SERIE „100 Jahre AWO – 100 Jahre Ehrenamt“: Die Aktiven aus Eving hüten „ihre“ Seniorenwohnstätte wie einen Schatz

Mehr als 100.000 Euro hat der Förderverein des Hauses bereits in Technik und Erhaltung gesteckt. Archivfoto: Alex Völkel

Der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO) feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. An diesem Wochenende (30. August bis 1. September 2019) finden dazu die offiziellen Feierlichkeiten in Dortmund statt. In einer Serie werden wir einige Menschen, ehrenamtlich Aktive und Gruppen vorstellen – unter dem Motto „100 Jahre AWO – 100 Jahre Ehrenamt“.

Von Susanne Schulte

Die Belegschaft und der AWO-Ortsverein Eving II hüten die Seniorenwohnstätte am Süggelweg wie einen Schatz. 30 Jahre besteht die Einrichtung schon. Zwei Beschäftigte sind von Anfang an dabei. Und auch mancher Ehrenamtlicher begleitet „seine“ Einrichtung genauso lange. Die Ehrenamtlichen des Fördervereins packen seit 20 Jahren nicht nur mit an – sie sammeln auch Geld: Rund 100.000 Euro sind bereits in die Arbeit in Eving geflossen.

Arbeitsplatz und Arbeitsverträge von Susanne Scholz und Detlef Schulz sind 30 Jahre alt

Detlef Schulz ist 30 Jahre dabei. Foto: Susanne Schulte
Detlef Schulz ist 30 Jahre dabei. Foto: Susanne Schulte

Ihr Arbeitsplatz ist nur wenige Tage älter als ihr Arbeitsvertrag: Im Frühjahr 1989 zogen die ersten Frauen und Männer in die AWO-Seniorenwohnstätte in Eving ein, kurz darauf begannen zwei AWO-Beschäftigte ihre Tätigkeit für die Arbeiterwohlfahrt in eben diesem Heim.

Seit 30 Jahren kommt Detlef Schulz jeden Morgen vom Fredenbaum nach Eving. Sein Dienstbeginn als Küchenchef ist um 6.15 Uhr. Susanne Scholz wohnt mit ihrer Familie in Lünen. Als Nachtdienstleitung in der Pflege beginnt ihre Schicht um 21.30 Uhr.

Susanne Scholz ist 30 Jahre dabei. Foto: Susanne Schulte
Susanne Scholz ist 30 Jahre dabei. Foto: Susanne Schulte

30 Jahre bei einer Arbeitgeberin – und das noch in der Küche und der Pflege. Ja, die Arbeitsbelastung sei hoch, sagen beide. Aber anderseits stimme im Großen und Ganzen das Drumherum.

Schulz, der in den Reinoldi-Gaststätten gelernt hatte, schätzt den frühen Feierabend, auch wenn er häufig an den Wochenenden im Einsatz ist. Scholz konnte vor 30 Jahren nicht anders, als nachts zu arbeiten: „Ich hatte zwei kleine Kinder. Damals machten die Kindergärten bereits um 12 Uhr mittags zu.“ 

So arbeitete sie als Krankenschwester acht Nächte im Monat. „Heute sind es 14.“ Sie absolvierte eine Zusatzausbildung in Palliativ-Pflege und ist heute für die Leitung der Nachtschicht zuständig. Trotz unterschiedlicher Arbeitsplätze: Beide leiden unter der Mehrarbeit durch mehr gesetzliche Vorschriften, die erfüllt werden müssen.

Ehrenamtliche Hilfe ist eine wichtige Unterstützung für die Einrichtung und das Hauptamt

Hans­Jürgen Unterkötter, Gerd Wendzinski, Suzanne Scholz und Detlef Schulz vor der Senioren­ wohnstätte. Foto: Susanne Schulte
Hans­Jürgen Unterkötter, Gerd Wendzinski, Suzanne Scholz und Detlef Schulz vor der Senioren­ wohnstätte. Foto: Susanne Schulte

Den Bau wie den Betrieb der Seniorenwohnstätte verfolgten und verfolgen seit mehr als 30 Jahren Gerd Wendzinski und Hans-Jürgen Unterkötter. Vorkämpferin und Mitstreiterin war damals Helga Zeitler, seit 1955 in der AWO ehrenamtlich aktiv.

Im ganzen Stadtbezirk Eving gab es kein Seniorenwohnheim. Die Menschen wollten aber eines haben, erinnert sich Unterkötter, Mitglied im Unterbezirksvorstand und Ortspolitiker in Eving. Zeitler fand den heutigen Standort am Süggelweg.

Vor dem Krieg war in einem mittlerweile abgerissenen Gebäude dort ein Krankenhaus untergebracht, nach dem Krieg die Bezirksverwaltung.

Gerd Wendzinski, damals Landtagsabgeordneter, kümmerte sich um das Geld, der Unterbezirk kaufte das Grundstück von der Stadt und der Architekt Günter Kauermann zeichnete die Pläne.

20 Jahre gibt es den Förderverein – anfangs waren 200 Unterstützer*innen beteiligt

Zum AWO-Sommerfest in der Seniorenwohnstätte am Süggelweg kommen bis zu 600 Gäste. Foto:Oliver Schaper

Zehn Jahre stand das Haus – „75 Prozent der Zimmer waren für Ehepaare geplant, zehn Prozent für leicht zu pflegende Menschen und der Rest für Menschen, die bei allen Verrichtungen Hilfe brauchten“, erinnert sich Hans-Jürgen Unterkötter – da gründete sich der Förderverein. 

Ehrenamtlich waren flugs an die 200 Frauen und Männer dabei, sich um die Wohnstätte zu kümmern, mit Taten und vor allem mit Geld. „Beim letzten Sommerfest waren rund 600 Besucher*innen da. Das zeigt doch, wie gut das in der Bevölkerung ankommt“, sagt der Ortsvereins-Vorsitzende der AWO II in Eving.

Haupt- wie Ehrenamtliche haben viele Veränderungen erlebt in den 30 Jahren. Suzanne Scholz erinnert sich, dass damals die meisten Bewohner*innen alle noch gesund waren, heute lebten hingegen 90 Prozent der Bewohner*innen mit der Diagnose Demenz. Zudem sei die Dokumentation der Pflege sehr aufwändig geworden: „Das sind bestimmt 70 Prozent mehr als vor 30 Jahren.“

Die Nachtdienstleitung wünscht sich mehr Stellen, mehr Wertschätzung und eine bessere Bezahlung. Ja, sie arbeite trotz aller Belastung gerne in Eving. „Wir waren immer ein gutes Team.“

100.000 Euro Spenden kamen in den 20 Jahren zusammen und flossen ins Haus

Auch Detlef Schulz weiß noch: „Früher haben die Bewohner*innen die Kartoffeln geschält. Aber die Vorschriften sind strenger geworden.“ Auch Backgruppen habe es auf den einzelnen Etagen gegeben. Setzt er eine asiatische Woche auf den Speiseplan, ist das für ihn und die Kolleg*innen aus Küche und Hauswirtschaft ein Kraftakt, der aber gelobt wird. „Die Bedienung servierte im Kimono und ich hatte auch einen Zopf.“

Mehr als 100.000 Euro hat der Förderverein des Hauses bereits in Technik und Erhaltung gesteckt. Hans-Jürgen Unterkötter zählt weiter auf: Süggelhütte, Markisen, Wellness-Badewannen. „Das ist ein Schatz, den wir hier haben und wir wollen den hegen und pflegen.“

Dazu  gibt es auch Hilfe von Gerd Wendzinski und Detlef Schulz. Wendzinski ist seit 50 Jahren Mitglied in der AWO, Schulz zahlt seit 30 Jahren seinen Beitrag an den Ortsverein Eving II.

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