Guntram Schneider ist tot: Trauer um einen streitbaren Sozialdemokraten und aufrechten Gewerkschafter

Guntram Schneider, seinerzeit Vorsitzender des DGB NRW in der Stadthalle Kamen im April 2007
Guntram Schneider, früherer NRW-Minister und Vorsitzender des DGB NRW. Foto: Klaus Hartmann

Trauer um Guntram Schneider: Der Dortmunder SPD-Politiker und Gewerkschafter ist im Alter von 68 Jahren gestorben. Parteiübergreifend wurde die politische Leistung und das Eintreten für soziale Gerechtigkeit gewürdigt. Bis 2015 war der Schneider Arbeitsminister von Nordrhein-Westfalen. Davor war er DGB-Chef in NRW.

Die Gewerkschaften in Stadt und Land trauern um Guntram Schneider

Der DGB Dortmund und seine Mitgliedsgewerkschaften trauen um Guntram Schneider: „Mit dem Tod von Guntram Schneider verliert die Gewerkschaftsbewegung einen profilierten Mitstreiter, der immer Klartext sprach und auch vor unbequemen Auseinandersetzungen nie zurückschreckte“, betonte die Dortmunder DGB-Vorsitzende Jutta Reiter in einer Stellungnahme. 

Konferenz der Gewerkschaft Nahrung, Genuß, Gaststätten (NGG) im Brauersaal der DAB mit Verleihung des Vorlesers an Alexander Völkel. Gastredner Guntram Schneider
Guntram Schneider wurde nur 68 Jahre alt.

„Seine gewerkschaftlichen Ziele, soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit waren die Triebfeder für sein Handeln. Als brillanter Redner konnte er mitreißen und Arbeitnehmer*innen Kraft und Unterstützung geben, für ihre Forderungen zu kämpfen“, so Reiter.

„Mit großer Trauer und Bestürzung nehmen wir Abschied von Guntram Schneider. Er hat sich in vielen Positionen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in NRW verdient gemacht, insbesondere als Vorsitzender des DGB NRW von 2006 bis 2010 und als Minister für Arbeit, Integration und Soziales in NRW“, erklärte Anja Weber, Vorsitzende des DGB NRW.

Schneider sei eine herausragende Persönlichkeit, die den Raum erfüllte. „Mit seinem großen historischen Wissen war er ein Vorbild für viele Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter und verlieh dem Satz „Wissen ist Macht“ stets konkreten Ausdruck“, so Weber.

Guntram Schneider übernahm den Vorsitz des DGB NRW in einer unruhigen Zeit für die Gewerkschaften, als erstmals nach Jahrzehnten in NRW eine schwarz-gelbe Landesregierung gewählt worden war. „Als großer Verfechter der Einheitsgewerkschaft, was er immer auch in seiner Arbeit lebte, war er parteiübergreifend anerkannt und verlieh so der Stimme der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Gewicht“, so die DGB-Landesvorsitzende.

„NRW trauert um eine Persönlichkeit mit Herz für das Land und Herzblut für die Sache“

Respekt und Anerkennung wird dem Dortmunder Sozialdemokraten parteiübergreifend gezollt: „Nordrhein-Westfalen trauert um eine Persönlichkeit mit Herz für das Land und Herzblut für die Sache“, betont NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).

Schneiders Verdienste um die Sozialpartnerschaft in NRW, sein Einsatz für berufliche Bildung sowie das Ermöglichen von Integration blieben unvergessen, so Laschet. Auch als Mensch bleibe er viele Wegbegleitern in Erinnerung: „Als Mann des klaren Wortes und der Gradlinigkeit“, so der NRW-Ministerpräsident.

„Mit seinem Tod verliert unser Land eine menschliche und beherzte Stimme gegen jede Form von Ungerechtigkeit. Seine Reden haben die demokratisch-parlamentarische Kultur bereichert“, würdigt NRW-Landtagspräsident André Kuper würdigt den verstorbenen ehemaligen Abgeordneten und Minister.

„Mit Guntram Schneider verliert NRW einen Gewerkschafter und Sozialpolitiker mit großer Leidenschaft, Aufrichtigkeit und intellektuellem Tiefgang. Dankbar erinnere ich die Phase der Zusammenarbeit mit ihm als er Chef des NRW-DGB“, erklärte Andreas Pinkwart (FDP), NRW-Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie.

