Arbeitsmarkt in Dortmund nimmt im Februar leicht Fahrt auf – Arbeitslosigkeit gesunken und gesteigerte Kräftenachfrage

Nach einer kurzen Winterpause hat der Arbeitsmarkt im Februar 2020 wieder leicht Fahrt aufgenommen. Im Vergleich zum Vormonat sank die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen um 197 Personen auf 33.162 Personen. Dies sind jedoch 1.127 Menschen mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 10,5 Prozent. Sie lag damit 0,3 Prozentpunkte über dem Februar des Vorjahres. 

Der Dortmunder Arbeitsmarkt kommt ungewöhnlich früh in Schwung

Diese Hoesch-Stellenanzeigen sind zwar nicht mehr aktuell - aber es gibt viele freie Stellen in Dortmund.
Diese Hoesch-Stellenanzeigen sind zwar nicht mehr aktuell – aber es gibt viele freie Stellen in Dortmund.

„Zwar verzeichnen wir mehr arbeitslos gemeldete Personen als im Februar 2019, allerdings kommt der Dortmunder Arbeitsmarkt entgegen dem langjährigen Trend erneut früh in Schwung und verzeichnet gegenüber Januar bereits einen Rückgang der Arbeitslosigkeit“, kommentiert Heike Bettermann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dortmund die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt. 

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Spürbar sei der Aufschwung vor allem bei der Arbeitskräftenachfrage. Im Vergleich zu Januar sind die der Agentur für Arbeit gemeldeten Arbeitsstellen um ganze 17,5 Prozent gestiegen.

„Für den Wintermonat Februar ist das besonders erfreulich. Unternehmen suchen flächendeckend nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Qualifizierte Fachkräfte profitieren hier besonders“, kommentiert die Chefin der Agentur für Arbeit. Auf anderer Seite erfordere die aktuelle Engpass-Situation in einigen Berufsfeldern von Arbeitgebern, bei der Suche nach Arbeitskräften umzudenken und auch neue Zielgruppen ins Auge zu fassen.

Arbeitskräftenachfrage hat zum Jahreswechsel wieder angezogen

Dr. Regine Schmalhorst (47) tauscht mit Frank Neukirchen-Füsers im September den Job. Foto: Michael Grosler
Dr. Regine Schmalhorst (47) ist die neue Geschäftsführerin des Jobcenters Dortmund. Foto: Michael Grosler

„Durch den milden Jahresbeginn spüren wir bereits im Februar eine erste Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt“, erklärt die Geschäftsführerin des Jobcenters Dortmund, Dr. Regine Schmalhorst.

Allein 111 Menschen konnten seit Jahresbeginn über das sehr erfolgreiche Teilhabechancengesetz eine neue berufliche Perspektive beginnen. Von dieser positiven Entwicklung profitierten insbesondere Langzeitarbeitslose und Menschen über 50 Jahren, was die gute Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes unterstreicht.

Im Februar ist die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften weiter gestiegen. Die Dortmunder Unternehmen und Verwaltungen meldeten im aktuellen Berichtsmonat 1.532 neue Stellen.

Das sind 228 Stellen mehr als im Januar. Der aktuelle Stellenbestand ist mit 5.843 offenen Stellen um 4,6 Prozent höher als im Vormonat. Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden im Februar insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe, im Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz, im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung sowie im Gesundheits- und Sozialwesen gesucht.

Unterstützung für einen erfolgreichen Übergang von der Schule in den Beruf.

Im Jugendberufshaus arbeiten Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt Dortmund Hand in Hand.
Im Jugendberufshaus arbeiten Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt Dortmund Hand in Hand.

Im März wird die Agentur für Arbeit mit der „Woche der Ausbildung“ ihren Fokus besonders auf junge Menschen richten. In der Aktionswoche vom 16. bis zum 20. März bietet das Jugendberufshaus Jugendlichen Unterstützung für einen erfolgreichen Übergang von der Schule in den Beruf. 

Neben verschiedenen Informationsveranstaltungen zu ausgewählten Ausbildungsberufen stehen Arbeitgeber verschiedenster Branchen allen Interessierten Rede und Antwort. Weitere Informationen zur „Woche der Ausbildung“ gibt es unter www.Jugendberufshaus-Dortmund.de.

Dieses Engagement ist ungebrochen wichtig, weil die Jugendarbeitslosenquote im Vergleich zum Januar um 0,3 Prozentpunkte auf 9,1 Prozent gestiegen ist. Im Februar waren damit 2.950 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das ist ein Anstieg um 101 Personen gegenüber dem Vormonat. 

