
Starkregen kann verheerende Folgen haben. Die Flut von 2021 hat es deutlich gezeigt: Unwetter sind unberechenbar und können das öffentliche Kanalnetz an seine Grenzen bringen. Wenn das Wasser nicht mehr abfließen kann, droht Hochwasser. Hauseigentümer*innen sollten daher ihre Immobilie bestmöglich schützen – und auch die Stadt arbeitet seit Jahren intensiv daran, Dortmund immer besser auf Starkregen vorzubereiten. Eine Zwischenbilanz anlässlich des Internationalen Tags der Katastrophenvorsorge.
Der See kann im Fall eines Hochwassers etwa 235.000 Kubikmeter zusätzlich aufnehmen
Top-Ausflugsziel, begehrter Wohnort – und Schutzengel für Dortmund: Das ist der Phoenixsee. „Den Starkregen im Juli 2021, als in Nordrhein-Westfalen und Deutschland ganze Regionen überflutet wurden, haben wir in Dortmund relativ unbeschadet überstanden. Das lag auch an unserem Phoenixsee. Denn der ist nicht nur Freizeitziel, er ist technisch gesehen unser größtes Hochwasserrückhaltebecken. Er hat also genau das für alle geleistet, was er sollte, nämlich Überflutungen verhindern. Darauf können wir als Stadt Dortmund und Emschergenossenschaft besonders stolz sein“, erklärt Oberbürgermeister Thomas Westphal.
Der Phoenixsee fasst normalerweise 600.000 Kubikmeter Wasser. Zusätzlich kann er im Fall eines Hochwassers etwa 235.000 Kubikmeter aufnehmen. Das war bislang erst einmal nötig – am Mittwoch, 14. Juli 2021. „Damals hielt der See etwa 160.000 Kubikmeter Wasser zusätzlich zurück, das entspricht rund 70 Prozent seines maximal zur Verfügung stehenden Speichervolumens.
Ohne diesen Rückhalt wären unterliegende Wohngebäude und die Stadtbahnlinie U 41 akut von einer Überschwemmung bedroht gewesen“, sagt Baudezernent Arnulf Rybicki mit Blick auf die bangen Stunden, als der Regen nicht aufhören wollte und immer größere Wassermassen die Stadt bedrohten.
In Dorstfeld ist ein gigantisches unterirdisches Rückhaltebecken in Betrieb gegangen
Und die Stadt Dortmund arbeitet weiter am Hochwasserschutz. In den vergangenen Jahren sind mehrere neue Bauwerke und Anlagen in Betrieb gegangen, die für ihre jeweilige Nachbarschaft eine große Rolle spielen – auch, wenn man von ihnen manchmal nichts sieht, weil sie unter der Erde liegen.

Einige Beispiele: 2024 ist an der Wittener Straße / Ecke Vogelpothsweg in Dorstfeld ein gigantisches unterirdisches Rückhaltebecken in Betrieb gegangen. Mit einem Fassungsvermögen von rund 7.000 Kubikmetern Wasser, einer Tiefe von 7,5 und einer Breite von 40 Metern entlastet es bei Starkregen den Kanal – und schützt so vor Überflutungen. Von oben sieht man heute nichts mehr vom unterirdischen Riesenbecken. Dort, wo früher die Baugrube war, befinden sich heute ein Parkplatz für das Bürgerhaus Pulsschlag und eine Wildblumenwiese.
Viel kleiner, aber mit großem Nutzen ist der erneuerte Gewässerdurchlass am Krummen Peter in der Gartenstraße in Holzen. Seit dem Neubau müssen die direkten Anwohner*innen keine Angst mehr haben, dass der eigentlich kleine Bach Krummer Peter bei Unwetter ihre Häuser überflutet, wie in der Vergangenheit mehrfach geschehen. Das neue Rohr ging 2025 in Betrieb und bewältigt mit 1.320 Litern pro Sekunde die fünffache Wassermenge im Vergleich zum Vorgängerbauwerk.
Ökologische Umgestaltung im Rahmen des Überflutungsschutzes
Natur- und Überflutungsschutz hat die Stadt Dortmund bei der ökologischen Umgestaltung des Heisterbachs in Wichlinghofen / Niederhofen sinnvoll kombiniert. Auf einer Länge von 1,8 Kilometern bekam der zuvor künstlich schnurgerade geführte Heisterbach seinen natürlichen, gewundenen Lauf zurück. Das Wasser kann nun in der Aue verbleiben – das schützt die unterliegenden Siedlungen vor Hochwasser. Nach 20 Monaten Bauzeit war das Projekt im Oktober 2023 fertig.
Zusätzlich verbessern bauliche Veränderungen in der Straße Am Heisterbach den Schutz. Durch eine Kombination von Retentionskaskaden und einem Regenrückhaltebecken – beides bauliche Verbesserungen, um mehr Wasser aufzunehmen – können bis zu 380 Kubikmeter Wasser zwischengespeichert werden. Ein weiteres, kleineres Regenrückhaltebecken am Niederhofer Kohlenweg kann zusätzlich 80 Kubikmeter Wasser speichern.
Am Kirchhörder Bach hat die Stadt 2021 einen deutlich größeren Abwasserkanal in der Straße Kobbendelle gebaut. Auf 700 Metern wurde das Rohr ausgetauscht – und damit der Innendurchmesser des Kanals von 60 auf 120 Zentimeter verdoppelt. Zusätzlich hat die Stadt einen neuen Regenüberlauf und ein Regenrückhaltebecken mit einem Fassungsvermögen von 2.500 Kubikmetern Wasser errichtet. Das Rückhaltebecken ist mit dem Kirchhörder Bach verbunden.
Handlungskonzept zur weiteren Verbesserung der Überflutungs- sowie Hochwasservorsorge
Nicht nur baulich, sondern auch bei der technischen Ausrüstung legt die Stadt Dortmund immer weiter zu: Der Eigenbetrieb Stadtentwässerung hat neues Equipment, um in kurzer Zeit große Wassermengen abzupumpen – und in Krisenfällen die Feuerwehr zu entlasten. Bei einer spektakulären Übung Ende August am Dortmund-Ems-Kanal wurden die beiden Saug- und Druckleitungen (jeweils 850 Meter lang) samt mobiler Pumpstation getestet, ebenso die gesamte dazugehörige Logistik. Die Pumpstation kann bis zu 300 Kubikmeter Wasser pro Stunde fördern.

