitte. Besonders die ,AfD‘ mit ihren Forderungen nach Erweiterung der Waffengesetzgebung erhofft sich dadurch Zugang zum Klientel der Messe. Es ist davon auszugehen, dass das Messeklientel mit extrem rechter Propaganda beeinflusst werden soll“, bewertet Sozialwissenschaftler Alexander Häusler die Teilnahme der „DB“ an der Jagdmesse.

Auf die Fragen, ob sie damit rechneten, dass die Burschenschafter mit rechtem Gedankengut Anschluss in der Jagdszene finden könnten, wie sie das Vorhaben der Burschenschafter bewerteten und welchen Umgang sie sich von Seiten der Veranstalter:innen wünschten, antwortete der „Landesjagdverband NRW“ als ideeller Träger der Messe lediglich mit dem grundsätzlichen Hinweis der regelmäßigen Zulässigkeitsüberprüfungen von Jäger:innen durch die Genehmigungsbehörden.

Dabei werde die „Zugehörigkeit zu staats- und verfassungsfeindlichen Organisationen und Parteien (gleich welcher religiösen, politischen oder sonstigen Ausrichtung) überprüft“, führte der „Landesjagdverband NRW“ aus und erklärte, vollumfänglich hinter diesen Regelungen zu stehen. Darüber hinaus führe der „Deutsche Jagdverband“ regelmäßig Befragungen durch und auch für das Ablegen der staatlichen Jäger:innenprüfung bedürfe es des Vorzeigens eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses. „Die von Ihnen vorgebrachten Thesen und Annahmen lassen sich aufgrund der regelmäßigen behördlichen Überprüfung, der Umfragen unseres Dachverbandes sowie unserer persönlichen Wahrnehmung keinesfalls halten“, resümierte der „Landesjagdverband NRW“.

Die sechstägige Messe lockt zehntausende Interessierte an. Foto: Karsten Wickern

Erich Nitsche von der „IB Doku“ kritisiert, der Jagdverband versuche seine Verantwortung an behördliche Stellen auszulagern. Weiter führte er aus: „Der Jagdverband versucht sich mit seiner einfältigen Argumentation aus der Verantwortung zu stehlen. Zahlreiche Rechte in- und außerhalb der AfD sind im Besitz eines Waffenscheins und als Jäger aktiv.“

Er bezieht sich dabei auf das konkrete Beispiel einer rechtsextremen Familie und erklärt: „Jahrelang besaßen diese als Jäger trotz ihrer Mitgliedschaft in extrem rechten Organisationen wie der ,Artgemeinschaft‘ oder der ,Identitären Bewegung‘ Zugang zu Waffen. Ebenso vereint sie die Mitgliedschaft in extrem rechten Burschenschaften, die als antidemokratische Sozialisationsinstanzen dienten. Erst im letzten Herbst wurden die Waffen bei Hausdurchsuchungen beschlagnahmt.“

Meinungsfreiheit, unabhängig von politischen Überzeugungen?

Die Dortmunder Westfalenhallen sehen sich nun mit einem ähnlichen Fall wie dem des Auftritts des Verschwörungsideologen Daniele Ganser im vergangenen Jahr konfrontiert: Im März 2023 konnte sie den Auftritt Daniele Gansers – trotz antisemitischer Verschwörungserzählungen – nicht absagen, das stellte ein Gerichtsurteil fest. Pressesprecher Robin Uhlenbruch erläuterte, weshalb: „Die Zulassung von Ausstellern zur Teilnahme an der ,JAGD & HUND 2024′ beruht auf der Überprüfung des Teilnahmeantrages. Das gilt für die Zulassung aller Teilnehmenden so auch von Verbänden oder Vereinen wie der ,Deutschen Burschenschaft‘.“

Luftbild der Westfalenhallen
Die Dortmunder Westfalenhallen sind ein städtischer Veranstaltungsort. Foto: Quadroguys für die Westfalenhallen

Sofern sich die „DB“ im Rahmen geltender Gesetze bewege, sei die Messe Dortmund gemäß der gesetzlich vorgeschriebenen Gleichbehandlung verpflichtet, deren Teilnahme zuzulassen, führte er weiter aus. Konkret bedeute dies, dass die Betreiber:innen die Zusage erst dann verweigern könnten, wenn es sich bei den Bewerber:innen um verbotene Organisationen handele. 

