SERIE Dortmunder Gründerszene (2): Das Label „Bambule“ bietet Mode für Kinder mit und ohne Behinderung an

 Sabine Gröne hat ein Fashionlabel für Kinder mit und ohne Behinderung gestartet.
Sabine Gröne hat ein Fashionlabel für Kinder mit und ohne Behinderung gestartet.

Von Carmen Radeck/ruhrgruender.de

Die Dortmunder Grafik Designerin Sabine Gröne hat ein Fashionlabel für ganz besondere Mode gestartet. Mit Bambule Kids überträgt sie den Inklusions-Gedanken in die Mode und gestaltet Kleidung für Kinder mit und ohne Behinderung. Carmen Radeck von Ruhrgründer.de hat ein Interview mit ihr geführt.

Hallo Sabine, du hast gerade dein Modelabel Bambule gestartet und hast Dich dabei auf inklusive Kindermode spezialisiert. Das heißt, bei Dir bekommt man Kleidung für Kinder mit und ohne Behinderung. Was genau ist die Idee dahinter und wie kamst Du darauf?

Die Dortmunder Grafik Designerin Sabine Gröne hat ein Fashionlabel „Bambule“ gegründet.
Die Dortmunder Grafik Designerin Sabine Gröne hat ein Fashionlabel „Bambule“ gegründet.

Bamuble KidsAngefangen hat alles damit, dass mich eine befreundete Physiotherapeutin fragte, ob ich eine Sonderanfertigung für eine ihrer Patientin machen könnte. Sie war eine junge Erwachsene und hatte spezielle Bedürfnisse und konnte bis dato immer nur Jogginghose tragen.

Sie war überaus glücklich mit meiner Sonderanfertigung und sagte, dass wäre ihre Lieblingshose.

Und genau das hat mich motiviert: zum einen wollte ich, dass alle meine Kleidungsstücke im besten Fall zum Lieblingsstück werden und Kleidung zu schaffen, die auf besondere körperliche Bedürfnisse eingeht, ohne das Modische zu verlieren.

Und dann habe ich mir einfach vorgestellt, wie es wäre, wenn eines meiner Kinder körperlich behindert wäre. Was wären meine Wünsche? Ganz klar wollte ich auch hier etwas Modisches und Komfortables für Kinder.

Dann kam hinzu, dass ich in meinem Beruf als Grafik Designerin durch einen speziellen Kunden immer wieder mit dem Thema „Inklusion“ in Verbindung kam.

Es mag ja sein, dass Inklusion inzwischen in einigen Bereichen gut funktioniert, aber in der Mode ganz sicher noch nicht. Es gibt nur sehr wenige Anbieter für Kleidung für körperlich behinderte Kinder, Anbieter die sowohl Mode für Kinder mit und ohne Behinderung herstellen, konnte ich keinen einzigen finden. Und da kam Bambule Kids ins Spiel…

Was ist das besondere an der Kleidung speziell für Kinder mit Behinderung. Was gibt es da beim Design und der Herstellung besonders zu beachten?

Das hängt natürlich von der jeweiligen Behinderung ab: Für Rollstuhlflitzer sind sowohl Hosen als auch Hosenröcke im Rückenbereich höher geschnitten, die obligatorische Tasche ist tiefer gesetzt, damit die Kinder auch im Sitzen bequem daran kommen. Hinten dürfen niemals Taschen oder Teilungsnähte sein, da diese sonst durch das lange Sitzen scheuern würden.

Für Orthesenträger habe ich eine Hose entwickelt, die an beiden Seiten mit Klettverschlüssen zu öffnen ist. Für Kinder mit starkem Speichelfluss biete ich Oberteile, die im Brustbereich eine atmungsaktive, wasserdichte Zwischenmembran eingearbeitet haben.

Für das Design gibt es ja eben nichts spezielles zu beachten: es soll genau so modisch sein, wie meine Kleidungsstücke für Kinder ohne körperliche Behinderung.

