Mit der erfolgreich abgeschlossenen und inzwischen ausgewerteten Bürger*innen-Beteiligung zur Umfeldgestaltung der Nordseite des Hauptbahnhofs hat die Stadt Dortmund Neuland betreten. Da aufgrund der Corona-Pandemie keine klassischen Präsenzveranstaltungen möglich waren, eroberten die Teilnehmenden den virtuellen Raum: Vom 7. Dezember 2020 bis zum 17. Januar 2021 konnten sich alle Interessierten auf einer eigens eingerichteten Internetseite des Stadtplanungs- und Bauordnungsamtes über das Projekt informieren. Die Tools zum Mitmachen luden dazu ein, einen Fragenkatalog zu beantworten, Kommentare zu schreiben und mit Hilfe eines Planungsspiels selbst Entwürfe für den neuen Park zu kreieren. Das Planungstool bot die Möglichkeit, gewünschte Nutzungen mit kleinen Symbolen auf der Fläche des künftigen Parks zu verorten. Auch in den sozialen Medien Facebook und Instagram wurde über das Projekt und die Beteiligungsmöglichkeiten informiert.
Online-Format und innovatives Planungstool mit hoher Beteiligung
Insgesamt erstellten die Bürger*innen 114 Planungen. Den mühevoll gestalteten Entwürfen und ihren detailreichen Kommentierungen ist deutlich anzumerken, dass die Nutzer*innen bei der Bearbeitung viel Spaß hatten. Mehr als 1.000 Stimmen bei der Beantwortung des Fragebogens kamen zusammen. Dazu liegen etwa 200 frei formulierte Kommentare und über 500 Namensvorschläge für den Park vor.
Damit übersteigt die Zahl der Teilnehmenden bei weitem die Möglichkeiten einer traditionellen Bürger*innen-Beteiligung in der klassischen Form einer Abendveranstaltung. Gleichwohl umfasste das Projekt auch Partizipationsmöglichkeiten, sich ohne Internetzugang inhaltlich einzubringen. Über eine Zeitungsanzeige und einen an die Haushalte im Umfeld verteilten Flyer wurde dazu informiert. Der Anteil auf analogem Wege eingegangener Anregungen beläuft sich auf knapp fünf Prozent, die aber deshalb nicht weniger bedeutend sind. ___STEADY_PAYWALL___
Vision eines grünen Bahnhofsumfeldes bereits in der Planungswerkstatt Herbst 2016
Die Entwicklung des Hauptbahnhofumfelds Nord geht auf eine Planungswerkstatt mit Bürger*innen im Herbst 2016 und einen anschließenden Wettbewerb im Jahr 2017 zurück. Nachdem der Rat im Jahr 2020 auf der Grundlage einer Machbarkeitsuntersuchung grünes Licht für die Weiterverfolgung dieses Ansatzes gegeben hatte, wird zurzeit die Rahmenplanung erarbeitet.
Ziel der aktuellen Beteiligung war es, aus den Hinweisen der Bürger*innen konkrete Anforderungen für die kommenden Planungsschritte abzuleiten. Die bloße Anzahl sowie die Vielfältigkeit der Beiträge machten die inhaltliche Auswertung zu einer anspruchsvollen Herausforderung.
Im Ergebnis konnten fünf Leitprinzipien herausgearbeitet werden, welche den Teilnehmer*innen bei der künftigen Parkgestaltung besonders am Herzen liegen. Diese maßgebenden Erkenntnisse der Beteiligung werden als Planungsprämissen im Zuge der Rahmenplanung Berücksichtigung finden. Viele weitere interessante Ansätze und Vorschläge wurden darüber hinaus in einer Dokumentation zusammengefasst und stehenden den Planer*innen jetzt als Anregungen zur Verfügung (unten verlinkt).
Teilnehmer*innen wollen einen lebendig-grünen Park mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten
Die Bürger*innen wünschen sich demnach mehrheitlich einen lebendigen Park mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten, getrennten Wegen für Radfahrer*innen und Fußverkehr, einladenden Sitzbereichen und gastronomischen Einrichtungen. Wichtigster Wunsch ist eine umfangreiche Begrünung mit schattenspendenden Bäumen und einer ergänzenden vielseitigen Bepflanzung zum Erhalt und zur Steigerung der Artenvielfalt. Auch Sportmöglichkeiten wurden oft genannt.
Angesichts der Lage des neuen Parks am Hauptbahnhof haben viele Bürger*innen ihren Befürchtungen Ausdruck verliehen, dass die für das Umfeld von Bahnhöfen häufig typische Drogen-, Trinker- und Obdachlosenszene das Bild prägen könnte. Hier ist die Stadt gefordert, gegenzusteuern.
Besondere Kreativität ist bei den Hunderten von Namensvorschlägen für den Park festzustellen. Im Rahmen der inhaltlichen Auswertung wurden diese zunächst thematisch geclustert, um darzustellen, welche Themen den Dortmunder*innen bei der Findung eines passenden Namens wichtig sind.
