„Netto“ statt „Edeka“: Forderung der Bezirksvertretung nach einem Vollversorger für die Innenstadt-West hat keinen Erfolg

Auf dieser freistehenden Fläche soll sich in der nächsten Zeit der Discounter „Netto“ entstehen. Archivfoto: Alex Völkel

Von Jil Bastian

Dorstfeld wird keinen „Edeka“-Markt unweit des Wilhelmplatzes bekommen. Der mögliche Betreiber des Vollversorgers ist aus dem Projekt ausgestiegen. Jedoch soll trotzdem ein Supermarkt auf dieser zentralen Fläche im Unterdorf entstehen. Es soll ein Discounter werden – ein „Netto“. Mit dieser Nachricht überraschte Bezirksbürgermeister Friedrich Fuß die Mitglieder der Bezirksvertretung Innenstadt-West.

Es gab keinen Weg mehr, Discounter zu verhindern: Bezirksvertreter*innen äußern sich empört

Der Markt sollte auf der Freerichwiese entstehen. Dass dort „nur“ ein Discounter entsteht, stößt nicht gerade auf Begeisterung:  Denn die Dorstfelder*innen hatten sich einen Vollsortimenter gewünscht. Doch die Interessengemeinschaft ,,Dorstfeld Aktiv“ sowie der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) hatte bereits gegen die Ansiedlung eines REWE-Marktes Stimmung gemacht und damit die Ansiedlung an gleicher Stelle verhindert. Sie wollten die zentrale Grünfläche unweit des Wilhelmplatzes erhalten. ___STEADY_PAYWALL___

Die Ansiedlung eines Discounters stößt in der Kommunalpolitik auch deshalb auf wenig Gegenliebe, weil  sich bereits ein Discounter in der Nähe befindet. Daher befürworten die Politiker*innen der Bezirksvertretung Innenstadt-West den neuen Bau des „Nettos“ nicht. Doch sie haben kein Mitspracherecht mehr – die Entscheidung liegt in den Händen des Projektentwicklers.

Die Bezirksvertreter*innen positionierten sich seit Jahren deutlich gegen einen Discounter. Ihr Ziel war es, dort einen Supermarkt wie beispielsweise „Edeka“ oder „Rewe“ zu errichten. Am 4. Juli 2019 hatte der Rat der Stadt Dortmund beschlossen, dass der Lebensmittelhändler „Edeka“ eine Filiale auf dem Gelände eröffnen sollte.

Die Eröffnung des Vollversorgers war für dieses Jahr geplant, jedoch hat sich das Vorhaben nun endgültig erledigt. Die Definition des ,,Vollsortimenters“ wurde nicht klar definiert, sodass ein Discounter nun ebenfalls in den Begriff mit einbezogen wurde, was den Bezirksvertreter*innen bis vor ein paar Tagen noch nicht klar gewesen sei.

Noch weniger Grünflächen in Dorstfeld: Ökologische Aspekte werden nicht berücksichtigt

Sie hätten mit einem Supermarkt beziehungsweise einem Lebensmittelladen gerechnet, worunter für sie kein Discounter wie „Netto“ oder „Penny“ fällt. In der Umgebung befinden sich ausreichend Lebensmittelgeschäfte wie beispielsweise „Netto“, „Lidl“ oder „Aldi“. Die Handelskette „Netto“ wird die Pläne des Baus so übernehmen, wie es bei „Edeka“ geplant war. Der Markt wird 5000 bis 6000 Quadratmeter inclusive der Parkplätze einnehmen, was einen Verlust von 83 Prozent der Grünfläche ausmacht.

Unweit des Wilhelmplatzes soll die zentrale Wiese mit einem „Netto“ bebaut werden. Karte: www.mapz.com
Unweit des Wilhelmplatzes soll die zentrale Wiese mit einem „Netto“ bebaut werden. Karte: www.mapz.com

Zudem hat die Bezirksvertretung Innenstadt-West ebenfalls keine Möglichkeiten mehr, über den Bebauungsplan erneut zu entscheiden, da ein privater Investor das Grundstück gekauft hat und es nicht im Besitz der Stadt ist.