Zurückzuführen ist der Anstieg unter anderem auf eine Vielzahl junger Fachkräfte, die sich aufgrund dem Ende der zweieinhalb- und dreieinhalbjährigen Berufsausbildungen zunächst arbeitslos melden mussten, weil sie in ihrem Ausbildungsbetrieb nicht übernommen wurden. Der Arbeitsmarkt zeigt allerdings weiterhin eine gute Aufnahmefähigkeit für gut ausgebildete junge Fachkräfte.

Nicht alle Arbeitslosen tauchen in der Statistik auf – Unterbeschäftigung leicht gestiegen

Die veröffentlichten Arbeitslosenzahlen stehen oft in der Kritik, weil sie nicht das ganze Bild wiedergeben. Dennoch lassen sich daran die Tendenzen trotzdem gut ablesen, weil die Zählweise in all den Monaten und Jahren dieselbe ist. Um das Bild jedoch zu komplettieren, veröffentlichen wir auch die Zahlen zur Unterbeschäftigung, die ebenfalls von der Agentur für Arbeit veröffentlicht werden. 

Darin werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGBIII und SGBII) gelten, weil sie zum Beispiel wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.

Die Unterbeschäftigung ist in diesem Monat gestiegen. Insgesamt sind im Februar 45.931 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Darin sind auch die 33.162 Menschen enthalten, die offiziell in Dortmund als arbeitslos gemeldet gezählt werden.

Das sind im Vergleich zum Vormonat 295 Personen mehr. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung ist im Januar um 0,9 Prozentpunkte auf 72,2 Prozent gesunken. Die Unterbeschäftigungsquote liegt im Berichtsmonat Februar bei 14,1 Prozent (Vorjahr: 13,7 Prozent).Alle Zahlen und Fakten gibt es im Arbeitsmarktreport als PDF zum Download: hier.

Sabine Poschmann (MdB): „Immer weniger Menschen in Dortmund beziehen Hartz IV.“

SPD-Besuch in der Arbeitsagentur: v.l. Bundestagsmitglied Sabine Poschmann, Landtagsabgeordneter Volkan Baran, Arbeitsagenturchefin Heike Bettermann und SPD-Ratsmitglied Michael Taranczewski. Foto: Büro Poschmann

„Das Teilhabechancengesetz ist in Dortmund ein Riesenerfolg“, freut sich die SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Poschmann. „Im letzten Jahr konnten wir bereits 706 langzeitarbeitslose Menschen über die neuen Fördermöglichleiten wieder in Arbeit bringen.“

Die positive Entwicklung gehe im neuen Jahr ungebremst weiter. 111 Menschen haben seit Januar eine neue Beschäftigungsperspektive erhalten, Anfang März nehmen weitere 39 Personen eine Tätigkeit auf. „Die Idee hinter unserem Gesetz geht voll auf“, zeigt sich die Dortmunderin begeistert.

Das Teilhabechancengesetz stärke damit einen Trend, der schon länger zu beobachten ist: „Immer weniger Menschen beziehen in Dortmund Hartz IV, das zeigen nicht zuletzt auch die heute veröffentlichen aktuellen Zahlen der Agentur für Arbeit“, betont Poschmann. Im Vergleich zu 2015 gibt es über 5.000 Langzeitarbeitslose weniger.

Teilhabechancengesetz bewährt sich als effektives Instrument

Gemäß der neuen Statistik liegt die Arbeitslosenquote in Dortmund bei 10,5 Prozent – für Poschmann kann es nur ein Ziel geben: „Natürlich müssen wir die 10-Prozent-Marke knacken!“ Dabei helfen soll neben dem Teilhabechancengesetz auch das Qualifizierungschancengesetz: 

Das Teilhabechancengesetz erweist sich als gutes Mittel im Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit.

Es ermöglicht Arbeitgeber*innen, Zuschüsse für die Weiterbildungen ihrer Mitarbeiter*innen zu beantragen. Im letzten Jahr haben in Dortmund bereits 170 Menschen von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. „Das ist ein ordentlicher Start, aber wir haben noch deutlich Luft nach oben“, erklärt Poschmann. 

