Mehr Schutz für Polizeikräfte in Dortmund: Das Land schickt moderne Westen und erstmals ballistische Schutzhelme

Die Polizeikommissare Ann-Kathrin Ossenkopp und Nils Jäger präsentieren mit Polizeipräsident Gregor Lange die neue Ausrüstung.
Ann-Kathrin Ossenkopp und Nils Jäger präsentieren mit Polizeipräsident Gregor Lange die neue Ausrüstung.

„Weihnachtsgeschenke“ im November – 37 Paletten Material haben das Polizeipräsidium Dortmund erreicht: Es handelt sich um 337 ballistische Schutzhelme und mehr als 2000 Westen, die die Landesregierung NRW zum Schutz der Polizeibeamtinnen und -beamten in Dortmund angeschafft hat. 

Neue Westen bieten mehr Schutz, höheren Tragekomfort und mehr Stauraum

Die Westen bieten einen höheren Tragekomfort, weil auch die Ausrüstung besser verstaut werden kann. Erstmals bekommen die Einsatzkräfte auch Helme – sie sollen beispielsweise bei Terrorlagen die Kräfte auch vor Schüssen schützen. Insofern hofft die Polizeiführung, dass die Menschen in der Stadt diese Helme möglichst nicht zu sehen bekommt, anders als die Westen.

Diese sorgen auf den ersten Blick für eine bessere Sichtbarkeit der Einsatzkräfte, zum Beispiel im Straßenverkehr. Anders als die Helme, die an Fahrzeuge des Wach- und Wechseldienstes und der Bereitschaftspolizei verteilt werden, sind gibt es die Westen für alle uniformierten Kräfte. 

Durch integrierte, gelb leuchtende Neonpads mit der Aufschrift „Polizei“ wird die Sichtbarkeit der Beamtinnen und Beamten im Einsatz erhöht. Die Pads sind in speziellen Fächern in der Hülle verstaut und jederzeit durch wenige Handgriffe herausnehmbar. So können die Reflektoren schnell entfernt werden, wenn beispielsweise Verdächtige eingekreist werden sollen und die Einsatzkräfte sich nicht sofort zu erkennen geben wollen.

Schutzwesten wurden erstmals nach tödlichen Schüssen eines Neonazis gekauft

Die Polizeikommissare Ann-Kathrin Ossenkopp und Nils Jäger präsentieren die neue Ausrüstung.
Die Polizeikommissare Ann-Kathrin Ossenkopp und Nils Jäger präsentieren die neue Ausrüstung.

Bei den Westen handelt es sich um taktische Überziehwesten, sogenannte Außentragehüllen (ATH), die neben der neuen Funktionalität – mit viel Stauraum versehen – zusätzlichen Schutz durch Polycarbonateinlagen bieten.

Jeder einzelne Polizeibeamte erhält seine eigene Weste, die zukünftig im Dienst über der Uniform getragen wird. Sie gibt daher in verschiedenen Größen sowie für Rechts- und Linkshänder, damit beispielsweise die Einsatzmehrzweckstöcke (im Volksmund Gummiknüppel genannt) griffbereit sind. 

Die bisherigen Schutzwesten – sie werden unter der Dienstkleidung getragen – werden nun in die neuen Westen integriert. Eine Pflicht, die Schutzwesten zu tragen, gibt es nicht. Dennoch tragen sie alle uniformierten Kräfte zur eigenen Sicherheit. Angeschafft wurden sie in Dortmund übrigens erstmals, nachdem Neonazi Michael Berger mehrere Polizeibeamte angegriffen und drei von ihnen in Dortmund und Waltrop erschossen hatte.

In Kombination bieten die neuen Westen verbesserten Schutz vor Stich- und Schussverletzungen sowie Schlägen. Vor der Anschaffung waren extra Bekleidungsingenieurinnen und -ingenieure mit dem Entwurf der Überzieher befasst. Die Bedürfnisse von Polizeibeamtinnen und -beamten sind in den Prototyp und in die anschließenden Verbesserungen direkt eingeflossen.

Die Helme sollen vor allem bei Terrorlagen die BeamtInnen schützen

Erstmals bekommen die Einsatzkräfte zudem kugelsichere Helme. Bislang sind vor allem Einsatzhundertschaften und Bereitschaftspolizei mit Helmen ausgestattet. Diese bieten aber nur Schutz vor Schlägen oder Steinwürfen.

Wenn die Einsatzkräfte die ballistische Helme aufsetzen, besteht höchste Gefahr.
Wenn die Einsatzkräfte die ballistischen Helme aufsetzen, besteht höchste Gefahr. Fotos: Alex Völkel

Experten und Praktiker haben verschiedene Helmmodelle unter Trainings- und Laborbedingungen akribisch erprobt und getestet. Dabei orientierten sie sich immer am tatsächlichen Einsatzgeschehen: Bei Terroranschlägen oder Amokeinsätzen treffen Streifenpolizisten zuerst am Einsatzort ein. 

Viele Einsatzszenarien erlauben es nicht, auf das Eintreffen eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) zu warten. Ein sofortiges Eingreifen ist nötig. Bei solchen Einsätzen müssen die Beamtinnen und Beamten bestmöglich vor Projektilen geschützt werden, die aus kurzer Distanz abgefeuert werden. 

„Wir schützen unsere Polizistinnen und Polizisten mit moderner Ausrüstung auch vor bewaffneten Angriffen. Der ballistische Helm ist ein weiterer Baustein in der Ausstattung, der für mehr Sicherheit bei gefährlichen Einsätzen sorgt“, so Dirk Weiler, zuständig für Waffenwesen beim Landesamt für Polizeiliche Dienste (LZPD) NRW, bei der Präsentation der neuen Westen. 

„Wir müssen die Einsatzkräfte schützen, damit sie andere schützen können“

Ballistische Schutzwesten allein reichen in diesen Situationen für einen zuverlässigen Schutz nicht aus. Erst in Kombination mit ballistischen Helmen wird für die Polizistinnen und Polizisten im Einsatz ein hoher Schutzgrad erreicht.

„Die Sicherheit der Menschen in Dortmund hat höchste Priorität für die Dortmunder Polizei. Die Polizeibeamtinnen und -beamten des Wachdienstes und der Bereitschaftspolizei sind die ersten vor Ort. Sie gilt es zu schützen, damit sie andere schützen können“, betont Polizeipräsident Gregor Lange, der sich erfreut über das schnelle und konsequente Handeln des Innenministers zeigte. 

„Dass der Schutz der Polizei in NRW einen so hohen Stellenwert in der Landesregierung einnimmt und die Zusagen des Innenministers direkt umgesetzt werden, ist ein starkes Signal für die Wertschätzung gegenüber unseren Polizeibeamtinnen und -beamten“, lobte Lange.

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Reaktionen

  1. Gemeinsame Pressemitteilung von Polizei und Stadt Dortmund

    120. Dortmunder Weihnachtsmarkt eröffnet – Polizei und Stadt sind vorbereitet!

    Der Dortmunder Weihnachtsmarkt, auch in diesem Jahr mit rund 300 Ständen einer der größten in Deutschland, hat in den kommenden Wochen seine Stände für mehr als 2,5 Millionen Besucherinnen und Besucher geöffnet.

    Die Polizei Dortmund hat gemeinsam mit ihren Sicherheitspartnern ein Sicherheitskonzept entworfen, das neben einer gut sichtbaren Präsenz und Ansprechbarkeit auch auf eine Reihe von verdeckten Komponenten setzt, um auf mögliche Gefahren rechtzeitig reagieren zu können.

    Während für die Bundesrepublik Deutschland weiterhin eine abstrakte Terrorgefahr besteht, gibt es derzeit keinerlei Hinweise zu geplanten Straftaten, die im Zusammenhang zum Dortmunder Weihnachtsmarkt stehen.

    Analog zu den bewährten Sicherheitskonzepten aus dem Jahr 2017 kommt das Sicherheitskonzept der Stadt für den Weihnachts-/Wintermarkt 2018 in aktualisierter Form wieder zur Anwendung. Es sieht ein Verkehrsleit- und Sperrkonzept vor. Das Konzept besteht aus mobilen und stationären Sperrungen, um die Veranstaltungsfläche des Weihnachtsmarktes sowie dessen Zuwegungen zu sichern. Dieses wird ergänzt um ein LKW-Einfahrtverbot für den inneren Wallring (nicht für den Wall selbst). Die Zufahrt für Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 3,5 t wird dann in der Zeit vom 22. November bis 1. Januar täglich von 13 bis 24 Uhr nicht möglich sein. Oberbürgermeister Ullrich Sierau weist auf den intensiven Austausch aller am Sicherheitskonzept Beteiligten hin: „Die abgestimmten Maßnahmen sorgen für ein hohes Maß an Sicherheit. Wir freuen uns auf viele Besucherinnen und Besucher und auf eine stimmungsvolle Advents- und Weihnachtszeit“, so der OB.

