Corona-Einkäufe erledigen wir Nachbarn und nicht die Nazis! Dank Spenden bezieht „Marten aktiv“ eigenen Vereinsraum

Im Herzen des Stadtteils finden die Bürger*innen nun den „Martener Nachbarschaftstreff“ der Nachbarschaftshilfe „Marten aktiv“. Über die neue Anlaufstelle freuen sich: v.l. Angelika Welzel (Beisitzerin), Axel Wolff (Vorsitzender) und Daniel O. Grude (Schatzmeister). Fotos: Ole Corneliussen

Von Ole Corneliussen

Entstanden ist die Nachbarschaftshilfe „Marten aktiv“ im ersten Corona-Lockdown vor gut einem Jahr als Reaktion auf Bestrebungen der neonazistischen lokalen Szene. Nazis versuchten damals, sich das Vertrauen von Seniorinnen und Senioren zu erschleichen, die aufgrund des ersten Corona-Lockdowns in die prekäre Lage versetzt wurden, ihre Einkäufe nicht mehr selbst tätigen zu können. „Wir waren damit nicht einverstanden. Mit unserer Nachbarschaftshilfe haben wir das Aufkommen der Nazi-Einkaufshilfe im Keim erstickt.“ 

Niederschwelliges Angebot: „Wir kümmern uns hauptsächlich um den sozialen Beitrag.“

Blick in den neuen Vereinsraum.

Ehrenamtlich nehmen Bürger und Bürgerinnen nun die Bestellungen älterer und kranker Menschen auf und berücksichtigen dabei auch individuelle Wünsche. Axel Wolff, der Vorsitzende von „Marten aktiv“ e.V., freut sich heute über den unerwarteten Erfolg der solidarischen Aktion und den Zusammenhalt im Stadtteil: „Die Einkaufshilfe ist der absolute Renner. Da liegen wir in der Woche in einem dreistelligen Bereich“. ___STEADY_PAYWALL___

Mit der Unterstützung der „LEG NRW Mieter-Stiftung“ und der und BVB-Stiftung „leuchte auf“ konnten inzwischen sogar eigene Vereinsräume realisiert werden. Die Spenden über insgesamt 22.500 Euro decken die Kosten für die nächsten zwei Jahre und ermöglichen ein niederschwelliges Angebot im Herzen des Stadtteils. An drei Tagen in der Woche können sich die Martener Bürgerinnen und Bürger nun mit Problemen des täglichen Lebens an Ehrenamtliche wenden.

Der Verein zählt inzwischen über 40 Mitglieder und bietet neben der Einkaufshilfe viele weitere Unterstützungsangebote an. Gerade in Zeiten von Corona leistet der Apothekendienst einen wichtigen Beitrag. So müssen ältere und hilfsbedürftige Menschen nicht aus dem Haus- und eventuell noch Schlange stehen. Die Martener Solidaritätshilfe unterstützt außerdem wirtschaftlich Benachteiligte in besonderen Notlagen. So gibt es die Lebensmittelgutscheine mittlerweile dauerhaft.

Viele neue Vorschläge für weitere saisonale und langfristige Projekte

Die Wunschbaum-Aktion zum letzten Weihnachtsfest erfüllte zudem die Wünsche von über 350 Kindern aus Marten. Die Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter aus Familien mit geringen Einkommen hängten Sterne mit einem Wunsch an einen Weihnachtsbaum im lokalen Rewe, sodass Bürgerinnen und Bürger diese Wünsche dann direkt erfüllen konnten. Die Wunschbaum-Aktion soll auch in diesem Jahr wieder dafür sorgen, dass jedes Kind an Weihnachten ein Geschenk zum Auspacken hat.

Auch bei der Sportausrüstung, dem Klassenausflug oder bei Vereinsaktivitäten greift die nachbarschaftliche Hilfe, damit kein Kind zu Hause bleiben muss. In Zusammenarbeit mit der Dortmunder Tafel steht außerdem ein weiteres Projekt kurz vor der Umsetzung, welches älteren Menschen die Einkäufe per Lastenfahrrad nach Hause bringen soll. 

Unerwartete Ausgaben wie die jährliche Energiekostenabrechnung oder dringende Neuanschaffungen können in den neuen Räumlichkeiten des nachbarschaftlichen Vereins für Menschen mit finanziellen und existenziellen Nöten besprochen und gefördert werden. So kann inzwischen vielen bei Einkauf und Besorgungen und Problemen des täglichen Lebens geholfen werden. 

„Wir haben bereits einen riesigen Zulauf bekommen, aber wir freuen uns weiterhin über jedes neue Mitglied und tatkräftige Unterstützung“. Der Vereinsvorsitzende Wolff geht davon aus, dass das nachbarschaftliche Engagement auch nach Corona bestehen bleiben wird. Trotz des gelungenen Starts und der breiten Unterstützung betont er jedoch vor allem die lokale und persönliche Hilfe: „Wir können es nicht für ganz Dortmund anbieten, wollen wir aber auch nicht. Es soll ja auch das Nachbarschaftsgefühl dabei sein“.

 

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