Sie begrüße daher, dass die Agentur für Arbeit nun in Unternehmen gehe, um für die Weiterbildungsmöglichkeiten aktiv zu werben. Denn: „Qualifizierung ist der Schlüssel dafür, dass Menschen in Arbeit kommen und auch bleiben. Das gilt umso mehr in Zeiten der Digitalisierung!“

Um über die Lage am Dortmunder Arbeitsmarkt zu sprechen, hatte sich Poschmann gemeinsam mit ihrem Kollegen Volkan Baran aus dem Landtag und Michael Taranczewski aus dem Rat mit Heike Bettermann, der Leiterin der örtlichen Agentur für Arbeit, getroffen. Schon am Mittwoch gab es in gleicher Konstellation einen Antrittsbesuch bei Dr. Regine Schmalhorst (neue Geschäftsführerin des Jobcenter). „Wir bleiben weiter intensiv in Kontakt und werden im Sinne unserer Stadt weiter an einem Strang ziehen, um noch mehr Menschen in Dortmund in Arbeit zu bringen“, verspricht Poschmann.

 

 

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Reaktionen

  1. Carsten Klink

    Da muss man wohl von Zahlen-Akrobatik des Jobcenter sprechen, wenn „der Dortmunder Arbeitsmarkt entgegen dem langjährigen Trend erneut früh in Schwung“ gerät und die Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen sind.

    Vermutlich meint das Jobcenter aber in Wirklichkeit nur, dass der Schwung leider in die falsche Richtung schwingt. Im Februar 2019 sank die Arbeitslosenquote zum Vormonat 2019 übrigens ebenfalls um 0,1 Prozent, aber im Vergleich zum Vorjahresmonat 2018 sogar um 0,6 Prozent. Wenn nun die Arbeitslosenquote im Jahresvergleich nicht sinkt, ist dies eine Trendumkehr und eigentlich entsprechend alarmierend.

    „Die veröffentlichten Arbeitslosenzahlen stehen oft in der Kritik, weil sie nicht das ganze Bild wiedergeben. Dennoch lassen sich daran die Tendenzen trotzdem gut ablesen, weil die Zählweise in all den Monaten und Jahren dieselbe ist.“
    Das ist so nicht ganz korrekt. Die verschiedenen Bundesregierungen haben in den vergangenen rund 35 Jahren durch mehrere Gesetze die Definition der Arbeitslosen stets verändert, die im Sozialgesetzbuch geregelt ist. Somit ist eine langfristige Vergleichbarkeit leider überhaupt nicht gegeben und natürlich von interessierter Seite auch gar nicht gewünscht. („Ich glaube, dass man sich auf die Seriosität dieses Prozesses verlassen kann. Wer anders rechnen wolle, könne ja „seine Zahl veröffentlichen – und dazu ein Flugblatt drucken.“, sprach der damalige Arbeitsminister und heutige Finanzminister Olaf Scholz (SPD) am 4. Juli 2009 in der Fernsehsendung Panorama.)

    „Die Dortmunder Unternehmen und Verwaltungen meldeten im aktuellen Berichtsmonat 1.532 neue Stellen. (…) Der aktuelle Stellenbestand ist mit 5.843 offenen Stellen um 4,6 Prozent höher als im Vormonat.“
    Diese Zahlen dürften spätestens seit dem großen Skandals im Jahre 2019 kritisch zu beäugen werden. Bei dem Skandal über den Missbrauch der Jobbörse durch Datenhändler hatte die Bundesagentur für Arbeit über 100.000 Stellen mit fiktiven Jobangeboten löschen müssen. Die Bundesagentur erklärte 2019, „nicht zu 100 Prozent verhindern können, dass Menschen mit krimineller Energie die Jobbörse missbrauchen“. Und: Eine vollständige Prüfung, ob die eingestellten Stellenangebote tatsächlich existieren, gebe es nicht.

    „Das Teilhabechancengesetz ist in Dortmund ein Riesenerfolg“, freut sich die SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Poschmann.
    Hier verschweigt Frau Poschmann (SPD), dass im Gegenzug aus dem Bundesprogramm „Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt“ und die Eingliederung von Langzeitarbeitslosen nach der alten Fassung von Paragraph 16 e SGB II Stellen wegfallen. Das erste Programm endete für alle Teilnehmer zum 31. Dezember, die zweite läuft sukzessive aus. Zieht man diese von Frau Poschmanns sozialdemokratischer „Erfolgsbilanz“ ab, bleibt mal wieder nicht viel übrig.

  2. AndiDo

    Im Gegensatz von der Alles-Schlecht-Reden Mentalität in Deutschland, ist es gar nicht so verkehr ab und zu mal positive Aspekte vorzuheben.

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