Rechtsextremismusforscher Alexander Häusler findet: „Seitens der Messe-Verantwortllichen wäre eine eindeutige Stellungnahme gegen Rechtsextremismus und ein Ausschluss rechtsextremer Akteure anzuraten.“

Doch die „Westfalenhallen-Gruppe“ distanziert sich nur zaghaft in ihrem abschließenden Statement und bedient sich des Arguments der Meinungsfreiheit: „(…) Vor diesem Hintergrund (Anm.d.Red.: Hintergrund des Urteils im Falle Ganser) möchten wir nochmals betonen, dass unser Unternehmen als Messe- und Veranstaltungsstandort fest auf dem Fundament demokratischer Grundwerte steht. Zu unseren zentralen Aufgaben gehört es, eine Plattform zu bieten, die die im deutschen Grundgesetz verankerten Werte, insbesondere die Meinungsfreiheit, respektiert und fördert, und dies unabhängig von politischen Überzeugungen.“

Auf der Jagdmesse finden sich auch ausgestopfte Tiere, die stark vom Aussterben bedroht sind. Foto: Karsten Wickern

Das sieht Pressesprecher Erich Nietsche von der „IB Doku“ anders. Er erwiderte: „Handfesten und nachgewiesenen antiliberalen Demokratiefeind:innen den roten Teppich auszurollen, Öffentlichkeit und Raum zu verschaffen und dies mit dem Argument der Meinungsfreiheit zu begründen ist ein massiver Widerspruch. Genau dort in den Westfallenhallen unter den 80.000 Besucher:innen findet die Normalisierung von Rechtsextremismus statt.“

Anmeldung der Redaktion:

Bis Redaktionsschluss äußerte sich weder der Düsseldorfer Burschenschafter Maximilian Schmitz noch die „Deutsche Burschenschaft“ zu der Sachlage. Die Möglichkeit einer Kontaktaufnahme zu unserer Redaktion wurde nicht wahrgenommen.

Weitere Informationen:

    • Zur Anfrage der Links-Partei und der Antwort der Bundesregierung in Bezug auf die rechtsextremen Tendenzen der „DB“ von 2019 geht es hier lang: bundestag.de
    • Hintergrundinformationen zu dem neurechten „Arcadi-Magazins“ gibt es hier: identitaereinbochum.de und antifainfoblatt.de und spiegel.de
    • Hintergrundinformationen zur Identitären Bewegung gibt es auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung: bpb.de und verfassungsschutz-bw.de
    • Hintergrundinformationen zur Vernetzung der Identitären Bewegung und der „Deutschen Burschenschaft“: deutschlandfunk.de
    • Das Vergleichsurteil im Fall Daniele Ganser findet sich hier: ovg.de
    • Die „Correctiv“-Recherche zum „Geheimplan gegen Deutschland“ gibt es hier zu lesen: correctiv.org

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Reaktionen

  1. Nie wieder ist jetzt! Multikulturelles Forum teilt Stellungnahme des Forums der Migrantinnen und Migranten im Paritätischen (PM FdM)

    Als Mitglied des Forums der Migrantinnen und Migranten im Paritätischen (FdM) teilt das Multikulturelle Forum die Stellungnahme des FdM zu den jüngsten Rechercheergebnissen des Netzwerks CORRECTIV über rechtsextreme „Geheimtreffen“ uneingeschränkt.

