Jahresbilanz der Agentur für Arbeit: Quote liegt bei 12,5 %: Integration der Neubürger besondere Herausforderung

Arbeitsagentur, Jobcenter und Sozialamt haben den Integration Point für Flüchtlinge gestartet, der beim Start in Ausbildung und Beruf helfen soll.

Von Joachim vom Brocke

„Die Entwicklung des Dortmunder Arbeitsmarktes hat unsere Erwartungen übertroffen“. Weitgehend zufrieden mit dem Verlauf des Jahres 2015 ist in ihrem Rückblick Astrid Neese, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit.

Der Dortmunder Arbeitsmarkt hat sich weiter positiv entwickelt

Astrid Neese ist Chefin der Arbeitsagentur Dortmund
Astrid Neese ist Chefin der Arbeitsagentur Dortmund.

Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag in den zurückliegenden zwölf Monaten bei 12,5 %, im Jahr 2014 bei 12,8 % und 2013 noch bei 13,2 %.

Erfreuliches Fazit: der Arbeitsmarkt hat sich weiter positiv entwickelt, die Beschäftigung wuchs kontinuierlich, es gab eine gestiegene Nachfrage nach Arbeitskräften.

Reduziert wurde die Langzeit- und Jugendarbeitslosigkeit. Doch weitere Investitionen in Qualifizierung werden notwendig bleiben; ebenso die Bemühungen zur Senkung der Arbeitslosenquote für Menschen mit ausländischem Pass, die 2015 bei 28,6 % lag. Im Jahresdurchschnitt gab es 37 414 Arbeitslose in der Stadt.

Vor dem Hintergrund, dass alle Prognosen der Dortmunder Wirtschaft und ihrer Verbände für 2016 positiv sind, will Astrid Neese mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die bevorstehenden „Herausforderungen mit Rückenwind angehen“.

Durch die Zuwanderung von Flüchtlingen, so prophezeit die Arbeitsamtschefin, werde die Arbeitslosigkeit in diesem Jahr zunehmen: „Die Integration der neuen Bürger in Arbeit und Ausbildung wird eine besondere Herausforderung für 2016 und die Folgejahre“, sagte Neese.

Integration Point und Jugendberufshaus neue Anlaufstellen

Agentur für Arbeit und das Jobcenter seien für diese Aufgabe gerüstet. Astrid Neese: „Mit dem ,Integration Point’ in der Arbeitsagentur haben wir mit dem Jobcenter und der Stadt Dortmund eine behördenübergreifende und gut verzahnte Anlaufstelle für Flüchtlinge geschaffen.“

Arbeitsagentur, Jobcenter und Sozialamt haben den Integration Point für Flüchtlinge gestartet, der beim Start in Ausbildung und Beruf helfen soll.
Arbeitsagentur, Jobcenter und Sozialamt haben den Integration Point für Flüchtlinge gestartet, der beim Start in Ausbildung und Beruf helfen soll.

Sie will den Menschen auf dem Weg in den Arbeitsmarkt sofort die richtige Orientierung und Einstiegsunterstützung, wie Sprachkurse und Qualifizierung  geben. Die Integration werde unterschiedlich schnell gelingen.

Wichtig sei dennoch, dass in jedem Einzelfall so schnell wie möglich die Weichen individuell gestellt werden könnten. Im „Integration Point“ arbeiten zurzeit 15 Mitarbeiter, kurzfristig vorgesehen ist eine Verdoppelung.

Qualifizierung und individuelle Förderung für Alle

Durch zusätzliches Personal und zusätzliche Finanzmittel für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen werde gewährleistet, dass „auch alle anderen Personen ihre Unterstützung wie Qualifizierung und individuelle Förderung weiter erhalten“, betonte Astrid Neese.

Wichtig seien vor allem junge Menschen, die ihre Chance auf eigenverantwortliches Leben mit Erwerbseinkommen brauchen.

