Gemeinsame Aktion geplant: „arm_in_Arm“ will Armut in Dortmund ein Gesicht geben

Von links nach rechts: Andreas Gora, Günter Niermann, Monika Dürger, Christoph Gehrmann, Anja Butschkau, Michael Vogt. (Foto: Joachim vom Brocke)
Andreas Gora, Günter Niermann, Monika Dürger, Christoph Gehrmann, Anja Butschkau, Michael Vogt. (Foto: J.v.Brocke)

Von Joachim vom Brocke

Mit der gemeinsamen Aktion „arm_in_Arm“ wollen AWo, Diakonie, DRK, Caritas, Der Paritätische, die Jüdische Kultusgemeinde, der DGB, das Obdachlosencafé St. Reinoldi sowie evangelische und katholische Kirche der Armut ein Gesicht geben.

Mitwirkende Gruppen gesucht  – Kunst und Kultur gefragt

Vom 23. bis 28. Februar 2015 ist eine Aktionswoche gegen Gleichgültigkeit und Vereinsamung in Vorbereitung. Junge und Ältere, Schulen, Gruppen, Vereine, Firmen können sich daran beteiligen. Wie bleibt jedem selbst überlassen. Das können Wörter, Texte, Zeichnungen, Bilder, Filme, Fotos, Musik, Animationen und Performances sein.

„Alle gesellschaftlichen Gruppen werden um Mithilfe gebeten“, erklärte Anja Butschkau von der AWo bei der Vorstellung des Projektes. Liedermacher Fred Ape sei bereits zum Auftakt am 23. Februar auf einer großen Bühne vor der Reinoldikirche gewonnen worden. „Künstlerische Aktionen“, so Monika Dürger vom Obdachlosencafé St. Reinoldi, „sind von uns im Turm der Kirche geplant“. Doch auch in der Kirche selbst seien bereits einige Aktionen vorgesehen.

26,4 Prozent der Einwohner Dortmunds sind arm oder von Armut bedroht

Einer der vielen Armutsmigranten ohne Obdach schläft in einer Hausecke in der Alsenstraße
Einer der vielen Armutsmigranten ohne Obdach schläft in einer Hausecke in der Alsenstraße.

Vor dem Hintergrund alarmierender Zahlen (Ende 2012 waren 26,4 Prozent der Einwohner Dortmunds arm oder von Armut bedroht) haben es sich die beteiligten Organisation zur Aufgabe gemacht, dies deutlicher und erkennbarer zu machen.

Trotz zahlreicher Aktivitäten der Stadt werde das Armutsproblem größer, verschwinde jedoch zunehmend aus der öffentlichen Wahrnehmung.

Flaschensammler zum Beispiel würden mittlerweile von großen Teilen der Bevölkerung genauso selbstverständlich zur Kenntnis genommen wie lange Schlangen vor den Lebensmittelausgaben der Tafel. Die Wohlfahrtsverbände sind besorgt: „,Armut’ wird nicht mehr als Problem wahrgenommen und erst recht nicht als solches diskutiert“.

Eine Frage der Würde: Mitwirkende wollen auf Augenhöhe sein

„Für uns ist Armut auch eine Frage der Würde“, sagt Günter Niermann vom Paritätischen und konkretisiert das Ziel: „Augenhöhe unser Stichwort“. Einrichtungen wie die Dortmunder Tafel oder das GastHaus an der Rheinischen Straße würden die schlimmsten Spitzen abfedern. Kritische Worte gingen auch in Richtung Regierung: es fehle der politische Willen, etwas zu verändern.

Auf versteckte Armut machte Michael Vogt, stellvertretender Stadtdechant der katholischen Kirche, aufmerksam: „Sie wird nur selten sichtbar, weil sich die Betroffenen schämen. Sie ziehen sich zurück, um nicht wahrgenommen zu werden“. Der Weg in die Armut könne durch verschiedene Lebensumstände sehr kurz sein, wissen die Vertreter der Sozialverbände aus ihrer täglichen Arbeit.

Ideen für Aktionswoche werden bis zum Jahresende gesammelt

Alle gesellschaftlichen Gruppen werden deshalb gebeten, sich mit Beiträgen und Projekten an der Aktionswoche im nächsten Jahr zu beteiligen und ihre Ideen bis 30. Dezember mitzuteilen. Die Steuerungsgruppe des Projektes wird die Ideen sammeln und in einem Veranstaltungskalender zusammenstellen. Ausgesuchte Projekte werden während der Aktionswoche an zentralen Stellen in der Stadt öffentlich ausgestellt.

Kontakt:

  • Ansprechpartnerin für „arm_in_Arm“ ist Anja Butschkau, Telefon (0231) 99 34 310.
  • Ideen für die Aktionswoche können unter der eMail-Adresse a.butschkau@awo-dortmund.de eingeschickt werden.
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Reaktionen

  1. Irmtraud Heymann

    In meiner täglichen Arbeit sehe ich die Armut im Alter. Es ist traurig mit ansehen zu müssen, wie ältere und gebrechliche Mitbürger in ihren sehr spärlich, um nicht zu sagen ärmlich möblierten Wohnungen ihren Lebensabend verbringen müssen.
    An den Wänden fehlt die Tapete, der Fußboden bzw. Teppich ist hinüber. Ich wünsche mir Aktionen wie :Bürger helfen Bürger…

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