Wie sieht es mit Design und Herstellung aus – machst Du das selbst oder hast Du da Partner, mit denen Du zusammenarbeitest.

RuhrgründerBislang mache ich alles selbst. Angefangen von der Auswahl der Schnitte, Stoffe, über Fotoproduktion, Webshop bis hin zur Vermarktung.

Ich bin aber gerade auf der Suche nach einer Näherin/Schneiderin, da ich mich künftig nur noch um den Bereich Design und Marketing kümmern möchte, denn hier sehe ich durch mein Studium als Grafik Designerin klar meine Stärken.

Wie kam die Partnerschaft mit Bethel zustande?

Über eine befreundete Kundin meines Designbüros erfuhr der Geschäftsführer der Stiftung Bethel proWerk von meiner Idee und fand sie unterstützenswert. Er zeigte mir die Näherei vor Ort, und da ich als langfristiges Ziel immer im Kopf habe, dass Menschen mit Behinderung meine Stücke nähen sollen, ist das ein guter Einstieg.

Du vertreibst die Kleidung über Deinen eigenen Onlineshop. Ist das der einzige Vertriebsweg oder möchtest Du auch in den stationären Handel?

In der Tat, momentan ist meine Kleidung nur über meinen Webshop oder über Dawanda zu beziehen. Sie in anderen Geschäften anzubieten ist uninteressant, da die Händler immer mindestens 50 Prozent auf meinen Preis „draufpacken“.

Langfristig könnte ich mir gut ein Ladenlokal in Verbindung mit meinem Designbüro vorstellen. Vorher muss ich aber noch meine Büro-Mitbewohnerin von der Hyvae Stickfabrik davon überzeugen, mitzukommen!

In Deinem Shop gibt es bereits einige Stücke zur Auswahl. Du weist aber auch explizit darauf hin, dass Du aus individuelle Kundenwünsche eingehst. Sind Deine Kundenbestellungen immer individuelle Einzelbestellungen, die mit jedem Kunden abgestimmt werden müssen oder kannst Du auch in Serie produzieren lassen?

In Serie kann ich auf keinen Fall produzieren. Bei den Oberteilen ginge es vielleicht noch, aber gerade bei den Hosen ist das ja mein besonderer Service, auf jeden Figurentyp eingehen zu können. Ich habe immer wieder Kunden die sagen, mein Kind ist besonders schmal, besonders groß etc., also Kunden, die Probleme damit haben, „von der Stange“ zu kaufen.

Erzähl noch ein bisschen was über Dich. Bambule ist ja nicht Dein einziges Unternehmen… Was treibt Dich als Unternehmerin an?

bambuleWie schon erwähnt, bin ich Grafik Designer und betreibe mit einer Freundin gemeinsam seit einigen Jahren das Design Büro 1000SISSI. Ich arbeite sehr gerne in diesem Bereich.

Von klein auf habe ich immer gerne und viel produziert, also etwas geschaffen, was ich anschließend in den Händen halten kann. Das ist als Grafik Designerin eher bedingt möglich und etwas abstrakter.

Genäht habe ich auch früher als Kind schon gerne und es dann einige Jahre aus den Augen verloren. Die Idee, mit einem Label für Kinderhosen zu starten hatte ich schon kurz nach der Geburt meines ersten Sohnes und den Namen Bambule auch.

Als Unternehmerin treiben mich in erster Linie ständig neue Ideen an, die ich nach Belieben ausleben kann. Diese Freiheit ist für mich das allerwichtigste und ich nehme damit finanzielle Risiken als Selbstständige gerne in Kauf.

Welche Ziele hast du Dir für Bambule gesetzt, was wünschst Du Dir für die Zukunft?

Für Bambule wünsche ich mir, dass ich die Produktion irgendwann hauptsächlich von Menschen mit Behinderung machen lassen kann und natürlich, dass alle Beteiligten an dem Projekt ihrem Aufwand gemäß finanziell entlohnt werden können!

Dieser Artikel erschien zuerst auf RuhrGründer.de.

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