Theaterkollektiv  Sir Gabriel Dellmann feiert Premiere des Stücks „Wohin des Weges – Volksvertreter“ im Depot

Das Kollektiv Sir Gabriel Dellmann feierte mit "Wohin des Weges Volksvertreter" Premiere im Theater im Depot.
Das Kollektiv Sir Gabriel Dellmann feierte mit „Wohin des Weges Volksvertreter“ Premiere. Fotos: Alex Völkel

Von Leonie Krzistetzko

„Guten Abend. Bevor das eigentliche Stück beginnt möchten wir Sie, gegen alle Konventionen, dazu auffordern Ihr Handy anzuschalten“, sagte Martin Hohner.

Er ist Schauspieler der Theaterformation Sir Gabriel Dellmann und moderierte am gestrigen Abend das Theaterstück „Wohin des Weges- Volksvertreter“, das seine Premiere im Depot in der Dortmunder Nordstadt feierte.

„Wohin des Weges – Volksvertreter?“ thematisiert moralisches Vakuum

Das Kollektiv Sir Gabriel Dellmann feierte mit "Wohin des Weges Volksvertreter" Premiere im Theater im Depot.
Die Polit-Show war live im  Theater im Depot und per Live-Stream im Salon Fink zu sehen.

Das eigene Handy diente dem Publikum hierbei dazu das Stück zu beeinflussen. „Wohin des Weges- Volksvertreter?“ wurde im Rahmen einer interaktiven Fernsehshow aufgeführt. Diese wurde per Live-Streaming im Salon Fink übertragen.

Während die Zuschauerinnen und Zuschauer im Salon Fink nur die „Fernsehshow“ zu sehen bekamen, ermöglichten Videokünstler den Zuschauern im Depot auch einen Blick „hinter die Kulissen“.

Ist die repräsentative Demokratie am Ende? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Stück. Durch soziale Ungleichheiten und die steigende Deregulierung der Bürgerrechte wird die Kluft zwischen den Bürgern und den Politikern immer größer. Es scheint als handelten die Volksvertreter der Republik nicht mehr im Interesse des Volkes.

Und dabei ist es doch primär das Volk, das mit den Konsequenzen politischen Handelns leben muss. Es muss ein Weg gefunden werden, wie das moralische Vakuum, in dem wir uns befinden, gefüllt werden kann. Denn das Dilemma zwischen Recht und Moral wird immer größer.

Theaterstück bietet Möglichkeit einer Partizipation der Zuschauerinnen und Zuschauer

Das Kollektiv Sir Gabriel Dellmann feierte mit "Wohin des Weges Volksvertreter" Premiere im Theater im Depot.
Die Kanzlerin versteht es mit dem Publikum zu flirten – die Medien spielen mit.

Martin Hohner mimt den Moderator der Fernsehshow. Fiona Metscher, Aischa-Lina Löbbert und Matthias Kelle spielen drei Volkvertreter unterschiedlicher politischer Ausrichtungen.

Sie müssen ihre Meinungen zu politischen Themen in mehreren Diskussionsrunden darlegen. Hierbei argumentieren sie stets  klischeegeladen und eifern um die Aufmerksamkeit des  Publikums.

Als Möglichkeit einer Partizipation, wie in einer richtigen Demokratie, kann das Publikum für den Volksvertreter abstimmen, der Ihnen am meisten zuspricht.

Zum Voting kann man eine SMS an eine eingeblendete Nummer schicken, in der die Nummer des gewählten Kandidaten steht. Falls man keinen der Politiker unterstützen möchte, kann man ein X versenden.

Nach den Runden sind provokative Werbepausen Teil des Programms. Diese lassen die Zuschauer ihr eigenes Handeln reflektieren. Auch hier stellt sich die Frage nach der Moral.

Führen starre politische Ansichten zu einem totalitären Staat?

Das Kollektiv Sir Gabriel Dellmann feierte mit "Wohin des Weges Volksvertreter" Premiere im Theater im Depot.
Live-Videoeinspielungen spielen in dem Stück eine große Rolle.

Zwischen Meinungen, dass es heutzutage die größten Freiheiten und Möglichkeiten aller Zeiten gebe, und das der Kapitalismus der Geißel aller Menschen sei, stellt man sich die Frage inwiefern unsere Meinungen in der Politik überhaupt erhört werden.

Die verschiedenen politischen Ansätze werden in den Debatten besonders deutlich.

Ziemlich schnell wird bewusst, dass die Politik außer Kontrolle gerät, wenn jeder nur starr an seiner eigenen Meinung festhält. Es werden keine anderen Impulse zugelassen.

Befinden wir uns, wenn die Politiker nur nach ihren eigenen Bedürfnissen und Ansätzen handeln noch in einer Demokratie oder schon in einem totalitären Staat?

Zensur heikler Themen führt zur fehlenden Mündigkeit des Volkes

Während die Politik in wirtschaftlichen Belangen eifrig debattiert wird es still, wenn es um das Thema der Moral geht. So thematisiert eine Runde die Hungersnot in Afrika.

