Die Arbeitslosigkeit nimmt in Dortmund im September 2020 saisonüblich ab – Arbeitslosenquote sinkt auf 11,9 Prozent 

Auswirkungen von COVID-19 sind auf den Dortmunder Arbeitsmarkt im September kaum sichtbar. Im Gegenteil, die saisonale Herbstbelebung führte im September erstmalig seit Monaten wieder zu einem deutlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Sie sank im Vergleich zum Vormonat um 947 Personen auf 37.881. Die Arbeitslosenquote für alle bei der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen sank um 0,3 Prozentpunkte auf 11,9 Prozent. Zudem sorgte der saisontypische Auftrieb durch den Beginn von Ausbildungen in Schulen und Betrieben für einen Rückgang der Arbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen. Diese ging um 5,4 Prozent oder 207 Personen zurück.

Viele Branchen werden lange brauchen, um die Auswirkungen der Pandemie zu bewältigen

Sebastian Unkhoff, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Dortmund. Foto: AA
Sebastian Unkhoff, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Dortmund. Foto: Arbeitsagentur

„Es ist sehr erfreulich zu sehen, dass die Dortmunder Wirtschaft Schritt für Schritt wieder anspringt und damit mehr Menschen Arbeit finden, Einstellungsverfahren verstärkt aufgenommen werden und wir auch die berufliche Förderung und Qualifizierung in den vergangenen Wochen wieder verstärkt in Angriff nehmen konnten“, kommentiert Sebastian Unkhoff, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Dortmund, die Lage auf dem heimischen Arbeitsmarkt. ___STEADY_PAYWALL___

Nicht nur deutlich mehr Menschen konnten ihre Arbeitslosigkeit zugunsten einer Beschäftigung beenden, auch meldeten sich weniger Menschen aus einer Beschäftigung arbeitslos – beide Tendenzen sind nach Ansicht der Arbeitsverwaltung deutlich positive Signale nach der langen Durststrecke der letzten Monate

„Von der Normalität sind wir trotz der sich langsam stabilisierenden Lage am Dortmunder Arbeitsmarkt mit rund 5.500 mehr Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr, aber nach wie vor weit entfernt. Wir müssen realistisch bleiben. In vielen Branchen wird es lange brauchen, um die Auswirkungen der Pandemie zu bewältigen. Das Thema Kurzarbeit wird uns noch lange begleiten. Wir werden aber alles dafür tun, um die Vermittlung in Arbeit weiter hochzufahren“, so der Arbeitsmarktexperte.

Arbeitslosigkeit entwickelt sich saisontypisch – Jugendarbeitslosigkeit geht zurück  

„Wir erleben gerade die klassische Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt. Die Gesamtlage normalisiert sich in vielen Branchen zunehmend. Daher besetzen zahlreiche Unternehmen wieder mehr offene Stellenangebote“, kommentiert Dr. Regine Schmalhorst, Geschäftsführerin im Jobcenter Dortmund.

Die Geschäftsführerin des Jobcenter Dortmund, Dr. Regine Schmalhorst. Foto: Frauke Schumann

Das Jobcenter verzeichnet weniger Arbeitslose, weil wieder deutlich mehr Menschen eine sozialversicherungspflichtige Arbeit aufgenommen haben und auch weil wieder deutlich mehr Menschen in eine Berufsausbildung oder Qualifizierungsmaßnahme einmünden konnten.

Im September wurden 37.881 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 947 Personen oder 2,4 Prozent gesunken. Die Arbeitslosenquote für alle bei Agentur und Jobcenter gemeldeten Arbeitslosen sinkt um 0,3 Prozentpunkte auf 11,9 Prozent. Im Vorjahr betrug die Quote 10,3 Prozent.

Die Jugendarbeitslosenquote ist im Vergleich zum August um 0,7 Prozentpunkte auf 10,8 Prozent gesunken. Im September waren damit 3.592 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das ist ein Rückgang um 207 Personen oder 5,4 Prozent gegenüber dem Vormonat.

Viele Jugendliche, die nach Beendigung ihrer Ausbildung in eine kurze Phase der Arbeitslosigkeit geraten sind, konnten nun als begehrte Fachkraft den Weg zurück in Arbeit finden. Auch der Schul- und Ausbildungsstart im September haben sich positiv auf die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit ausgewirkt.

Arbeitskräftenachfrage leicht sinkend – Logistik, Lager und Gastgewerbe besonders betroffen

Wartebereich im Jugendberufshaus. Foto: Alex Völkel

Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften ist zu Beginn der Corona-Krise massiv zurückgegangen, aktuell hat sie sich auf einem niedrigen Niveau zwar stabilisiert, ist im September allerdings im Vergleich zum Vormonat leicht gesunken. So wurden der Agentur für Arbeit im aktuellen Berichtsmonat 959 neue Stellen gemeldet. Das sind 126 Stellen weniger als im August diesen Jahres und im Vergleich 610 Stellenmeldungen weniger als im September 2019.

