Polizei Dortmund: Rückgang der Gewaltkriminalität und bedeutend weniger Einbrüche im ersten Halbjahr 2021

Das Amtsgericht Dortmund hat eine viermonatige Haftstrafe auf Bewährung für die Beleidigung und den Widerstand gegen Vollzugsbeamte verhängt.
Die Polizei zieht für das erste Halbjahr 2021 eine positive Bilanz für Dortmund. Archivfoto: Alex Völkel

Dortmund ist sicherer geworden – die Kriminalität geht weiter zurück. Gewalttaten, Raub und Einbrüche sind weiter rückläufig, bilanziert die Dortmunder Polizei mit Blick auf das erste Halbjahr 2021. Doch weniger Arbeit hatte die Polizei auch im zweiten Corona-Jahr nicht. Trotz des teils monatelangen Stillstands des öffentlichen Lebens hätten sich immer wieder neue Herausforderungen ergeben, denen die Dortmunder Polizei mit nach eigener Einschätzung innovativen Konzepten, aber auch mit viel Personal- und Zeitressourcen entgegen getreten sei.

Außer bei der Drogenkriminalität, sind die Zahlen auch in der Nordstadt rückläufig

Polizeipräsident Gregor Lange: Archivfoto: Alex Völkel

In der ersten Jahreshälfte habe es in Dortmund insgesamt rund fünf Prozent weniger Straftaten (von 28.201 auf 26.739 im Vergleich zum Vorjahr) gegeben. Auf die Gewaltkriminalität entfielen in Dortmund insgesamt 1.080 Fälle – das sind 201 weniger als im Vergleichszeitraum 2020. 

Im ersten Halbjahr 2021 seien in Dortmund 31 Prozent weniger Raubüberfälle verübt worden (von 310 auf 213). In wichtigen Deliktsbereichen sei in der ersten Jahreshälfte auch in der Dortmunder Nordstadt die Zahl der Straftaten insgesamt zurückgegangen – jedoch nicht bei der Rauschgiftkriminalität. 

Der hohe Kontrolldruck der Polizei habe hier in der ersten Hälfte des Jahres 2021 für einen Anstieg um 188 Fälle bzw. 32 Prozent (von 572 auf 760) gesorgt. Außerdem habe es in Dortmund im ersten Halbjahr 23 Prozent weniger Wohnungseinbruchsdiebstähle (von 506 auf 393) gegeben. 

„Der Einbruchsschutz der Menschen und unsere Beratungen und Präventionshinweise machen sich bezahlt. Auch die Arbeit unserer Ermittlungskommissionen ruht nicht, sondern wird intensiv fortgesetzt. Und wir müssen auch weiter dranbleiben“, kommentiert Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange die Entwicklung in diesem Bereich.

Der lange Atem: Kontrolldruck in der Raser- und Tuningszene zahlt sich aus

Fahrzeugkontrolle am Wallring. Archivfoto: David Peters

Dranbleiben sei das Motto auch in Bezug auf die Einsätze in der Raser-, Poser- und illegalen Tuning-Szene im ersten halben Jahr. Zum Jahreswechsel erklärte der Polizeipräsident dieses Thema zu einem behördenstrategischen Schwerpunkt.

Erlebnisorientierte, junge Menschen nutzen den Dortmunder Wall, um dort zu rasen – worüber sich Anwohnerinnen und Anwohner zurecht mit Briefen und beim Polizei-Notruf beschwerten. 

Der Gefahr viel zu hoher Geschwindigkeiten, extremer Lärmbelästigung und der Vermüllung des Walls und auch auf Phoenix-West habe die Polizei Dortmund mit ihren regelmäßigen und in den Sozialen Medien kaum übersehbar begleiteten Großkontrollen einen Riegel vorgeschoben.

An Wochentagen und jedes Wochenende aufs Neue, gemeinsam mit der Stadt Dortmund. Der Polizeipräsident ließ nicht locker, schaffte Fakten und erweiterte Eingriffsbefugnisse, etwa indem er Ende Januar die Strategische Fahndung anordnete. Mit Erfolg.

124 Fahrzeuge und 47 Führerscheine konnten sichergestellt werden

Am vergangenen Wochenende wurden elf Fahrzeuge von der Polizei sichergestellt. Foto: David Peters
Viele Fahrzeuge wurden sichergestellt. Archivfoto: David Peters

Denn folglich hätten 124 Auto- und 47 Führerschein-Sicherstellungen, 1748 Platzverweise sowie die allgemeine Präsenz der Beamtinnen und Beamten in der ersten Jahreshälfte klargemacht: Wer das Leben anderer Menschen gefährdet, hat auf den Straßen nichts verloren. Diese Botschaft sickere langsam, aber sicher in die Szene. 

