Diskussion der Bürgerinitiative „Garten statt ZOB“: Ist die Luftqualität am Busbahnhof in der Nordstadt noch zu retten?

Der Fernbusverkehr belastet die Luft nördlich des Hauptbahnhofs. Fotos: Max Zienau
Der Fernbusverkehr belastet die Luft nördlich des Hauptbahnhofs. Fotos: Max Zienau

Seit der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) von der City an die Nordseite des Hauptbahnhofes in Dortmund verlegt wurde, hat sich die Aufenthalts- und Lebensqualität dort stark verschlechtert. Das ist die Auffassung der Bürgerinitiative „Garten statt ZOB“. Sie kritisiert die hohe Belastung der Gegend mit Stickoxiden, Feinstäuben und Rußpartikeln in der Nordstadt.

Veranstaltung der Bürgerinitiative „Garten statt ZOB“ am 14. Juli im Dietrich-Keuning-Haus

Deswegen lädt die Initiative am 14. Juli zu einer öffentlichen Beratung im Dietrich-Keuning-Haus ein. Das Treffen findet von 14 bis 18 Uhr im Dietrich-Keuning-Haus im Raum 226 statt. NordstadtbewohnerInnen, Fachleute und PolitikerInnen sollen zusammenkommen und Alternativen zur aktuellen Mobilitäts- und Klimapolitik besprechen.

Die Grundlage bilden die Erkenntnisse aus mehreren Messungen, die die Initiative gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in dem Bereich durchgeführt hat.Diese Messungen fanden am 7. April statt – einem ungewöhnlich verkehrsarmen Tag, so Wolfgang Richter von der Initiative.

Feinstaub besteht aus einem komplexen Gemisch fester und flüssiger Partikel und wird abhängig von deren Größe in unterschiedliche Fraktionen eingeteilt. Unterschieden werden PM10 (PM, particulate matter) mit einem maximalen Durchmesser von 10 Mikrometer (µm), PM2,5 und ultrafeine Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 0,1 µm.

Messwerte überschreiten Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation

Irina Vellay, Wiebke Clausen und Wolfgang Richter von der Initiative „Garten statt ZOB“ beraten über die Luftprobleme.
Irina Vellay, Wiebke Clausen und Wolfgang Richter von „Garten statt ZOB“ beraten über die Luftprobleme.

Die Messungen ergaben, dass die Werte für Feinstaub PM2,5 und PM10 zwar unter den Jahres-Durchschnittsgrenzwerten liegt, die die Europäische Union vorgibt. Doch die Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden zum Teil deutlich überschritten.

So liegt der Jahresmittelwert für PM2,5 der WHO bei zehn Mikrogramm pro Kubikmeter. Am 7. April wurden, je nach Messstelle, zwölf bis 18 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen.

PM2,5 wird auf der Website des Umweltbundesamts als schädlicher Stoff bezeichnet, der aufgrund seiner geringen Größe bis in die Lungenbläschen gelangen kann. Weiterhin heißt es dort, dass eine erhöhte Belastung in Zusammenhang mit schweren Gesundheitsauswirkungen (z.B. Herz-Kreislauferkrankungen) steht. Für diese Auswirkungen habe kein Schwellenwert gefunden werden können, was bedeutet, dass sie  auch bei Belastungen unter dem Grenzwert auftreten können.

Außerdem wurden bei den Messungen Rußpartikel in einer Konzentration von vier bis 18 Mikrogramm festgestellt. „Für diese Partikel existiert kein Grenzwert, da sie in per se krebserregend sind“, sagt Irina Vellay von der Initiative. Von der Stadt Dortmund erwarte man mehr Vorsorge für die Gesundheit der BürgerInnen.

Planungswettbewerb lieferte in den Augen der Initiative keine Lösungen

Die Initiative gründete sich vor sieben Jahren, als der ZOB durch das Fußballmuseum von seinem alten Platz am Wall verdrängt wurde. Seitdem setzen sich die zehn bis zwölf aktiven Mitglieder laut ihrer Website für eine grünere Nordstadt und bessere Bedingungen für deren Bewohner ein.

Der Planungswettbewerb der Stadt, bei dem 16 Teilnehmer-Büros ein städtebauliches Konzept für das neue Stadtquartier zwischen Unionstraße und Burgtor entwerfen sollten, habe es laut „Garten statt ZOB“ nicht geschafft, „den Konflikt zwischen den Mobilitätsbedürfnissen der Stadtbewohner und ihrer sozialen Ansprüche und der Vergiftung der Luft zu lösen“.

Bei der Beratung am 14. Juli werden unter anderem Dr. Winfried Wolf, Publizist und Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von attac, und Prof. Dr. Heike Köckler von der Hochschule für Gesundheit in Bochum sprechen. Auch VertreterInnen der Stadt sind eingeladen.

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