Ein Fest mit Literatur, Musik und Kulinarischem nach einer Attacke

Solidarität mit dem links-alternativen Café und Literaturhaus „Taranta Babu“ im Klinikviertel

Das vielfältige Programm begeisterte die Besucher:innen – so auch das Erzähltheater von Christa Schreiber und Peter Sturm. Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

Gesprochene Literatur, Musik und Kulinarisches – das Solidaritätsfest für den Literaturort „Taranta Babu“ bot am Samstagnachmittag (10. Dezember 2022) ein vielfältiges Programm. Anlass der Veranstaltung war die Attacke auf die Räumlichkeiten des links-alternativen Kulturorts vor etwa zwei Monaten.

Solidaritätsfest: Ein Zeichen für Zusammenhalt

Geschwisterlich Zusammensein – ein Hauptinteressenpunkt des „Taranta Babu“ Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

In der Nacht zum 26. Oktober zerstörten zwei maskierte Menschen mit Backsteinen zwei große Schaufensterscheiben am Buchladen und schlugen dann zwei kleinere Fenster an der Café-Tür des linken Literaturorts ein. Gäste, die sich zu dem Zeitpunkt noch in dem Café aufhielten, nahmen die Verfolgung auf und stellten einen der Täter:innen, die Polizei nahm ihn anschließend in Gewahrsam.

Am Morgen nach dem Angriff folgten zudem zwei Drohanrufe. Da das „Taranta Babu“ bereits in der Vergangenheit das Ziel von rechtsextremen Angriffen geworden war, übernahm der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen. Aufgrund dieses Angriffs und weiterer Anschläge auf Kulturorte habe das „Taranta-Babu“-Team mit der Unterstützung verschiedener Initiativen, Vereine, Institutionen und Einzelpersonen das Solidaritätsfest organisiert, erklärt Mitorganisatorin Ayşe Kalmaz.

„Uns war es wichtig ein Zeichen zu setzen und zu zeigen, dass wir hier zusammenhalten, dass wir hier zusammen sind und dass wir hier alle geschwisterlich zusammen leben“, so die freie Regisseurin und Autorin vom „Vererin Taranta Babu“. Schockieren tun sie Anschläge nicht, zu oft sei das Taranta Babu bereits angegriffen worden. Trotzdem sei es wichtig Stellung zu beziehen.

Draußen begeisterte das vielfältige Programm

Julian und Kevin von „Tiffi Bluhm“. Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

Die Solidarität war am Samstag allgegenwärtig. Selbstgemachte Speisen und Getränke gab es gegen eine Spende, Tische und Bänke luden zum Zusammensitzen, Lauschen und Austauschen ein. Literatur war selbstverständlich auch zugegen – in gesprochener, geschriebener und gesungener Form.

Draußen auf dem Alfons-Spielhoff-Platz vor dem „Taranta Babu“ gab es Glühwein, Couscous, Linsensuppe, Büchertische und eine Bühne. Von 12.00 bis 16.00 Uhr wurde die Bühne vielfältig bespielt: Mit Gedichten von Inhaber Hassan Şahin und Ayşe Kalmaz, Musik von „Tiffi Bluhm“, „Fadenlos“, Kemal Dinç und DJ Günther Ziethoff, einer Lesung mit Eckhard Freye, Erzähltheater mit Christa Schreiber und Peter Sturm und Redebeiträgen von Astrid Petermeier und Wiebke Claussen.

Kevin von der Band „Tiffi Bluhm“ freut sich über die solidarische Veranstaltung: „Alle sind hier furchtbar nett und wenn man von der Bühne runtergeht kommen einem direkt lächelnde Menschen entgegen, das ist immer schön.“

Poetry-Slam im Warmen: Zwei junge Künstler fesselten das Publikum mit ihren Texten

Max Raths „slamt“ im Café. Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

Etwa 30 Menschen lauschten der Kunst von „poetrysven“ und Max Raths, die aufgrund der Kälte im Café des „Taranta Babu“ stattfand. „Privileg ist es, dass Menschen im Mittelmeer verrecken. Privileg ist es, dass wir sie nicht retten“, trug Sven Hensel vor. Sein gesellschaftskritischer Text zu Privilegien bekam großen Beifall.

Für Max Raths, der aus Düsseldorf kommt und regelmäßiger Gast beim Wohnzimmer-Slam im „Taranta Babu“ ist, habe unmittelbar nach dem Angriff auf den Kulturort festgestanden, sich und seine Texte für eine Solidaritätsveranstaltung zur Verfügung zu stellen. Er freue sich über die „Facetten der künstlerischen Beiträge“ und das diverse Publikum. „Es ist ein unglaublich harmonisches Beisammensein, mit Menschen, die alle einen Bezug zum „Taranta Babu“ haben und deshalb hier sind“, merkte er an.

Auch Mitorganisatorin Ayşe Kalmaz zog eine positive Bilanz. Schön zu beobachten sei neben der Besucheranzahl und dem Programm auch der Entstehungsprozess. Denn nur aufgrund der zahlreichen Unterstützung habe man das Fest in so kurzer Zeit ermöglichen können. „Für uns ist das natürlich auch ein Anlass zu sagen, daraus möchten wir gerne eine Tradition machen und weitere Feste feiern“, verriet die freie Regisseurin und Autorin.

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