Hausbesitzerin Marita Hetmeier wohnt und arbeitet gerne in der Nordstadt. Sie blickt auf die positiven Veränderungen – auch bei den Problemhäusern. Deren Zahl ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken – dazu hat sie ihren Beitrag geleistet und ein Haus „aus Notwehr“ gekauft. Doch der Blick hinter ihr Haus in der Mallinckrodtstraße sorgt nicht gerade für Begeisterung. Seit 2013 (!) macht sie immer wieder auf die Missstände im Nachbarhaus in der Schleswiger Straße aufmerksam. Aber eine nachhaltige Lösung wurde bisher nicht gefunden.
Vorwurf: Die Mieter*innen und Eigentümer*innen werden von der Stadt im Stich gelassen
„Die Stadt macht hier seit acht Jahren bewusst ihre Arbeit nicht. Problemfälle löst man nicht dadurch, dass Akten auf dem Schreibtisch hin und her geschoben werden“, kritisiert Hetmeier. „Mieterinnen und Mieter in unseren Häusern, die Anspruch darauf haben, in Sicherheit und Sauberkeit leben zu können – genau wie in anderen Stadtteilen – werden von der Stadt Dortmund im Stich gelassen. Wir als Eigentümer natürlich auch“, ärgert sich die überzeugte Nordstädterin.
„Einerseits werden wir auf den Privatklageweg gegen den Eigentümer verwiesen, andererseits weigert man sich, uns diesen Eigentümer zu nennen“, macht Hetmeier auf das Problem aufmerksam. Denn immer wieder türmt sich Müll im Hinterhof. Und nicht nur dort: „Mehrfach ist es vorgekommen, dass Müll und Unrat einfach über den Zaun in unseren Hof geworfen wurden“, berichtet sie.
„In einem Fall, der auch beim Ordnungsamt dokumentiert sein muss, sind unsere Bauhelfer vom Balkon aus gezielt mit Gegenständen und Müll beworfen worden. Hierzu wurde auch die Polizei eingeschaltet“, verweist sie auf offensichtliche Missstände und beklagt, dass die Stadt hier nicht nachdrücklicher handelt.
Die Stadt Dortmund verweist dagegen auf sieben Kontrollen in acht Jahren im Problemhaus
„Die wiederkehrenden Abfallprobleme sind der Unteren Abfallwirtschaftsbehörde der Stadt Dortmund bekannt. Die Grundstückeigentümer werden jedes Mal mit Fristsetzung aufgefordert, den Müll im Innenhof umgehend beseitigen zu lassen. Dieser Aufforderung kommt die verantwortliche Krefelder Verwaltungsgesellschaft auch immer zeitnah nach“, berichtet Stadtsprecher Maximilian Löchter auf Nachfrage von Nordstadtblogger.
Dies sei im aktuellen Fall auch passiert, verweist er auf die Entsorgung des Mülls am vergangenen Freitag. Grundsätzlich sei auch dem „Fallmanagement Problemhäuser“ die Immobilie an der Schleswiger Straße 46 bereits seit 2013 bekannt. Aufgrund diverser Anwohnerbeschwerden wurden seit 2013 bislang insgesamt sieben Kontrollen in dem Objekt durchgeführt.
Zuletzt wurde das Haus am 9. Februar 2021 aufgesucht. „Die Ergebnisse der Kontrollen werden den zuständigen Fachbereichen umgehend mitgeteilt und diese setzen sich mit den Eigentümern und Hausverwaltungen in Verbindung und sorgen regelmäßig dafür, dass die festgestellten Mängel zeitnah beseitigt werden“, so Löchter.
Vorwurf: Stadt vertraut den Aussagen der sogenannten „Hausverwaltung“
„Ich kann bestätigen, dass dem Umweltamt die Probleme bekannt sind – mindestens durch meine Beschwerden, vielleicht auch die Beschwerden anderer“, so Hetmeier auf die Antwort der Stadt.
„Ich stelle mir allerdings die Frage, warum bei meinen zahlreichen Beschwerden das Ordnungsamt nicht öfter dort war, zum Beispiel haben bei dieser Anzahl von Besuchen dann ja keinerlei Nachkontrollen stattgefunden. Warum nicht?“, ärgert sich die Immobilienbesitzerin. Denn, dass die Vermüllungen immer beseitigt wurden, könne sie nicht bestätigen – auch im aktuellen Fall wurde nicht alles entsorgt.
„Teilweise bedurfte es dreier oder mehr Beschwerden, bevor etwas geschah. Für mich ist das weder nachvollziehbar noch akzeptabel“, betont Hetmeier, die tagtäglich auf den oft vermüllten Hinterhof blicken muss. Dies habe sie auch dem Umweltamt mitgeteilt – doch eine Überprüfung habe nicht stattgefunden. „Dass jemand behauptet, etwas getan zu haben, heißt noch nicht, dass er die Wahrheit sagt. Zählt mein Wort als seriöse Eigentümerin weniger als die Behauptungen unseriöser Miethaie?“, fragt Marita Hetmeier.