    Ergänzend dazu betont Kenan Küçük, Geschäftsführer des Multikulturellen Forums: „So wenig überraschend die Enthüllungen sind, so beunruhigend sind die bekanntgewordenen Details. Wir müssen diese Bestrebungen, die eine konkrete Gefahr für unsere Gesellschaft darstellen, ernst nehmen. Ich halte an meinem Glauben an die demokratischen Kräfte in unserem Land fest und rufe sie dazu auf, all diejenigen in ihre Schranken zu weisen, die rassistische und menschenfeindliche Ansinnen hegen.“

    Die Stellungnahme des FdM im Wortlaut:

    Das Recherchenetzwerk CORRECTIV veröffentlichte diese Woche seine Rechercheergebnisse zu einem „geheimen“ Treffen von führenden AfD-Größen, Mitgliedern der Werte-Union, Bundestagsabgeordneten, bekannten Neonazis und finanzstarken Unternehmer*innen. Bei diesem Treffen tauschten sich die Teilnehmenden zu einem rassistischen „Masterplan“ zur Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland – mit und ohne deutschem Pass – aus.

    Die Vorhaben der AfD-Mitglieder und der weiteren rechten Initiativen überraschen Betroffene von Rassismus und rechter Gewalt kaum bis wenig. Rassismuskritische und demokratische Stimmen warnen seit Jahren unermüdlich vor der rechten Gefahr durch die AfD und weitere rechte institutionelle Umtriebe in Deutschland. Wenn die Öffentlichkeit zum Schauplatz menschenfeindlichen Sprechens wird, beflügelt das antidemokratische, autoritäre und rassistische Strömungen.

    Gleichzeitig müssen wir zu unserem Entsetzen feststellen, dass die Ängste und Erfahrungen der Menschen, die von eben dieser rechten Ideologie und ihren Gefahren betroffen sind, in der medialen Öffentlichkeit und im politischen Geschehen noch viel zu wenig Berücksichtigung finden. Obwohl die Entwicklung der rechten Diskurse und das Erstarken von rechten Parteien und Bewegungen in den letzten Jahren öffentlich bekannt und nicht zu übersehen war, wird diese Gefahr für die Demokratie in unserem Land – und somit für alle hier lebenden Menschen – bis heute nicht ernst genommen. Doch für sehr viele Menschen ist diese Gefahr nicht nur theoretischer Natur: Die Sorge und das Bangen um eine sichere Zukunft in Deutschland ist für sie ganz real und existentiell.

    Die bevorstehenden Landtagswahlen in drei Bundesländern mit sich schon jetzt abzeichnenden hohen Umfragewerten für die AfD können ein weiterer Schritt in Richtung eines Point-of-no-return sein. Weder die perfide Strategie einiger Parteien, sich Themen der AfD zu eigen zu machen, noch das „Verlassen“ auf demokratische Strukturen hat das Erstarken rechter Politik verhindert. Eine „Das wird schon nicht passieren“-Rhetorik kann sich unsere Gesellschaft nicht mehr leisten!

    Als Forum und Sprecher*innen für über 300 Paritätische Organisationen von Menschen, die sich für ein demokratisches, diskriminierungskritisches und friedliches Miteinander einsetzen, vermissen wir den gesellschaftlichen Aufschrei und ein entschiedenes politisches Handeln der Demokrat*innen!

    Jetzt ist nicht mehr die Zeit des Überrascht- und Entsetztseins. Jetzt ist die Zeit für strukturelle Maßnahmen zur Stärkung der Demokratie und zur Bekämpfung von solchen menschen- und demokratiefeindlichen „Plänen“. Jetzt ist es an der Zeit, dass Demokrat*innen jeglicher Couleur enger zusammenrücken und sich in all ihrem Handeln diese sehr reale Gefahr vor Augen führen. Jetzt ist die Zeit, aufzustehen, Haltung zu zeigen und aktiv zu werden: Gegen Rassismus und gegen jede Art der Menschenfeindlichkeit. Nie wieder ist jetzt!

    Zum Forum der Migrantinnen und Migranten im Paritätischen (FdM):
    Im Forum der Migrantinnen und Migranten im Paritätischen (FdM) sind über 300 Migrantenorganisationen aus dem gesamten Bundesgebiet zusammengeschlossen. Es hat sich 2007 unter dem Dach des Paritätischen gegründet, um die Interessen von Migrantenorganisationen zu stärken und zu repräsentieren.

