„Göç – Borsigplatz'da yaşayan 13 kadının dilinden“

Neue Ausstellung im MKK Dortmund: „Ankommen. 13 Frauen vom Borsigplatz erzählen“

 Gruppenfoto der Kooperationspartner in der Ausstellung (v.li.): Fatlinda Bajramaj (Projektteam „Nordstadt to go!), Leopold Achilles (Fotograf), Claudia Wagner (Co-Kuratorin, MKK), Meryem Fidan (Quartierstreff Concordia), Dr. Jens Stöcker (Direktor MKK), Anne Schlösser (Geschäftsführerin Planerladen) und Benedikt Steffens (Sparbau Stiftung).
Gruppenfoto der Kooperationspartner in der Ausstellung (v.li.): Fatlinda Bajramaj (Projektteam „Nordstadt to go!), Leopold Achilles (Fotograf), Claudia Wagner (Co-Kuratorin, MKK), Meryem Fidan (Quartierstreff Concordia), Dr. Jens Stöcker (Direktor MKK), Anne Schlösser (Geschäftsführerin Planerladen) und Benedikt Steffens (Sparbau Stiftung). Foto: Katrin Pinetzki

Als sich 2021 das Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei zum 60. Mal jährte, fanden die Leistungen der männlichen Einwanderer unter den sogenannten Gastarbeiter*innen vielfach Anerkennung. Der gesellschaftliche Beitrag von Frauen wurde eher wenig gewürdigt. Vom 28. April bis 9. Juli 2023 richtet die Ausstellung „Göç – Borsigplatz’da yaşayan 13 kadının dilinden“ / „Ankommen. 13 Frauen vom Borsigplatz erzählen“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte den Blick auf weibliche Erinnerungen.

Die Frauen kamen in den 1970er Jahren und leben seither rund um den Borsigplatz

Die Schau im „STADT_RAUM“ des MKK stellt mit Porträt- und privaten Fotografien, O-Tönen und Texten Frauen in den Mittelpunkt, die ihre Erinnerungen an das Ankommen und Leben in der Dortmunder Nordstadt teilen: Nuriye Akdağ, Satı Avcı, Güzide Bozbaş, Saniye Çekirdekçi, Güler Dağ, Nazende Doğan, Ayşe Gül, Türkan Gül, Zübeyde Kafadar, Jale Kırdök, Ayten Özmen, Feride Özden und Nejla Sefünc.

Fotograf Leopold Achilles
Fotograf Leopold Achilles Foto: Katrin Pinetzki

Die Frauen kamen in den 1970er Jahren nach Deutschland und leben seither rund um den Borsigplatz. Sie widmeten ihre Zeit der Familie, dem Haushalt und der Betreuung der Kinder, die, wie auch die Enkel*innen, heute fest in Deutschland verwurzelt sind. Über die Jahre verblasste der Gedanke an eine Rückkehr. Das Leben zwischen zwei Kulturen wurde Normalität, alte und neue Heimat existieren friedlich nebeneinander.

Im „Quartierstreff Concordia“ am Borsigplatz fanden die Frauen einen Ort zum Austausch. Erzählungen aus erster Hand bleiben meist der eigenen Community vorbehalten. Gemeinsam mit Jugendlichen aus der vierten Generation der so genannten Gastarbeiter*innen hat das Projektteam der Planerladen gGmbH im Quartierstreff Concordia Gespräche mit den Frauen in ihrer Muttersprache aufgezeichnet.

„Für Museen ist es wichtig, neben Objekten auch biografische Erinnerungen zu sammeln“

Zum Begleitprogramm gehören zweisprachige Führungen, eine Filmvorführung mit Diskussion und Kreativworkshops.
Zum Begleitprogramm gehören zweisprachige Führungen, eine Filmvorführung mit Diskussion und Kreativworkshops. Foto: Katrin Pinetzki

Diese persönlichen Zeugnisse einer schwierigen und ereignisreichen Zeit in einem unbekannten Land macht die Ausstellung im STADT_RAUM des MKK nun allen Interessierten zugänglich. Dazu kommen fotografische Porträts des Dortmunder Fotografen Leopold Achilles.

„Zuerst sollte die Ausstellung ,Die Unsichtbaren‘ heißen, denn die Frauen sind zum einen sehr zurückhaltend, zum anderen in der Öffentlichkeit wenig sichtbar. Wir sind sehr froh, dass alle mitgemacht haben und wir zur Sichtbarkeit beitragen können“, sagt Meryem Fidan vom Quartierstreff Concordia, in dem sich die Frauen regelmäßig treffen.

