FOTOSTRECKE: Großes Familienfest auf dem Nordmarkt eröffnete das Djelem Djelem-Roma-Kulturfestival in Dortmund

Wie bereits in den Vorjahren war das beliebte Familienfest wieder sehr gut besucht. Fotos: Wolf-Dieter Blank

Anders als in den Vorjahren wurde das „Djelem Djelem“-Roma-Kulturfestival 2019 mit dem großen Familienfest auf dem Nordmarkt eröffnet. Nachdem AWO-Vorsitzende Gerda Kieninger und Kulturdezernent Jörg Stüdemann die zahlreichen BesucherInnen begrüßt hatten, stürzten sie sich selber ins Vergnügen und ließen sich von der Gastfreundschaft und Lebensfreude der Roma-Kultur überzeugen.

Fassadenprojekt „Fatada“ enthüllt – sichtbares Zeichen der Roma-Kultur in der Nordstadt

Roma-Fassade in der Schleswiger Straße
„Roma-Fassade“ in der Schleswiger Straße. Foto: Völkel

Außerdem stand ein spannendes Projekt am ersten Festivaltag im Vordergrund.

In der Schleswiger Straße in der Nordstadt hatte die Roma-Gemeinschaft um den Nordmarkt in enger Kooperation mit zwei Schweizer Künstlern eine Hausfassade in typischem Roma-Stil mit verspielten architektonischen Formen und vor allem der freudigen Farbenvielfalt umgestaltet.

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Das Ergebnis wurde am Nachmittag der Öffentlichkeit als sichtbares Symbol der Roma-Kultur in Dortmund und der Region präsentiert, während am Abend in der eigens für das Projekt eingerichteten Werkstatt in der Mallinckrodtstraße gefeiert wurde.

Im Rahmen des Festivals stehen noch bis zum 20. September viele Veranstaltungen und Programmpunkte an, um den Facettenreichtum und die Vielfalt der Roma-Kultur kennenzulernen. Eine praktische Übersicht bietet der im Anhang des Nordstadtblogger-Artikels verlinkte Programmflyer.

Theater ohne Worte in der Nordstadt: „Forma“ im Theater im Depot

Aus dem rumänischen Bukarest kommt eine Theaterproduktion, die am morgigen Samstag, 14. September, im Theater im Depot zu sehen ist: Dort (Immermannstr. 29) präsentiert um 18 Uhr das Playhood Theatre mit dem Stück „Forma“ – eine Performance ganz ohne gesprochene Sprache.

Kulturdezernent Jörg Stüdemann hatte sichtlich Spaß beim Familienfest. Foto: Wolf-Dieter Blank

Nur mit Ausdrucksmitteln der Improvisation, der Pantomime und des Tanzes beeindrucken die sechs Jugendlichen mit einem Projekt, das verschiedene Aspekte der Lebenswirklichkeit Jugendlicher und junger Heranwachsender thematisiert und auf der Bühne reflektiert. Der Eintritt ist frei.

Entwickelt wurde „Forma“ in der Trägerschaft des Policy Centers for Roma and Minorities (Bukarest). Unter der professioneller Anleitung von VideokünstlerInnen, Schauspielerinnen und Theaterpädagogen wurde es in Ferentari, einem von vielen Roma-Familien bewohntem Stadtteil von Bukarest, erprobt und realisiert. Die jungen Akteure zwischen 12 und 20 Jahren werden sechs einzelne Szenen von jeweils 6-10 Minuten Länge spielen.

Des Weiteren lädt unter anderem die Auslandsgesellschaft Dortmund am 16. September um 19 Uhr zu einer kostenlosen Buchpräsentation mit anschließender Diskussionsrunde. Thema ist das Buch „Mare Manuscha: Innenansichten aus Leben und Kultur der Sinti & Roma“. In diesem Buch werden Kunstschaffende aus verschiedenen Generationen, die aus unterschiedlichen europäischen Ländern stammen, vorgestellt.