Der aktuelle Stellenbestand liegt mit 4.846 offenen Stellen im Vergleich zum Vormonat um 182 Stellen höher, im Vergleich zum Vorjahr um 32,4 Prozent niedriger. Der Rückgang bei den Stellenangeboten trifft nahezu alle Branchen, besonders stark aber die Logistik- und Lagerbetriebe sowie das Gastgewerbe. Im Bereich Verkehr und Lagerei wurden vor 12 Monaten 394 Stellen angeboten, in diesem Jahr waren es im September nur 149 – ein Minus von 62 Prozent.

Im Gastgewerbe ging die Zahl der gemeldeten Stellen um 65 Prozent zurück. Doch auch im verarbeitenden Gewerbe hinterlässt die Pandemie ihre Spuren. Vor einem Jahr waren hier 30 Prozent mehr Stellen angeboten, aktuell sind der Agentur für Arbeit 123 freie Stellen gemeldet.

Unterbeschäftigung gesunken – Angezeigte Kurzarbeit weiter rückläufig 

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGBIII und SGBII) gelten, weil sie zum Beispiel wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.

Gastronomie und Hotellerie hatten mit dem Gastro-Stillsterben auf die Probleme durch Corona hingewiesen. Foto: Karsten Wickern

Die Unterbeschäftigung ist in diesem Monat gesunken. Insgesamt sind im September 48.554 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 647 Personen weniger. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung ist im September um 0,9 Prozentpunkte auf 78,0 Prozent gesunken.

Vor Beginn der Kurzarbeit müssen Betriebe Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten. Nach aktuellen Daten zu geprüften Anzeigen wurde im September für 56 Betriebe konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Damit geht die Zahl der Betriebe, für die Kurzarbeit angezeigt wird, nach dem massiven Anstieg im März und April weiter zurück. Nahezu alle Branchen sind gleichzeitig von Kurzarbeit betroffen. Umfänglich sind allerdings das Gastgewerbe sowie der Handel von Kurzarbeit am stärksten betroffen.

Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis Mai zur Verfügung. So wurde nach vorläufigen hochgerechneten Daten der Bundesagentur für Arbeit im Mai für 26.993 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in 3.290 Dortmunder Betrieben konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Damit gehen die Zahlen erstmalig seit dem Corona Ausbruch im März wieder zurück. Im April nahmen 38.034 Personen in 3.777 Betrieben in Anspruch.

Alle Zahlen und Fakten zum Arbeitsmarktbericht gibt es hier als PDF zum Download: Arbeitsmarktreport_September_2020

 

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Reaktionen

  1. Corona-Krise trifft Arbeitslose und junge Menschen hart! (Pressemitteilung der LAG Freie Wohlfahrtspflege NRW)

    Corona-Krise trifft Arbeitslose und junge Menschen hart!

    Junge Menschen, die ins Berufsleben starten wollen, und Arbeitslose im Hartz-IV-Bezug gehören schon jetzt zu den großen Verlierern der Corona-Krise. Fördermaßnahmen und Arbeitsmarktinstrumente wurden massiv eingeschränkt oder sogar komplett ausgesetzt. Das sind Erkenntnisse aus dem neuesten Arbeitslosenreport (3/2020) der Freien Wohlfahrtspflege NRW, der die „Arbeitsmarktpolitik in der Corona-Krise“ untersucht. Die Wohlfahrtspflege fordert größere Anstrengungen, um benachteiligte Jugendliche und Arbeitslose mit gravierenden Problemen auch in der Corona-Krise zu unterstützen.

    Besondere Sorge bereitet der Freien Wohlfahrtspflege der Anstieg der Arbeitslosenzahl bei den 15- bis 25-jährigen, die von Januar (55.002) bis August (80.012) um satte 45,5 Prozent gestiegen ist. Hinter diesen Zahlen stehen Schülerinnen und Schüler, deren Vorbereitungen auf den Übergang in das Berufsleben durch den Lockdown und die Corona-Krise erheblich beeinträchtigt wurden.

    Schulunterricht fiel wochenlang aus, betriebliche Praktika wurden verschoben oder gleich ganz abgesagt. Auch Auszubildende der letzten Jahrgänge wurden nach Abschluss ihrer Ausbildung nicht übernommen. „Wenn diese Entwicklung nicht gestoppt und umgekehrt wird, steuert unsere Gesellschaft auf ein riesiges Problem hin“, warnt der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege, Dr. Frank Johannes Hensel.

    Besonders problematisch: Gleichzeitig ging auch die Zahl der Fördermaßnahmen der Bundesagentur für Arbeit radikal zurück. Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, ausbildungsbegleitende Hilfen oder die sogenannte Einstiegsqualifizierung wurden runtergefahren. Im April 2020, also während des Lockdowns, verzeichnet die Statistik nur noch 830 Neuzugänge (gegenüber 1.708 im April 2019) in solche Maßnahmen. „Im August lagen diverse Maßnahmen der Jugendberufshilfe dann immer noch 29 Prozent unter dem Vorjahresstand – hier kann und muss schneller hochgefahren werden“, fordert Hensel.

    Folgen des Lockdown wirken weiter

    Auch erwerbsfähige Leistungsberechtigte im Hartz-IV-System gehören zu den großen Verlierern in der Corona-Krise. Viele sind seit langen Jahren arbeitslos und haben beispielsweise mit einer psychischen Erkrankung, fehlenden Schul- oder Berufsabschlüssen, Wohnungslosigkeit oder hohen Schulden zu kämpfen.

    Beschäftigung schaffende Maßnahmen, etwa geförderte Arbeitsplätze oder Arbeitsgelegenheiten, stärken ihre soziale Teilhabe, helfen, den Tag zu strukturieren und führen sie allmählich wieder an den Arbeitsalltag heran. In der Corona-Krise können immer weniger Menschen eine solche Maßnahme beginnen.

    Im April 2020 wurden nur 3.433 Zugänge in Beschäftigung schaffende Maßnahmen verzeichnet, rund 60 Prozent weniger als im April 2019. Und obwohl der Lockdown seit Mai aufgehoben ist, gab es auch im August nur etwa halb so viele Zugänge in Beschäftigung schaffende Maßnahmen wie im Vorjahresmonat.

    „Arbeitsgelegenheiten sind oft eine willkommene Möglichkeit, wieder am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben“, sagt Hensel. Für viele Teilnehmenden solcher Maßnahmen sei die plötzliche Schließung einer Radstation, einer Schulküche oder eines Sozialkaufhauses daher ein großer Schock und ein herber Verlust gewesen.

    „Von jetzt auf gleich fehlten ihnen persönliche Ansprache von Angesicht zu Angesicht und Kontakte zu Kolleginnen und Kollegen, praxisnahe Förderung und nicht zuletzt Arbeit.“ Dass immer noch vielen Menschen die Rückkehr oder der Neuzugang in eine Maßnahme versperrt sei, obwohl der Lockdown aufgehoben wurde, ist für die Freie Wohlfahrtspflege nicht akzeptabel: „Dass das so ist, ist in vielen Fällen ebenso unverständlich wie ärgerlich“, unterstreicht Hensel.

    Anstieg der allgemeinen Arbeitslosenquote „derzeit noch moderat“

    Man müsse leider feststellen, dass mancherorts die Erreichbarkeit der Mitarbeitenden sowie die Beratungs- und Vermittlungsaktivitäten in den Jobcentern in NRW immer noch zu wünschen übriglasse. „Die Erfahrungen aus dem Lockdown zeigen die Bedeutung persönlicher Beratungskontakte und die Grenzen telefonischer Gesprächsformate“, sagt Hensel. Es sei an der Zeit, trotz der Einschränkungen durch den Gesundheitsschutz wieder mehr Fördermaßnahmen zu ermöglichen und Arbeitssuchende aktiv zu unterstützen.

    Den Anstieg der allgemeinen Arbeitslosenquote in NRW bewertet die Freie Wohlfahrtspflege angesichts der Dramatik der weltweiten Krise als „derzeit noch moderat“. In NRW lag die Arbeitslosenquote im August 2020 bei 8,2 Prozent gegenüber 6,7 Prozent im Vorjahresmonat.

    Dennoch: „Jetzt müssen etliche Menschen mit schmerzhaften Einkommenseinbußen klarkommen, sei es aufgrund von Arbeitslosigkeit, sei es aufgrund von Kurzarbeit. Und niemand weiß, wie die Entwicklung weitergeht. Unsere gesellschaftlichen Solidaritätspotentiale waren und sind also gefordert – während des Lockdowns ebenso wie jetzt.“

    Hintergrund: Die Wohlfahrtsverbände in NRW veröffentlichen mehrmals jährlich den „Arbeitslosenreport NRW“. Basis sind Daten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Hinzu kommen Kennzahlen zu Unterbeschäftigung, Langzeitarbeitslosigkeit und zur Zahl der Personen in Bedarfsgemeinschaften, um längerfristige Entwicklungen sichtbar zu machen.

    Der Arbeitslosenreport NRW sowie übersichtliche Datenblätter mit regionalen Zahlen können im Internet unter http://www.arbeitslosenreport-nrw.de heruntergeladen werden. Der Arbeitslosenreport NRW ist ein Kooperationsprojekt der Freien Wohlfahrtspflege NRW mit dem Institut Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen.

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