  2. Kritik an der “Kidz Fiep Weltmeisterschaft” auf der Jagdmesse “Jagd und Hund” (PM „Bündnis gegen Jagd“)

    Die bevorstehende Jagdmesse “Jagd und Hund”, die ab dem 30. Januar 2024 stattfindet, hat eine neue Attraktion angekündigt, die bei Tierschützern und Eltern für Empörung sorgt: Die “Kidz Fiep Weltmeisterschaft”. Bei diesem Wettbewerb sollen Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 16 Jahren zeigen, wie man mit dem Mund Rehe aus dem Wald lockt, um sie dann zu erschießen. Diese Praxis, auch “Blatten” genannt, wird als grausame Form der Jagd kritisiert, die das Leid der Tiere ignoriert.

    Die Veranstalter der Messe preisen die “Kidz Fiep Weltmeisterschaft” als spielerische und lehrreiche Aktivität an, die den Nachwuchs für die Jagd begeistern soll. Die Kinder sollen die Laute der Ricke (weibliches Reh) oder des Kitzes (Rehkitz) nachahmen, um die brünstigen Böcke aus der Deckung zu locken. Kritiker sehen darin jedoch eine Verrohung der Kinder, die zu Gewalt und Aggression erzogen werden.

    Die ethischen und pädagogischen Fragen, die ein solcher Wettbewerb aufwirft, werden in der Berichterstattung weitgehend ignoriert. Es wird befürchtet, dass es sich hierbei um eine Form des Greenwashing handelt, bei der Profit auf Kosten der Tiere und der Kinder gemacht wird.

    Bühnenprogramm | JAGD & HUND (jagdundhund.de)

    Wir rufen daher dazu auf, die Rehe und die Kinder vor dieser Form der Jagd zu schützen. Wir fordern die Absage dieser skandalösen Veranstaltung auf der Jagdmesse “Jagd und Hund”. Das „Bündnis gegen Jagd“ ruft übrigens zu einer Demonstration gegen die jährlich stattfindende größte europäische Jagdmesse “Jagd & Hund” in den Dortmunder Westfalenhallen auf.

    Die Demonstration am 3. Februar steht unter dem Motto „Jagd schadet dem Gleichgewicht der Natur“ und beginnt um 15 Uhr an der Reinoldikirche in der Dortmunder Innenstadt. Von dort wird es einen Demonstrationszug zu den Westfalenhallen geben.

    https://www.change.org/p/abschaffung-der-messe-jagd-hund-in-dortmund?redirect=false

  3. Keine Werbung für Trophäenjagd und Rechtsextremismus: Dortmunder GRÜNE fordern ethische Standards auf der „Jagd & Hund“ (PM)

    Ab dem heutigen Dienstag versammeln sich in Dortmund wieder Jagdfreund*innen aus ganz Europa bei der Messe „Jagd & Hund“ in den Westfalenhallen. Die Dortmunder GRÜNEN haben sich bereits in den vergangenen Jahren immer wieder deutlich gegen einige ethisch höchst fragwürdige Angebote der Messe positioniert.

    Nach breitem zivilgesellschaftlichen Protest gab es im letzten Jahr einen kleinen Lichtblick: Zumindest ein Anbieter von Jagdreisen nach Russland wurde vor dem Hintergrund des Angriffskrieges auf die Ukraine von der Ausstellerliste gestrichen. Andere Petitionen, die in der Vergangenheit zum Teil von weit über 100.000 Menschen gegen die Angebote der Messe unterzeichnet worden waren, verhallten jedoch ungehört.

    So hat die Messegesellschaft Westfalenhallen auch in diesem Jahr keine weiteren Einschnitte in das Programm vorgenommen. Die hundertprozentige Tochter der Stadt Dortmund hält weiterhin an Angeboten zur Trophäenjagd auf vom Aussterben bedrohte Tierarten fest. Auch tierschutzrechtlich fragwürdige Jagdmethoden gehören weiterhin zum Angebot der Messe.
    Hinzu kommt in diesem Jahr ein besonderes Novum: Während in diesen Tagen bundesweit Millionen Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen, hat die rechtsextreme „Deutsche Burschenschaft“ einen Werbestand auf der „Jagd & Hund“ angekündigt. Diese Gruppierung ist nicht nur mit den Parteien AfD und NPD vernetzt, sondern auch mit der rechtsextremen Jungen Alternative und der Identitären Bewegung sowie mit rechtsterroristischen Kreisen.

    „Es ist seit Jahren unverständlich, dass städtische Gebäude als Werbefläche für die Trophäenjagd auf geschützte und bedrohte Tierarten dienen“, erklärt Hannah Rosenbaum, Sprecherin der Dortmunder GRÜNEN. „Dass eine Tochtergesellschaft der Stadt Dortmund nun auch noch Organisationen eine Bühne bietet, die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft werden, ist schlicht unerträglich.“

    Der Kreisverband Dortmund von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN fordert daher in aller Deutlichkeit, dass die Stadt Dortmund endlich ihrer Verantwortung nachkommt, für ethische Standards auf der Messe „Jagd & Hund“ zu sorgen. Werbung für verfassungsfeindliches Gedankengut oder die Jagd auf bedrohte Tierarten hat in städtischen Gebäuden nichts zu suchen.

  4. DIE LINKE. Dortmund zur Messe Jagd&Hund in den Westfalenhallen (PM)

    Am 31. Januar wird die „Jagd&Hund“ in den Westfalenhallen eröffnet. Diese Messe sorgt zu Recht für Kontroversen. Zahlreiche Tierschutzverbände kritisieren, dass dort Trophäenjagden angeboten werden – also Jagdreisen, um Tiere zum Spaß zu schießen, oft große und vom Aussterben bedrohte Arte wie Löwen, Elefanten, Nashörner, Giraffen oder Bären. Dabei stellen sie immer wieder fest, dass einige dieser Angebote gesetzeswidrig sind. Trotzdem ergreifen die Westfalenhallen keine Sanktionen gegen die entsprechenden Aussteller. Dazu kommen für die Tiere besonders qualvolle Jagden, wie z.B. mithilfe von Bögen und Armbrüsten.

    „Auf Jagd&Hund können sich wenige Privilegierte Spaßreisen zum Töten geschützter Tierarten erkaufen, während gleichzeitig die internationale Gemeinschaft versucht, mit viel Geld diese Arten vor dem Aussterben zu bewahren“, so Sonja Lemke, Kreissprecherin von die Linke Dortmund. „Trophäenjagden sind ein direktes Beispiel für Auswirkungen globaler sozialer Ungleichheit. Reiche Menschen können sich teure Hobbys leisten, unter denen alle leiden.“

    Hinzu kommt dieses Jahr noch eine weitere Problematik: Nach Recherchen des Nordstadtbloggers organisiert die extrem rechte „Deutsche Burschenschaft“ einen Stand auf der Jagd&Hund und möchte mit ihren Mitgliedern die Messe besuchen. Die Deutsche Burschenschaft ist mit Identitären, AfDlern und anderen Rechtsextremen gut vernetzt.

    „Es ist davon auszugehen, dass mit diesem Vorgehen Rechtsextremist*innen sich einen Zugang zu Waffen verschaffen wollen. Sowohl dadurch, dass Jäger*innen von extrem rechter Ideologie überzeugt werden, als auch um Rechtsextremen über Jagdscheine Waffen zu besorgen“, so Lemke weiter: „Wir wissen alle, wie gefährlich das für unsere Demokratie ist!“

    Es könnte für die Westfalenhallen jedoch schwierig werden, der Deutschen Burschenschaft eine Teilnahme an der Messe zu verweigern. Bereits im vergangenen Jahr mussten sie eine gerichtliche Niederlage hinnehmen, nachdem sie den Verschwörungstheoretiker Danielle Ganser ausgeladen hatte.

    Der Rat hat als Reaktion auf die Kritik an der Jagd&Hund das Einsetzen einer Ethikkommission beschlossen, die Ende letzten Jahres auch ihre Arbeit aufgenommen hat. Aber klare Beschlüsse zur Messe fehlen bisher.