Statt in Maßnahmen zum Beenden der Hungersnot zu investieren, stecken reiche Geberländer ihr Geld lieber in Banken. Statt zu handeln, wird viel gesprochen. Dass alle fünf Sekunden ein Kind in Afrika verhungern muss, ist eine Katastrophe humanitären Versagens.

Das Kollektiv Sir Gabriel Dellmann feierte mit "Wohin des Weges Volksvertreter" Premiere im Theater im Depot.
Journalist Martin Hohner kämpft mit der eigenen Unzulänglichkeit.

Da dieses Thema besonders kritisch ist, wird es schnell fallengelassen. Auch bei „Wohin des Weges“ werden die heiklen Themen schnell auf Grund politischen Drucks zensiert.

Besonders aktuell ist auch die Flüchtlingskrise, die in den letzten Wochen wohl ihren Höhepunkt erreicht hat. Die Menschen fliehen wegen Kriegen, derer Ideologien und Waffen zum größten Teil aus Europa stammen.

Schon auf der Flucht sterben tausende Menschen. Ist es da nicht  paradox, dass die EU Träger des Friedensnobelpreises ist? Hieraus resultiert die Frage, ob man sich in einem Staat, der heikle Themen zensiert überhaupt eine eigene Meinung bilden kann.

In der Politik der Wirklichkeit geht es um Inszenierung

In den anderen Debattenrunden wird schnell die Intoleranz einiger Politiker bewusst. Zudem scheint es als wisse niemand wirklich, worum es in einigen politischen Fragen geht. Auch möchte sich niemand die eigene Schuld eingestehen.

Statt aktuelle Krisenherde zu thematisieren wird sich mit Nichtigkeiten beschäftigt. Doch zur fehlenden Mündigkeit des Volkes tragen nicht nur die Zensur und die fehlende Transparenz der Politik bei.

Auch das Entertainment spielt in der Beeinflussung des Volkes eine große Rolle. So wird auch der Moderator des Stückes am Ende zum Angeklagten.

Nach einer Intervention wird „ Wohin des Weges – Volksvertreter“ zu einer „Show über die Show der Wirklichkeit.“

„Wohin des Weges- Volksvertreter?“ appelliert an den Widerstand der zivilisierten Gesellschaft

Das Kollektiv Sir Gabriel Dellmann feierte mit "Wohin des Weges Volksvertreter" Premiere im Theater im Depot.
Viele Schlüsselszenen sind nur auf der Leinwand zu verfolgen.

Statt gemeinsam an einer Politik zu arbeiten, steigt der interne Konkurrenzkampf, das „Survival of the humanistest“.

Was Passiert mit der Moral einer Gesellschaft, deren größte Freiheit auf finanzieller Unabhängigkeit beruht?

Denn, wenn die innere Einstellung auf einem ständigen Kampf beruht, findet die Moral innerhalb der Politik keinen Platz.

Doch in Anbetracht aller Tragödien, die sich in der letzten Zeit häufen, stellt sich eine gemeinsame Frage: Wohin des Weges – Volksvertreter?

Am Ende appelliert das Stück an das Engagement der zivilisierten Bürger im Kampf gegen die steigende Radikalisierung.

Premiere des Stücks im Theater im Depot erntet großen Beifall 

Das Kollektiv Sir Gabriel Dellmann feierte mit "Wohin des Weges Volksvertreter" Premiere im Theater im Depot.
Gabriel Dellmann (links) zeichnet für Text und Regie verantwortlich.

Alle Beteiligten ernteten viel Applaus. Die Besucherinnen und Besucher waren begeistert von „Wohin des Weges – Volksvertreter?“.

Es ist ein Stück, dass zum Denken über die gegebenen politischen Strukturen anregt und darüber, ob unsere Meinungen gehört werden.

„Wohin des Weges- Volksvertreter?“ ist eine Koproduktion von Sir Gabriel Dellmann, Theater im Depot Dortmund, Rottstr 5 Theater Bochum und studiobühneköln.

 

Mehr Details:

  • Text & Regie: Björn Gabriel
  • Ausstattung: Stefanie Dellmann
  • Produktion: Anna Marienfeld
  • Vision & Sound: Tilmann Oestereich / Mario Simon
  • Spiel: Fiona Metscher, Aischa-Lina Löbbert, Martin Hohner, Matthias Kelle
  • Weiterer Termin: 25.10.2015    18 Uhr

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Reaktionen

  1. TID

    Das Theater-Ensemble Sir Gabriel Dellmann zeigt im Theater im Depot erneut „Wohin des Weges – Volksvertreter?“ Die nächsten Termine:

    DO 11.02.2016 um 20 Uhr
    FR 12.02.2016 um 20 Uhr
    Eintritt: VVK 13 € / 8 € erm.
    AK 15 € / 10 € erm.

    Eine Koproduktion von:
    Theater im Depot, Rottstr5Theater, Studiobühneköln

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