Buchpräsentation und Diskussionsrunde in der Auslandsgesellschaft

Das Buch „Mare Manuscha“ ist Thema einer Veranstaltung in der Auslandsgesellschaft am 16. September.

Dem Band liegen intensiv geführte Gespräche mit KünstlerInnen aus den Bereichen Bildende Kunst, Film, Theater, Musik und Literatur vor. Die Herausgeber trafen ihre Gesprächspartner an verschiedenen Orten.

In den Gesprächen geht es um das Verwurzeltsein in der eigenen Familiengeschichte, um individuelle und kollektive Strategien im Umgang mit der Mehrheitsgesellschaft, um Erfolge und Niederlagen, um Wirklichkeiten und Utopien in Kunst und Politik.

In all diesen biografischen Streifzügen kommen die prägenden Themen Geschichte, Migration, Identität, Heimat, Tradition und Modernität zur Sprache. Die Mit-Herausgeberin Cornelia Wilß wird mit dem Schauspieler und Dichter Nedjo Osman über das Buch und sein Konzept des Europäischen Roma Theaters sprechen. Nedjo Osman ist Schauspieler, Dichter und Regisseur.

Eine gemeinsame Dialogveranstaltung von Planerladen e.V., der Auslandsgesellschaft und der Alevitischen Gemeinde Dortmund e.V. im Rahmen des Djelem Djelem-Festivals.

Diese Veranstaltung wird im Rahmen des Projektes INKLUDO und des Antidiskriminierungsprojektes als Dialogforum durchgeführt. Diese vom Planerladen e.V. initiierten Dialogforen haben das Ziel, anhand von Filmvorführungen, Lesungen oder Podiumsdiskussionen mit Experten eine Plattform zu schaffen, bei der verschiedene Meinungen und Ansichten über migrations- und integrationsrelevante Themen ausgetauscht werden können. Diese sollen einer besseren Verständigung in der Stadt(teil)bevölkerung dienen und das Miteinander fördern.

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Reaktionen

  1. Theater im Depot (Pressemitteilung)

    Heroes – Ein Psychodrama aus der Illegalität beim Roma-Festival „Djelem Djelem“

    In der Schubhaft treffen eine Frau aus dem arabischen Kulturraum, eine Frau aus Osteuropa und eine Frau aus einem afrikanischen Land aufeinander. Das ist das Setting, das am Anfang des Theaterstücks „Heroes“ steht. Das „Psychodrama aus der Illegalität“ des Roma-Theaters Roman Svato steht auf dem Programm des 6. Roma-Kulturfestivals. Zu sehen ist es am Mittwoch, 18. September, 19.30 Uhr im Theater im Depot (Immermannstr. 29). Der Eintritt ist frei.

    In einem der Polizeianhaltezentren Österreichs, deren Haftbedingungen als „inakzeptabel“ bezeichnet werden, interessiert die Beamten vor allem folgende Frage: Wer sind die Schlepper, die die Frauen illegal ins Land schmuggelten? So unterschiedlich die Herkunft der drei Frauen ist – so unterschiedlich sind ihre Gründe, warum sie in Österreich sind. Flucht aus politischen Gründen, Flucht aus wirtschaftlichen Gründen oder Flucht aufgrund Homosexualität: Sie ließen alles hinter sich. Noch etwas haben sie gemeinsam: Alle drei flüchteten aus Situationen mit brutaler (männlicher) Machtausübung, um sich schließlich in einem der sichersten Länder der Welt in keiner besseren Situation wiederzufinden.

    Ein Stück, das die Frage nach der Rolle von Schleppern und Machtverhältnissen stellt. Ein Abend, der die Vorurteile und das Misstrauen der Frauen untereinander, die Suche nach einer verzweifelten Nähe zueinander und die dadurch entstehenden schwierigen, aber auch schönen Momente der Annäherung zeigt.