„Für Museen ist es wichtig, neben Objekten auch biografische Erinnerungen zu sammeln“, sagt Dr. Jens Stöcker, Direktor des MKK. „Wenn Großmütter der Generation ihrer Ur-Enkel über ihr Ankommen in einer neuen Welt erzählen, sind das für uns sehr spannende Zeugnisse, die nicht nur diese Gruppe betreffen. Das Ankommen ist bis heute ein wichtiges Thema in der Einwanderungsstadt Dortmund. Unser neuer STADT_RAUM ist der Ort, solche Themen zu verhandeln.“

 Interview-Töne im Original als Zeichen der Wertschätzung für die sprachliche Vielfalt

Satý Avcý und Zuebeyde Kafadar sind zwei der 13 portraitierten Frauen.
Satý Avcý und Zuebeyde Kafadar sind zwei der 13 portraitierten Frauen. Foto: Leopold Achilles

Die interviewten Frauen sind zwischen 63 und 85 Jahre alt. In den Interviews erzählen sie von der langen Trennung von ihren Männern, bis sie selbst nach Deutschland nachziehen konnten, von der prekären Wohnsituation in der ersten Zeit in Dortmund, von Sprachschwierigkeiten, Arbeits- und Alltagserfahrungen.

Die Interviews lassen sich auf Deutsch nachlesen und in türkischer Sprache über einen QR-Code abrufen. „Wir haben die Interview-Töne bewusst im Original belassen. Als Zeichen der Wertschätzung für die sprachliche Vielfalt in unserer Gesellschaft und weil die meisten Besucher*innen so die Erfahrung der Frauen teilen werden: Ich verstehe nichts“, sagt Claudia Wagner, Co-Kuratorin der Ausstellung und Leiterin der Bildung und Vermittlung im MKK.

„Der STADT_RAUM im MKK macht Stimmen hörbar und Menschen sichtbar, die unsere Gesellschaft an den Rand drängt. Sie sollen sich einbringen können, ihre Geschichten und Perspektiven Anerkennung finden.“

Mehr Informationen:

  • „Göç – Borsigplatz’da yaşayan 13 kadının dilinden“ /„Ankommen. 13 Frauen vom Borsigplatz erzählen“
    28. April bis 9. Juli 2023 im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (STADT_LABOR), Hansastr. 3, 44137 Dortmund
  • Zum Begleitprogramm gehören zweisprachige Führungen, eine Filmvorführung mit Diskussion und Kreativworkshops.
  • Die Ausstellung ist eine Kooperation der Planerladen gGmbH und des MKK. Sie ist Teil des f² Fotofestival 2023.
  • Der STADT_RAUM ist ein neuer Denk-, Dialog- und Arbeitsraum, mit dem das MKK zivilgesellschaftliche Akteur*innen und Communitys dazu einlädt, gemeinsam Projekte, Diskussionsanlässe und Veranstaltungen zu entwickeln.
  • Der Eintritt ist frei
  • dortmund.de/mkk
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Reaktionen

  1. Spannendes Rahmenprogramm zur Fotoausstellung „Göç / Ankommen“ im STADT_RAUM des Museums für Kunst- und Kulturgeschichte (PM)

    Liebe Kulturliebhaber*innen und Interessierte,

    nach einer gelungenen Eröffnung der Fotoausstellung „Göç. Borsigplatz’da yaşayan 13 kadının dilinden | Ankommen. 13 Frauen vom Borsigplatz“ möchten Sie/Euch der Planerladen und das MKK herzlich zum Rahmenprogramm einladen. Am 11. Mai geht es mit dem Filmabend los:

    „Mein Deutschland?! Wie sehen Jugendliche mit Migrationsgeschichte ihre Zukunft in Deutschland?“ von Abbas Doğan mit anschließender Diskussionsrunde.

    Acht Jugendliche des Jugendforums sprechen über ihre Identität, über Heimat, Kultur, Sprache, Familie und über ihre Wünsche für die Zukunft. Die Jugendlichen haben familiäre Wurzeln in der Türkei, Russland, Italien, Tunesien und Afghanistan. Betrachten sie Deutschland als ihre Heimat oder sehen sie die Heimat ihrer Eltern als ihre eigene? Tiefsinnig, reflektiert und authentisch sind die Antworten auf die nicht ganz einfachen Fragen im Film.

    Im Anschluss findet eine Podiumsdiskussion mit geladenen Gästen, Jugendlichen und Publikum statt.