„Traurig! Guntram Schneider war ein waschechter, leidenschaftlicher Gewerkschafter. Vor zehn Jahren ,überredete’ er mich sogar zum Gewerkschaftsbeitritt“, erinnert sich Arndt Glocke, Fraktionssprecher Grünen im NRW-Landtag.

Trauer um „Vertreter der alten, ehrlichen und kämpferischen Arbeiterbewegung“

Ex-Landesminister Guntram Schneider wurde neuer Vorsitzender der ZWAR Zentralstelle NRW, rechts Geschäftsführer Marc Bagusch. Fotos: Joachim vom Brocke
Guntram Schneider wurde 2017 neuer Vorsitzender der ZWAR Zentralstelle NRW, rechts Geschäftsführer Marc Bagusch. Foto: Joachim vom Brocke

Für die SPD in Stadt und Land ist der Tod von Guntram Schneider ebenfalls ein Verlust: Der engagierte Sozialdemokrat war stets Mahner und streitbarer Kämpfer für soziale Gerechtigkeit.

„Mit Guntram Schneider ist einer der letzten Vertreter der alten, ehrlichen und kämpferischen Arbeiterbewegung von uns gegangen. Und mein Freund und Genosse gerade in schwierigen Zeiten. Freundschaft, Guntram“, schreibt der frühere SPD-Bundesvorsitzende und Bundesminister Sigmar Gabriel. 

Der NRW-SPD-Vorsitzende Sebastian Hartmann betonte: „Ein großer Gewerkschafter und echter Sozialdemokrat ist tot. Mit Guntram Schneider verlieren wir einen Kämpfer für Solidarität. Sein starker Einsatz wird fehlen. Wir trauern um ihn.“

„Ich bin unendlich traurig über die Nachricht, dass mein langjähriger Kabinettskollege Guntram Schneider verstorben ist. Guntram war ein stets aufrichtiger Mann. Immer geradeaus und mit dem Herzen am rechten Fleck. Ein Typ, wie er im Buche steht. Ich werde ihn sehr vermissen“, erklärte Thomas Kuschaty, amtierender Fraktionsvorsitzender der SPD im NRW-Landtag.

„Ich bin sprachlos und zutiefst traurig …. Ein letztes Glückauf an einen großen Sozialdemokraten, Gewerkschafter und einen tollen Menschen! Ich bin froh dich gekannt zu haben“, schreibt der Dortmunder SPD-Landtagsabgeordnete Volkan Baran bei Facebook.

Unermüdliches Engagement für soziale Gerechtigkeit und Demokratie

Dem DGB in Dortmund hat er in seiner Zeit als DGB-Kreisvorsitzende von 1985 bis 1990 unter anderem die Alfred-Gundlach-Medaille hinterlassen. Mit dieser Auszeichnung ehrt der DGB Dortmund- Hellweg jährlich verdiente Gewerkschafter*innen, die sich um die politische Bildung und den Wissenstransfer in den DGB Gewerkschaften verdient gemacht haben. 

Guntram Schneider war NRW-Minister für Arbeit, Integration und Soziales.
Guntram Schneider war NRW-Minister für Arbeit, Integration und Soziales. Foto: Landtag NRW

Anlässlich der 30. Verleihung der Alfred-Gundlach-Medaille 2018 wurde Guntram Schneider mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet. Mit der Verleihung dieser Medaille gedenkt der DGB zukünftig nicht nur Alfred Gundlach, sondern auch immer dem Initiator dieser Auszeichnung Guntram Schneider. Wir werden ihn vermissen“, erklärte die Vorsitzende des DGB in Dortmund Jutta Reiter.

Auf seine Initiative hin wurde unter dem damaligen (und heutigen) Arbeitsminister Laumann das „Sonderprogramm Ausbildung“ realisiert, das 3.000 außerbetriebliche Ausbildungsplätze geschaffen und damit vielen jungen Menschen eine berufliche Perspektive geboten hat. 

Seine Haltung war stets deutlich: Soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Teilhabe, Tarifautonomie und Mitbestimmung, dafür setzte er sich ein. Scharf kritisierte er die Einschnitte der Rüttgers-Regierung in die Mitbestimmung im öffentlichen Dienst und erreichte – nach dem Regierungswechsel – die Rücknahme. Der Zugang zu Arbeit und Ausbildung blieb ein zentrales Thema seiner Amtszeit als Arbeits- und Integrationsminister.