Das Jugendberufshaus vereint Jugendamt, Jobcenter und Arbeitsagentur.
Das Jugendberufshaus vereint Jugendamt, Jobcenter und Arbeitsagentur.

Mit dem im letzten Herbst neu eröffneten Jugendberufshaus, ebenfalls in Kooperation von Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt, könne noch zielgerichteter mit den jungen Dortmundern gearbeitet werden.

Im Durchschnitt waren im vergangenen Jahr in der Arbeitslosenversicherung (SGB III) 6598 Arbeitslose gemeldet, 389 Personen oder 5,6 % weniger als ein Jahr zuvor.

In der Grundsicherung (SGB II) waren im Jahresdurchschnitt 30 816 Personen arbeitslos gemeldet, das sind 153 Personen oder 0,5 Prozent weniger als 2014.

Unternehmen und Behörden boten mehr Stellen an

17 525 Stellen haben Dortmunder Unternehmen und Behörden dem Arbeitgeberservice von Januar bis Dezember 2015 gemeldet (davon 92,4 % sozialversicherungspflichtig). Das sind 1323 Stellen oder 8,2 % mehr als im Vorjahr.

Der durchschnittlich gemeldete Stellenbestand lag bei 5311 Stellen; im Vorjahr 4622. Die meisten Stellen waren für folgende Berufsgruppen: Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung (3588 Stellen, + 12,1 % im Vorjahresvergleich), Verkehr und Logistik (3284 Stellen, – 4,5 %), Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung (2833 Stellen, + 3,1 %), kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus (2655 Stellen, + 8,3 %).

Besetzungsschwierigkeiten gibt es in den Berufsgruppen Alten- und Krankenpflege, Erzieher, Ärzte, Ingenieure, Metall- und Elektroberufen sowie IT und Telekommunikationsberufe. Im Handwerk waren Jobs wie Gerüstbauer sowie Sanitär- und Heizungsbauer weniger gefragt.

Nachwachsen in die Langzeitarbeitslosigkeit verhindern

Ein wichtiges Ziel für 2016 ist es, Nachwachsen in die Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern sowie die Jugendarbeitslosigkeit zu verringern. Aktuell werden 45,8 % aller Arbeitslosen in Dortmund als langzeitarbeitslos geführt.

Diese Menschen sind ein Jahr oder länger arbeitslos. Im Jahr 2015 waren dies durchschnittlich 17 075 Personen, 606 weniger als im Vorjahr. Im Versicherungsbereich (SGB III) waren 1098 Langzeitarbeitslose gemeldet und in der Grundsicherung (SGB II) 15 976.

Die durchschnittliche Arbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen lag bei 3377 und damit auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahren.

Dortmunder Unternehmen boten weniger Ausbildungsplätze an

Sascha Pradella hat die Ausbildungshilfen bekommen. So hat er nicht nur seine Lehrstelle behalten, sondern ist auch anschließend übernommen worden.
Sascha Pradella hat die Ausbildungshilfen bekommen, seine Lehrstelle behalten und  übernommen worden.

Zum Ende des Ausbildungsjahres 2014/2015 verbuchte die Agentur für Arbeit einen Rückgang bei den gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen und einen leichten Rückgang bei den gemeldeten Bewerbern im Vergleich zum Vorjahr.

Mit 4735 Bewerbern meldeten sich im abgelaufenen Ausbildungsjahr 43 Jugendliche weniger als im Vorjahr, gleichzeitig meldeten die Dortmunder Unternehmen 3363 betriebliche Ausbildungsstellen. Das sind 140 Stellen oder 4,0 Prozent weniger als im Vorjahr.

Für außerbetriebliche Ausbildungen, assistierte Ausbildung und Einstiegsqualifizierung setzten Agentur für Arbeit und Jobcenter Mittel in Höhe von 15,5 Mio. Euro ein, um Bewerber beim Weg in die Ausbildung oder während der Ausbildung zu unterstützen.

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