Arbeitslosigkeit in Dortmund nimmt im Oktober 2020 saisonüblich weiter ab – Arbeitslosenquote bei 11,7 Prozent

Die bereits im September spürbare Herbstdynamik in Dortmund setzt sich auch im Oktober weiter fort. Der Arbeitsmarkt ist nach Lockdown im Frühjahr und Sommerpause nun weiter in Bewegung gekommen. Rund 800 Arbeitslosmeldungen weniger und gut 2.000 Dortmunder*innen starteten diesen Monat in eine neue Arbeit. Insbesondere die Jugendarbeitslosigkeit ging – auf hohem Niveau – deutlich zurück. Viele frisch gebackene Azubis, die aufgrund der Krisenlage vom Betrieb zunächst nicht übernommen werden konnten, sind bei der Suche nach einer Fachkraftstelle fündig geworden. Doch das könnte eine Momentaufnahme sein: Es bleibt abzuwarten, wie sich der neuerliche Lockdown auf die November-Zahlen auswirken wird.

Im Oktober wurden 37.084 Menschen in Dortmund offiziell als arbeitslos gezählt

Heike Bettermann ist Chefin der Agentur für Arbeit in Dortmund. Archivfotos (3): Alex Völkel

Im Oktober wurden 37.084 Menschen in Dortmund arbeitslos gezählt. Damit ist die Gesamtzahl der Arbeitslosen in der Stadt im Vergleich zum Vormonat um 797 Personen oder 2,1 Prozent gesunken. Die Arbeitslosenquote sinkt um 0,2 Prozentpunkte auf 11,7 Prozent. Im Vorjahr betrug die allerdings nur Quote 10,0 Prozent.

„Die Auswirkungen der Pandemie dürfen nicht heruntergespielt werden. Dortmund verzeichnet 5.300 mehr Arbeitslose als im Oktober 2019. Die Lage ist und bleibt kritisch. Der Arbeitskräftebedarf vor allem in den von der Pandemie besonders betroffenen Branchen wie der Gastronomie oder auch im Handel bleibt weiterhin deutlich zurück“, kommentiert Heike Bettermann, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dortmund, die Lage auf dem heimischen Arbeitsmarkt.

Viele Unternehmen kämpften noch immer stark und befinden sich weiterhin in Kurzarbeit. Dass der Arbeitsmarkt aktuell wieder deutlich an Fahrt aufnimmt, ist nach Ansicht der Agentur für Arbeit auch auf die Wiederaufnahme des Beratungs- und Qualifizierungsgeschäftes zurückzuführen. „In den vergangenen Wochen haben wir die berufliche Förderung und Qualifizierung wieder verstärkt in Angriff genommen, dies trägt erste Früchte, viele Arbeitslose haben die Unterstützungsangebote an- genommen“, so Bettermann.

Arbeitslosigkeit entwickelt sich saisontypisch – aber die Auswirkung des neuen Lockdown ist offen 

Wie es in den kommenden Monaten auf dem Arbeitsmarkt weitergeht, bleibt abzuwarten. Denn der neuerliche Lockdown, der insbesondere den Freizeitbereich und die damit verbundenen Wirtschaftszweige hart trifft, ist in den Zahlen natürlich nicht nicht eingepreist. Auch ist nicht absehbar, ob der teilweise Stillstand zeitlich auf den November begrenzt bleibt oder längerfristig auf die Wirtschaft und damit auch den Arbeitsmarkt durchschlägt.

Dr. Regine Schmalhorst ist Geschäftsführerin des Jobcenters in Dortmund. Foto: Frauke Schumann
Dr. Regine Schmalhorst ist Geschäftsführerin des Jobcenters in Dortmund. Foto: Frauke Schumann

„Ob wir bereits die Trendwende geschafft haben und die schrittweise Erholung der Wirtschaft sich weiter fortsetzt, mag ich heute noch nicht vorhersagen – da spielen zu viele Faktoren eine Rolle, nicht zuletzt die Entwicklung der Inzidenzwerte. Wir werden aber alles dafür tun, um die Unternehmen auf der einen und unsere Kundinnen und Kunden auf der anderen Seite bestmöglich auf ihrem Weg durch und aus der Krise zu unterstützen“, so die Chefin der Arbeitsagentur.

„In der Zuständigkeit des Jobcenters verzeichnen wir einen saisontypischen Rückgang der Arbeitslosenzahl um rund 260 Personen. Dieser Rückgang liegt zwar unter Vorjahresniveau, dennoch konnten trotz der Corona-Pandemie durch intensive Beratungs- und Vermittlungstätigkeiten über 2.600 Menschen neue Arbeitsverhältnisse, eine Ausbildung oder eine berufsvorbereitende Maßnahme aufnehmen“, berichtet Dr. Regine Schmalhorst, Geschäftsführerin im Jobcenter Dortmund.

„Viele unserer Kundinnen und Kunden können von der anhaltenden Arbeitskraftnachfrage im Logistikbereich und im Gesundheitswesen profitieren. Erkennbar ist auch, dass die Lage in anderen Branchen angespannt bleibt und Neueinstellungen überwiegend ausbleiben“, so Schmalhorst.