In Erinnerung bleiben seine Gradlinigkeit und sein emotionales, unermüdliches Engagement für soziale Gerechtigkeit und Demokratie. Dabei hatte er niemals Angst anzuecken, im Gegenteil: Untertanentum und Kleingeistigkeit gegenüber war er unduldsam.

„Er war Gewerkschafter durch und durch; das spürten die Menschen, mit denen er sprach. Mit Guntram Schneider ist ein echter Streiter für die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von uns gegangen. Wir werden ihn sehr vermissen und ihm ein ehrendes Andenken erhalten“, so Anja Weber.

Das schreiben Weggefährten von Guntram Schneider:

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Reaktionen

  1. Stadt Dortmund (Pressemitteilung)

    OB Ullrich Sierau zum Tod von Guntram Schneider

    Tief betroffen zeigt sich Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau über den Tod Guntram Schneiders. Schneider ist überraschend im Alter von 68 Jahren gestorben.

    Die Biographie des ehemaligen Ministers für Arbeit, Integration und Soziales der früheren NRW-Regierung Kraft ist eng mit der Stadt Dortmund verbunden. Der SPD-Politiker, Gewerkschafter und gelernte Werkzeugmacher wohnte in Dortmund und war 1985 Vorsitzender des DGB-Kreises in Dortmund bevor er in die Vorstandsverwaltung der IG Metall nach Frankfurt/M. wechselte. Ab 2006 war Schneider DGB-Landesvorsitzender in NRW, ab 2010 Minister im Kabinett Kraft und wurde 2012 als Direktkandidat in Dortmund in den NRW-Landtag gewählt.

    „Guntram Schneider zeichnete eine große Menschlichkeit aus. Er war gradlinig, direkt und herzlich. Ich werde ihn sehr vermissen“, so Oberbürgermeister Ullrich Sierau. „In seinem politischen und gewerkschaftlichen Wirken hatte Guntram Schneider stets die Menschen im Blick. Er war ein engagierter Kämpfer für die Arbeitnehmer. Guntram Schneider kämpfte für den Mindestlohn und hat durch seine streitbare und empathische Art dafür gesorgt, dass sich viele Menschen mit der SPD nach der Hartz-IV-Gesetzgebung wieder aussöhnen konnten.“

    „Guntram Schneider hat sich für das duale Ausbildungssystem engagiert, sich für Chancengerechtigkeit und Integration eingesetzt und im Kampf gegen Rechtsextremismus deutliche Worte gefunden. Er steht für gelebte Solidarität, so der Oberbürgermeister. „Guntram Schneider hat Klartext gesprochen und klare Kante gezeigt, wenn es nötig war.“ Sierau: „Die Fairness ist dabei nie verloren gegangen. Ein Mensch, der mit Herzblut für seine Anliegen gekämpft hat. Er wird uns fehlen.“

    Ein Kondolenzbuch liegt ab dem morgigen Dienstag im Rathaus, Friedensplatz 1, 1. Etage, Schließfachbereich, im Rahmen der Öffnungszeiten aus.

  2. Multikulturelles Forum (Pressemitteilung)

    Multikulturelles Forum trauert um Guntram Schneider: Als Politiker und Gewerkschafter engagiert für Teilhabe und Chancengleichheit eingesetzt

    Mit großer Trauer und Bestürzung nimmt das Multikulturelle Forum Abschied von Guntram Schneider. Der Gewerkschafter und Sozialdemokrat war ein langjähriger Partner und Fürsprecher des Vereins und unterstützte als Minister für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen viele seiner Aktivitäten zur verbesserten Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund.

    In den vergangenen Jahren besuchte Guntram Schneider wiederholt die Einrichtung, um sich über erfolgreiche Projekte insbesondere auf dem Gebiet der Arbeitsmarktintegration zu erkundigen. „Auch bei der Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung zeigte er stets klare Kante“, erklärt der Geschäftsführer des Multikulturellen Forums, Kenan Küçük. „Mit ihm verlieren wir einen engagierten Politiker, der sich mit Herz und Leidenschaft für Integration und Chancengleichheit einsetzte. Unser Beileid gilt besonders den Angehörigen.“

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