Umfrage zur Konjunktur des Unternehmensverbandes Metall bestätigt deutlich schwächere Wirtschaftslage

Es kriselt in der Branche. Der Unternehmerverband Metallindustrie hat nun Umfragedaten zum Thema geliefert.

Bei den Unternehmen der regionalen Metall- und Elektroindustrie (Dortmund, Lünen, Castrop-Rauxel) bleibt die Stimmung hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage und des Ausblicks auf die kommenden sechs Monate deutlich pessimistisch. Das ergab die Konjunkturumfrage des Unternehmensverbandes der Metallindustrie für Dortmund und Umgebung e.V. zum Jahreswechsel 2020/2021. „Die durch den Strukturwandel und die digitale Transformation in der Metallindustrie schon seit Anfang 2020 bestehende schwierige Lage, ist durch die Corona-Pandemie weiter deutlich belastet worden“, sagt Geschäftsführer Ernst-Peter Brasse. Seit Mitte 2018 befänden sich M+E-Unternehmen nun in einer Rezession.

Zwei Drittel der regionalen Unternehmen bezeichnen Auftragslage als befriedigend bis schlecht

Auch die Geschäftserwartungen für das kommende Halbjahr lassen keine Besserung erwarten. Lediglich sieben Prozent der befragten Unternehmen erwarten in diesem Zeitraum eine Verbesserung. Unter Berücksichtigung des schwachen Niveaus bezeichnen aber immerhin noch ca. 25 Prozent der Unternehmen die aktuelle Geschäftslage als gut.

Ernst-Peter Brasse, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes der Metallindustrie für Dortmund und Umgebung. Foto: M+E

„Dabei spielt das bessere 3. Quartal eine große Rolle“, so Brasse, der aber auch gleich zu bedenken gibt: „Die Auswirkungen des verschärften Lockdowns sind in diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt. Zur strukturellen Krise hat sich jetzt noch die pandemiebedingte konjunkturelle Krise eingestellt, so schwierig war die Lage in der Industrie selten.“ ___STEADY_PAYWALL___

„Die Unternehmen werden gerade an ihre Belastungsgrenze geführt“, fasst Brasse die Lage zusammen. Von den knapp 50 dem Unternehmensverband angeschlossenen Unternehmen der Metall und Elektroindustrie der Region, bezeichnen 75 Prozent die Auftragslage als befriedigend bis schlecht (Anfang 2020: 66 Prozent). Nur acht Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung der Auftragslage in den kommenden sechs Monaten.

„Das dritte Quartal habe die Ertragslage der Unternehmen entgegen den Erwartungen zwar etwas verbessert, jedoch dürfe dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Jahresbilanzen der meisten Unternehmen ein deutliches Minus ausweisen werden“, so Brasse. Nur sieben Prozent der Metallunternehmen erwarten eine Verbesserung der Ertragslage im ersten Halbjahr 2021.

Tarifverhandlungen: „Die Unternehmen haben nichts mehr, was man verteilen kann“

„Trotz dieser Lage haben unsere Unternehmen es geschafft, die Beschäftigung weitestgehend konstant zu halten. Dies gelang bis jetzt nur durch einen erheblichen Einsatz von Eigenkapital und die Ausweitung der Kurzarbeit“, so Brasse zu den nach wie vor robusten Beschäftigtenzahlen in der Metallindustrie. Fraglich sei aber, ob dies so bleibe. Mittlerweile denke jedes vierte Unternehmen über Entlassungen nach, sollte sich die Lage nicht zeitnah verbessern. „Ich hoffe, wir haben den Boden erreicht“, so Brasse abschließend zur Konjunkturumfrage.

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Mit Blick auf die momentan in der Metall- und Elektroindustrie laufenden Tarifverhandlungen, in die die IG Metall mit einem Forderungsvolumen von vier Prozent gestartet ist, wird Brasse deutlich: „In dieser Phase führt jede Entgeltsteigerung, jede Reduzierung der Arbeitszeit, ganz gleich ob mit oder ohne Lohnausgleich, jede Beeinträchtigung der Produktivität oder Erhöhung der Stückkosten unweigerlich zu Entlassungen. Die Unternehmen haben nichts mehr, was man verteilen kann.“ Es sei die gemeinsame Aufgabe der Tarifvertragsparteien, den Unternehmen und den Beschäftigten in Krisen zu helfen und Beschäftigung zu sichern.