Die Stadt arbeitet zudem an einem Handlungskonzept zur weiteren Verbesserung der Überflutungs- sowie Hochwasservorsorge und des zugehörigen Krisenmanagements. Im Winter soll der Bericht den politischen Gremien vorgelegt werden. Darin wird nicht nur eine Bestandsanalyse erfolgen, sondern es werden auch weitere Handlungsfelder aufgezeigt.
Neben der Stadt sind Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) wichtige Partner in Sachen Hochwasserschutz in Dortmund. Die Zusammenarbeit ist eng, eine zweite Kooperationsvereinbarung haben Oberbürgermeister Thomas Westphal und Prof. Dr. Uli Paetzel, EGLV-Vorstandsvorsitzender, erst kürzlich unterzeichnet. „Konkret investieren wir 50 Millionen Euro. Neue Dämme, weitere Rückhaltebecken und Flächen entstehen. Denn Sicherheit geht vor, aber wir können sie eben auch klug als Erholungsraum gestalten“, so Thomas Westphal.
Bereits im vergangenen Jahr wurde eine Kooperation über 100 Millionen Euro vereinbart, die Dortmunds Weg zur Schwammstadt beschleunigen und die Stadt besser auf Hitze vorbereiten soll.
Die Emschergenossenschaft unterhält zahlreiche Hochwasserrückhaltebecken
In ihrem Einzugsgebiet unterhält die Emschergenossenschaft zahlreiche Hochwasserrückhaltebecken – auch auf Dortmunder Stadtgebiet, zum Beispiel an der Vieselerhofstraße in Aplerbeck, am Nagelpötchen in Schüren oder an den Emscher-Auen in Mengede.
Zu den beiden Großprojekten, die in jüngster Vergangenheit hinzugekommen sind, zählen das Hochwasserrückhaltebecken Emscher-Auen in Mengede/Castrop-Rauxel sowie das Hochwasserrückhaltebecken Ellinghausen. Das Becken Emscher-Auen hat eine Gesamtfläche von 33 Hektar, was etwa 46 Fußballfeldern entspricht, und ein Gesamtvolumen von 1,1 Millionen Kubikmetern Wasser. Es verbessert den Hochwasserschutz für die in Fließrichtung dahinterliegenden Städte entscheidend.

Die Fertigstellung ist für das vierte Quartal 2025 vorgesehen, wobei bereits 99 Prozent des Rückhaltevolumens zur Verfügung stehen. Betriebs-, Rad- und Fußwege werden ab Anfang 2026 hergestellt, die vollständige Fertigstellung ist etwa Ende des zweiten Quartals 2026 geplant. Außerdem wird eine „Vogelinsel“ für Uferschwalben und perspektivisch auch für den Eisvogel aufgebaut. Zusätzliche Vertiefungen in der Beckensohle schaffen Wasserflächen für die Fauna. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) begleitet die Maßnahme und beobachtet die Entwicklung der Vogelarten – mit bislang vielfältigen Ergebnissen.
Kostenlose Beratung für Hausbesitzer:innen zum Schutz vor Starkregen und Hochwasser
Das Hochwasserrückhaltebecken Ellinghausen verfügt über ein Rückhaltevolumen von 530.000 Kubikmetern Wasser bei vollem Einstau und eine Fläche von rund 27 Hektar, was in etwa der Größe von 38 Fußballfeldern entspricht. Es wirkt im Verbund mit den Emscher-Auen. Beide Anlagen bilden ein gemeinsames System, das im Hochwasserfall ein Rückhaltevolumen von mehr als 1,6 Millionen Kubikmetern zur Verfügung stellt und somit wesentlich zur Hochwassersicherheit für die am Hauptlauf der Emscher liegenden Städte von Dortmund und Castrop-Rauxel bis Dinslaken und Voerde beiträgt.
Das Becken wurde im Oktober 2024 fertiggestellt und die Wege eröffnet. Entlang der westlichen Beckenseite verläuft ein öffentlicher Rad- und Fußweg mit einer neuen Unterquerung der Landesstraße Ellinghauser Straße. Zudem wurden günstige Standortbedingungen für die Entwicklung vielfältiger, auentypischer Lebensräume geschaffen.
Wer sein eigenes Haus bestmöglich vor Überflutung schützen möchte, kann sich dazu kostenlos von der Stadtentwässerung Dortmund beraten lassen. Alle Informationen dazu gibt es auf dortmund.de unter dem Stichwort „Starkregen und Hochwasser“.
Jedes begrünte Dach, jede entsiegelte Fläche und jede Fassadenbegrünung trägt dazu bei, dass das Überflutungsrisiko sinkt. Eigentümer*innen können sich Projekte zur Erhöhung der Klimaresilienz fördern lassen. Mehr Informationen dazu gibt es bei der EGLV-Gründachförderung: 50 Euro pro Quadratmeter für Dachbegrünung.