Saisonaler Anstieg der Arbeitslosigkeit in Dortmund im Januar 2020 – aber auch verstärkte Arbeitskräftenachfrage

Trotz saisonbedingter konjunktureller Schwächephase, bezeichnet Arbeitsagentur-Chefin Heike Bettermann den Arbeitsmarkt als stabil. Der Fachkräftemangel sei weiterhin eines der beherrschenden Themen, wodurch die Förderung von Qualifizierung und Bildung auch im neuen Jahr ganz oben auf der To-Do-Liste stehe. Grafik: Agentur für Arbeit

Der Arbeitsmarktbericht für Januar 2020 liegt vor. Er zeichnet sich durch einen erwarteten saisonbedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit aus. Die allgemeine Quote beider Rechtskreise (SGB II und SGB III) von Arbeitsagentur und Jobcenter beträgt 10,6 Prozent, was einen Anstieg um 0,6 Prozentpunkte zum Dezember 2019 bedeutet. Im Januar 2019 lag die Quote bei 10,3 Prozent. Insgesamt sind 33. 359 Menschen in Dortmund arbeitslos. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 1.839 Personen oder 5,8 Prozent gestiegen. Im Vorjahresvergleich liegt die Arbeitslosigkeit um 1.007 Personen oder 3,1 Prozent höher. Positiv zu vermerken ist, dass die Arbeitskräftenachfrage aktuell leicht ansteigt.

Heike Bettermann: „Trotz der konjunkturellen Schwächephase ist der Arbeitsmarkt stabil.“

Heike Bettermann, Chefin der Arbeitsagentur, bleibt trotz Konjunkturschwäche zuversichtlich. Foto: Alex Völkel

Die spezifische Arbeitslosenquote für die Agentur (SGB III) liegt bei 2,6 Prozent und für das Jobcenter (SGB II) bei 8,0 Prozent. „Erwartungsgemäß ist im Januar die Arbeitslosigkeit in Dortmund wieder gestiegen.

___STEADY_PAYWALL___

Das ausgelaufene Weihnachtsgeschäft, der Kündigungstermin zum Jahresende, das Ende der zweieinhalb- und dreieinhalbjährigen Ausbildungen, aber auch das Ende von uns geförderter Weiterbildungen und Qualifizierungen zum 31. Dezember, führten zu Jahresbeginn zu steigender Arbeitslosigkeit“, kommentiert Agenturchefin Heike Bettermann die aktuelle Entwicklungslage.

Die Arbeitsagentur zähle derzeit mehr als doppelt so viel Zugänge in Arbeitslosigkeit als Abgänge in Erwerbstätigkeit. Alle Personenkreise seien hiervon betroffen, insbesondere jedoch ausländische Mitbürger*innen, unter ihnen ein Drittel geflüchteter Menschen. Ein Grund hierfür sei, dass viele Sprachkurse und Qualifizierungsmaßnahmen mit Jahresabschluss 2019 endeten.

Agentur und Jobcenter seien darauf vorbereitet und würden ein breites Spektrum an Angeboten für diese Zielgruppe bereit halten, um sie bei der zeitnahen Integration in Arbeit und Ausbildung zu unterstützen. Trotz der konjunkturellen Schwächelage, könne der Arbeitsmarkt als durchaus stabil bezeichnet werden. Der Arbeitslosenzuwachs bewege sich im Bereich der Vorjahre. Was ihn weiter beeinflusse sei der ungebrochene Fachkräftebedarf. Doch mit Instrumenten wie dem Teilhabe- und Qualifizierungschancengesetz könne man aktiv und offensiv etwas an dieser Situation ändern.

Jugendarbeitslosigkeit zum Jahresstart gestiegen – 2.849 junge Menschen unter 25 Jahren sind arbeitslos

Dr. Regine Schmalhorst (47) tauscht mit Frank Neukirchen-Füsers im September den Job. Foto: Michael Grosler
Dr. Regine Schmalhorst ist Geschäftsführerin des Jobcenters Dortmund. Foto: Michael Grosler

Die Chefin des Jobcenters Dortmund, Regine Schmalhorst pflichtet Bettermann bei. Sie beurteilt den Zuwachs neu gemeldeter Stellenangebote als gute Chance für Bewerber*innen. Es gebe eine Menge Beschäftigungspotentiale in allen Segmenten und die Behörden würden intensiv daran arbeiten, diese Potentiale durch gezielte Qualifizierungsmaßnahmen für die arbeitslosen Menschen zugänglich zu machen. 

Arbeitslosigkeit ist kein fester Block, vielmehr gibt es auf dem Arbeitsmarkt durch die Zu- und Abgänge in bzw. aus Arbeitslosigkeit viel Bewegung. In der Stadt Dortmund wurden im Januar 6.589 Männer und Frauen erstmals oder erneut arbeitslos registriert. 2.416 Personen kamen davon aus einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt. Das sind 822 Personen mehr als im Vormonat. 4.798 meldeten sich im Januar bei der Arbeitsagentur und dem Jobcenter aus der Arbeitslosigkeit ab. 

