Zum Bunkerbesuch bei den Dadaisten in Dortmund: „DADA und der Krieg“ garantiert vielseitige Unterhaltung

Dieter Gawol, Vorsitzender der DADADO, am Schloss der schweren Bunkertür. Fotos: Robert Bielefeld

Der Dada, der ursprünglich aus dem Horror und Chaos des Kriegs entsprungen ist, kehrt hier zumindest thematisch zu seinen historischen Wurzeln zurück. Die Dadaisten Dortmund laden am 9. September 2019 zum Bunkerbesuch an der Leipzigerstraße 10 ein. Der ehemalige Befehlsbunker wird ab 19 Uhr zur Bühne für insgesamt 27 Vorstellungen. Auf der Gästeliste steht Jeder und der Eintritt ist frei – nur der Platz im Bunker ist begrenzt.

„Einfach unbeschreiblich“: DADADO bietet unberechenbares Programm im Bunker-Ambiente

Der Dada ist wohl am bekanntesten für seinen Ruf als Antikunst. Geschmiedet aus dem Feuer des ersten Weltkriegs galt die Strömung vorerst als Subversion des bürgerlichen Kunstbegriffs. „Ähnlich wie im Krieg Menschen entfremdet und verstümmelt wurden, so gehen wir mit der Kunst um“, erklärt Dieter Gawol, Leiter der DADADO. „Für die Begründer der Bewegung im 20. Jahrhundert war der Weltkrieg ein Ereignis, dass es unmöglich machte Kunst wie gewohnt weiterzumachen“, fügt Mitglied Anette Göke hinzu.

Die Kunstrichtung umfasste jegliche Kunstformen, von der Musik bis hin zur Leinwand, doch verbinden tut sie nur eins, das Chaos. „Es ist eine nihilisierende Kunstform“, bestätigt der Verein. Vollkommen frei soll sie seien und losgelöst von Begrenzungen. „Einfach unbeschreiblich“, fügt Gawol hinzu.

Unbeschreiblich soll auch das Programm für dieses Jahr werden. Wortwörtlich sogar. „Was genau geboten wird? Das wissen wir selbst nicht“, so die Mitglieder des Vereins. Die KünstlerInnen geben zwar einen Namen für ihren Akt an, doch was es am Ende tatsächlich präsentiert wird, liegt einzig in der Hand der AkteurInnen. „Ich moderiere die Veranstaltung und habe am wenigsten Ahnung, was genau auf uns zukommt“, gibt Anette Göke lachend zu.

Dada und der Krieg – Hier fallen moderne Ideen auf Wiege der Bewegung

Die Mitglieder der DADADO vor ihrem „Empfangsbereich“. Die Bewegung wächst schon seit Jahren weiter.

Ein paar Sachen haben sie mir dann doch noch verraten. „Feldpost“ zum Beispiel, hierbei werden fiktive Briefe zwischen einem Soldat in den Gräben und seiner Frau an der Heimatfront vorgelesen. Hier wirft man ein Licht auf die ernstere Seite des Dadas.

„Häufig bringt man mit dem Dadaismus Absurdität und Humor Verbindung, und das ist auch wichtig, Humor ist ein großer Teil von Dada, aber wir können auch ernst“, betont Richard Ortmann von „Schwarz Rot Atemgold“, der auch eine musikalische Darbietung an dem Abend bringen wird.

Denn neben dem Absurditätshumor der vielleicht aus Lautgesang und ähnlichem hervorgeht, so kann Dada auch verstören. „Verstörend ja, aber nur auf die gute Art und Weise, bis jetzt hatten wir noch keinen der es nicht zumindest interessant fand“, so Göke. Interessant zu sein ist eine Eigenschaft, die der Bewegung auch hier in Dortmund zu einem stetigen Wachstum verhalf. Bereits in der Vergangenheit sorgte sie für Aufsehen mit ihrer 100-Jahr-Feier, bei der sie mit dem Tod und dem Sarg des Dada Pioniers Thomas Huelsenbeck durch Dortmund paradierte.

„Natürlich hat man am Anfang mit dem Finger auf uns gezeigt und uns als Spinner abgetan“, blickt Dieter Gawol zurück. Doch mit der Zeit haben sie sich fest etabliert und sogar ein internationales Netzwerk mit weiteren Dadaisten hochgezogen. So wird am 9. September auch exklusiver Besuch aus Zürich im Befehlsbunker performen. 

Ein unvergesslicher Abend – Verstörend gute Darbietung solange die Plätze reichen

Los geht es abends um 19 Uhr, wo die Interessenten erst im Eingangsbereich der DADADO empfangen werden und mit einer musikalischen Darbietung des Trios „Randale“ für die Hauptveranstaltung eingestimmt werden. Dann führt Gastgeber und Hausherr Harry Lausch das Publikum hinunter in den alten Befehlsbunker und das insgesamt 100 minütige Programm kann beginnen. 

Wer nun Lust auf mehr bekommen hat und sich den Dada mal näher anschauen möchte ist gerne geladen. Genaues wird man dann auch nur vor Ort herausfinden. Doch nur eines ist sicher: es soll ein unvergesslicher Abend werden.

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