„Unser entschlossenes Handeln wirkt“, so Gregor Lange. „Wir haben es der Raserszene immer gesagt – und dabei bleiben wir: Wir haben den längeren Atem.“ Das Verkehrsaufkommen am Wall und an den bekannten Hotspots in Dortmund habe inzwischen in den kritischen Abend- und Nachtstunden um mehr als 50 Prozent abgenommen – auch, weil die Baustellensituation auf dem Wall schon länger nicht mehr zum Rasen einlädt. 

Ebenso hätten diejenigen, die zum Wall gekommen seien, seit den Lockerungen der Corona-Beschränkungen wieder andere Freizeitmöglichkeiten. Potenzielle Ausweichstrecken würde die Polizei Dortmund in Zukunft jedoch im Auge behalten. Die Zahl der Beschwerden ist zurückgegangen. „Die Bekämpfung dieser Szene ist nicht das einzige Beispiel dafür, dass wir als Polizei Dortmund die Probleme in der Stadt erkennen und dann auch unmittelbar aktiv dagegen vorgehen. Auch in Pandemiezeiten können sich die Menschen auf uns verlassen“, so Lange.

Durch hohen Kontrolldruck mehr Fälle von Drogendelikten in der Nordstadt

Der Drogenhandel in der Nordstadt bleibt problematisch. Den Anstieg der Delikte macht die Polizei daran fest, mehr Präsenz zu zeigen und somit mehr Taten aufzudecken. Foto: POL-DO

Ein weiteres Beispiel für diese aktive und wirksame Polizeiarbeit sei die Nordstadt, wo die Fallzahlen im Vergleich der ersten Jahreshälften 2020/2021 insgesamt zwar gestiegen seien. Dieser Anstieg liege jedoch hauptsächlich am hohen Kontrolldruck gegen die Rauschgiftkriminalität. 

In diesem Bereich seien 32,8 Prozent mehr Straftaten entdeckt (von 572 auf 760) worden. Anders sei die Situation beim Raub – hier sei ein Rückgang von 100 auf 42 Taten zu erkennen (= -58 Prozent). Erfreulich sei die Entwicklung auch bei den Wohnungseinbrüchen (-20,2 Prozent auf 75 Fälle). 

Leider sei beim Taschendiebstahl, anders als in der gesamten Stadt Dortmund, ein Anstieg auf 129 Fälle (+ 20 Prozent) zu verzeichnen. Im Bereich Rauschgiftkriminalität werde die Polizei weiter sehr wachsam mit hohem Kontroll- und Strafverfolgungsdruck aktiv bleiben. In den ersten Wochen der Videobeobachtung seit Anfang Juni 2021 auf der Münsterstraße und dem Mehmet-Kubasik-Platz habe man keine Verdrängung des Handels mit Betäubungsmitteln in andere Bereicheerkennen können.

Sicherheit, ohne das öffentliche Leben zu ersticken – Einsatz mit Augenmaß im Westpark 

Im Juni war es am Westpark zu einem Tötungsdelikt mit Schusswaffengebrauch gekommen, das schnell aufgeklärt werden konnte: Archivfoto: Alyx von Schirp

Mit dem Ende der Einschränkungen im Juni 2021 trafen sich im Westpark in den Abend- und Nachtstunden an Wochenenden bis zu 1200 Personen, was zu Beschwerden über Ruhestörungen und zu Straftaten, begangen vor allem unter dem Einfluss von Alkohol, führte. 

„Wir haben diese Situation früh erkannt und waren Nacht für Nacht mit starken Kräften vor Ort. Es ging dabei nicht darum, das öffentliche Leben zu ersticken, sondern ansprechbar zu sein und mit Augenmaß vorzugehen und gut überlegt für Sicherheit zu sorgen“, erläutert Gregor Lange das Vorgehen seiner Beamt*innen.

Ruhestörungen und andere Auffälligkeiten habe es im Westpark und an der Möllerbrücke auch vor der Pandemie schon gegeben. Festzuhalten sei, dass es am Westpark keine kriminelle Szene gebe. Ein Tötungsdelikt vom 12. Juni 2021 habe von der Polizei schnell aufgeklärt werden können. Hier habe man eine Tätergruppe belangen können, die in der frühen Lockerungsphase den Westpark aufgesucht hatte. 

Diese Tätergruppe sei dort polizeilich zuvor nicht in Erscheinung getreten. Der Wachdienst, eine Fahrradstaffel der Polizei, die Ordnungspartnerschaft und unterstützend auch ein Sicherheitsdienst seien im Einsatz, um schnell auf Störungen reagieren zu können. In den meisten Fällen hätten Gespräche und notfalls auch Platzverweise für Ruhe sorgen können. Die Polizei will dort weiterhin präsent sein, wie bereits vor der Pandemie.

 

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Reaktionen

  1. Kriminalitätszahlen der ersten neun Monate zeigen erneut deutliche Rückgänge – Polizeipräsident nutzt strategische Fahndung als wirksames Instrument der Polizeiarbeit (PM)

    Die steigenden Corona-Inzidenzen machen derzeit den Menschen in ganz Deutschland und so auch in Dortmund und Lünen Sorgen. Umso mehr freut sich Polizeipräsident Gregor Lange darüber, in diesen Zeiten auch positive Zahlen verkünden zu können. Denn die Kriminalitätszahlen sowohl in Dortmund als auch in Lünen folgen auch in den ersten neun Monaten des Jahres 2021 dem Abwärtstrend der letzten Jahre.

    Rund zwölf Prozent beträgt beispielsweise der Rückgang der Gesamtkriminalität im Zuständigkeitsbereich der Dortmunder Polizei (von 50.242 in 2020 auf 44.072 in 2021) – für Dortmund beträgt der Rückgang 12,7 Prozent (2020: 46.458, 2021: 40.538), für Lünen 6,6 Prozent (2020: 3.784, 2021: 3.534). Im Fünf-Jahres-Vergleich sprechen wir sogar von rund 31 Prozent Rückgang im gesamten Zuständigkeitsbereich (2016: 63.498) bzw. von rund 30 Prozent in Dortmund (2016: 58.298) und 32 Prozent in Lünen (2016: 5.200).

    „In diesen Zeiten, die für uns alle weiterhin mit vielen Sorgen und Ängsten verbunden sind, bin ich froh, dass gerade wir als Polizei auch gute Nachrichten verkünden können. Die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, hat für die Menschen in Dortmund und Lünen weiter deutlich abgenommen“, sagt der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange. „Noch mehr freut mich, dass wir es mittlerweile mit einer andauernden Entwicklung zu tun haben. Das zeigt mir der Vergleich mit den Zahlen der letzten fünf Jahre. Ich denke, dass die drei Quartale den Trend des Jahres 2021 schon gut erkennen lassen.“

    Betroffen von dem stetigen Rückgang ist erfreulicherweise nicht nur die Gesamtkriminalität, sondern sind gerade auch die Delikte, die für die Bürgerinnen und Bürger in Dortmund und Lünen mit den meisten Ängsten verbunden sind: Gewalt- und Straßenkriminalität, Raubüberfälle – in diesen Bereichen stehen größtenteils sogar zweistellige Prozentwerte hinter dem Minus. Die Gewaltkriminalität beispielsweise ist im gesamten Zuständigkeitsbereich um 12,6 Prozent gesunken (2020: 2.016, 2021: 1.761), in Dortmund (2020: 1.856, 2021: 1.603) und Lünen (2020:160, 2021: 158) um 13,6 und 1,3 Prozent. Die Entwicklung im Bereich der Straßenkriminalität: ein Minus von 17,5 Prozent gesamt (2020: 11.600, 2021: 9.574) und Rückgänge von 18,2 Prozent bzw. 8,8 Prozent in Dortmund (2020: 10.675, 2021: 8.730) und Lünen (2020: 925, 2021: 844).

    Knapp 40 Prozent weniger Raubüberfälle gab es in Dortmund und Lünen von Januar bis September 2021 (2020: 330, 2021: 199). Davon fallen 2021 191 auf Dortmund (2020: 313, Rückgang: 39 Prozent) und 8 auf Lünen (2020: 17, Rückgang: 52,9 Prozent). Beeindruckend fällt hier der Blick auf die Fünf-Jahres-Statistik aus: Seit 2016 hat sich die Anzahl fast halbiert (2016: 377) – in Dortmund dabei um 46,8 Prozent (2016: 359), in Lünen um 55,6 Prozent (2016: 18).

    Der Dortmunder Polizeipräsident Gregor Lange hat in den vergangenen Jahren immer wieder und zielgerichtet auf ein noch recht neues Instrument zur Bekämpfung der Kriminalität gesetzt. Durch eine Änderung des NRW-Polizeigesetzes Ende 2018 darf die Polizei nach Anordnung durch den Polizeipräsidenten im Rahmen der strategischen Fahndung zur Verhütung von Straftaten von erheblicher Bedeutung Personen im öffentlichen Verkehr anhalten und Fahrzeuge sowie mitgeführte Sachen in Augenschein nehmen. „Nur ein Baustein unserer Strategie zur Bekämpfung der Kriminalität in Dortmund und Lünen, aber ein wichtiger und gleichzeitig auch wirkungsvoller“, so Gregor Lange. So sind im Rahmen solcher strategischen Fahndungen seit Beginn 2019 bis heute insgesamt mehr als 72.000 Personen kontrolliert worden. Das Ergebnis: mehr als 3.200 Strafanzeigen, fast 14.000 Ordnungswidrigkeitenanzeigen, fast 200 Ingewahrsamnahmen sowie fast 400 Festnahmen.

    „Dieses Zahlenwerk spricht für sich. Spricht für den hohen Kontroll- und Strafverfolgungsdruck, den wir mit diesem Instrument des Polizeigesetzes aufgebaut haben. Ein Druck auf Straftäter, von dem ich mir auch einen stetigen abschreckenden Effekt verspreche. Die sinkenden Kriminalitätszahlen zeigen mir, dass wir in die richtige Richtung gehen und effektiv etwas für dich Sicherheit und das Sicherheitsgefühl der Dortmunder Bevölkerung tun können“, erklärt der Dortmunder Polizeipräsident. Eingesetzt wurde das Instrument der strategischen Fahndung nach einzelnen Ereignissen genauso wie zur Bekämpfung eines Deliktsfelds in seiner Gesamtheit. Hier einige Beispiele:

    Nach einem versuchten Tötungsdelikt an einem Angehörigen der Rockerszene im Juni 2019 hat der Polizeipräsident für den Bereich der Dortmunder Innenstadt von Mitte Juli bis Ende August eine strategische Fahndung angeordnet. In diesem Zuge wurden mehr als 1.100 Personen und über 500 Fahrzeuge kontrolliert. Die Beamten nahmen 60 Personen fest, 27 in Gewahrsam und fertigten 211 Strafanzeigen. Um Auseinandersetzungen zwischen zwei verfeindeten Gruppen vorzubeugen, wurde auch rund um eine Feier eines Rockerclubs in Dortmund an einem Wochenende Ende Januar 2020 eine strategische Fahndung durchgeführt.

    Im März 2020 kontrollierten die Einsatzkräfte im Rahmen einer eintägigen strategischen Fahndung zur Bekämpfung des Wohnungseinbruchs 355 Personen und 254 Fahrzeuge. Zwei Personen wurden festgenommen und elf Strafanzeigen gefertigt.

    Ein weiteres Phänomen, bei dessen Bekämpfung die Polizei Dortmund – neben vielen anderen Maßnahmen – seit Anfang 2021 immer wieder auf die strategische Fahndung setzt, ist die Raser-, Poser- und illegale Tuningszene. Im ersten Halbjahr wurden in diesem Rahmen insgesamt fast 8.000 Personen sowie mehr als 4.700 Fahrzeuge kontrolliert. Die Kontrollen führten zu sechs Festnahmen, vier Ingewahrsamnahmen, 56 Strafanzeigen sowie 606 Ordnungswidrigkeitenanzeigen.

    Zuletzt hatte der Dortmunder Polizeipräsident nach einer Auseinandersetzung im Rocker-/Clan-Milieu Anfang Oktober eine strategische Fahndung angeordnet. Im Rahmen der Kontrollen konnten die Beamten nach kurzer Zeit ein Fahrzeug anhalten, eine Person mit scharfer Schusswaffe aus dem Verkehr ziehen und ein entsprechendes Strafverfahren einleiten.

    Polizeipräsident Lange betont: „Die Zahlen bestärken uns darin: Wir werden das Instrument der strategischen Fahndung auch weiterhin einsetzen – mit Augenmaß und der Sicherheit in Dortmund und Lünen im Blick.“

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