1.031 Menschen beendeten wegen der Aufnahme einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt ihre Arbeitslosigkeit. Das sind 228 Personen weniger als im Vormonat. Rechtskreisübergreifend ist die Jugendarbeitslosenquote im Vergleich zum Dezember 2019 um 0,6 Prozentpunkte auf 8,8 Prozent gestiegen. Im Januar waren damit 2.849 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das ist ein Anstieg um 185 Personen gegenüber dem Vormonat.

Arbeitskräftenachfrage hat leicht angezogen – 265 Stellen mehr als im Dezember

Die Grafik zeigt Bestand und Zuwachs an gemeldeten Arbeitsstellen. Quelle: Agentur für Arbeit

Im Januar ist die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften wieder gestiegen. Die Dortmunder Unternehmen und Verwaltungen meldeten im aktuellen Berichtsmonat 1.304 neue Stellen.

Das sind 256 Stellen mehr als im Dezember. Der aktuelle Stellenbestand ist mit 5.585 offenen Stellen um 10,1 Prozent niedriger als im Vormonat. 

Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden im Januar insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe, im Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz, im Bereich der Arbeitnehmerüberlassung sowie im Gesundheits- und Sozialwesen gesucht. 

Unterbeschäftigung mit 45.574 Personen leicht gestiegen 

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbücher (SGBIII und SGBII) gelten, weil sie zum Beispiel wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden. 

Wie die Arbeitslosigkeit, so ist auch die Unterbeschäftigung in diesem Monat gestiegen. Insgesamt sind im Januar 45.574 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 1.377 Personen mehr. Der Anteil der Arbeitslosigkeit an der Unterbeschäftigung ist im Januar um 1,9 Prozentpunkte auf 73,2 Prozent gestiegen. Die Unterbeschäftigungsquote liegt im Berichtsmonat Januar bei 13,9 Prozent (Vorjahr: 13,7 Prozent).

Alle Zahlen und Fakten gibt es im Arbeitsmarktreport als PDF zum Download: Arbeitsmarktreport_Januar 2020

 

Unterstütze uns auf Steady

Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:

Arbeitsmarkt mit Licht und Schatten in Dortmund: Auch für 2020 rechnet die Arbeitsverwaltung nicht mit Krisen

Arbeitslosenquote verpasst im Dezember knapp die Einstelligkeit – Nachfrage saisonbedingt leicht rückläufig

Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wächst in Dortmund über Landesniveau – Rekordjagd beendet?

Jahresbilanz: Der Ausbildungsmarkt verändert sich – aber in Dortmund gibt es immer noch mehr Bewerbungen als Stellen

Herausforderungen neuer Arbeitswelten begegnen – Agentur für Arbeit startet in Dortmund „Qualifizierungsoffensive“

Jobcenter-Chef kritisiert „Hartz IV“, fordert höheren Mindestlohn und das Ende der Mini-Jobs

Führungswechsel in der Arbeitsagentur Dortmund: Die „Neue“ ist seit 40 Jahren dabei – Karriere vom Azubi zur Chefin

Bewegung auf dem Arbeitsmarkt in Dortmund: Wie kann der positive Trend bis 2030 beibehalten und optimiert werden?

Mit dem „Service Center lokale Arbeit“ geht Dortmund innovative Wege zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit 

Das „Service-Center lokale Arbeit“ soll Langzeitarbeitslosen in Dortmund den beruflichen Wiedereinstieg erleichtern

Gemeinsamer Kraftakt: Arbeitslosigkeit in Dortmund halbiert – Ziele: steigende Mindestlöhne und sozialer Arbeitsmarkt

Print Friendly, PDF & Email

Reaktionen

  1. Carsten Klink

    Tatsächlich müssen sich die Arbeitnehmer*innen am Dortmunder Arbeitsmarkt langsam warm anziehen.

    Die Anzahl der Kurzarbeiter*innen wird nach Hochrechnungen der BA bundesweit auf ein Niveau steigen, dass das aus dem Banken-Krisenjahr 2013 noch übertrifft. Die aktuellsten Zahlen stammen aus November 2019. Damals waren rund 96.000 Menschen bundesweit in Kurzarbeit. Hochrechnungen der BA besagen, dass sich diese Zahl bis Januar 2020 auf 107.000 und bis Februar 2020 um weitere 10.000 erhöht haben wird. Somit wäre der Höchstwert von 103.000 Betroffenen aus dem Jahre 2013 überschritten. In der letzten Woche wurde sich auf Bundesebene nicht umsonst darauf verständigt, dass das Kurzarbeitergeld leichter von 12 auf 24 Monate verlängert werden kann.

    Es ist zu befürchten, dass im Laufe des Jahres 2020, spätestens 2021 zahlreichen Beschäftigten, die über kein nennenswertes Vermögen verfügen und die nichts besitzen außer Ihrer Arbeitskraft, die sie verkaufen müssen, bitterlich bewußt wird, was die Mittelschicht in Deutschland von Hartz4 trennt: 12 Monate ALG1.

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert