Erotisches im Museum für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund

Führung: Eine Reise durch 800 Jahre Kunst auf 800 Quadratmetern mit Blick auf die Erotik

Dr. Christian Walda, Kurator der Ausstellung „REMIX. 800 Jahre Kunst entdecken", beschreibt eines der Kunstwerke
Dr. Christian Walda, Kurator der Ausstellung „REMIX. 800 Jahre Kunst entdecken“, beschreibt eines der Kunstwerke Leonie Karas | Nordstadtblogger

Gab es in der Steinzeit schon erotische Darstellungen? Ja, erläutert der Kurator, der die Besucher:innen anhand einer speziellen monothematischen Führung auf Grundlage der Remix Ausstellung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund durch die mitteleuropäische Kunstgeschichte führt. Die Ausstellung beinhaltet dabei diverse Kunstwerke aus 800 Jahren, an deren Beispiel der Kurator die verschiedenen Blickwinkel der Erotik in den unterschiedlichen Epochen erläutert hat.

Erotische Darstellungen existieren seitdem es Menschen gibt

In der Tat gibt es Befunde, die beweisen, dass die Menschen aus der Steinzeit bereits erotische Abbildungen in ihrer Höhlenmalerei dargestellt haben. In einer Einleitung informiert Dr. Christian Walda darüber wie sich der Umgang mit der Erotik im Laufe der Zeit einem Wandel unterzogen hat.

So erhielt die Erotik im antiken Griechenland sogar einen eigenen Gott – Eros. Das römische Äquivalent stellt Amor dar. Während die Antike einen offenen Umgang mit der Erotik pflegte, gab es solch einen Begriff in der Zeit des Mittelalters nicht, wie Walda erläutert.

Generell war die Erotik ein diffuses Thema in dieser Zeit. Zwar gab es im Mittelalter Bordelle, die auch toleriert wurden, jedoch hatte die Erotik sonst keinen Raum in der Öffentlichkeit. „Nacktheit gab es praktisch nicht in der Öffentlichkeit“, so Walda

Zwölf Gerichtsurteile gegen lesbische Paare im Mittelalter

Die „Jugend“ heute in der aktuellen Ausstellung „REMIX“ im MKK an der Hansastraße.
Die „Jugend“ heute in der aktuellen Ausstellung „REMIX“ im MKK an der Hansastraße. Foto: Joana Maibach

Schon im Mittelalter galt Mitteleuropa als sehr binärer Raum, in welchem strikt zwischen Mann und Frau unterschieden wurde. So galt auch beim Sex eine strikte Trennung, indem der Mann die aktive und die Frau die passive Rolle einnahm.

Obwohl Homosexualität eine Sünde darstellte, gab es im Mittelalter zwölf lesbische Paare, die verurteilt wurden.

An sich wurden lesbische Paare in dieser Zeit nicht einmal bemerkt, doch bei allen zwölf Verurteilungen hat eine Frau einer anderen Frau etwas in die Vagina eingeführt, sodass eine weibliche Person die männliche Rolle eingenommen hat, was aufgrund dieser strikten Trennung der beiden Geschlechter verurteilt wurde.

Dr. Christian Walda: „Sie hatten eine Heidenangst vor unabhängigen Frauen“

Der Frauenhass in der Bevölkerung, der sich im Laufe der Geschichte entwickelte, eskalierte in den Hexenverbrennungen, die sich im 16. und 17. Jahrhundert etablierten. Eine Frau galt einem Mann gegenüber als lüstern und wurde zudem als schwach angesehen.

Deshalb war man der Ansicht, dass sie ein Eingangstor für Satan seien, um so die Verbrennungen zu legitimieren. Für Frauen gab es damals zudem nur zwei Optionen. Entweder sie waren Heilige oder Hure. All dies waren Mittel zur Unterdrückung.

Warum Erotik nicht mit der Pornografie zu vergleichen ist

Foto: Weli Matuke

Anders als bei der Pornografie, spielt die Erotik mit Reizen, um die eigene Fantasie zu anzuregen. Dabei werden bei Kunstwerken in der Regel nicht vollständig nackte Körper gezeigt, das wäre für die vergangenen Epochen auch eine Grenzüberschreitung gewesen. So werden Menschen gezeigt, die zwar leicht bekleidet, doch niemals vollständig nackt zu sehen sind.

Gerade bei der Darstellung von Männern spielte es eine signifikante Rolle, niemals die Genitalien zu zeigen, um die Verbindung zur Vorgeschichte des Menschen, mal ein Tier gewesen zu sein, zu verstecken oder gar zu leugnen.

Somit wurde mit Verhüllungen und Abstraktionen gearbeitet, was wiederum die Fantasie anregte. So sind beispielsweise einige Geschichten darüber bekannt, wie Männer sexuelle Fantasien anhand von Abbildungen des leichtbekleideten Jesus hatten. Obwohl die Entkleidung eine Form der Folterung und Demütigung war, so war sie auch in einem gewissen Punkt erotisch für die ein oder andere Person.

Mehr Informationen:

  • Das MKK Dortmund hat Di und Fr-So von 11 bis 18 Uhr sowie Mi und Do von 11 bis 20 Uhr geöffnet.
  • Der Eintritt ist frei, Führungen kosten 3 Euro.
  • Auf der Website des MKK gibt es noch weitere Informationen: Remix (remix-dortmund.de)

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