    Die Gruppe Roman Svato wurde 2010 von Simonida und Sandra Selimović gegründet. Die Theaterprojekte der beiden Schwestern hinterfragen und beantworten ihren eigenen Weg innerhalb der traditionellen und patriarchalischen Struktur der Roma-Gemeinschaft, indem sie auf untraditionelle Weise ihre Herkunft und ihre Wurzeln gleichzeitig ehren und schützen. Die Gruppe nutzt Theaterstücke, Rap, Performances, „Unsichtbares Theater“ und öffentliche Aufführungen, um Roma und Sinti, Frauen und andere Minderheiten überall, wo sie auftreten, zu stärken und zu ermächtigen.

    Die Aufführung wird gefördert durch den VMDO Dortmund, das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms Demokratie Leben Interkultur Ruhr, das Kulturbüro Dortmund sowie das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW.

    Kartenreservierung: Theater im Depot: 0231 / 98 22 336 (AB) oder ticket@theaterimdepot.de

  2. domicil (Pressemitteilung)

    Rafael Cortés im Domicil: Roma-Festival „Djelem, Djelem“ endet mit Flamenco-Konzert des spanischen Gitarrenkönigs

    Das Roma-Kulturfestival „Djelem Djelem“ endet mit einem musikalischen Höhepunkt: Am Freitag, 20. September tritt der spanische Gitarrenkönig Rafael Cortés im domicil (Hansastr. 7) auf. Der Flamenco-Abend mit Cortés und seiner meistgebuchten Besetzung beginnt um 20 Uhr. Feurige Tanzeinlagen und traditioneller Flamenco-Gesang treffen auf Jazz, Latin und Pop. Der Eintritt kostet 22 Euro, im Vorverkauf 20 Euro.

    Rafael Cortés, 1973 in Granada geboren, lebt in Essen und wird von seinen Fans als einer der größten Hoffnungsträger der internationalen Flamenco-Szene verehrt. Nebst seiner Zusammenarbeit mit Stars wie Paco de Lucia oder Al Di Meola wird Rafael Cortés auch immer wieder von den Fantastischen Vier auf die Bühne gebeten. Denn niemand verkörpert das andalusische Lebensgefühl in deutschen Breiten so authentisch, virtuos und warmherzig wie Rafael Cortés.

    1985 trat er erstmals öffentlich auf, fünf Jahre später war er erstmals an Studioaufnahmen beteiligt und komponierte Filmmusik.1999 entstand seine erste Solo-CD „Eclipse De Luna“. Eine Serie von Alben schloss sich an, etwa die von vielen Gästen wie Javier Baron und El Cigala bereicherte Scheibe „Gitanos del Agua“. Daneben immer wieder Teamworks mit Größen wie Domingo Patricio, Carles Benavent oder Maria Serrano. 2007 erfüllte sich ein Traum: Cortés stand mit Paco De Lucia auf der Bühne, beim Leverkusener Jazzfestival. Gefeiert wird er in ganz Europa mit stehenden Ovationen, von Larry Coryell ist überliefert, er habe ihm kniend die Hände geküsst.

    Das Festival „Djelem Djeem“ bringt zum 6. Mal Alteingesessene und Neuzugewanderte zusammen. Die vielfaltigen Roma-Kulturen werden in Musik, Theater, Film und Tanz erlebbar gemacht, Diskussionen regen zum Meinungsaustausch an. Das Festival mit über 30 beteiligten Partnern setzt ein deutliches Zeichen gegen jahrhundertealte Vorurteile, gegen Antiziganismus und neu belebte Feindbilder. Es wirbt für ein unverkrampftes Miteinander und den kulturellen Austausch. Inzwischen ist das Festival auch jenseits der Dortmunder Nordstadt zu einer festen kulturellen Größe in Dortmund und dem gesamten Ruhrgebiet aufgestiegen – ein Zeichen für eine beherzte Willkommenskultur.

    Veranstalter sind Stadt Dortmund, Theater im Depot, AWO Unterbezirk Dortmund und Romano Than e.V. und Carmen e.V. Schirmherrin ist die künftige Schauspiel-Intendantin Julia Wissert.

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