    Wir freuen uns auf einen regen Austausch.

    Zeit: 11.05.2023; 18-20 Uhr
    Ort: Museum für Kunst- und Kulturgeschichte, Hansastr. 3 in 44137 Dortmund
    Eintritt frei
    Keine Anmeldung notwendig

  2. „13 Frauen vom Borsigplatz“ im MKK: Deutsch-türkische Führung durch die Ausstellung (PM)

    Derzeit ist im STADT_RAUM im Museum für Kunst und Kulturgeschichte die Ausstellung „Göç – Borsigplatz’da yaþayan 13 kadýnýn dilinden“ zu sehen, zu deutsch: „Ankommen. 13 Frauen vom Borsigplatz erzählen“. Sie richtet den Blick auf die weiblichen Erinnerungen und den gesellschaftlichen Beitrag von Frauen, die als so genannte Gastarbeiterinnen bzw. als deren Angehörige nach Dortmund kamen. Am Samstag, 13. Mai, 15 Uhr führen Meryem Fidan und Ann-Kathrin Thymian vom Quartierstreff Concordia in deutscher und türkischer Sprache durch die Ausstellung. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung (28.04.–09.07.2023) ist eine Kooperation der Planerladen gGmbH und des Museum für Kunst und Kulturgeschichte. Sie ist Teil des f2 Fotofestivals. dortmund.de/mkk

  3. Bildgeschichten vom Ankommen: Einladung zum Fotoworkshop im MKK am Sonntag (PM)

    Inszenieren und erinnern – darum geht es bei einem Fotoworkshop im Rahmenprogramm zur Ausstellung „Ankommen. 13 Frauen vom Borsigplatz erzählen“. Teilnehmer*innen können am Sonntag, 4. Juni, Erinnerungsobjekte fotografieren und so Bildgeschichten vom Ankommen in Wort-Bild-Collagen inszenieren. Dazu nutzen sie ein mobiles Fotostudio, eine Fotokamera sowie Stift und Text.

    Der Fotoworkshop findet von 13 bis 16 Uhr im STADT_RAUM, dem neuen Denk-, Dialog- und Arbeitsraum im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK), Hansastraße 3, statt. Er ist kostenfrei und für alle Interessierten offen. Eine Anmeldung für den von der bildenden Künstlerin Tabea Borchardt geleiteten Workshop ist nicht nötig. Der STADT_RAUM ist barrierefrei zugänglich.

    „Welches ist die erste Farbe, die erste Form, der erste Gegenstand, der Dir an das Ankommen an einem neuen Ort im Gedächtnis blieb? Welches Objekt verbindet Dich mit dem Ort, von dem Du kamst, und hat für Dich persönlich einen ganz speziellen Erinnerungswert?“ – solche Fragen stellt Künstlerin Borchardt den Teilnehmer*innen. Sie ruft außerdem dazu auf, Objekte oder bereits existierende Fotos, die eine Verbindung zwischen „dort“ und „hier“ darstellen, mitzubringen.

    Der Workshop gehört zum Rahmenprogramm der Ausstellung „Ankommen. 13 Frauen vom Borsigplatz erzählen“, einer Kooperation von Planerladen gGmbH und MKK. Er findet begleitend zum f2 Fotofestival statt.

  4. MKK-Ausstellung „13 Frauen vom Borsigplatz erzählen“ endet mit Zine-Workshop am 9. Juli (PM)

    Zum Ende der Ausstellung „Ankommen. 13 Frauen vom Borsigplatz erzählen“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) können sich Besucher*innen kreativ einbringen. Am finalen Ausstellungstag, dem Sonntag, 9. Juli, bietet Künstlerin Jennifer Braun einen Zine-Workshop an. Von 14 bis 17 Uhr können interessierte Erwachsene und Jugendliche (ab 12 Jahren) für drei Euro pro Person persönliche Mini-Magazine anfertigen und ihre Ideen zum Thema „Ankommen“ festhalten. Zur Inspiration können Fotos und eigene Materialien mitgebracht werden.

    Die Ausstellung „Ankommen. 13 Frauen vom Borsigplatz erzählen“ kann am 9. Juli noch einmal von 11 bis 18 Uhr im STADT_RAUM des MKK besichtigt werden. Sie lief seit dem 28. April in Kooperation mit der Planerladen gGmbH und war auch Teil des F2-Fotofestivals. Der im MKK befindliche STADT_RAUM hat einen eigenen Instagram-Account: https://www.instagram.com/stadt_raum_mkk/

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