Jahresbilanz: Der Ausbildungsmarkt verändert sich – aber in Dortmund gibt es immer noch mehr Bewerbungen als Stellen

Zogen eine insgesamt positive Bilanz zum vergangenen Jahr auf dem Ausbildungsmarkt: Jutta Reiter vom DGB, Michael Ifland von der IHK, Heike Bettermann von der Arbeitsagentur und Olesja Mouelhi-Ort von der HWK. Fotos: Marian Thöne

Von Marian Thöne

In vielen Branchen und Betrieben ist er längst zur existenziellen Bedrohung geworden: der Fachkräftemangel ist gleichermaßen Problem wie Thema. Interessant daher, was die Agentur für Arbeit, IHK, Handwerkskammer und der DGB am Montag zum abgelaufenen Ausbildungsjahr in Dortmund zu berichten wussten. 

98 BewerberInnen blieben unversorgt, 58 Ausbildungsstellen unbesetzt

Unversorgte BewerberInnen und unbesetzte Stellen. Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Zunächst gilt der allgemeine Trend – viele Betriebe suchen händeringend Nachwuchs, Ausbildungsstellen bleiben immer wieder unbesetzt – in Dortmund nur bedingt. Rechnet man alle Zahlen gegeneinander auf, so kommen hier tatsächlich 100 BewerberInnen auf 94 Ausbildungsstellen. 

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Aber auch in Dortmund nähern diese Zahlen sich an, das Angebot an Ausbildungsplätzen in Relation zur Nachfrage wird in den letzten Jahren immer größer. So ist die Zahl der BewerberInnen zuletzt von insgesamt 4.515 auf 4.366 leicht gesunken. Gleichzeitig gibt es mit 4.116 statt 4.013 etwas mehr Ausbildungsstellen.

Trotz dieser Zahlen bleiben immer noch 98 junge Menschen, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Dem stehen 58 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Aber oft passt es einfach nicht. Hinzu kommt laut Heike Bettermann, Chefin der Agentur für Arbeit in Dortmund, „die mangelnde Bereitschaft vieler junger Bewerberinnen und Bewerber, weiter weg zu gehen.“

Das Pendeln nach Dortmund ist verbreiteter als das Pendeln von Dortmund

Grafik des Pendelverkehrs. Quelle: Bundesagentur für Arbeit

So seien viele junge DortmunderInnen stark auf das hiesige Stadtgebiet fixiert. Entsprechend stehen 3.825 Azubis, die woanders wohnen und für die Ausbildung nach Dortmund pendeln, gegenüber „nur“ 2.467 Azubis, die in Dortmund wohnen und woanders ihre Ausbildung machen. In beiden Fällen wird übrigens meist von oder nach Unna gependelt.

Als Sorgenkinder unter den Berufen nennt Olesja Mouelhi-Ort, Geschäftsführerin der Handwerkskammer, v. a. Gebäudereinigung, den Friseurberuf, aber auch Kaufmann oder –frau für Büromanagement. Trotzdem zeigt sie sich für ihren Bereich insgesamt zufrieden. „Dortmund verzeichnet ein Plus von 14,8 Prozent, ist damit die stärkste Region im Kammerbezirk.“ Und der umfasst immerhin unter anderem Soest, Lippstadt, Hamm, Bochum, Herne, Hagen und Ennepe-Ruhr.

Manche Ausbildungsberufe sind zu unattraktiv – und der Markt unübersichtlich

Warum finden BewerberInnen und Stellen nicht zueinander? Quelle: Bundesagentur für Arbeit

Warum trotz der vielversprechenden Bewerbungslage relativ viele Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben? Jutta Reiter, Vorsitzende vom DGB Dortmund-Hellweg, nimmt da kein Blatt vor den Mund: „Viele Ausbildungsberufe sind nicht attraktiv im Hinblick auf Bezahlung und Arbeitsbedingungen.“ 

Außerdem sei der Markt sehr unübersichtlich. Es haben sich diverse neue Branchen entwickelt und ausdifferenziert, so seien „viele Berufe undurchsichtig. Darum begrüßen wir die berufliche Förderung junger Menschen.“ In der Tat wandte die Agentur für Arbeit 2019 rund 28 Millionen Euro zum Beispiel für berufsvorbereitende Maßnahmen oder Einstiegsqualifizierungen auf. Solche Angebote stellt Bettermann auch zukünftig in Aussicht. 

Jungs machen eine Ausbildung – Mädchen gehen zur Uni?

Was außerdem auffällt: mit 62,8 Prozent sind beinahe zwei Drittel der BewerberInnen auf Ausbildungsplätze männlich. Zeichnet sich da ein Trend ab? Schon lange belegen diverse Studien, dass Mädchen in der Schule im Schnitt bessere Noten haben.

Ob sie deshalb auch öfter den Weg an eine Hochschule antreten, während sich Jungs eher für Ausbildungen bewerben? 

Für solche Schlussfolgerungen sei es zu früh und es liegen in diesem Zusammenhang keine entsprechenden Zahlen vor – auch Reiter bestätigt aber, dass immer mehr junge Frauen an Hochschulen ein Studium beginnen würden. Eine Entwicklung, die sich zu beobachten lohnt.

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