Nachbar-Kita schlägt Alarm wegen Müll, Gestank, Fliegen und Ratten
Vor rund drei Wochen gab es einen weiteren Polizeieinsatz, weil im Nachbarhaus die Haustür zerstört worden war. Bis heute ist das Haus ohne jede Haustür. „Wenn die Taskforce sich um dieses Haus kümmert, warum gibt es städtischerseits dazu keine Reaktion? Und keine Kontrolle des Ordnungsamtes? Wir bekämen in einem solchen Fall sofort eine Ansage der Stadt, dass wir für Abhilfe zu sorgen hätten“, ist sie sich sicher.
Ihre Vermutung: „Hat das Methode, weil man den Problembereich Schleswiger Straße so belassen will, wie er ist? Vielleicht damit die problematischen Mieter nicht in anderen Stadtteilen auftauchen?“, fragt sie bewusst provokativ. Eine Antwort darauf erwartet sie wohl nicht. Wohl aber, dass die Stadt dem dubiosen Eigentümer Druck macht.
Solange leiden die Mieter*innen der Häuser an der Mallinckrodtstraße – allen voran die Kita im Erdgeschoss – weiter unter den Vermüllungen und den damit einhergehenden Folgen. „Der momentane Zustand ist nicht tragbar. Der dort in Massen abgelegte Haus- und Sperrmüll entwickelt einen unangenehmen Geruch. Zusätzlich sind Unmengen von Fliegen vorzufinden“, beschwerte sich jüngst die Kita bei ihrer Vermieterin.
Auch seien Ratten beobachtet worden: „Wir können weder lüften noch die Tür zum Hof offen lassen.“ Die Kita schlägt vor, zumindest Rattenköder auszulegen, um diesen Teil des Problems zu bekämpfen. Doch eine grundsätzliche Lösung scheint damit nicht in Sicht. Vielleicht müsste Marita Hetmeier auch dieses Haus „aus Notwehr“ kaufen, wie es sie schon auf der anderen Seite getan hat. Aber auch dazu müsste sie den Eigentümer von der Stadt erfahren…
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Reaktionen
Oki Leucht
Das Ordnungsamt muss man doch immer schon zur richtigen Arbeit tragen. Die lauern lieber Rentnern auf, die bei rot noch auf der Straße sind. Oder lungern in großen Gruppen vor dem Büro an der Bornstraße rum. Wenn es sich vermeiden lässt machen die um vermüllte Hinterhöfe und Problemhäuser einen großen Bogen. Und falls sie doch mal da sind wird nichts festgestellt, alles bestens. Im schlimmsten Fall werden Vorgänge angelegt und an andere Verwaltungsteile geleitet damit alles schön gemütlich im Sande verläuft. Dazu kommt auch noch, dass Frau Hetmeier es sich ja mit den Genossen in der Stadt verscherzt hat. Was das noch immer bedeutet lernt sie jetzt auf die anstrengende Art.
Nordstadt-Bewohner
Derartige Probleme tauchen leider an noch zu vielen Stellen in der Nordstadt auf. Zwar werden die Problemhäuser weniger, aber die wenigen Häuser ziehen die unmittelbare Umgebung herunter. Die Stadt hat die rechtlichen Möglichkeiten, bauordnungsrechtlich gegen Eigentümer:innen vorzugehen, die ihren Pflichten nicht nachkommen (Androhung von Zwangsgeld und Ersatzvornahme und Anwendung dieser Zwangsmittel). Wie Frau Dr. Hetmeier andeutet: Gerade wir Bewohner:innen und Eigentümer:innen, die viel Zeit, Geld und Nerven in die Pflege unsere Häuser und Innenhöfe investieren (und damit gute Strukturen in der Nordstadt schaffen!) haben einen Anspruch darauf, dass die Ordnungsbehörden uns partnerschaftlich zur Seite stehen!
Torsten
Ach, Frau Hetmeier, so lange ich wieder in der Nordstadt wohne und das sind immerhin schon wieder 21 Jahre, ist der Müll das Thema Nr.1.
In allen Quartiers-, Eigentümer-und Bezirksvertretungssitzungen ist dieses Thema Jahre lang angesprochen und nach Lösungen gesucht worden.
Manche Vorschläge von uns wurden mit allerlei Begründungen wie:
so geht das aber nicht;
wo kommen wir denn da hin;
so haben wir das ja noch nie gemacht;
da kann ja jeder kommen¸
oder neuerdings : DATENSCHUTZ abgeschmettert worden.
Da ist es schon verwunderlich, dass z.B. die Mülldetektive plötzlich eine ganz neue Idee von ganz oben waren.
Der EDG dagegen möchte ich absolut keinen Vorwurf machen. Woche für Woche (auch in Coronazeiten!) entsorgen sie unseren Müll, räumen den Straßensperrmüll weg und fegen die Straßen, die jedoch nach einer kurzen Zeit wieder so vermüllt aussehen wie vorher. Vollgerotzte Taschentücher, Coronamasken (verseuchte?) Hundehalter, denen der Weg zur Hundewiese unzumutbar erscheint und der ganze „to go Müll“ zieren wieder des Strassenbild. Ganz zu schweigen von dem „auf die Strasse rotzen“.
Ich bin mittlerweile schon 70+, aber ich habe jetzt erst verstanden, warum viele Nordstadtbewohner die Schuhe ausziehen wenn sie die gute Stube betreten.