Jugendarbeitslosigkeit geht weiter zurück – Arbeitskräftenachfrage auf niedrigem Niveau

Die Jugendarbeitslosenquote im Vergleich zum September um 0,7 Prozentpunkte auf 10,1 Prozent gesunken. Im Oktober waren damit 3.346 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das ist ein Rückgang um 246 Personen oder 6,8 Prozent gegenüber dem Vormonat. Viele Jugendliche, die nach Beendigung ihrer Ausbildung in eine kurze Phase der Arbeitslosigkeit ge- raten sind, konnten nun als begehrte Fachkraft den Weg zurück in Arbeit finden.

Im Jugendberufshaus arbeiten Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt Dortmund Hand in Hand.
Im Jugendberufshaus arbeiten Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt Dortmund Hand in Hand.

Die Nachfrage nach neuen Arbeitskräften ist zu Beginn der Corona-Krise massiv zurückgegangen, aktuell hat sie sich auf einem niedrigen Niveau stabilisiert, ist im Oktober im Vergleich zum Vormonat leicht gestiegen. So wurden der Agentur für Arbeit im aktuellen Berichtsmonat 1.028 neue Stellen gemeldet. Das sind 69 Stellen mehr als im September, im Vergleich mit dem Vorjahr aber 656 Stellenmeldungen weniger.

Der aktuelle Stellenbestand liegt mit 4.829 offenen Stellen nahezu auf Vormonatsniveau, im Vergleich zum Vorjahr aber deutlich um 32,4 Prozent niedriger. Der Rückgang bei den Stellenangeboten trifft nahezu alle Branchen, besonders stark aber den Handel sowie das Gastgewerbe. Im Handel wurden vor 12 Monaten 745 offene Stellen angeboten, in diesem Jahr waren es im Oktober nur 382 – ein Minus von knapp 50 Prozent.

Im Gastgewerbe ging die Zahl der gemeldeten Stellen deutlich um 65 Prozent zurück. Der neuerliche Lockdown für November findet sich in den Zahlen noch nicht wieder. Auch im verarbeitenden Gewerbe hinterlässt die Pandemie ihre Spuren. Vor einem Jahr waren hier 60 Prozent mehr Stellen angebo- ten, aktuell sind der Agentur für Arbeit 108 freie Stellen gemeldet.

Unterbeschäftigung gesunken – die angezeigte Kurzarbeit ist (noch) weiter rückläufig

In der Unterbeschäftigung werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen auch die Personen erfasst, die nicht als arbeitslos im Sinne der Sozialgesetzbü- cher (SGBIII und SGBII) gelten, weil sie zum Beispiel wegen der Teilnahme an Qualifizierungs-, Trainings- oder Beschäftigungsmaßnahmen, wegen Krankheit oder vorruhestandsähnlicher Regelungen nicht als arbeitslos gezählt werden.

Ein riesiger Komplex ist auf der Westfalenhütte entstanden. 2000 Menschen arbeiten dort.
In vielen Branchen musste Kurzarbeit angemeldet – bei Versandhändlern wie bei Amazon auf der Westfalenhütte war das nicht der Fall – im Gegenteil.

Die Unterbeschäftigung ist in diesem Monat gesunken. Insgesamt sind im Oktober 48.072 Personen in der Unterbeschäftigung registriert. Das sind im Vergleich zum Vormonat 641 Personen weniger. Allerdings finden sich 5.364 Menschen mehr in der Statistik als noch vor einem Jahr.

Vor Beginn der Kurzarbeit müssen Betriebe Anzeige über den voraussichtlichen Arbeitsausfall erstatten. Nach aktuellen Daten zu geprüften Anzeigen wurde im Oktober in 44 Betrieben konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Damit geht auch die Zahl der Personen, für die Kurzarbeit angezeigt wird, nach dem massiven Anstieg im März und April weiter zurück. Nahezu alle Branchen sind gleichzeitig von Kurzarbeit betroffen. Umfänglich sind allerdings das Gastgewerbe sowie der Handel von Kurzarbeit am stärksten betroffen.

Aktuelle Daten zur tatsächlichen Inanspruchnahme stehen bis Juni zur Verfügung. So wurde nach vorläufigen hochgerechneten Daten der Bundesagentur für Arbeit im Juni für 22.042 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in 2.557 Dortmunder Betrieben konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt. Damit sind die Zahlen weiter rückläufig. Im Mai nahmen 26.935 Personen in 3.247 Betrieben in Anspruch.

Ausbildungsmarkt läuft auch im Herbst auf Hochtouren weiter

Der Ausgleich auf dem Ausbildungsmarkt verzögert sich im Zuge der Coronakrise. Für viele Jugendliche und Unternehmen beginnt in diesem Jahr der Endspurt am Ausbildungsmarkt deutlich später als gewohnt.

Von Oktober 2019 bis September 2020 meldeten sich 3.682 Jugendliche bei der Berufsberatung als Bewerber. Das sind 508 weniger Jugendliche als im Vorjahr. Zum jetzigen Zeitpunkt sind davon noch 140 ohne Zusage. Weitere 655 haben sich schon eine Alternative gesucht, sind aber nach wie vor an Ausbildung interessiert. Gleichzeitig waren 3.895 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, 221 weniger als vor einem Jahr. Aktuell sind bei der Agentur für Arbeit noch 491 gemeldete Ausbildungsstellen unbesetzt.

Hier gibt es den Arbeitsmarktreport mit allen Zahlen als PDF zum Download: Arbeitsmarktreport_Oktober_2020

 

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