Trotz unvorhersehbarer Mehrkosten Budget nicht voll ausgeschöpft

Nur noch Relikte erinnern an das „Horrorhaus“ in der Kielstraße in der Nordstadt

4.500 Kubikmeter Bauschutt sind alles, was von der einstigen Problemimmobilie, dem sogenannten „Horrorhaus“ in der Kielstraße in der Nordstadt übrig geblieben ist. Bis Mitte Dezember soll die Baustelle in der Nordstadt geräumt sein. Fotos: l. Alex Völkel / Nordstadtblogger, r. Roland Gorecki / Dortmund-Agentur

Von dem Hochhaus in der Kielstraße mit der Hausnummer 26 ist fast nichts mehr zu sehen. Aktuell werden noch das erste und zweite Untergeschoss abgetragen. Die Tiefgarage bleibt dabei erhalten. Im Anschluss wird das Gelände noch angepasst und die Baustelle schließlich geräumt. Aller Voraussicht nach wird das Mitte Dezember der Fall sein.

Kleine Überraschungen führten zu Änderungen beim Rückbau

Von der ursprünglichen Rückbau-Planung musste abgewichen werden. Grafik: Stadt Dortmund

Die Städtische Immobilienwirtschaft ist mit dem Verlauf des Abbruchs bisher sehr zufrieden. Die 18 Etagen sind zu 4.500 Kubikmeter mineralischem Bauschutt geworden. Das entspricht in etwa einem Gewicht von 9.900 Tonnen. Von der Planung gab es beim Abbruch jedoch kleinere Abweichungen. Eigentlich waren für den Rückbau vier Phasen vorgesehen:

  1. Schadstoffsanierung
  2. Rückbau der Fassade
  3. Abbruch vom 18. bis 9. Obergeschoss mit Minibaggern
  4. Abbruch vom 8. Obergeschoss bis zu den Untergeschossen mit Longfrontbagger.

Der Abbruch erfolgte aber komplett mittels Minibaggern. Denn während der Arbeiten stellte sich heraus, dass der Rückbau der Fassade in etwa den gleichen Zeitaufwand benötigte wie der Abbruch der Innenwände und der Geschossdecke in der jeweiligen Etage.

Bis Mitte Dezember soll die Baustelle geräumt sein

Es wurde darauf geachtet, die Lärm- und Schadstoffbelastungen so gering wie möglich zu halten. Foto: Roland Gorecki

Der Grund dafür liegt im erhöhten Aufwand beim Rückbau der Mineralwolle-Dämmung im Zwischenraum der zweischaligen Außenwände. Ein zeitlicher „Vorsprung“ beim Rückbau der Fassade gegenüber dem Abbruch im Innenbereich konnte sich dadurch nicht ergeben. Für den Einsatz des Longfrontbaggers hätten die Fassade und das Gerüst zurückgebaut sein müssen.

Der Wegfall der vierten Phase verlängerte die Abbruchdauer um etwa vier Wochen. Diese Vorgehensweise hatte allerdings den positiven Nebeneffekt für die Umgebung, dass die gesamte Abbruchmaßnahme mit geringstmöglicher Staub- und Lärmbelastung durchgeführt werden konnte.

Im Zuge der Abbrucharbeiten wurden außerdem zusätzliche schadstoffbelastete Bauteile gefunden, die im Zuge der Schadstoffsanierung (Phase 1) ausgebaut und entsorgt werden mussten.

Es sind Mehrkosten durch aufwendige Schadstoffsanierung entstanden

Anfang März hatten die Rückbauarbeiten mit dem Einrüsten des Gebäudes begonnen. Foto: Leopold Achilles für Nordstatdblogger.de

Der zusätzliche Aufwand konnte zu Beginn des Rückbaus gemeinsam durch das beauftragte Ingenieurbüro und dem Abbruchunternehmen ermittelt und in den Bauablauf integriert werden. Die belastete Mineralwolle-Dämmung im Zwischenraum der Außenwände war – entgegen der Annahme aus den Voruntersuchungen – vollflächig mit der Wandoberfläche verklebt.

Die Mineralwolle-Dämmung wurde zur Zeit des Gebäudebaus in den 1960er-Jahren offenbar vor dem Betonieren der Außenwände in die Schalung gestellt und ging somit einen vollflächigen Verbund mit der Betonwand ein. Dies hatte zur Folge, dass die Mineralwolle mit hohem Aufwand von der gesamten Außenwandfläche des Hochhauses entfernt werden musste.

Foto: Roland Gorecki

Das Abstoßen und Abbürsten geschah unter ständigem Einsatz einer Absaugvorrichtung. Die zusätzliche Schadstoffsanierung hat zwar zu höheren Kosten geführt, doch das Gesamtprojektbudget muss trotzdem nicht ausgeschöpft werden.

Das Gesamtbudget lag entsprechend der Kostenberechnung bei etwa 2,8 Millionen Euro. Aufgrund des positiven Ausschreibungsergebnisses und der vorgenommenen Pauschalierung kann das Projekt voraussichtlich mit etwa 1,8 Millionen Euro (inkl. der Mehrkosten für die zusätzliche Schadstoffsanierung) erfolgreich zum Abschluss gebracht werden.

Die Zukunft des Geländes steht noch nicht fest, aber die Idee, auf dem Grundstück eine mehrzügige Tageseinrichtung für Kinder zu bauen, soll jetzt konkretisiert und durchgeprüft werden. Der Bedarf dafür ist in der Nordstadt definitiv vorhanden.

Video zeigt Baufortschritt im Schnelldurchlauf

Anfang März hatten Handwerker*innen zunächst damit begonnen, das Hochhaus einzurüsten. Ein aktuelles Zeitraffer-Video der Stadt Dortmund – von fester Position aus gefilmt – fasst diese erste Phase der Entwicklung eindrucksvoll in wenigen Minuten zusammen. Sollte an dieser Stelle das Videofenster nicht erscheinen, bitte einmal den Browser aktualisieren.

Hier klicken, um den Inhalt von YouTube anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Unterstütze uns auf Steady

Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:

HINTERGRUND Immobilienunternehmen: „Wenn ich Zypern, Malta oder Panama höre, sollten die Alarmglocken klingeln“

Ende nächsten Jahres soll das „Horrorhaus“ Geschichte sein – der Abriss der Kielstraße 26 wird 4,5 Millionen Euro kosten

Wichtiger Meilenstein: Die Stadt ist nach 20 Jahren im alleinigen Besitz des Horrorhauses – Abriss wird nun möglich

 

Print Friendly, PDF & Email

Reaktionen

  1. Platz für Neues geschaffen – Abschlussvideo zum Rückbau der Kielstraße 26 online (PM)

    Das imposante 18-geschossige Hochhaus in der Kielstraße 26 in der Nordstadt war lange Zeit als Landmarke Bestandteil der Dortmunder Stadtsilhouette. Aufgrund seines jahrelangen Leerstands und der zunehmenden Verwahrlosung war die Adresse zugleich negativ belegt, das Haus wurde als „Problemimmobilie“ wahrgenommen.

    Im Februar 2022 erinnert kaum noch etwas an die Vergangenheit der Kielstraße 26: Das Gebäude wurde in den letzten Monaten Etage für Etage von oben nach unten abgetragen, bis auf wenige Restarbeiten ist dieser Schritt abgeschlossen. Zurückgeblieben ist eine große Brachfläche – der Platz für die „neue“ Kielstraße 26. Für das Grundstück arbeitet die Stadt Dortmund als Eigentümerin bereits an einer neuen, nachhaltigen Verwendung.

    Der Rückbauprozess am Gebäude wurde durch den Architekturfotografen Sebastian Hopp im Auftrag des Amts für Stadterneuerung begleitet. Entstanden sind zum einen ein spannender Einblick in den Zustand des Hochhauses vor dem Abbruch und zum anderen die Dokumentation des Rückbaus von Februar bis Dezember 2021. Aus den Fotoaufnahmen aus dem Inneren des Gebäudes und mit den Bildern von zwei Zeitrafferkameras, die während des Abrisses auf benachbarten Gebäuden installiert waren, hat Sebastian Hopp nun ein beeindruckendes Video zusammengestellt.

    Es fasst die letzten Stationen des Gebäudes von innen und außen zusammen, schließt das Kapitel als Problemimmobilie in der Nordstadt ab und zeigt eindrücklich, dass durch den Abriss neuer Raum für die Zukunft des Grundstückes Kielstraße 26 entstanden ist.

    Das Video ist jetzt online auf der Website des Amtes für Stadterneuerung unter https://www.stadterneuerung.dortmund.de/ und im städtischen YouTube-Kanal unter https://youtu.be/1ANfSfFztuI zu sehen.

    Geschichte des Gebäudes auch als Ausstellung und in Bildband

    „Zusammengefasst bin ich dankbar, dass aus der Beauftragung ein langjähriges Projekt geworden ist, welches mich oft begeistert und auch herausgefordert hat. Zudem wurde ich dazu geführt, mich näher mit dem Thema „Problemimmobilien“ und dem politischem Einfluss auf Städtebau und Architektur zu befassen“, so der Kölner Architekturfotograf. „Da ich mich nun seit 2018 aus visueller Sicht mit dem Hochhaus beschäftige, schließe ich eine weitere Dokumentation über die zukünftige Nutzung der neu entstandenen Fläche nicht aus. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.“

    Während die Stadt Dortmund derzeit an einer öffentlichen Folgenutzung für die Fläche arbeitet, bereitet Sebastian Hopp eine Ausstellung seiner Arbeiten zur Kielstraße 26 vor. Voraussichtlich im Mai werden Fotos und Film dann im SUPERRAUM in der Brückstraße 64 zu sehen sein. Auch das Buch zur Rückbaumaßnahme, das im Frühjahr beim Kettler-Verlag veröffentlicht wird, soll dann dort vorgestellt werden.

    Zum Hintergrund

    Im Jahr 2016 hatte sich das Amt für Stadterneuerung das Ziel gesetzt, die 102 Wohnungen des stark verwahrlosten Hochhauses zu erwerben und das Gebäude abzureißen, um eine öffentliche Folgenutzung an dieser Stelle zu ermöglichen. Der Ankauf der letzten Wohnung erfolgte 2019. Anschließend wurde umgehend mit den Planungen für den Abbruch des Gebäudes begonnen.

    Die Meilensteine, von der Idee über den Ankauf der einzelnen Wohnungen bis hin zum Abriss des Gebäudes, das Abschlussvideo und eine Bilderstrecke zur Kielstraße sind online auf der Website des Amtes für Stadterneuerung unter https://www.stadterneuerung.dortmund.de/ zu finden.

    Das Projekt „Kielstraße 26 – Erwerb und Abbruch“ ist Teil des Stadterneuerungsprogramms „Stadtumbau West“ und Bestandteil des Stadtumbaugebiets Kielstraße. Es wird gefördert mit Mitteln des Bundes, des Landes NRW und der Stadt Dortmund.

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert