Schülerprotest: „Bildung für alle? Der Witz geht weiter. – Gegen Selektion im deutschen Bildungssystem“

Vor der Sitzung des Dortmunder Schulausschusses findet eine Protestaktion statt.
Vor der Sitzung des Dortmunder Schulausschusses findet eine Protestaktion statt. Foto: BSV

Dortmunder Schülerinnen und Schüler wollen gegen Ungerechtigkeiten im Schulsystem protestieren. Daher findet am 4. März 2015 um 14 Uhr eine öffentliche Aktion der BezirksschülerInnenvertretung Dortmund und der SDAJ Dortmund vor dem Rathaus der Stadt Dortmund statt, in dem kurz danach der Schulausschuss tagen wird. Alle interessierten SchülerInnen, Menschen und UnterstützerInnen der Idee sind eingeladen.

Ungerechtigkeiten im deutschen Schulsystem sind landesweit Thema

Das Jahr 2015 steht für viele Schülerinnen und Schüler unter der Überschrift „Bildung für alle? Der Witz geht weiter. – Gegen Selektion im deutschen Bildungssystem“. Sie haben in ihrer landesweit organisierten Schülervertretung (LandesschülerInnenvertretung NRW) beschlossen, sich mit den Ungerechtigkeiten im deutschen Schulsystem zu beschäftigen und auf diese öffentlich aufmerksam zu machen. Neben vielen dezentralen Aktivitäten an Schulen und in Bezirken in NRW stellt die landesweite Aktionswoche Anfang März 2015 einen Höhepunkt der Aktionen dar.

Das vielgliedrige Schulsystem und die soziale Herkunft entscheiden über die Zukunft junger Menschen

Zahlreiche Aspekte des Schulsystems in NRW, aber auch in der BRD, weisen auf deutliche Selektionsmechanismen hin. Viele Beispiele sind hier zu nennen: Das vielgliedrige Schulsystem, in dem junge Menschen nach unterschiedlichen Merkmalen sortiert werden, die soziale Herkunft entscheidet immer noch über die Zukunft junger Menschen, Menschen mit Behinderungen sind auch in Zeiten von Inklusion benachteiligt.

Kinder und Jugendliche mit „Migrationshintergrund“ haben es deutlich schwerer im deutschen Schulsystem als ihre „deutschen“ Mitschülerinnen und -schüler und auch das Geschlecht ist nach wie vor ein deutliches Selektionsmerkmal (Benachteiligung von Frauen).

Diese und viele andere Merkmale sind Ursachen für einen sozialen Ausschluss ganzer Gruppen, den die Schülerinnen und Schüler der BSV Dortmund als extreme soziale Ungerechtigkeit benennen und zu deren Beseitigung sie aufrufen.

Gestaltung des Schulsystems als gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Dies ist eine Frage der Gestaltung des Schulsystems, aber auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. So müssen sozialpolitische, aber auch ökonomische Bedingungen geschaffen werden, damit die im Grundgesetz und in der Verfassung von NRW geforderten Grundrechte und Gleichstellungsforderungen auch in der gesellschaftlichen Wirklichkeit und im Bildungssystem zu erkennen sind.

Die LandesschülerInnenvertretung NRW (LSV NRW) ist die im Schulgesetz des Landes NRW verankerte Vertretung der Schülerinnen und Schüler des Landes Nordrhein-Westfalen. Sie nimmt gegenüber dem Landtag und der Landesregierung die Interessen der knapp drei Millionen Schülerinnen und Schüler wahr und ist an der Weiterentwicklung und Verbesserung des Schulwesens beteiligt; darüber hinaus unterstützt sie das politische und soziale Engagement von Schülerinnen und Schülern.

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Reaktionen

  1. Mustapha Essati für die Grünen

    Unterstützung und Stärkung der Arbeit von SchülerInnenvertretungen

    Die Grünen in der Bezirksvertretung Innenstadt-Nord wollen mit einem Antrag die Arbeit der SchülerInnenvertretungen verbessern.

    Das Schulamt wird in dem Antrag aufgefordert, in den weiterführenden Schulen des Stadtbezirks zu überprüfen, inwieweit die SchülerInnenvertretungen über eigene Räumlichkeiten für ihre Gremienarbeit sowie ein zugängiges Postfach im Sekretariat verfügen und der Bezirksvertretung über den Sachstand und eventuellen Unterstützungsbedarf Bericht zu erstatten.

    
Begründung:

    Die politische Teilhabe von Kindern und Jugendlichen in den Schulen hängt wesentlich von ihren positiven Partizipationserfahrungen ab. In den Schulen haben SchülerInnen laut dem Schulgesetz verschiedene Möglichkeiten der Mitbestimmung und Mitwirkung. Die vorhandenen demokratischen Strukturen an den Schulen und die Gremienarbeiten müssen allerdings für Jugendliche weiterhin geöffnet und unterstützt werden. Um Kinder und Jugendliche in ihrer Mitwirkung und Mitbestimmung zu stärken, müssen für sie grundlegende Rahmenbedingungen in der Schule geschaffen werden.

    SchülerInnenvertretungen (SV) benötigen für ihre Gremienarbeiten an den Schulen eigene Räume, damit sie in der Lage sind, ihre Gremienarbeiten vernünftig und effektiv vor- und nachbereiten zu können. Die SV ist das Bindeglied zwischen Schülerschaft und Lehrern und vertritt die Interessen der Schüler.

    Durch die konkrete Raumzuweisung wird einerseits das Engagement und die Leistungen der SchülerInnen gewürdigt und anerkannt und andererseits haben sie eigene feste Räume für Gespräche mit den SchülerInnen und zur Vernetzung mit SVen der anderen Schulen der Nordstadt sowie der BezirksschülerInnenvertretung Dortmund. 


    • Frederik

      Hier mal ein paar Vorschläge zur Verbesserung des Schulsystems

      Ziel des Schulsystems:
      Dem Menschen bei seiner persönlichen, sozialen und kognitiven Entwicklung so zu helfen,
      dass er glücklich in diesem System leben und es weiterentwickeln kann.

      Momentan:
      Zu sehr fokussiert auf kognitive Fähigkeiten und grundlegendes Wissen.
      Die persönliche und soziale Entwicklung bleibt großtenteils außen vor, obwohl diese Entwicklung für die Erfüllung unser sozialen und persönlichen Bedürfnisse unabdingbar ist.

      Was fehlt an Inhalten im Schulsystem?

      Soziale Fächer:
      Aktivitäten/Reflektionen zu:
      – Wie sehe ich die Gruppe und wie sieht die Gruppe mich?,
      – Meine Position in der Gruppe,
      – Kommunikation und Entscheidungen in der Gruppe?
      – Sozialer Druck…

      Kommunikation:
      – Respektvolle Kommunikation
      Wie verändert ein sozialer Konflikt eine Diskussion und wie kann ich diesen vermeiden?
      ( + gewaltfreie Kommunikation)
      – Verschiedene Einstellungen bei der Kommunikation und ihre Konsequenzen
      ( Kritisch vergleichend mit der eig. Perspektive, offen nachvollziehend mit der eig. Perspektive im Hintergrund…)
      – Informationen suchen, aufbereiten,präsentieren

      Persönliche Fächer:
      – Ausdruck von Gefühlen/Problemen/Bedürfnissen
      – Diskussionen und Aktivitäten zu:
      Wer bin ich? Meine Ideologie,
      Was will ich?
      Was schadet/hilft mir?
      Was möchte ich verändern wie? …

      Die Gesellschaft, das System in dem wir Leben:
      In diesem Bereich werden schon aktuell durch Fächer wie Deutsch, Geschichte, Religion, Ethik viele wichtige Themen behandelt.
      Allerdings fehlen noch ein paar Aspekte:
      – Was betrifft mich persönlich? :
      Steuererklärung, Arbeitnehmer, Arbeitgeber und damit verbundene Rechte und Pflichten, Versicherungen…
      – Das System, die Gesellschaft hinterfragen und weiter entwickeln:
      Das politische System, Kapitalismus, Liberalisierung vs Reglementierung, Nachhaltigkeit & Umwelt, Verteilungsfrage
      – Utopie: Wie könnte ein realistisches besseres System aussehen?
      – Distopie

      Gesellschaftlich:
      – Rassismus und Vorurteile, Verschiedene Kulturen und das Zusammenleben…

      Wie könnte man die Schule besser organisieren?

      1. Gemeinschaftsschulen
      + weniger Schulen mit mehr Schülern -> Individuellere Förderung, keine Trennung

      2. Die eher kognitiven Fächer von den eher persönlichen und sozialen Fächern trennen, da es bei den kognitiven Fächern Sinn
      macht die Schüler nach ihrer Lerngeschwindigkeit aufzuteilen und so individuell zu fördern, während dass bei den persönlichen Fächern wenig und bei den sozialen gar keinen Sinn macht und dort eher zu einer Spaltung der Gesellschaft ( wie bei Hauptschule, Realschule und Gymnasium ) führen würde.

      Eher kognitive Fächer:

      Für die Durchlässigkeit: 1. Teil
      Die Lehrer teilen die Schüler in denkognitiven Fächern nach ihrer Lerngeschwindigkeit auf.
      Alle lernen jedoch den gleichen Stoff und haben dazu ihrer Gechwindigkeit entsprechend unterschiedlich viel Zeit.
      Bei Änderungen der Lerngeschwindigkeit kann jederzeit gewechselt werden.
      So wird eine lückenlose, stressfreie und fundierte Basis für alle garantiert.

      Nach drei bis fünf Jahren kommt Teil 2
      Nun wird langsam die Studenanzahl der verschiedenen Lerngeschwindigkeiten angeglichen und der Stoff auseinandergezogen.
      Es findet eine zunehmende Spezialisierung und Individualisierung statt, die jedoch mit einem Verlust an Durchlässigkeit einhergeht.
      Der Stoff wird bei langsameren Schülern mehr auf die Praxsis bezogen, während die schnelleren Schüler auf Universätiätsniveau vorstoßen. Da dies für jedes Fach einzeln geschieht können auch Schüler mit großen Lerngeschwindigkeits unterschieden in den einzelnen Fächern gut gefördert werden. Wenn z.B. jemand schnell im Mathe lernen, aber langsam im Sprachen lernen ist.

      In den sozialen und persönlichen Fächern
      werden Klassen unabhängig von den kognitiven Fächern gebildet, die alle diese Fächer zusammen haben und lange zusammen bleiben. Sie sollen etwa die Zusammensetzung der Gesellschaft widerspiegeln (z.B. nach Elternhäusern). Durch die vorgestellten, neuen Fächer wird ihre persönliche und soziale Entwicklung gefördert und so das Verständnis füreinander, welches weitreichende Folgen für die heranwachsende Gesellschaft hat, gefördert.

      Warum?
      Diese Aufteilung ermöglicht eine individuelle Förderung, auch bei mittelgroßen Klassen (da auf einem Niveau). Der Gefahr einer Spaltung der Gesellschaft wird in dem gemeinsamen Unterricht in den sozialen Fächer und persönlichen Fächern entgegengewirkt.

      Weitere Vorschläge:

      Den Unterricht durch Feedback verbessern:
      Man könnte man jeden Monat jeden Unterricht mit einer Seite (Internet*) zum ankreuzen und kurzem schriftlichen
      Feedback bewertet lassen und ausführliche Verbesserungsvorschläge 1-4 mal im Jahr aufgegeben. So steigert man auch das selbständige Denken und Hinterfragen.
      *Dabei sollte es im Internet die Möglichkeit geben die Anonymität bei Beleidigungen aufzuheben.

      Schüler helfen Schülern
      Insgesamt ist es sehr von Vorteil wenn die Schüler lernen wie sie sich gegenseitig etwas beibringen und so schlage ich regelmäßige Kurse vor, bei denen ein Kurs einem anderen etwas beibringt und alle mal die Position des Lehrenden und des Lernenden einnehmen. Zusätzlich sollten evtl. noch verschiedene Lehr- und Lernmethoden gelehrt werden.

      Das Lehrpersonal verbessern :
      – Eine bessere Ausbilbung der LehrerInnen, insbesondere was Pedagogik und Praxiserfahrungen angeht.
      – Maßnahmen, die besonders erfolgreiche LehrerInnen direkt bei der Aus- und Weiterbildung mit einbinden könnten auch viel
      bewirken (falls diese LehrerInnen dafür auch Zeit und Unterstützung bekommen, anstatt zusätzlicher Belastungen).
      – LehrerInnen sind auch nur Menschen und können ungeeignet oder schlecht sein. Deshalb sollten sie nicht vor der Entlassung
      geschützt sein, sondern es sollte eine unabhängige Kontrolle der Lehrqualität stattfinden, die Konsequenzen nach sich zieht.
      – Andererseits sollte der Lehrerberuf, welcher eine der wichtigsten Schlüsselpositionen in unserer Gesellschaft darstellt attraktiver
      gemacht werden. (Mehr Unterstützung der LehrerInnen bei Korrekturen durch zusätzliches Personal/Computerlösungen, Mehr Gehalt,
      Mehr Gestaltungsspielraum)

      Jahresarbeit
      Ein frei wählbares Projekt mit praktischem und theoretischen Teil, sowie einer Präsentation um Eigenverantwortung und die Fähigkeit zur Selbstverwirklichung zu steigern.

      Mehr Bildung für Eltern
      Die Eltern haben ein sehr großen Einfluss auf ihr Kind. Sie sollten während der Schwangerschaft, kurz nach der Geburt, beim Kindergartenalter, beim Schulanfang und während der Pubertät durch kostenlose Kurse unterstützt werden.

      Weitere Punkte:

      1. Ein angenehmes Lernklima durch z.B. Raumgestaltung schaffen. Hier
      könnten auch wissenschaftliche Studien sinnvoll sein.

      2. Von Schülern auch das Unterrichtsmaterial bewerten lassen und Verbesserungsvorschläge entgegennehmen oder direkt umsetzen und digitalisieren.

      Freundliche Grüße
      Frederik

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