Dass man das gemeinsam könne, habe man in der letzten Tarifrunde bewiesen. Die Lage habe sich seitdem nicht geändert. Gleichzeitig erteilen die Unternehmen den Plänen der Politik nach höheren Steuern eine klare Absage. „Neben den höchsten Energiekosten der Welt, die die Wirtschaft zum großen Teil trägt, würden Steuererhöhungen, insbesondere die Einführung einer Vermögenssteuer, jeden Aufschwung im Keim ersticken“, warnt Brasse.

Eine wachsende Wirtschaft unter guten Investitionsbedingungen sei der einzige Weg, die unzweifelhaft immensen Aufwendungen des Staates in dieser Krise zu finanzieren. Mit jeder weiteren Belastung der Wirtschaft entferne man sich von diesem Ziel. „Wenn jetzt auch noch die Steuerbelastung steigt, wird einiges an Produktion ins Ausland gehen“, so Brasse abschließend.

Die Ergebnisse der Umfrage im Einzelnen:

Geschäftslage: Die aktuelle Wirtschaftslage bewerten die regionalen Metallunternehmen deutlich schlechter als zu Beginn des Jahres 2020. Gut 75 Prozent der befragten Unternehmen bezeichnet ihre gegenwärtige Geschäftslage als befriedigend bis schlecht (2020: 50 Prozent).

Geschäftserwartungen: Bei den Geschäftsperspektiven für die nächsten sechs Monate erwarten lediglich 7 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung, gut ein Viertel (27 Prozent) aber eine weitere Verschlechterung (2019: 29 Prozent).

Auftragslage: Im Jahr 2020 hat sich die Auftragslage insgesamt spürbar verschlechtert. Für knapp 36 Prozent der befragten Unternehmen hat sich die Auftragslage noch weiter verschlechtert (2019: 30 Prozent). Lediglich ebenfalls 24 Prozent bezeichnet die aktuelle Auftragslage nach wie vor als gut (2019: 32 Prozent).

Auftragserwartungen: Hinsichtlich der Auftragserwartungen rechnen die Unternehmen ebenfalls zu über einem Drittel mit einem weiteren Rückgang (38 Prozent Inland; 17 Prozent Ausland).

Ertragslage: Noch 20Prozent der befragen Unternehmen bezeichnen ihre aktuelle Ertragslage als gut (2019: 13 Prozent). Für die nächsten sechs Monate erwarten 27 Prozent der befragten Unternehmen eine weitere Verschlechterung, lediglich 7 Prozent eine Verbesserung (2019 17 Prozent ).

Beschäftigung: Die jetzt lang andauernde schlechte Wirtschaftslage schlägt noch nicht voll auf die Beschäftigung durch. Bei Anhalten der Krise überlegen 27 Prozent der Unternehmen die Personalstärke zu reduzieren (2020: 14 Prozent).
Neueinstellungen: 27 Prozent der befragten Unternehmen wollen auch in diesem Jahr Neueinstellungen vornehmen (2020: 29 Prozent).

Kurzarbeit: 40 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, Kurzarbeit einsetzen zu müssen (2019: 21 Prozent). Mehrarbeit ist in keinem Unternehmen geplant.

Ausbildungsmarkt: Die Lage am Ausbildungsmarkt der Metall- und Elektroindustrie zeigt spiegelbildlich den Ernst der Lage. Nur 7 Prozent der Unternehmen werden in diesem Jahr mehr Ausbildungsplätze anbieten. Die Krise führt jedoch bei 36 Prozent der Unternehmen leider zu einer Abnahme der Ausbildungsplätze.

Weitere Informationen:

  • Der Unternehmensverband führt halbjährlich eine Konjunkturumfrage bei den dort organisierten und
    angeschlossenen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie durch. Die im Verband organisierten
    Unternehmen beschäftigen ca. 14.000 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Dortmund, Lünen und CastropRauxel.

 

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