    Neben zahlreichen Präsenzkräften von Polizei und Ordnungsamt steht allen Besuchern die Mobile Wache als fester Bestandteil des Weihnachtsmarktes am üblichen Standort (Markt/Westenhellweg) zur Verfügung. Zudem finden Sie in unmittelbarer Nähe zum Weihnachtsmarkt unsere Citywache in der Reinoldistraße.

    Polizeipräsident Gregor Lange erklärte zu Beginn des Weihnachtsmarktes: „Auch wenn es eine hundertprozentige Sicherheit niemals geben wird und auch niemals gegeben hat: Die Menschen in Dortmund können sich darauf verlassen, dass wir alles für ihre Sicherheit tun, um ihnen einen schönen und entspannten Weihnachtsmarktbesuch zu ermöglichen.“

    Präventionstipps rund um das Thema Langfinger und Taschendiebstahl geben wir Ihnen gerne: https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/4971/4107773

  2. Minister Reul: Eine Weste, die alles kann und alles abkann (PM Ministerium des Inneren NRW)

    Die rund 2.600 Beamtinnen und Beamten der nordrhein-westfälischen Bereitschaftspolizei bekommen eine neue Körperschutzausstattung (KSA). Am Parlamentsufer in Düsseldorf stellte Innenminister Herbert Reul heute, 7. September 2021, das neue Modell vor.

    Die neue Körperschutzausstattung besteht aus einer Weste sowie Arm- und Beinprotektoren. Die Basisweste wiegt 6,5 Kilogramm und ist damit 2,2 Kilogramm leichter als die bisherige Westenkombination. Innenminister Reul: „2,2 Kilo hören sich vielleicht nicht viel an, aber stehen Sie mal zehn, zwölf Stunden in der Sonne und sind dann körperlich noch richtig gefordert. Jedes Gramm weniger ist dann Gold wert, und die neue Weste ist wirklich eine Wahnsinns-Erleichterung.“

    Die neue Weste schützt vor Stichen, Schlägen, bei Bewurf mit Gegenständen und hat einen integrierten ballistischen Schutz. Das 1998 entwickelte Vorgängermodell bot lediglich einen Schlag- und Stichschutz. Um zusätzlich vor Schüssen geschützt zu sein, mussten die Polizistinnen und Polizisten eine ballistische Schutzweste unter der Schlag-/Stichschutzweste tragen – diese Kombination aus zwei Westen war schwer, zu warm und bot wenig Bewegungsfreiheit.

    „Weniger schützt mehr“, brachte es Innenminister Reul am Donnerstag auf den Punkt. „Die neue Ausstattung ist eine deutlich leichtere 2-in-1-Weste, die besser schützt als das Vorgängermodell – eine Weste, die alles kann und alles abkann.“ An der neuen Weste können die Polizistinnen und Polizisten zusätzlich Helm, Funkgerät, taktische Zeichen und die Bodycam befestigen. Zudem ist die neue KSA leicht zu reinigen, schwer entflammbar und wasserabweisend. Über Schnellverschlüsse kann die KSA abgelegt werden. An heißen Tagen kann man so in ruhigen Einsatzlagen die KSA lüften, um den Körper zu kühlen.

    Die neue Körperschutzausstattung wurde von einer Landesarbeitsgruppe unter der Leitung der dritten Bereitschaftspolizeiabteilung und in Kooperation mit der Sporthochschule Köln entwickelt. Die breit angelegte Studie der Hochschule traf wissenschaftlich fundierte Aussagen zur Gewichtsbelastung und Temperaturentwicklung bei typischen Einsätzen. Vier Wochen lang prüften die Polizistinnen und Polizisten in einem Einsatz-Parcours verschiedene Modelle auf Herz und Nieren. Das Votum der Bereitschaftspolizei führte dann letztendlich zur Beschaffung der neuen KSA.

    Insgesamt beschafft die Polizei 3.725 neue Modelle. In diesem Jahr werden zunächst Teile der Bereitschaftspolizei, 2022 dann neben der Bereitschaftspolizei auch die Alarmzüge und die Diensthundführer ausgestattet. Dafür werden insgesamt 7,2 Millionen Euro investiert. Innenminister Reul: „Ich freue mich, dass wir alle Kräfte der Bereitschaftspolizei künftig sicherer und ein bisschen erleichterter in den Einsatz schicken können.“

    Die Bereitschaftspolizei besteht vornehmlich aus 15 Bereitschaftspolizeihundertschaften sowie drei Beweissicherungs- und Festnahmehundertschaften und ist auf 14 Polizeipräsidien verteilt. Kräfte der Bereitschaftspolizei werden unter anderem angefordert bei Großdemonstrationen, politischen Gipfeltreffen, Staatsbesuchen und Fußballspielen.

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