Für die weitere Vorgehensweise sind verschiedene Varianten vorstellbar, bevor die politischen Gremien der Stadt letztendlich eine Entscheidung treffen. So könnte beispielsweise eine fachkundige Jury bei der Vorauswahl unterstützen und eine weitere Befragung der Bürger*innen vorbereiten. Der letzte Schritt zur Namensfindung ist also noch im Detail festzulegen. Es wird weiter darüber berichtet.
Aktualisierte Internetseite bietet neue Broschüre zum Download
Insgesamt hat die Online-Beteiligung für die Umfeldgestaltung Hauptbahnhof Nord eindrucksvoll unter Beweis gestellt, welche Potenziale eine digitale Bürger*innen-Partzipation bietet. Das Internet erschließt insbesondere bei der Frage, wie viele Interessierte erreicht werden können, neue Dimensionen.
Konkrete Nutzerzahlen für die Internetseite liegen zwar nicht vor, aber die Zahlen hinsichtlich der Toolnutzungen liefern entsprechende Hinweise. Im Übrigen wird aufgrund von Art und Zielrichtung vieler Beiträge eine gelungene Einbeziehung bisher weitgehend unterrepräsentierter Interessengruppen vermutet. Ebenso ist eine bemerkenswerte Qualität bei der inhaltlichen Auseinandersetzung festzustellen.
Alle Ergebnisse des Beteiligungsverfahrens sind in einer digital und analog verfügbaren Broschüre dokumentiert. Auf der aktualisierten Internetseite (www.dortmund.de/hbfumfeldnord) sind die wesentlichen Ergebnisse zudem noch einmal in einem neu eingefügten Kapitel aufbereitet und zusammengefasst. Dort wie mit dem Link unter diesem Text kann auch die Broschüre heruntergeladen werden.
Die Stadt Dortmund dankt allen Teilnehmer*innen ganz herzlich für das engagierte Mitmachen in dem Planungsprozess dieses stadtbedeutsamen Projektes im Allgemeinen und bei der Bearbeitung der jüngsten Aufgabenstellung zur Gestaltung des neuen Parks im Besonderen. Die erfolgreiche Beteiligungskultur soll auch in Zukunft fortgesetzt werden.
Weitere Informationen:
- Broschüre: Umgestaltung Hauptbahnhof Dortmund, Nordseite – Rahmenplan und Dokumentation der Beteiligung; hier:
Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:
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Reaktionen
Cornelia Wimmer
Liebe Nordstädterinnen und Nordstädter, es mag gerne sein, dass man für den Rest der Fläche, die schon heute eine wenig gepflegte Grünfläche ist, paar Ballen Rollrasen eingepreist hat. – Nur unter erwähntem Rollrasen – hier wiederholt PARK genannt – wird sich eine der Lärm- und Dreckschleudern der Nordstadt erstrecken: Der ZOB, der Fernbusbahnhof. Hinter der heutigen Paketpost wird eine gigantische Tiefgarage in den Hang gebuddelt. Geplante 300 Buseinfahrten täglich, ebensoviele Ausfahrten, versteht sich. Zufahrt über eine schicke Rampe, die parallel zu südlichen Schützenstraße zum künftigenZOB hochklettert. Alternativ eine Brücke über die Schützenstraße. Man weiß noch nicht, wie man so viel Verkehr bewältigen soll. Ist ja auch schwer! -Dazu kommen noch der Bring- und Holverkehr für den ZOB, die Verkehre, die die dichte Bebauung des bisher baumbestandenen Hangs generieren wird. Deshalb baut man gleich noch eine Tiefgarage… Autos gehören nämlich in die Stadt! Busse erst recht!
Wir werden nicht gefragt? Aber bitte! Wir dürfen im digitalen Planungstool einen kleinen Grillplatz irgendwohin ziehen. – Wir dürfen Bäumchen pflanzen. Und wir dürfen uns einen schnuckeligen Namen für den PARK ausdenken! Und wir kriegen ganzganz viel Lob von der Stadt: Wie schön wir mitgemacht haben und was uns alles Tolles eingefallen ist. BEEINDRUCKT ist man bei der Stadt. Zentraler Omnimusbahnhof und gigantische zusätzliche Verkehre? War da was?
MH
Meine Bitte an die Stadt: zeigt einmal die reelle Ansicht, wie dieses Rampen-Hochhaus-Konstrukt aussieht, wenn jemand als Fußgänger auf den Bahnhof zuläuft. Was bisher am meisten gezeigt wird, ist eine Idealsicht aus seitlicher Drohnenflugperspektive- oder oben von begrünter Rampenebene aus, nicht jedoch das, was die meisten von uns tagtäglich beim Gang zum HBF sehen werden.
Projekt zur Entwicklung des nördlichen Umfeldes des Hauptbahnhofs schreitet voran (PM Stadt Dortmund)
Die Neuentwicklung des nördlichen Bahnhofsumfelds soll für die Stadt Dortmund ein wichtiger Impulsgeber werden: Als Teil des Stadteingangs für Reisende mit der Bahn oder mit Fernlinienbussen entsteht eine neue Visitenkarte der Stadt. Aber auch für die Zukunft der Nordstadt setzt die Verwaltung große Hoffnungen auf die Strahlkraft, die von einer Entwicklung des nördlichen Umfeldes des Hauptbahnhofs ausgehen wird.
Für den Hauptbahnhof selbst stellt das Projekt einen maßgeblichen Beitrag zur Verkehrswende dar, die räumlich und architektonisch ihren Ausdruck findet, insbesondere aber mit der umfassenden Verknüpfung der verschiedenen Verkehrsträger auch funktional zukunftsweisend sein wird. Der Hauptbahnhof wird so zu einer echten Mobilitätsdrehscheibe.
Nachdem der Rat der Stadt am 18. Juli 2020 auf der Grundlage einer Machbarkeitsstudie eine wichtige Weiche zur Weiterführung des Projekts gestellt hatte, hat das Architekturbüro raumwerk nun den Rahmenplan erarbeitet. raumwerk hatte sich in dem Wettbewerbsverfahren 2017 mit seinem prägnanten Entwurf der „Grünen Spange“ durchgesetzt.
Auch die Leistungen der Projektsteuerung und der juristischen Beratung wurden zwischenzeitlich ausgeschrieben und Gespräche zur Projektträgerschaft begonnen.
Voraussetzungen für die Realisierung anschieben
Mit einer aktuellen Vorlage für die Gremien soll nun die Grundlage geschaffen werden, die ausgeschriebenen Leistungen zu beauftragen und anschließend in Zusammenarbeit, insbesondere mit dem Büro der Projektsteuerung, weitere Aufträge für planerische und gutachterliche Leistungen in die Wege zu leiten.
Auf diesem Fundament können außerdem schon jetzt erforderliche Festlegungen mit der DB AG getroffen werden, etwa um Projektteile wie den unterirdisch anzulegenden Zentralen Omnibusbahnhof für Fernverkehr (ZOB) an die derzeit laufende Modernisierungsmaßnahme des Bahnhofs anschließen zu können.
Die Struktur der Projektträgerschaft soll weiter vorangetrieben werden, um dem Rat der Stadt im ersten Halbjahr 2022 einen konkreten Vorschlag vorzulegen.
Fördermittel für dieses wichtige Zukunftsprojekt
Um später Städtebaufördermittel beantragen zu können, schlägt die Verwaltung dem Rat vor, den Beginn der sogenannten „Vorbereitenden Untersuchungen“ zur Prüfung der Voraussetzungen für die Festsetzung eines Entwicklungsgebietes zu beschließen.
Diese weiteren Schritte sollen zunächst mit Haushaltsmitteln finanziert werden. Eine endgültige Projektfinanzierung wird unter anderem Aufgabe der Projektträgerschaft sein.
„Garten statt ZOB“
„Garten statt ZOB“ hat Ostern 2023 eine Tafel am wilden ‚Garten‘ aufgestellt, die etwas über ihn erzählen und Neugier wecken soll.
Wurzeln schlagen für ‚Neues‘?
“Garten statt ZOB” ist mehr als 10 Jahre lang ein kritisches Denk-mal zur ideen- und hilflosen Stadtentwicklung, wie sie unmittelbar an der Nordseite des Hauptbahnhofs über all diese Jahre betrieben wurde.
Der “Garten” hat in dieser Zeit auf dem Papier viel erlebt, profitversprechende Stadtverdichtungen in der Höhe, in der Tiefe und auf der Ebene, Abstürze aller hochfliegenden Pläne, Vorfahrt für private Verkehre und Behinderung der Mobilität der Bürger in der Stadt, Sackgasse für klimabessernde Maßnahmen.
Geworden ist in dieser Zeit wenig – das zentrale Areal zwischen Nordstadt und City zeigt sich so elend wie eh und je. Lagerplatz, Busshaltestellen, Baracken, Trampelpfade. Seine Nutzung heißt nicht: Sich hier wohl fühlen. Sondern: So schnell wie möglich da durch und weg.
Die Initiative, die hier Wurzeln schlug und den Fingerzeig gepflanzt hat, ist eine von Bürgerinnen und Bürgern vor allem aus der Nordstadt, die sich immer wieder kritisch zu den scheiternden Plänen von Politik und Verwaltung äusserten und Vorschläge machten. Die immer mal pflanzten. Und immer wieder Geburtstag feierten – jedes neue Jahr im andauernden Provisorium.
Wenn schon Provisorium, dann dauerhaft menschenfreundlich, sozial, gesund, klimabessernd …
https://www.gartenstattzob.de