    „Die Westfalenhallen sind ein kommunales Unternehmen. Ein politisches Eingreifen wäre hier einfach möglich“, so Lemke. „Die Dortmunder*innen wollen eine solche Messe nicht in ihrer Stadt und es wäre in der Hand des Rates, sie den Westfalenhallen jetzt endlich zu verbieten.“

  5. Große Demonstration gegen Jagd und Messe Jagd und Hund in Dortmund (PM Helmut Pruß für das „Bündnis gegen Jagd“)

    Am Samstag fand in Dortmund eine kraftvolle Demonstration für die Tierrechte statt. Mit 145 Teilnehmenden wurde gegen die Jagd und die Messe Jagd und Hund protestiert. Die Route führte von der Reinoldikirche bis zum Vorplatz der Westfalenhallen.

    Auf dem Weg zur Westfalenhalle wurden Schweigeminuten für die ermordeten und getöteten Tiere abgehalten. Bei der ersten Zwischenkundgebung auf dem Vorplatz zur Halle 8 war die Stimmung der Demonstranten besonders laut und kraftvoll.

    Die Veranstaltung wurde durch Redebeiträge von Vera Hänel, Thomas Mitschke und Helmut Pruß, Sebastian Everding bereichert, die wichtige Argumente gegen die Jagd hervorhoben. Besondere Kritik wurde an der „1. Kidz Fiep Weltmeisterschaft” geübt, die auf der Messe Jagd und Hund stattfand. Diese Veranstaltung, die als spielerische und lehrreiche Aktivität angepriesen wird, soll Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren für die Jagd begeistern. Die Organisatoren der Demonstration sehen darin eine Verharmlosung von Gewalt und eine Verrohung der Kinder.

    Ein weiterer Kritikpunkt war die Tatsache, dass die rechtsextreme Deutsche Burschenschaft einen Werbestand auf der Messe hatte. “Diese Gruppierung ist nicht nur mit den Parteien AfD und NPD, die sich jetzt übrigens ‘Die Heimat’ nennen, vernetzt, sondern auch mit der rechtsextremen Jungen Alternative und der Identitären Bewegung sowie mit rechtsterroristischen Kreisen. Dass eine Tochtergesellschaft der Stadt Dortmund Organisationen eine Bühne bietet, die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft werden, ist einfach unerträglich. Werbung für verfassungsfeindliches Gedankengut hat in städtischen Gebäuden nichts zu suchen. Rechtsextreme wollen sich über Jagdscheine Waffen besorgen. Außerdem hegen sie wohl die Hoffnung, Jäger*innen leichter von extrem rechter Ideologie überzeugen zu können! Und das wird für alle, die eine gerechte demokratische, herrschaftsfreie Gesellschaft ohne Vorurteile wollen, gefährlich.

    Lasst uns dem entgegenstellen. Lasst uns laut für die Freiheit von Mensch und Tier demonstrieren. Wenn wir zusammenstehen, schaffen wir das. Wir werden nicht schweigen, wir werden nicht wegsehen.”, so ein Redner.

    Es war die bisher größte Demonstration gegen die Jagd und die Messe Jagd und Hund in Dortmund. Ein herzliches Dankeschön geht an alle, die teilgenommen haben! Besonderer Dank gilt „Velokitchen“ für den Transport der Audioanlage auf ihren Lastenrädern, Toni di Pianduni für das Live-Streamen der Veranstaltung auf Facebook und Instagram und Marco Molitor für die professionellen Fotos.

    Die Organisatoren hoffen, dass es in 2025 keine Messe Jagd und Hund mehr geben wird und die Stadt Dortmund sich endlich ein Beispiel an der italienischen Stadt Vincenza nimmt, die aufgrund von Bedenken hinsichtlich der bedrohten Artenvielfalt ihre Jagdmesse abgesagt hat.

    “Es gibt keine rationalen Gründe für die Jagd, außer man betrachtet das Töten aus Lust oder das Sammeln von Trophäen als solche. Eine Plattform für Jäger*innen, die dieses destruktive Brauchtum verherrlicht, gehört auf den Müllhaufen der Geschichte”, so die abschließende Botschaft der Veranstalter.

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