Rund 500 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Kultur folgten der Einladung zum Jahresempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund. Sie wurden von IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann und IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber willkommen geheißen. In den Mittelpunkt seiner Rede stellte Heinz-Herbert Dustmann das Thema Vertrauen. Äußerte sich jedoch auch kritisch zu Krisenmanagement und Krisenkommunikation, die in Bereichen wie Verkehrsinfrastruktur, Energieversorgung und Bürokratieabbau, nicht mehr stimmen.
Die Skepsis der regionalen Unternehmen zeigt sich in der aktuellen Konjunkturumfrage
„Vertrauen ist die Basis für unser Miteinander – sowohl im wirtschaftlichen als auch im gesellschaftlichen Bereich“, betonte der IHK-Präsident. Die Eröffnung des neuen IHK-Forums am Rombergpark sei ein gutes Beispiel dafür, wie Vertrauen in erfolgreiche Projekte umgesetzt werden könne.
Die Sanierung des Gebäudes verlief planmäßig, das Budget wurde nicht komplett ausgeschöpft. „Unsere Mitgliedsunternehmen konnten sich darauf verlassen, dass die IHK die gesteckten Ziele erreicht – so wie es sein sollte“, so Dustmann.
Doch der aktuelle Vertrauensverlust, besonders in die Wirtschaftspolitik, ziehe sich wie ein roter Faden durch viele Unternehmen. „Die Krisen der letzten Jahre haben das Vertrauen in die politischen Entscheidungsträger erschüttert“, sagte der IHK-Präsident. Das Krisenmanagement und Krisenkommunikation würden zu häufig nicht mehr stimmen.
In der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK gaben 18 Prozent, der 340 befragten regionalen Unternehmen, an ihre wirtschaftliche Lage habe sich verschlechtert. Nur 13 Prozent erwarten eine Verbesserung der Situation, während 22 Prozent davon ausgehen, dass sich die Lage weiter eintrüben wird.
Auch bei den Investitionsplänen der Unternehmen überwiegen kritische Stimmen. Fast 30 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sie weniger investieren werden, lediglich 13 Prozent planen steigende Investitionen.
Diese Entwicklung zeige deutlich, dass das Vertrauen in den Standort und die Wirtschaftspolitik schwindet, so Dustmann. Diesen Vertrauensverlust unterstreicht ein Wert besonders: 56 Prozent der Unternehmer geben der Bundesregierung die Note „mangelhaft“ für ihre Arbeit. Gut 25 Prozent halten die Arbeit der Koalition lediglich für „ausreichend“.
Hohe Energiepreise stellen, im internationalen Vergleich eine massive Belastung dar
In seiner Rede ging Dustmann auf die hohen Energiepreise in Deutschland ein. Während die Strompreise für die Industrie in Deutschland bei 20,3 Cent pro Kilowattstunde liegen, sind es in Frankreich nur 11,3 Cent und in den USA sogar lediglich 8,4 Cent. Die Gefahr „der schleichenden Deindustrialisierung“ sei real, aber „ohne unsere wettbewerbsfähige Industrie werden wir alle ärmer“, so Dustmann.
Als weiteres Problem hat die IHK das Übermaß an Bürokratie ausgemacht. Vor allem lange Genehmigungsprozesse und Auflagen machen den Unternehmen das Leben schwer.
Dustmann dankte ausdrücklich Tina Risse-Stock und Iris Clasvogt-Zajusch sowie Helmut Alborn für ihre Teilnahme an der Kampagne „Ich kann so nicht arbeiten“ der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Die Kampagne läuft in den sozialen Medien und verdeutlicht wie sehr die Bürokratie die Wirtschaft belastet.
Trotz der Kritik hob der IHK-Präsidenten auch positive Entwicklungen hervor. So war die Region während der EURO 2024 ein guter Gastgeber. Über 700.000 Fans und elf Nationalteams besuchten die Spiele in Dortmund, Gastronomie und Hotellerie hätten davon profitiert.
Auch die Eröffnung des neuen IHK-Forums sei ein großer Erfolg gewesen. „Für uns ist mit diesem modernen Gebäude ein Traum wahr geworden“, so der Präsident. Er lud die Anwesenden ein, das Forum bald zu besuchen und die Angebote der IHK-Weiterbildung zu nutzen.
Das verlorene Vertrauen in die Wirtschaftspolitik sollte schnell wieder hergestellt werden
Zum Abschluss seiner Rede rief der IHK-Präsident dazu auf, Vertrauen wieder neu aufzubauen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. „Wir müssen uns auf das konzentrieren, was uns wirklich wichtig ist“, betonte er. Er nannte dabei zentrale Forderungen wie den Bürokratieabbau, schnellere Genehmigungsprozesse, eine bezahlbare Energieversorgung und die Ertüchtigung der Verkehrsinfrastruktur.
Ein besonderes Anliegen war ihm auch das Thema Sicherheit. „Es muss doch selbstverständlich sein, dass Einzelhändler, Kunden und die Mitarbeiter sich in unseren Innenstädten sicher fühlen.“
Das verloren gegangene Vertrauen in die Wirtschaftspolitik müsse schnell wieder hergestellt werden, so Dustmann. Denn sonst würde Extremisten und Populisten immer mehr an Einfluss gewinnen.
Eine diskriminierende und rassistische Politik könnten echte Demokraten aber nicht unterstützen – „eine solche Politik ist menschenverachtend und eine Gefahr für unsere Wirtschaft“, so Dustmann.
Seine Rede beendete er mit einem eindringlichen Appell: „Bei den wirklich wichtigen Themen lassen wir nicht locker. Uns können Sie vertrauen.“ Mit diesen Worten bekräftigte er das Engagement der IHK für die regionale Wirtschaft und lud zu weiteren Gesprächen ein.
Reaktionen
Peter Silberg
Herr Dustmann beendet seine Rede mit den Worten
„Bei den wirklich wichtigen Themen lassen wir nicht locker. Uns können Sie vertrauen.“
Das freut mich sehr.
Dann dürfen wir erwarten, dass sich die IHK dem wichtige Thema Klimaschutz widmen wird.