Es stellt ein Problem dar, dass der Stadtteil Dorstfeld nur über eine geringe Anzahl an Grünanlagen verfügt, sodass durch den Bau eine weitere wichtige Grünfläche von Gebäuden eingenommen wird. Die BV kritisiert, dass ökologische Aspekte im Bauvorhaben nicht berücksichtigt würden.

So seien bereits Bäume gefällt worden, um den Markt auf der Fläche schnellstmöglich errichten zu können, jedoch wurden die Politiker*innen der BV Innenstadt-West davon nicht in Kenntnis gesetzt. Dies überraschte viele und stieß zugleich sauer auf, da man nun nichts mehr an der Tatsache ändern könne, dass in naher Zukunft auf dem Grundstück gebaut werden wird.

Die ,,IG Dorstfeld Aktiv“ sowie der „BUND“ hatten bereits vor einigen Jahren versucht, gegen den Bau eines Supermarktes auf der Grünfläche vorzugehen. Ihrer Meinung nach entstehe durch ein neues Lebensmittelgeschäft mehr Chaos auf den umliegenden Straßen, da die Parkplätze begrenzt seien und nicht ausreichen würden.

Für Café, Bäcker sowie ausreichend Parkplätze ist bei dem Bau des neuen „Nettos“ gesorgt

Der „Netto“-Markt in Dorstfeld wird mehr als das Doppelte an Produkten in seinem Sortiment aufnehmen, sodass die Kund*innen über ein größeres Angebot als üblich verfügen werden. Die vorraussichtliche Artikelanzahl wird bei rund 5.000 liegen, was im Gegensatz zu üblichen Filialen der Kette steht, die ein Angebot von circa 2.000 Artikeln zur Verfügung stellen. Zusätzlich soll ein Bäcker sowie ein Café in den Discounter aufgenommen werden.

Eine Fleisch-, Wurst- oder Käsetheke mit Bedienung wird es allerdings nicht geben. Das war einer der Hauptgründe, warum sich die Politiker*innen der verschiedenen Parteien einen Vollversorger gewünscht hatten. Der Markt wird über rund 70 Parkplätze verfügen – das reicht rechnerisch für ein Geschäft dieser Größe aus. Diese können dann ebenfalls für den Besuch von umliegenden Geschäften genutzt werden. Der genaue Baubeginn steht noch nicht fest –  er soll jedoch zeitnah erfolgen.

 

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Reaktionen

  1. AndiDO

    Das passiert wenn man durch ständiges Klagen und sich mit aller Macht wehren – seit über 10 Jahren – erst Rewe und dann Edeka verprellt. Nun muss man mit dem leben was übrig bleibt, thats life.

  2. CDU-Bezirksfraktion lehnt Discounter auf der Frerich-Wiese in Dorstfeld weiterhin ab (PM)

    CDU-Bezirksfraktion lehnt Discounter auf der Frerich-Wiese in Dorstfeld weiterhin ab

    Die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Innenstadt-West kritisiert die geplante Ansiedelung eines „Netto Plus“-Marktes auf der Frerich-Wiese in Dorstfeld. Mit einem Antrag zur nächsten Sitzung der Bezirksvertretung am 28. April positionieren sich die Christdemokraten gegen den Discounter.

    Jörg Tigges, Vorsitzender der CDU-Bezirksfraktion, erklärt:
    „Die seit 2006 geplante Bebauung der Frerich-Wiese haben wir aus ökologischen Gründen von Anfang an kritisch begleitet. Mit Blick auf die Entwicklung des Einzelhandels und die Versorgungssituation vor Ort hat sich unsere Fraktion aber schließlich dazu durchgerungen, der Ansiedelung eines Vollsortimenters wie REWE oder EDEKA zuzustimmen. Diese zentrale Grünfläche im Stadtbezirk für einen Discounter zu opfern, haben wir hingegen immer abgelehnt. Von dieser Haltung rücken wir als Bezirksfraktion nicht ab – auch wenn die Entscheidung zugunsten eines sogenannten „Netto Plus“-Marktes mittlerweile längst gefallen ist.“
    Tigges betont, dass die Ansiedelung eines Discounters in der Vergangenheit fraktionsübergreifend von der Bezirksvertretung abgelehnt worden sei. Daher hoffen die Christdemokraten auf Zustimmung zu ihrem Antrag, den der Fraktionsvorsitzende vor allem als politisches Statement verstanden wissen will.

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