„GrünBau“ kümmert sich aktuell um 135 arbeitslose junge Leute

Hilfe für besonders belastete Jugendliche: Das Projekt „Jobwinner“ soll ausgeweitet werden

Projektteilnehmende von „Jobwinner“ kümmern sich beispielsweise um mehr Sauberkeit im Quartier. (Archivbild) Foto: GrünBau gGmbH

Auf dem Dortmunder Arbeitsmarkt gibt es mittlerweile viele offene Stellen. Dem gegenüber stehen viele Arbeitslose bzw. Jugendliche ohne Ausbildung. Das Problem: Zumeist passen die Bewerber:innen und die Anforderungsprofile nicht zueinander. Zudem gibt es viele Menschen in Dortmund, die nicht einfach so erwerbstätig sind: „Armut, Wohnungslosigkeit, Ausgrenzung, Gewalterfahrungen, oder psychische Erkrankung. Die Menschen sind teils derart belastet in Biographien, dass sie von Bildungs- und Ausbildungssystemen entkoppelt und nicht in der Lage sind, reguläre Angebote in Anspruch zu nehmen“, berichtet Jugenddezernentin Monika Nienaber-Willaredt. Ihnen will das Programm „Jobwinner“ helfen.

Zielgruppe sind 16- bis 27-Jährige in schwierigen Lebensverhältnissen

Das Jugendamt Dortmund und der Träger GrünBau möchten gemeinsam eine neue Phase für das bundesweit einmalige und innovative Angebot für junge Menschen einläuten. Der Verwaltungsvorstand der Stadt Dortmund hat eine entsprechende Vorlage zur Fortführung für weitere drei Jahre beschlossen und gibt sie zur Beratung in die politischen Gremien. Der Rat der Stadt wird in seiner Sitzung im November darüber entscheiden. 

Monika Nienaber-Willaredt freut sich auf die neue Aufgabe in Dortmund. Sie soll das Dezernat 4 mit den Fachbereichen Schulverwaltungsamt, Jugendamt und dem Eigenbetrieb FABIDO.
Monika Nienaber-Willaredt leitet das Dezernat 4 mit den Fachbereichen Schulverwaltungsamt, Jugendamt und dem Eigenbetrieb FABIDO. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

„Jobwinner“ richtet sich an 16- bis 27-Jährige in schwierigen Lebensverhältnissen, die nicht in der Lage sind, Unterstützungsangebote der Regelsysteme anzunehmen. Von ihnen soll es in Dortmund rund 500 Menschen geben. In den Jahren 2020 bis August 2022 ist es dem Projekt „Jobwinner“ bereits gelungen, 135 dieser jungen Menschen aufzunehmen. 

Anders als in anderen Projekten wurden die jungen Leute vorrangig an praxisbezogene Arbeitsfelder herangeführt und dafür auch entlohnt. Durch den Verdienst aus der geringfügigen Beschäftigung, zum Beispiel in der Grünflächenreinigung, bei Garten- und Renovierungsarbeiten oder der Entrümpelungshilfe, konnten sie ihren Lebensunterhalt absichern, eine Tagesstruktur aufbauen und Selbstbewusstsein gewinnen. 

Das Projekt soll im kommenden Jahr ausgeweitet werden

Auch bei Bau- und Sanierungsarbeiten wirken die Teilnehmenden von „Jobwinner“ mit.
Auch bei Bau- und Sanierungsarbeiten wirken die Teilnehmenden von „Jobwinner“ mit. Foto: GrünBau gGmbH

Das Projekt holt die jungen Menschen von der Straße und trägt dank intensiver sozialpädagogischer Begleitung und flankierenden Qualifizierungs- und Sprachförderangeboten dazu bei, dass die Teilnehmenden ihre Situation stabilisieren und sich sozial und beruflich integrieren können. 

Die Beschäftigung der jungen Menschen im Quartier wird von der lokalen Öffentlichkeit und den Quartiersbewohner:innen positiv wahrgenommen. Die Projektteilnehmer:innen erfahren oft zum ersten Mal in ihrem Leben Anerkennung und Selbstwirksamkeit, berichtet Nienaber-Willaredt. 

Im kommenden Jahr soll das Projekt noch um Textilgestaltung sowie das Arbeitsgebiet Gemüseanbau / Urban Gardening erweitert werden – die Erzeugnisse sollen bedürftigen Bürger:innen im Quartier zu Gute kommen. Auch die pädagogische und arbeitsfachliche Begleitung wird intensiviert. Die Kosten belaufen sich – wenn der Rat zustimmt – auf 620.690 Euro allein im kommenden Jahr.

Stabilisierung als Vorbereitung für Ausbildung und Job

OB Thomas Westphal. Foto: Anja Cord
OB Thomas Westphal. Foto: Anja Cord für Nordstadtblogger.de

Das Programm ist nicht unumstritten, weil die „nackten Zahlen“ auf den ersten Blick nicht überwältigend aussehen. In den Jahren 202 und 2021 sind von den bisher 135 Teilnehmenden 24 in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vermittelt worden. Das klingt wenig, ist es aber nicht. Denn das ist nicht das primäre Ziel des Programms, aber dennoch ein willkommener Erfolg.

Zusätzlich wurden 2021 bzw. 2021 weitere 32 Teilnehmende ans Regelsystem angebunden, vier an die Jugendhilfe, neun an weiterführende (Berufs-) Bildungsangebote, zehn an Sprachkurse, zwölf an andere Unterstützungs- und Beratungsangebote.

„In zurückliegenden Jahren haben wir gelernt, dass die unterschiedlichen Personen über ganz unterschiedliche Ausgangsvoraussetzungen verfügen“, berichtet OB Thomas Westphal. Die Teilnehmenden des „Jobwinner“-Programms seien besonders belastet. „Alle wären nicht vom Fleck weg auf dem Arbeitsmarkt einsetzbar. Sie würden nicht lange durchhalten“, betont der frühere Chef der Wirtschaftsförderung. 

Das Programm „Jobwinner“ bietet die unterschiedlichsten Betätigungsmöglichkeiten.
Das Programm „Jobwinner“ bietet die unterschiedlichsten Betätigungsmöglichkeiten. Foto: GrünBau gGmbH

„Wir lassen die Menschen nicht so, wie sie sind. Wir werden uns immer für sie einsetzen, sonst haben wir keine Chance, etwas zu ändern“, so Westphal. Ziel ist, die Menschen zu stabilisieren, so dass sie perspektivisch in der Lage sind, eine Ausbildung oder Arbeit aufzunehmen. 

Wenn es jetzt schon einen Übergang in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gebe, ist das quasi ein Bonus: „Jeder Einzelne ist ein Gewinn. Und wir haben ja noch viele Menschen im Programm. Jeder hier angelegte Euro ist hier gut angelegt“, so Jugenddezernentin Monika Nienaber-Willaredt. Denn nichts zu machen, komme die öffentliche Hand am Ende wesentlich teurer, sagte sie mit Blick auf spätere Transferzahlungen.

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